Deutschland Hessen Lkr. Fulda

Rommerz (I) / OT von Neuhof


Blick zum Standort
Foto: Emmert (2008)

PLZ: 36119

GPS:

Standort: Der Bildstock steht in der Verlängerung vom Am Röhrig in Rommerz. Nach dem Ortsende noch ca.700 Meter Richtung Judenfriedhof.

Größe / Material: Sandstein

Geschichte: Südlich des Ortes am Schwebener Weg links. Bez. 1613 ("Harengelkreuz"). Monolith. Steinplatte mit Kehle am oberen Rand. Abgefasster Pfosten mit Wappenkartusche des Fuldaer Fürstabts Joh. Friedrich von Schwalbach (1606-22). Einfache Ädikula mit Dreieckgiebel. Vorn Relief-Kruzifixus in Rahmen. Auf der Rückseite schwer lesbare Inschrift in barocker Fraktur. Der Bildstock stand ursprünglich weiter südlich bei den Fliedener Tannen.
Der Bildstock von Rommerz ist das einzige erhaltene Denkmal überhaupt, welches das Wappen des Abtes Friedrich von Schwalbach trägt. Trotz seiner langen Regierungszeit (1606-1622) war Schwalbach ein Abt, der sehr wenig baulich in den Vordergrund getreten ist. Auch die Zeitumstände waren keine Guten. Schwalbach selber hat eine interessante Biographie: ursprünglich evangelisch, konvertierte er erst recht spät zum katholischen Glauben, trat ins Kloster ein und wurde nach dem Tod des bedeutenden Abtes Balthasar von Dermbach (Abt 1570-1606) dann zum Vorsteher der Fürstabtei Fulda gewählt. Er vertrat nach Innen eine interessante und theologisch nicht ganz linientreue Mischung aus gegenreformatorischem Katholizismus und einigen fast schon dem Calvinismus nahe stehenden Auffassungen, ohne daß er dabei (naturgemäß) konsequent gewesen wäre. (Pirkl 01/2009)

Der Bildstock wurde zur Erinnerung an eine Aufforstung gesetzt. Er zählt zu den ältesten Bildstöcken im Fuldaer Land und ist der älteste Forstbildstock. Als eine große Seltenheit trägt er das Wappen eines Fuldaer Fürstabtes und eine Versinschrift, in der das Jahr der Herstellung in Zahlworten ausgeschrieben ist. Der Bildstock ist aus einem Stein gearbeitet (Monolith). Der abgefaste Pfosten ist mit dem Wappen des Fuldaer Fürstabts Johann Friedrich von Schwalbach (1606-22) geschmückt. Darauf sitzt eine Ädikula mit Dreieckgiebel. In einem Rahmen befindet sich ein Relief des Kruzifixus. Auf der Rückseite sind folgende Verse in barocker Fraktur schwer lesbar.
Johan Friedrich Abbt zu Fült war
Als Caspar Moritz von Wechmar
Gepflantzet hat diese Tannen dar
im sechzehen hundert drei zeheden Jar.
(Emmert 01/2009)

Sage:

Quellen und Literatur:
Sturm, Erwin - Ein Bildstock-Jubiläum in Rommerz, in: Buchenblätter, Nr.27 vom 21.12.1963
recherchiert und bebildert von Rudolf Emmert, Rommerz (Foto von August 2007)
aktuelle Aufnahme von Thorsten Pirkl, Petersberg (Foto von Juni 2006)



Ein Bildstock-Jubiläum in Rommerz
Er wurde vor 350 Jahren bei einer Aufforstung gesetzt
Von Erwin Sturm

Das Jahr 1963 soll nicht vorübergehen, ohne eines der ältesten Bildstöcke des Fuldaer Landes zu gedenken, der wenige Jahre vom dem Dreißigjährigen Kriege gesetzt wurde und in verschiedener Hinsicht unser Interesse verdient. Er findet sich in der Gemarkung von Rommerz am Fußweg nach Schweben, Flurlage "Harengel". Die mit einem Reliefkreuz geschmückte Vorderseite blickt über die Felder und den neuen Sportplatz hinüber zum Dorf, zur Pfarrkirche und über den Friedhof zum dahinter hoch aufragenden Neuhofer Kaliberg. Eine kleine Grünanlage und eine Sitzbank laden zum Verweilen ein. Vor der Umlegung stand der Bildstock etwa hundert Meter weiter südöstlich vom jetzigen Standort.

Er wurde aus einem Sandsteinblock herausgehauen, ist also ein sogenannter "Monolith". Aus der in Erde versenkten Fußbodenplatte erhebt sich ein starker, abgefaster (an den vier Kanten abgeschrägter) Pfosten, der über ein einfaches Kapitäl (Kopfstück) in einen rechteckigen Aufsatz mit Dreieckgiebel (auch Aedikula-Häuschen genannt) übergeht. Auf der Rückseite des Aufsatzes lesen wir mit einiger Mühe die am Anfang etwas verwitterte Inschrift: "Iohan Friedrich Abt zu Fült .. (und Her?) Caspar .. (Valtin = Valentin?) von Wechmar Gepflantzet hat diese Tannen dar im sechzehenhündert und dreyzehenden Jar." Unter dem Kreuzbild auf der Vorderseite ist das Wappen des Fuldaer Fürstabts Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622) mit seinen zweimal drei Ringen und dem Fuldaer Stiftskreuz angebracht.
Die Inschrift ist - für die damalige Zeit eine Seltenheit - in deutscher (gotisch-barocker) Fraktur eingehauen. Auch die einfache, aber im Gegensatz zu anderen Bildstöcken aus dieser Zeit sorgfältige Steinmetzarbeit lässt auf eine städtische Werkstatt schließen.

Der Bildstock wurde zur Erinnerung an eine Aufforstung von der obersten Forstbehörde des Hochstifts Fulda gesetzt. Herr von Wechmar war wohl der damalige Landesforstmeister, damals "Hofjägermeister" genannt. Jedenfalls handelt es sich nicht - was auch denkbar wäre - um den Amtsvogt von Neuhof bzw. Flieden.

Die drei weiteren (sicheren) Forstbildstöcke des Landkreises Fulda sind fast zweihundert Jahre jünger als das Rommerzer Stück. So stammt das "Eustachiuskreuz" am Ingelberg in der Gemarkung Giesel aus dem Jahre 1784. Der (inzwischen teilweise erneuerte) "Eustachiusstock" an der Straße von Oberrode nach Kleinlüder trägt die Jahreszahl 1792, während der sehr schöne Forstbildstock unweit der Straße von Mittelkalbach nach Veitsteinbach im Jahre 1794 in einer Fuldaer Steinmetzwerkstatt gearbeitet wurde.

Daß der Rommerzer Bildstock zu den ältesten des Fuldaer Landes überhaupt gehört, ergibt sich daraus, daß es im Landkreis Fulda nur vier Bildstöcke gibt, die sicher älter sind als der Rommerzer. So zwei kleinere aus dem Jahre 1606 in Bronnzell und der Bildstock aus dem Jahre 1602 an der Straße von Hilders nach Simmershausen. Außerdem ein schöner Bildstock aus dem Jahre 1605 in Oberrode bei der Vemelsruh. Er stammt vielleicht aus derselben städtischen Werkstatt wie das Rommerzer Stück und wurde vermutlich ebenfalls anlässlich einer Aufforstung gesetzt. Einige weitere Bildstöcke kommen vielleicht auch aus dieser Zeit, was aber beim Fehlen einer Jahreszahl nicht nachzuweisen ist. So der gotische "Heiligenstock" westlich Hosenfeld, ein Bildstock am Ortsausgang von Simmershausen nach Dippach und ein kleiner Bildstock bei den Burgresten von Steinau, Krs. Fulda.

