Deutschland Baden-Württemberg Rhein-Neckar-Kreis

Rippenweier-Heiligkreuz / OT von Weinheim


Abbildung bei
Losch (1987)

Zeichnung bei
Sattler / Azzola / Bormuth
(1982)

PLZ: 69469

GPS: N 49° 30,640', O 8° 41,362'

Standort: Im Friedhof von Heiligkreuz, benannt "Friedhof Rippenweier". Nach dem Eingangstor einige Meter links an der Friedhofsmauer aufgestellt.

Größe / Material: 95:66:20 / Buntsandstein

Geschichte: Der separat gelegene Wohnplatz Heiligkreuz gehört zum Stadtteil Rippenweier, der die Siedlungen Rippenweier, Rittenweier und Heiligkreuz umfasst.
Das Kreuz trägt als Zeichen ein großes Lilienmotiv in Kreuzmitte und Schaft. Darunter im unteren Schaftteil nach links gerichtete kleine Pflugdarstellung (wie mehrfach in dieser Gegend auf Steinkreuzen zu finden). In beiden Armen und Kopf jeweils ein kleines, geschwungen verbreitertes Kreuz, auf ganzer Fläche vertieft. Das Kreuz war früher in die Friedhofsmauer eingelassen. (Losch 1987)

Im benachbarten Birkenau kennt man die Sage vom "Franzosenkreuz". Möglicherweise besteht ein Zusammenhang, denn die Lilie war das Hoheitszeichen der französischen Könige (Fleur-de-Lis). Laut Azzola / Bormuth (1979), unter Hinweis auf Georg Wild, ist die Lilie ein religiöses Symbol. Die Lilie verkörpert als Grabesblume das Leben nach dem Tod und die Auferstehung. Sie kann aber auch als "Marienblume" ein Symbol der Jungfräulichkeit sein. Die Lilie findet sich noch auf den Kreuzen in Brandau, OT von Modautal, Reicholzheim (gestohlen), Beihingen (Lkr. Calw), Wasungen an der Werra, Thaya (Waldviertel, Niederösterreich) und Hombourg (Ostbelgien). Die Anordnung dreier Kreuze in Armen und Kopf wie auf diesem Kreuz bezeichnet Azzola 1968 als "ikonographische Besonderheit“ und beschreibt sie, ohne das Rippenweierer Kreuz zu kennen, bei den Kreuzen Lüdermund, OT von Fulda (sog. Hemmer Kreuz), Bad Hersfeld (Museum) und einem in Siebenbürgen.
Die Kreuze bezeichnen Azzola / Bormuth 1982 als "Golgatha-Kreuze“ , da sie an die Kreuzigung Christi zwischen zwei "Straffälligen“ erinnern.
Der Form nach sind die Kreuze "Tatzenkreuze". Das Tatzenkreuz als Hoheitssymbol findet man beim Deutschen Orden. (Hessek 2007)

Sage:

Quellen und Literatur:
Losch, Bernhard u.a. - Steinkreuze in Baden-Württemberg, Nachtrag 1987, S.261 f.
Azzola / Bormuth - Das Steinkreuz an der Kreisgrenze zwischen Brandau und Beedenkirchen. Zugleich ein Beitrag zur Ikonographie des Lorscher Kreuzes und der Lilie als geistliches Attribut spätmittelalterlicher Steinkreuze, in: Geschichtsblätter Kreis Bergstrasse, Band 12, 1979, S.65-75 (Das Kreuz ist darin nicht genannt, da es den Autoren unbekannt war)
Wild, Georg - Bogumilen und Katharer in ihrer Symbolik, Wiesbaden 1972, darin: S.91-102 "III. Exkurs: Die Lilie als sakral bezogener Symbolträger im Mittelalter
Azzola, Friedrich Karl - Eine ikonographische Besonderheit auf Steinkreuzen in Hessen und Siebenbürgen, in: Südost-Forschungen, Band XXVII, S.308-314 (Das Kreuz ist darin nicht genannt, da es dem Autor unbekannt war)
Azzola, Friedrich Karl - Die Drei-Kreuz-Gruppe als Golgatha-Szene und Attribut mittelalterlicher Steinkreuze, Scheibenkreuze, Kreuzsteine und Keuzplatten, in: Signalisations de sépultures et stèles discoidale Ve-XIXe siècles. Actes des Journeés de Carcassonne, 4.-6. sept. 1987, Carcassonne 1990, S.147-154
Sattler / Azzola / Bormuth - Die Kreuzplatte von Ober-Mossau – in Mitteleuropa einmalig?, in: Schnellerts-Bericht 1982, S.14-19, Abb.S.18
Recherche, Wegbeschreibung, aktuelle Infos und Aufnahme von Leopold Hessek, Oedheim
zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach


Sühnekreuze & Mordsteine