Deutschland Sachsen Lkr. Sächsische Schweiz

Liebstadt (I - III)
Zur Einzelansicht die Steinkreuze anklicken.


Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)
Liebstadt I Liebstadt II Liebstadt II

PLZ: 01825

GPS: N 50° 51,642', O 13° 51,063'

Standort: Im südwestlichen Ortsteil, westlich an der Straße nach Döbra (Glashütter Straße), an der Südostecke des Schulgrundstückes, nördlich an der Einmündung eines Feldweges, beim Fußweg nach Berthelsdorf.

Geschichte: Die Gruppe wird hier "Schwedenkreuze" genannt.

   Aus der gefährlichen Nähe des Baches beim Schießhaus sind nach 1900 zwei der Liebstädter Kreuze wggenommen und seitdem mehrfach neu aufgestellt worden, nachdem im Jahre 1804 dort schon vier andere durch Hochwässer zugrundegegangen waren und ein fünftes bei der Bachregulierung zerstört wurde. [...] dagegen läßt sich nicht mehr nachweisen, ob die beiden Liebstädter, die den Rest einer angeblichen Ansammlung von 7 Stück bilden, von früher her miteinander Verbindung besessen haben. [...] Dagegen vermag ich bei einer verschwundenen Gruppe in Liebstadt nicht mehr nachzuprüfen, ob die 7 Steinkreuze, von denen heute nur noch zwei Stück erhalten sind, gleichfalls zusammengetragen oder seit ihrer Ursprungszeit am selben Ort vereinigt waren. (Kuhfahl 1928)

Sage:

Quellen und Literatur:
Wiechel, H. - Alte Steinkreuze in Sachsen, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 1.Band (1897/99), Heft 11, 1899, S.2-6
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.147, S.78, 79, 91
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.159
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.314-318
aktuelle Aufnahmen von Uwe Eichler, Bannewitz (Fotos von Mai 2008)



Liebstadt (I)
nach oben


Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

Zustand bei der
Auffindung 1962
veröffentlicht bei
Müller / Quietzsch
(1977)

Größe / Material: 55-60:35:25 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz hat eine Gesamtlänge von 87cm. Am untertägigen Fuß ist es 45cm breit.
ONO-Arm fehlt, kurzer Kopf, keine Einzeichnungen.
Das Steinkreuz wurde im Sommer 1962 beim Umbau des 1831 erbauten Hauses (Ortsliste 123), jetzt Glashütter Straße 12, im Fundament als Eckstein aufgefunden; unweit von der Fundstelle im Sommer 1963 zu den beiden dort vorhandenen Kreuzen gestellt. (Müller / Quietzsch 1977)

Sage:



Liebstadt (II)
nach oben


Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

Abbildung bei
Kuhfahl (1928)

Größe / Material: 75-88:74:28 / Sandstein

Geschichte: Kopf und Schaft zur Kreuzung zu leicht verjüngend, Arme gerade, Umriß leicht gerundet. SSO-Seite, beginnend in Höhe der oberen Armkante, auf den Schaft reichend, vertieft eingehauen: Dolch oder Hirschfänger oder Kurzschwert; NNW-Seite senkrechte, breite, flache Wetzrille.
Schaft weggebrochen gewesen und um 1919 mit kaum sichtbarer Eisenklammer wieder geklammert und zementiert; alte Abschläge an Kopf und Armen. Das Steinkreuz wurde 1919 auf Stadtkosten mit dem südöstlichen Kreuz (III) zusammengestellt, früherer Standort unbekannt. (Müller / Quietzsch 1977)

Sage:



Liebstadt (III)
nach oben


Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

Aufnahme von 1924
(Foto: Kuhfahl)
Quelle: Foto Marburg

Größe / Material: 46-53:60:23 / Sandstein

Geschichte: Es soll das letzte von 7 Kreuzen einer früheren Steinkreuzgruppe sein. Um 1900 von Bachnähe weggenommen, wo noch mehr Kreuze gestanden haben sollen (7 am Schießhause), aber von denen 4 durch Hochwasser am 14. Juni 1804 weggeschwemmt wurden (Schumann).
Im Stadtbuch von Liebstadt findet sich ein Sühnevertrag von 1488, es ist aber unbekannt, auf welches der angeblich vorhanden gewesenen 7 Steinkreuze er sich bezog.
Kopf, Arme und Schaft zur Kreuzung zu verjüngend. Auf dem Scheitel des Kopfes kleines Dübelloch. Schaft nach Angabe von Herrn Handrick (1971 an Quietzsch) weggebrochen, deshalb tief eingesetzt; alte Abschläge an Kopf und Armen. (Müller / Quietzsch 1977)

Sage: Schwedengrab (nach Form aber älter).



