Tschechien Karlovarský / Karlsbad Okres Karlovy Vary / Bezirk Karlsbad

Protivec / Protiwitz (I)


Blick zum Standort

Einzeichnung mit
Kreide nachgezogen

seitliche Ansicht
der Gruppe

Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Zeichnung von
Karel Šrámek
(1900-1957)

Skizze bei
Wilhelm (1906)

PLZ: CZ-36453

GPS: N 50° 6,063', O 13° 12,935'

Standort: Protivec / Protiwitz gehört zu Žlutice / Luditz und liegt südöstlich von Karlsbad, südlich der Staatsstraße S 6. Das Steinkreuz steht am östlichen Ortsausgang an der rechten (östlichen) Straßenseite gegenüber dem Anwesen Nr.82. Es ist eng an einen Mühlstein und einen weiteren Stein (Steine II und III) gelehnt.

Größe / Material: 91:85:19 / Granit

Geschichte: Der schmale Granitstein zeigt griechische Kreuzform. Knapp unterhalb des Querbalkens befindet sich ein kreisrundes Loch (vgl. auch Elsterwerda in Brandenburg, Isling und Rothenburg o.d. Tauber VII in Bayern), darüber ist ein Säbel eingraviert. Vielfältige Spekulationen ergaben sich über das Loch. Möglicherweise wurde das Steinkreuz aus einem Mühlstein gefertigt. Dies würde zur Sage passen, die vom Kampf eines Müllergesellen mit einem Metzger berichtet. Die Darstellung des Säbels wird jedoch nicht erklärt, es sei denn, man akzeptiert es als Darstellung der Mordwaffe und erklärt damit letztlich die Herkunft des Kreuzes. Im Jahre 1912 wurde es beim Bau der Straße von Protiwitz nach Chiesch um ein paar Meter versetzt. Um 1970 wurde es ausgegraben und teilweise restauriert durch Pfarrer Janak und Antonin Malek, einem Dorfbewohner. Mit Beschluss des Kultusministeriums wurde es 1994 zum Kulturdenkmal erklärt.
Stein II: Der Mühlstein steht nur reichlich 1cm hinter dem Steinkreuz. Er hat etwa 85cm Durchmesser und ist 10cm stark.
Stein III: Im August 2011 wurde ein dritter Stein gefunden, der hinter dem alten Mühlstein unter der Erde lag. Nach seiner Ausgrabung wurde er teilweise restauriert und am ursprünglichen Standort neu aufgerichtet. Er ist wohl aus rotem Sandstein und er trägt eine undefinierbare Reliefdarstellung. Da dieser Stein ebenfalls wieder sehr eng an den Mühlstein gesetzt wurde, kann man seine Vorderseite kaum betrachten. Er war aber gebrochen und ist nun deutlich sichtbar wieder zusammengeklebt. Über sein Auffinden soll 2012 vom Muzeum Aš ein Bericht veröffentlicht werden (vgl. auch: protiveckekrize.webnode.cz). Der Stein steht jetzt unmittelbar hinter dem Mühlstein.

260) Protiwitz: Am östlichen Ortsausgang. Schwertzeichnung wagrecht in der Richtung der Arme.
"Hier sollen ein Müller und ein Fleischerbursche einander umgebracht haben."
Siehe: Wilhelm, Erzgebirgszeitung 1906, XXVII.Jahrgang, S.17. (Sonderdruck.) (Dreyhausen 1940)

24. Protiwitz, am östlichen Ortsausgange. Das Schwert, das (aus den in der Einleitung näher auseinander gesetzten Gründen) sich verhältnismäßig ziemlich häufig als Darstellung auf allen Sühnsteinen befindet, ist hier, was uns sonst nicht weiter begegnet ist, in der Richtung der Arme, also wagrecht und nicht, wie gewöhnlich, nach der Stammrichtung eingemeißelt. In der unmittelbaren Nähe des Kreuzes liegt ein Mühlstein. Zwischen beiden ist ein prismatischer Stein mit einem obenauf befindlichen Loch aufgerichtet, hier sollen ein Müller und ein Fleischerbursche einander umgebracht haben. (Wilhelm 1906)

Sage: Hier sollen ein Müller und ein Fleischerbursche einander umgebracht haben.

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Zur Geschichte der alten Steinkreuze, Ruhsteine u. Marterln, in: Erzgebirgszeitung, XXVII.Jahrgang, 8.Heft, August 1906, 3.Fortsetzung, S.193
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.114, laufende Nr.260
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.204, Nr.0009
pamatkyaprirodakarlovarska.cz (eingesehen am 5.10.2012)
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos vom 28.05.2012)



Protivec / Protiwitz (II)


Blick zum Standort

Einzeichnungen mit
Kreide nachgezogen

die andere Seite

Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Zeichnung von
Karel Šrámek
(1900-1957)

Skizze bei
Wilhelm (1901)

GPS: N 50° 5,600', O 13° 13,176'

Standort: Das mächtige Steinkreuz steht in einer Rechtskurve, etwa 10m von der linken Seite der Straße S 226 Žlutice - Chyše entfernt, auf einer Anhöhe südlich von Protivec / Protiwitz.

Größe / Material: 138:86:25 / Granit (Konglomerat?)

Geschichte: Benennung: "Cholerakreuz", "Pestkreuz", "weißes Kreuz". Die Inschrift ist teilweise nicht mehr zu entziffern und wurde in der Vergangenheit unterschiedlich gelesen und interpretiert. Sicher zu erkennen ist:
[...]
[...]
KLYRZ
ZTAVZIMA ZABIL
W SOBOTV PONA
NEBEWZETI PA MA
BZE
Šrámek gab an: 1571 KATERINA KLVRZ Z TAVZEMA ZABITA W SOBOTV PO NANEBEWZETI PA - MA. B...ITE KRZIZ. Ungefähr liest sich, dass 1571 Katerina Klyrz aus Toužim / Theusing am Samstag nach Himmelfahrt umgebracht wurde und dass ihr dieses Kreuz gesetzt wurde. Unter der Inschrift die Darstellung eines Beiles.

