Deutschland Rheinland-Pfalz Lkr. Kaiserslautern

Ramstein (I)


Das Pfaffenkreuz
von Osten

PLZ: 66877

GPS: N 49° 26,890', O 7° 34,064'

Standort: Am Waldrand östlich von Ramstein in einer Grünanlage auf der Böschung der Umgehungsstraße - gegenüber dem Schul-, Sport- und Freizeitzentrum.

Größe / Material: 138:72:28 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz wird hier "Pfaffenkreuz" genannt. Es stand ursprünglich im Reichswald und wurde beim Bau des Flugplatzes versetzt.
Auf der Ostseite ist ein Kelch und ein Buch dargestellt, auf der Westseite ist nur der Kelch zu erkennen.
Auf einem Findling neben dem Kreuz erläutert eine Bronzetafel: "Das Pfaffenkreuz soll daran erinnern, dass im Reichswald der Pfarrer von Kübelberg einem Raubmord zum Opfer fiel. / Reichswald Genossenschaft."

Sage: Der Volksmund erzählt, dass hier ein Pfarrer aus Kübelberg, der sich auf der Rückreise von Mainz befand und viel Geld, als Erlös für versteigerte Kirchengüter mit sich führte, ermordet worden sei.

Quellen und Literatur:
Fred Weinmann - Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, 1973, S.126
Fred Weinmann - Ein Kreuz zur Sühne, zum Gedenken..., 1967
Fred Weinmann - "... bei des Comturs grab ...", in: Kultmale in der Pfalz, 1975, S.18-20
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



"... bei des Comturs grab ..."
Das "Pfaffenkreuz" im Reichswald
von Fred Weinmann

Östlich von Ramstein steht heute in der Nähe des Waldrandes "Im Kottengarten" das sogenannte "Pfaffenkreuz". Ursprünglich war es im Reichswald an der alten Heerstraße, die von Kaiserslautern über Ramstein nach Westen zog, aufgerichtet worden. Da aber die Amerikaner das Gelände für ihren Flugplatz benötigten, versetzte man im Jahre 1951 das Kreuz hierher.

Das Pfaffenkreuz zeigt die lateinische Form, allerdings verbreitert sich der Stamm geringfügig nach unten. Im Schnittpunkt der Balken ist ein Kelch und ein Buch kräftig vertieft in das eineinhalb Meter hohe Mal eingehauen.

Der Volksmund erzählt, daß hier einmal ein Pfarrer, der sich auf der Rückreise von Mainz befand und viel Geld als Erlös für versteigerte Kirchengüter mit sich führte, ermordet worden sei. Bei diesem Kreuz können wir aber durch urkundliche Notizen etwas mehr erfahren, wenn auch die Ursache seiner Errichtung im Dunkeln bleibt.

Im Schießregister des Pfalzgrafen Johann Casimir, der wohl das Urbild des Jägers aus Kurpfalz war, ist am 22. September 1589 verzeichnet: "3 hirsche im gereus nahender bei des Comturs grab im ampt Lautern, einer von 14 enden". Es wurden also damals auf einer Jagd drei Hirsche in der Nähe des Grabes eines Komturs erlegt. Auch Vellmanns Reichslandbeschreibung von 1600 berichtet von einem Wildgehege bei einem Komtursgrab. Mit diesem Grab ist, wie Heinz Feth in seiner Ramsteiner Ortsgeschichte annimmt, das heutige Pfaffenkreuz gemeint, das dort stand, wo ein Komtur der nahegelegenen Deutschherren-Niederlassung Einsiedel plötzlich verstorben oder getötet worden ist. Es kann sich also hier sowohl um ein Gedenk-, als auch um ein Sühnekreuz handeln.

Mit der Zeit ist die alte Bezeichnung in Vergessenheit geraten. Aber die eingemeißelten Zeichen von Kelch und Buch weisen als Symbole auf einen Priester hin, so daß man später nur noch vom "Pfaffenkreuz" sprach, als der wahre Tatbestand vergessen war.
(Text und Foto: Fred Weinmann - Kultmale in der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.18-20 = Kultmale unserer Heimat, in: Der Pilger, 122. Jg., Nr.7 - S.209, 13.2.1972)



Ramstein (II)

GPS: N 49° 26,437', O 7° 32,348'

Standort: An der L 365 nach Spesbach, etwa 100m östlich des Wasserturmes in der Ackerfläche.