Während der Rommerzer Forstbildstock heute auf freiem Felde steht, befand er sich bis zum Jahre 1919 in einem Wald, den sogenannten "Fliedener Tannen" (Gemarkung Rommerz). Dieser Wald war demnach im Jahre 1613 unter Fürstabt Friedrich von Schwalbach angelegt oder aufgeforstet worden. Diese Maßnahme darf wohl als ein Teil der durch diesen Fürstabt fortgeführten Reform des Hochstifts Fulda und seiner wirtschaftlichen Sanierung in deer Zeit der Gegenreformation angesehen werden. Der Bildstock hat mehrere Generationen von Tannen (eigentlich Fichten) wachsen sehen, bis dann dieses Waldstück außer einem kleinen Rest in den Jahren 1919/20 abgeholzt und das Gelände dem Ackerbau zugeführt wurde. Es wurde überwiegend an Fliedener Einwohner verkauft, die keinen Grundbesitz hatten.

So ist der Rommerzer Bildstock einer der ältesten des Fuldaer Landes überhaupt, der älteste Forstbildstock, der erste mit einer längeren Inschrift und mit klarer historischer Begründung und einer der wenigen mit fürstäbtlichen Wappen. Er zeichnet sich aus durch seine schlichte, aber klare, fast klassische Form, durch saubere Steinmetzarbeit und guten Erhaltungszustand.

Seine Botschrift vom christlichen Glauben unserer Vorfahren auf der Vorderseite sowie von Fürstensorge und Untertanenfleiß in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg auf der Rückseite: all das ist Grund genug, seines 350. Geburtsjahres zu gedenken.
(Buchenblätter, Nr.27 vom 21.12.1963)



Rommerz (II) / OT von Neuhof


Detail Inschrift

GPS: N 50° 29,163', O 9° 32,363'

Standort: Am Parkplatz "Siebertsheiligen" an der Landstraße zwischen Giesel und Hosenfeld den Wanderweg Nr.9 bis zum "Kirschenbäumchen" von hier sind es noch ca. 300 Meter bis zum Seekasparstein. Der Stein steht in der Revierförsterei Hauswurz.

Größe / Material: 100:170:? / Basaltstein

Geschichte: Benennung: "Seekasparstein". Neben einem Hufeisen die Inschrift:
Seekaspar
1657

Sage: Es lebte in Fulda ein Centgraf, der dadurch berüchtigt war, viele Hexen hinzurichten, an diesen Prozessen verdiente gut. Dafür ist er später bestraft worden. In dieser Zeit wurde ein kleiner Bauer, namens Kaspar, wegen Wilddieberei in Fulda eingsperrt. Er entkam aus dem Gefängnis und ging "über See" nach Amerika (daher Seekaspar). Hier beteiligte er sich am Sklavenhandel und wurde in recht kurzer Zeit sehr vermögend. Er kehrte nach Fulda zurück auf einem edlen Pferd und reich gekleidet. Er wurde von früher her nicht mehr gekannt. In Fulda befreundete er sich mit dem Sohn des Centgrafen, der ein lockerer Vogel war und viel Geld verbrauchte. Von diesem erführ er so manches über die Jägerei und den Stand starker Hirsche. Der Jägerei fiel der Abschuß von den starken Hirschen natülich auf. Eines Taqes fingen sie den Wilddieb, fesselten Arme und Beine und banden ihn an sein eigenes Pferd. Mit Hunden wurde das Pferd durch den Gieseler-Wald gehetzt. Wo der "Seekasparstein" steht in der Försterei Hauswurz, da war das Ende des Wilddiebes. (von Beesten 1961)

Quellen und Literatur:
von Beesten (Revierförster i.R.) - privates Manuskript, Hauswurz 1961
recherchiert und bebildert von Rudolf Emmert, Rommerz (Fotos von 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine