Deutschland Bayern Lkr. Tirschenreuth

Pechtnersreuth (I) / OT von Waldsassen


Detail Kruzifix

PLZ: 95652

GPS: N 50° 3,252', O 12° 16,645'

Standort: Die Strasse von Münchenreuth nach Seedorf quert nach ca.1,4km an ihrem höchsten Punkt einen rot markierten Wanderweg. Diesem Weg ist 800m in nördliche Richtung zu folgen, bis im Hochwald eine markante Wegkreuzung namens "Schmidhau" erreicht wird. Dort den mit einem blauen "G" markierten Weg 300m weiter in Richtung Pechtnersreuth. Das Kreuz steht direkt am Weg im Hochwald, kurz bevor die Landesgrenze erreicht wird. Hinweis: In nur 400 m Entfernung steht direkt auf der Landesgrenze das Kreuz Horní Hraničná / Oberkunreuth (II).

Größe / Material: 175:65,5:41 / Granit

Geschichte: Sehr aufwändig und sorgfältig gestaltete Arbeit aus poliertem schwarzen Granit. Auf einer profilierten Sockelplatte steht ein rechteckiger Stein mit der goldfarbig ausgefüllten Inschrift:
Karl
Grillmeier
1918
Darüber ein reich profiliertes Gesims mit dachartigem Abschluß, auf dessen Spitze ein lateinisches Kreuz (H: 75cm, B: 41,5cm) mit Kleeblatt-Enden steht. Am Kreuz eine - leider schon zerbrochene - Christusfigur und das INRI Zeichen, beides aus Metall.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Andreas Schumann, Reichenbach (Fotos von April 2008)



Pechtnersreuth (II) / OT von Waldsassen


Blick zum Standort

Bild-Aufsatz

Inschriften

GPS: N 50° 2,689', O 12° 17,320'

Standort: Direkt an der Zufahrtsstraße zu Pechtnersreuth, am Waldrand neben einer sehr stattlichen alten Linde.

Größe / Material: Ca. 500cm hoch / Granit

Geschichte: Benennung: "Weiße Marter". Sehr schöne barocke Bildsäule, die heilige Trinität darstellend, durch eine hölzerne Umhausung geschützt.
Gott hatt seinen Engel
befolen das er dich behiete
auf alle deinen Wegen
Erichtet
1713
von Johan: Adler
zu        Eger.
C.A. 1762 A.A
C.A. 1798 B.A
EGER
Ckr:              Merg:
Adler   1810   Heitzer
                      geb. Adler
Ch. A.in Eger
u. Jos. M. in P.1867
Im Sockel darunter befindet sich eine weitere Inschrift jüngeren Datums:
Erneuert im Jahre 1927
von Gustav u. Marie Adler
in Eger.
M.U.D. Emil Adler Primararzt
In Salzburg

Sage:

Quellen und Literatur:
Landgraf, Kurt - Die weiße Marter bei Münchenreuth, in: Egerer Zeitung, Mitteilungsblatt des Egerer Landtags e.V., Jahrgang 60, Nr.12 von Dez.2009, S.237-238
recherchiert und bebildert von Andreas Schumann, Reichenbach (Fotos von Mai 2012)



Die weiße Marter bei Münchenreuth
Von einem Egerer errichtet

Die Weiße Marter von Münchenreuth - November 2009
Foto: Landgraf

Sockel der weiße Marter von Münchenreuth - November 2009
"Gott hat seinen Engel befolen, das er dich behiete auf all deinen Wegen. Errichtet 1713 von Johan : Adler zu Eger."

