Österreich Niederösterreich Bezirk Waidhofen an der Thaya

Thaya


Blick zum Standort

die andere Seite

Abbildung bei
Schweizer (1994)

Abbildung bei
Paul (1975)

PLZ: A-3842

GPS: N 48° 51,208', O 15° 17,877'

Standort: Einen halben Kilometer von der Thaya an der linken Böschung der Straße nach Jarolden.

Größe / Material: 137:85:25 / grobkörniger Granit

Geschichte: Benennung: "Schwedenkreuz", "Franzosenkreuz". Das Kreuz wurde im Jahre 1979 um etwa zwei Meter Richtung Straße und Jarolden versetzt, zusätzlich wurde eine Urkunde eingegraben. Am alten Standort fanden sich keine Beigaben. Nach Aussage wurde das Kreuz schon 1903 beim Bau des Bahnhofes versetzt. Querbalken verschieden stark abgeschlagen, Im Kopfteil eine stilisierte Lilie durch Vertiefung der Ränder eingemeißelt. Die Lilie ist ein Lebenssymbol. Gesamtlänge des Steinkreuzes: 190cm.

Das Waidhofner Heimatbuch 1929 bringt dazu auf Seite 361f eine Sage, die allerdings historisch unrichtig ist: Zur Zeit der Franzosenkriege fanden dreizehn von den Franzosen zwangsrekrutierte deutsche Deserteure in Jarolden Zuflucht. Ein Bauer jedoch verriet sie an die in Zlabings stationierten Russen. Diese schickten einen Trupp Reiter nach Jarolden. Die dreizehn flohen über die "hutschaden Wiesen" der Thaya zu. Als die Russen den Bauern die Spieße ansetzten, wenn sie die "Franzosen" nicht ausliefern, sah einer durch das offene Scheunentor diese flüchten und verriet sie. Die Russen sprengten ihnen nach und töteten sie auf grausame Weise. Dort steht jetzt das Franzosenkreuz. Der Verräter aber hieß fortan der "Franzosenschinder." Eine weitere Sage berichtet in der Gegend von einem "Franzosengrab", bei dem es nicht geheuer war, und von einem "versunkenen Dorf". Mit den Franzosen stimmt das sicher nicht. [...] Bemerkenswert sind die abgeschabt wirkenden Querarme des Kreuzes. Das Volk hat den von heiligen Steinen abgeschabten Sand als Heilmittel bei Krankheiten verwendet. (Schweitzer 1994)

   An der Straße Thaya-Jarolden erhebt sich, ca. 1km von Thaya entfernt, linker Hand auf einer kleinen Böschung ein Steinkreuz, aus Granit plump behauen. Es zeigt Reste einer eingemeißelten Tudorlilie.
   Dieses Kreuz, das ich in der Literatur nirgends erwähnt fand und auf das ich rein zufällig stieß, zeigt die Maße: Höhe 110cm, Breite 65cm, Tiefe 20cm.
   Anfragen an das Gemeindeamt wie das Pfarramt von Thaya blieben erfolglos. Ebenso fehlen Sagen oder Legenden.
   Hw. Propst Biedermann äußerte in einer persönlichen Aussprache die Meinung, daß es sich um einen Grenzstein handeln müse, zumal die gleiche Lilie im Wappen von Dobersberg aufscheint. Obwohl eine solche Grenzlinie am Standort des Kreuzes verlaufen haben könnte, ist jedoch in den "Erläuterungen zur Landgerichtskarte" kein Bezug zu Dobersberg nachzuweisen.
   Thaya ist altes Siedlungsgebiet, wie alte Erdställe bezeigen. Urkundlich wird es 1112 erstmals erwähnt. 1175 ist "Tische", wie es auch genannt wird, ein Hauptort der Grafschaft Raabs, später von Litschau und kam 1391 zu Heidenreichstein.
   1386-1629 unter der Herrschaft der Puchheimer, wird Thaya 1430 und 1437 von hussitischen Horden und 1618-1619 durch böhmische Soldaten zerstört. (Paul 1975)

Sage: 1. An der Stelkle sollen in den Franzosenkriegen dreizehn zwangsrekrutierte deutsche Deserteure von Russen getötet worden sein.
2. Eine weitere Sage berichtet von einem "Franzosengrab".
3. Das Kreuz soll auf ein versunkenes Dorf verweisen.
4. Hier soll es nicht geheuer sein.

Quellen und Literatur:
Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich, 1975, S.26, Nr.17
Schweitzer, Florian - Zwischen Himmel und Erde - Heiligtümer der Pfarre Thaya in Niederösterreich, hrgg. von der Marktgemeinde Thaya 1994, S.52 (ISBN 3-901331-06-9)
recherchiert und bebildert von Harald Hartmann, Klosterneuburg (Fotos vom 21.Mai 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine