Deutschland Sachsen Lkr. Delitzsch

Mensdorf / OT von Mörtitz


Perspektive
Foto: Gerth (2013)

Abbildung bei
Quietzsch (1980)

Zeichnung bei
Obst (1921)

PLZ: 04838

GPS: N 51° 29.761', O 12° 38.574'

Standort: Am südöstlichen Ortsrand. An der Einmündung des Verbindungsweges von der Landstraße Eilenburg - Düben in das Dorf.

Größe / Material: 117:82:34 / Sandstein

Geschichte: Wird im Ort als "Mordkreuz" bezeichnet, Entstehung und Bedeutung sind den Bewohnern aber nicht bekannt.

Am südöstlichen Ortsrand, an der Südwestecke des Weges, der von der Einmündung des Verbindungsweges von der Landstraße Eilenburg-Düben in das Dorf nach Süd abzweigt.
Mordkreuz.
Form stark verwaschen - Kopf und die nur noch kurzen Arme gerade, Kreuzwinkel vertieft durch Viertelbogen ausgefüllt.
Näpfchen auf dem Kopfscheitel sind wohl Verwitterungserscheinungen im Quarzit. Vörckel 1879, S.13: "... an welchem sich zwischen härteren steinernen Adern, allmählich durch den Zahn der Zeit und Verwitterung hervorgebracht, oder durch öfteres Schärfen von eisernen Instrumenten an den weicheren Stellen bewirkt, mehrfache Vertiefungen und Aushöhlungen zeigen."
Höhe: NO-Seite 117cm, SW-Seite 92cm, Breite: 82cm, Stärke: 34cm.
Arme durch alte Beschädigungen stark verkürzt. Allgemeine oberflächliche Verwitterung.
Vor einem Grundstückszaun nicht allseitig sichtbar.
Nicht einmal der seinen Mitbewohnern vertraute Ortspfarrer Vörckel konnte damals noch eine Überlieferung festhalten. Dieser stellt es in die "Zeit der Sorben-Wenden" (Vörckel 1879, S.13) - das ist unhaltbar. "Entstehung und Bedeutung im Ort unbekannt" (Obst 1921, S.36).
Früher "auf einem freien Platze zwischen Mörtitz und Mensdorf" (Vörckel 1879, S.13). An seiner alten Stelle, zwischen Dorfkabeln, wie noch 50 Jahre vorher, stand es 1919 nicht mehr (Obst 1921, S.6). 1946/47 wurde das Kreuz etwas von der Straße zurückversetzt (Ortschronist Wilhelm Steinrück, 1962 mündlich). (Quietzsch 1980)

78. Mörtitz, Ortsteil Mensdorf, Kr. Delitzsch.
Am östlichen Dorfeingang bei der Gabelung der beiden Wege zur Landstraße Eilenburg-Düben. 14.Jahrh. 102:77:33. Sandstein. (Saal 1952)

   Alte Erinnerungen tauchten wieder auf; so auch, daß ich vor etwa fünfzig Jahren, unweit meiner Heimat, dicht bei Mensdorf an der Mulde, etwa eine Stunde unter Eilenburg, ein solches Kreuz gesehen hatte. Am 11.August 1919 suchte ich es wieder auf; an seiner alten Stelle - zwischen Dorfkabeln - stand es nicht mehr, sondern wo der Weg von Eilenburg an das Dorf herantritt; die Leute dort kannten und würdigten das Kreuz nicht als Denkmal kulturgeschichtlichen Charakters, für sie war es ein Prellstein zum Schutze eines eingefriedeten Ackers. [...]
46. Das Steinkreuz bei Mensdorf,
dicht bei diesem Dorfe und am Wege nach Eilenburg.
   Daß es nicht mehr an seiner ursprünglichen Stelle sich befindet, ist bereits erwähnt. Schrift oder sonst ein Zeichen ist nicht daran; Entstehung und Bedeutung ist im Orte unbekannt. Nur das konnte Herr Rittergutsbesitzer O. Ilse sen.=Mensdorf unterm 21.10.1906 mitteilen: "von unseren alten Vorfahren weiß ich noch von meiner Kindheit her, daß diese immer sagten, der Stein müsse doch aus der alten Wendenzeit herrühren."
   Den Nachweis einer ähnlichen Zurückdatierung verdanke ich Herrn Gewerbelehrer R. Hänsel=Bitterfeld; in der Schlaitzer Zeitung 1912 gibt er Mitteilung von einem Steinkreuz bei Hohenleuben im reußischen Voigtland, welches die Sage trotz der darauf befindlichen Jahreszahl 1412 ebenfalls mit den Sorben in Verbindung bringt. Daß das Hohenleubener Kreuz unter amtlich-konservatorischem Schutze steht, macht den Wunschrege, wenn es bei uns doch auch so wäre! (Obst 1921)

Sage:

Quellen und Literatur:
Vörckel - Über sorbisch-wendische Alterthümer. Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, Berlin 1879, S.13
Obst, E. - Mord- und Sühnekreuze, "Tote Männer", auch Unfallmale in den Muldenkreisen Bitterfeld und Delitzsch und in der Dübener Heide, 2.Auflage, Bitterfeld 1921, S.6, 36, Nr.46
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, S.19
Saal, Walter - Verzeichnis der Steinkreuze des Landes Sachsen-Anhalt, Teil 1. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Band 36, Halle 1952, S.156, Nr.78 unter Mörtitz
Quietzsch, Harald - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Leipzig, 1980, S.44-48
Bild-Ergänzung von Lutz Lange, Torgau (Foto vom 16.09.2012)
recherchiert und bebildert von Sven Gerth, Meerane (Fotos vom 7.08.2013)


Sühnekreuze & Mordsteine