262) Protiwitz: Südlich von Protiwitz, nahe der Eisenbahn, im Straßenbuge. "1571."
Siehe: Wilhelm, a.o.O. (Dreyhausen 1940)

Mit diesen Steinen ist jedoch nicht zu verwechseln das südlich von Protiwitz (nahe der Eisenbahn, im Straßenbuge) stehende "Steinkreuz" (mit einer tschechischen Inschrift) aus dem Jahre 1571, das ich in den "Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission für Kunst- und historische Denkmale" Wien 1902, beschrieben und abgebildet habe. (Wilhelm 1906)

23. Westlich (1Km.) von Chiesch (6Km. östlich von Luditz).
1. "Cholerakreuz", 2. "Pestkreuz", 3. "Hier soll ein Fleischerbursche ermordet worden sein", zu welch letzterer Sage wohl das auf dem Kreuze (erhaben) ausgemeißelte Beil die Veranlassung gab, und womit auch die noch ziemlich gut zu lesende (böhmische) Inschrift - wenigstens in der Hauptsache - übereinstimmt.*) In neuerer Zeit wird das Kreuz auch (4.) "weißes Kreuz" genannt, weil es - wie mehrere andere des benachbarten Tepler Bezirkes, vgl. unter 30 und 31 - über Veranlassung eines politischen Beamten, der unsere sämmtlichen alten Steinkreuze als Kriegerdenkmäler ansah, einen lichten Anstrich erhielt. (Wilhelm 1901)
*) Die heute am Kreuzkopfe deutlich zu lesende Jahreszahl (1371) dürfte wohl (richtig) 1571 zu lesen sein.

Sage: Hier soll ein Fleischerbursche ermordet worden sein

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Alte Steinkreuze und Kreuzsteine im westlichen Böhmen (Mit einer Tafel.), in: Mittheilungen der K.K. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale, XXVII.Jg., 1901, S.98-103
Wilhelm, Franz - Zur Geschichte der alten Steinkreuze, Ruhsteine u. Marterln, in: Erzgebirgszeitung, XXVII.Jahrgang, 8.Heft, August 1906, 3.Fortsetzung, S.193
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.114, laufende Nr.262
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.204, Nr.0010
pamatkyaprirodakarlovarska.cz (eingesehen am 5.10.2012)
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos vom 28.05.2012)



Protivec / Protiwitz (III)


Blick zum Standort

die andere Seite

Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Aquarell von
Karel Šrámek
(1900-1957)

ursprünglicher Standort
auf einer Karte
von 1841

GPS: N 50° 6,133', O 13° 13,308'

Standort: Das Steinkreuz steht links (nördlich) der Straße von Protivitz nach Chiesch in einer Denkmalsgruppe.

Größe / Material: 75:32:19-26 / gelblicher Granit

Geschichte: Das Steinkreuz stand ursprünglich im Dorf wohl am Haus Nr.39 am Ostufer des Oberen Teiches, auch als Mittlerer Teich bekannt, an der der Kapelle des Hl. Wenzel mitten im Dorf. Dieser Standort ist in der Karte des Dorfes von 1841 mit Bleistift als Kreuz gekennzeichnet.
Im Mai 2010 begann man mit den Aushubarbeiten am "Scherzerova kříž", wie es in der modernen tschechischen Literatur genannt wird. Dabei erwies sich die wahre Gestalt des bis dahin als Kreuzstein angesehenen Steinkreuzes. Nach längerer Diskussion mit den Herren des Ascher Museums und Denkmalschützern wurde beschlossen, das Kreuz am ursprünglichen Standort, aber in der normalen Position aufzustellen (um 180° gedreht - d.h. der vorher sichtbare Teil sitzt jetzt im Boden, siehe: pamatkyaprirodakarlovarska.cz). Diese Entscheidung erfolgte jedoch nicht einstimmig. Es wurde darauf hingewiesen, dass es besser, wie aus der Literatur bekannt bzw. auf Šrámeks Zeichnungen dargestellt, aufgerichtet werden sollte. Am 23.Oktober 2010 erfolgte die feierliche Einweihung des neu gestalteten Steinensembles.

261) Protiwitz: Bei dem Haus Nr.210, in der Nähe eines neueren Kreuzes.
Stark beschädigt. Kreuzzeichen.
Siehe: Wilhelm, a.o.O. (Dreyhausen 1940)

24 a. Wie mir der Landesgerichtsrat Brehm (Leitmeritz), ein geborener Chiescher, mitteilt, steht östlich von den vorerwähnten Steinen, in der Nähe eines neueren Kreuzes und durch dieses vom Wege aus verdeckt, noch ein 78 Zentimeter hohes, schon ziemlich stark - besonders an den Armen - beschädigtes altes Steinkreuz mit eingemeißelter Kreuzfigur. (Wilhelm 1906)

Sage:

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Zur Geschichte der alten Steinkreuze, Ruhsteine u. Marterln, in: Erzgebirgszeitung, XXVII.Jahrgang, 8.Heft, August 1906, 3.Fortsetzung, S.193
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.114, laufende Nr.261
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.204, Nr.1042
pamatkyaprirodakarlovarska.cz (eingesehen am 5.10.2012)
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos vom 28.05.2012)


Sühnekreuze & Mordsteine