Deutschland Thüringen Kyffhäuserkreis

Voigtstedt


Blick zum Standort

die andere Seite,
die Putzreste zeigen,
dass es während der
Einmauerung
die (überputzte)
Außenseite war.

Abbildung bei
Saal (1989)

PLZ: 06556

GPS: N 51° 23,568', O 11° 18,533'

Standort: Im Inneren der St. Marien-Kirche des Ortes, "Kirchstraße", angelehnt an die südliche Wand des Kirchenraumes und nicht ortsfest aufgestellt.

Größe / Material: 51:72:8-13 / Rötlicher Kyffhäuser-Sandstein

Geschichte: Bis 1997 war das Steinkreuz in die Außenwand eines Nebengebäudes (Toiletten) der früheren Schule - am Anfang der "Kirchstraße" - in Erdbodenhöhe bündig eingefügt. Beim Abriss des Gebäudes wurde das Kreuz geborgen und in die Kirche gebracht; fast genau 50m östlich der bisherigen Stelle der Einmauerung. Dort war das Kreuz über Jahre hinweg durch Überputzen nicht sichtbar.
Voigtstedt gehörte bis 1990 zum Kreis Artern im Bezirk Halle, und deshalb ist das Steinkreuz im thüringischen Inventarwerk von 1984/88 nicht aufgeführt. Im Bezirksinventar Halle von Walter Saal (1989) ist es unter der Nummer 15 aufgeführt, beschrieben und abgebildet.
Das Steinkreuz von Voigtstedt ist altbekannt. Zuerst beschrieb es Hermann Größler 1890 nach einer Mitteilung von G. Poppe in Artern: "Am südlichen Eingange des Dorfes Voigtstedt ... bei Artern ist da, wo früher ein Dorfthor war, in die Mauer ein Kreuzstein aus rotem Sandstein eingemauert zu sehen.” Gustav Adolf Spengler jun. (1900-1993), der Sohn des bekannten Sangerhäuser Museumsgründers, fertigte eine Zeichnung des Kreuzes an und erwähnte es 1938 in einem Zeitungsbeitrag (nur: "Voigtstedt: in der Schulmauer").
W. Saal datiert das Kreuz als "wohl spätes 15. Jahrhundert". Das ist m. E. die frühest mögliche Annahme der Entstehungszeit.
Es handelt sich um ein Steinkreuz-Oberteil (Querbalken mit Kopf) mit geraden Konturen. Die Form entspricht damit dem ganz einfachen, weit verbreiteten Typus. Der Schaft fehlt alt.
Das Steinkreuz wurde am 8.Juli 2016 durch Georg Müller (Worbis), Manfred Schröter (Berga/Kyffh.), Andreas Schmölling (Artern) und mich in Augenschein genommen. Vor Ort standen uns Herr Helmut Bechtloff, Frau Eleonore Kolbe (beide Interessengemeinschaft Heimatstube Voigtstedt) und Frau Otto (GKR) zur Seite. Bei dieser Gelegenheit wurde uns ein "Schulzenstein" neben der Heimatstube ("Schenkstraße") gezeigt, der bisher scheinbar von der rechtsgeschichtlichen Forschung übersehen wurde. (Störzner 07/2016)

Sage: Vom Kreuz erzählt man sich, daß sich 2 in Fehde lebende Ritter in Voigtstedt aussöhnen wollten. Bei ihrem Treffen überwältigte Zorn und Haß den einen, so daß er den anderen erschlug. Dafür kam es zur Setzung des Kreuzes. Andere wollen wissen, daß hier zwei Ritter einen Zweikampf ausgefochten haben. (Saal 1989).
Der Volksmund erzählt: zum Andenken an einen im Zweikampf gefallenen Ritter. (Spengler 1938-1951).

Quellen und Literatur:
Größler, Hermann - Zweite Nachlese von Sagen und Gebräuchen der Grafschaft Mansfeld und ihrer nächsten Umgebung, in: Mansfelder Blätter. Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld zu Eisleben, 4.Jg. Eisleben 1890, S.153-154 (Kap. 45: Kreuzsteine)
Spengler, A. - Materialsammlung über Steinkreuze, 1938-1951 / Spengler-Museum Sangerhausen)
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.52, Nr.276
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.13-14, Abb.16
recherchiert und bebildert von Frank Störzner, Kleinmölsen (Fotos von Juli 2016)


Sühnekreuze & Mordsteine