Größe / Material: 135:80:? / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz wird hier "Kunzenkreuz" genannt. Die senkrechten Kreuzbalken verbreitern sich nach Art des Maltheserkreuzes. Das Mal weist kräftige Wetzrillen auf.

Sage: Der Volksmund erzählt, dass hier zwei Gemusterte erschlagen worden sind.

Quellen und Literatur:
Fred Weinmann - Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, 1973, S.57
Fred Weinmann - Einsam steht ein Kreuz am Weg, in: Kultmale in der Pfalz, 1975, S.9-11
Fred Weinmann - Ein Kreuz zur Sühne, zum Gedenken..., 1967
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Einsam steht ein Kreuz am Weg
Das Kunzenkreuz bei Ramstein
von
Fred Weinmann

Neben den zahlreichen hohen Wegkreuzen begegnet uns in der Pfalz nur noch selten das alte niedrige Steinkreuz. Verwittert und von Narben bedeckt steht es doch hin und wieder am Wegrand, grob und ungefüg im Weinberg, einsam und vergessen im Walde. In seiner schlichten Form mahnt es an die Vergänglichkeit alles Irdischen; es stellt sich zugleich aber auch die Frage: Aus welchem Grund mag es hier aufgerichtet worden sein?

In Europa finden wir heute noch einige Tausend dieser niedrigen Kreuze. In den übrigen deutschen Landschaften sind sie weit häufiger als bei uns anzutreffen. In der Pfalz habe ich kaum ein halbes Hundert gezählt. Die Verheerungen so vieler Kriege, aber auch die Bilderstürmer der Reformationszeit und die der Französischen Revolution haben den Bestand gelichtet.

Und unsere Zeit, zeigt sie Verständnis für sie? Flurbereinigung, Straßen- und Wohnungsbau, der Verkehr, Zerstörungswut und jahrhundertelange Witterungseinflüsse haben diesen Kreuzen hart zugesetzt.

Wer Ramstein auf der Straße in Richtung Spesbach verläßt, der findet rechter Hand vor dem Wasserturm an einem Feldrain solch ein altes Steinkreuz, das "Kunzenkreuz" genannt wird. Schon vor Jahrhunderten wurde es in Urkunden erwähnt. Zumeist haben diese Male die Form des griechischen Kreuzes, das bedeutet, die Kanten der Balken laufen parallel. Hier aber verbreitern sie sich nach außen, sie erinnern an die eigenwillige Form des Malteserkreuzes, eine Form, die seine Entstehung in die Zeit des Mittelalters verweist. Unser Kreuz trägt weder Jahreszahl noch Inschrift, noch sonst ein Zeichen, das Rückschlüsse zuließe. Was mag sein Name bedeuten? Was mag die Ursache gewesen sein, hier ein solches Kreuz in der Flur zu errichten? Der Ursprung des Steines liegt im Dunkeln. Nur die Sage webt einen Schleier düsterer Erzählungen um diese Male. Sie kündet vom Kampf, Streit, Unglück und Tod. Auf allen lastet die Erinnerung an einen jähen Tod Aber nicht alle sind, wie oft angenommen wird, Sühnezeichen für einen gewaltsamen Tod. Die Wissenschaft nimmt heute an, daß die größere Anzahl Gedenkkreuze für einen Verunglückten, für einen plötzlich hier Verschiedenen sind, die von den Angehörigen aufgerichtet wurden Man gedachte hier nicht nur des so jäh Dahingeschiedenen, man sprach auch ein kurzes Gebet für seine Seele, die so unvorbereitet vor ihren Richter trat.

Dieser Brauch, Gedenkkreuze am Ort des Todes zu setzen, hat sich aus dem Mittelalter durch die Jahrhunderte bis in unsere Tage erhalten Bei später aufgestellten Kreuzen künden oft Inschriften von der Art des Unfalls. So erzählt z. B. das "Jägerkreuz" bei Battenberg (1702) von einem Jagdunfall und ein Kreuz im Wald bei Clausen von einem, der vom Baum erschlagen wurde. In unserer Zeit sind es die Toten des Straßenverkehrs, denen man am Unglücksort verschiedentlich ein solches Kreuz aufrichtet.
(Text und Foto: Fred Weinmann - Kultmale in der Pfalz, Pilger-Verlag Speyer 1975, S.9-11= Der Pilger, 122.Jg., Nr.1, S.19, 2.1.1972)


Sühnekreuze & Mordsteine