Liebstadt (IV)


Abbildung bei
Prokoph (1997)

GPS: N 50° 52,093', O 13° 50,306'

Standort: An der Straße Seitenhain-Berthelsdorf, wo der Weg Oberschlottwitz-Liebstadt kreuzt, in der Nähe des "Roten Vorwerkes".

Größe / Material: 40:40:187 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Weiße Marter". Achteckige Sandsteinsäule mit einer gotischen Nische im Schaft. Fuß und Kopf viereckig. Auf dem Kopf eingemeißelte Vertiefung deutet darauf hin, daß dort einst ein Bildhaus, eine Figur oder ein Kruzifix befestigt gewesen ist. Wohl bereits in früherer Zeit zum Wegweiser umfunktioniert mit eingemeißelten Wegangaben.
Ende des 17.Jahrhunderts "bey der Weisen Marter" genannt (Meiche 1927). Die Säule steht an dem einstigen Pilgerweg Dohna-Burkhardswalde-Seitenhaih- Berthelsdorf-Lauenstein-Graupen-Mariaschein. Nach dem Riß von Oeder-Zimmermann stand hier um 1600 an der Grenze der Stadt Liebstadt das Hochgericht. Nach Schiffner handelt es sich um ein Weichbildzeichen. Alte Ortsbeschreibungen erzählen von einem wundertätigem Bild. Andere wissen von einer Kapelle mit dem Bild der Muttergottes. (Eichler 2003)

Nordwestlich von Liebstadt, am Roten Vorwerk, steht eine im Fußbereich quadratische, im Schaftbereich jedoch achteckige, 1,85 m hohe Sandsteinsäule, die früher als "Weiße Marter" bezeichnet wurde. In etwa 1m Höhe ist der Stein mit einer gotischen Nische versehen, die vermutlich zur Aufnahme eines Bildnisses diente. Diese mittelalterliche Betsäule steht an dem einst viel begangenen Pilgerweg Dohna - Burkhardswalde - Seitenhain - Berthelsdorf - Lauenstein - Graupen - Mariaschein. Nach alten Ortsbeschreibungen soll diese Säule ein wundertätiges Bild getragen haben. Erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts wurde der inzwischen scheinbar nutzlos gewordene Stein als Wegweiser umgearbeitet. Eingemeißelte Ortsangaben verweisen heute nach Liebstadt, Schlottwitz, Berthelsdorf und Seitenhain. (Prokoph 1997)

Sage: 1. Eine Sage erzählt von einem übermütigen Jagdgast, der das an der Säule befestigte Kruzifix abgeschossen habe und nun, in einen Hund verwandelt, um Mitternacht um die Säule spuke.
2. Eine andere Sage erzählt von einem reuigen Sünder, der die Säule als Sühne für eine Freveltat errichtet habe. Und auch von sagenhaften Geldfunden auf der Säule wird berichtet.

Quellen und Literatur:
Meiche, A. - Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, Dresden 1927, S.167
Prokoph, René - Steinerne Wegweisersäulen im Landkreis Sächsische Schweiz. Schriftenreihe des Stadtmuseums Pirna "Geschichtliche und heimatkundliche Beiträge aus Pirna und Umgebung", Heft 10, Stadtmuseum Pirna. Pirna 1997
Eichler, Ulrich - Marter und Bildstock. Betsäulen in Sachsen, 2003, Nr.63
aktuelle Aufnahmen von Uwe Eichler, Bannewitz (Fotos von Mai 2008)


Sühnekreuze & Mordsteine