   Wenn man von der alten, historisch merkwürdigen und herrlich gelegenen Stadt Eger nach der Oberpfalz wandert, so kommt man zwischen Pechtnersreuth und Münchenreuth zu einem auf mächtigem Steinsockel ruhenden Denkmal. Es ist umwölbt von den Kronen uralter Linden und bietet so, auf stolzer Höhe thronend, einen fesselnden Anblick. Der Sockel trägt die Inschrift: "Gott hat seinem Engel befohlen, dass er dich behüte auf allen deinen Wegen", dann den Namen des Stifters Johannes Niklas Adler und am unteren Ende die Jahreszahl 1713. Niklas Adler ist ein Ahne der Familie Adler, die heute (1952) in Lülsfeld bei Gerolzhofen wohnt und auch die Entstehungsgeschichte dieses alten, bekannten Baudenkmals mitteilte.
   Die als rechtsfrei bekannte Egerstadt war damals ein Bollwerk des Reiches. Das Zunftwesen stand in hoher Blüte, und der Wohlstand wuchs von Jahr zu Jahr. Neben Redwitz waren es die brandenburgischen Nachbarstädte und Ortschaften, mit denen Eger in lebhaftem Handelsverkehr stand. Die Geschäftsreisen waren nicht immer ungefährlich, denn in den dichten Wäldern hielt sich als Folge langjähriger Kriege vielerlei Gesindel verborgen.
   Herr Johann Adler, ein ehrsamer Egerer Bürger, betrieb neben der einträglichen Weißgerberei auch noch das Brauereigewerbe. Er unternahm mit Vorliebe Fußmärsche, um Geschäftsverbindungen anzuknüpfen und Außenstände einzukassieren. Er kannte keine Furcht und pflegte zu sagen: "Ich bin ja nicht allein. Gott verlässt keinen Egerländer!"
   So wanderte er denn wieder einmal von Konnersreuth dem Kappelberge zu. Seine Geldkatze war prall gefüllt. Frohgestimmt schritt er auf dem Heimweg in sein geliebtes Eger. Die Dämmerung brach herein, und er sah sich schließlich gezwungen, in einer Schenke bei Münchenreuth zu übernachten. Die Wirtsleute machten jedoch keinen guten Eindruck auf ihn. Am Schenktisch hantierte ein schlankes, blondes Mädchen, genannt Margareth. Aus ihrem blassen Antlitz mit den feingeschnittenen Zügen blickten große, schwermütige Augen. Als einmal die Wirtsleute das Zimmer verlassen hatten, kam Herr Johannes mit dem Mädchen ins Gespräch. Dieses erzählte ihm, dass es eine Waise und noch nicht lange in diesem Hause sei. Am liebsten würde sie, wenn sie nicht so arm wäre, zu ihren Verwandten nach Selb zurückkehren. Herr Johannes, der Mitleid hatte, schenkte ihr einige Silberstücke. Der Brauherr Adler bat sie nun, ihm sein Zimmer zu zeigen. Sofort ergriff der Knecht, der inzwischen eingetreten war, einen Kienspan und führte Herrn Johannes in eine reinliche Kammer.
   Kaum hatte der Gast die Schenkstube verlassen, als zwei wild aussehende Gesellen eintraten. Zitternd brachte Margreth ihnen Essen. Dann begab sie sich hinaus unter dem Vorwand, ihre Kammer aufsuchen zu wollen. Sie huschte aber in die Küche, die durch ein kleines Fenster mit der Schenkstube verbunden war. Dort hörte sie mit Grauen, wie auf Herrn Johannes ein Anschlag geplant wurde. Schnell nahm Margretl eine Wäscheleine und begab sich zu Herrn Johannes und bat ihn, das Haus sofort durch das Fenster zu verlassen, da ihm zwei Räuber nach Geld und Leben trachteten. Plötzlich schlug der Kettenhund an. Eine Weile horchten die Räuber in der Gaststube, dann gingen sie nachsehen und bald war die vor dem Fenster hängende Leine entdeckt. Nun begann eine wilde Hetzjagd. Der bestabgerichtete Spürhund fand nur zu bald die Spuren des Fliehenden. Beutegierig eilten die Räuber hinterdrein. Ganz nahe hörte der Verfolgte schon das Bellen des Hundes und die Fluchworte seiner Verfolger.
   So gehetzt keuchte Herr Johannes die Höhe hinan. Schließlich war eine Fortsetzung der Flucht ausgeschlossen, und sich dem Schütze der Heiligen Dreifaltigkeit empfehlend, drang Herr Johannes oben auf der Höhe in ein Gebüsch ein und erwartete dort den mörderischen Kampf. Schon hörte er den Laufschritt mehrerer Männer. -
   Jetzt kam der Hund an den Rand der Hecke, witterte auffällig und drang vorwärts. -
   "Herr, mein Gott, lasse mich nicht unter Mördershand sterben! Lasse mich nur noch einmal die Marken meiner Vaterstadt betreten, nur noch einmal meine Lieben schauen! Ein Denkstein, Dir geweiht, soll dereinst diese Stelle zieren", so flehte er.
   Da rauschte in seiner nächsten Umgebung plötzlich das Geäst der Wacholderbüsche, der Hund wechselte seitwärts - und lief, wie sein nach und nach verhallendes Gebell erkennen ließ - ins Tal. Herr Johannes war gerettet.
   Nach beschwerlicher Wanderung erreichte Herr Johannes die bekannten Waldkomplexe bei Wies und Schlindelhau und stand bald an den Grenzen seiner Heimatstadt.
   Bald darauf verschwand das Wacholdergebüsch auf der Höhe von Münchenreuth. Der Denkstein erhob sich und wurde - wie gelobt - hochgehalten und immer treu geehrt von dem frommen Stifter Johannes Niklas Adler und dessen Nachkommen.
   Das Kirchenbuch von Münchenreuth berichtet, dass am 10.Juni 1713 die auf dem Wege gegen Pechtnersreuth nach einem frommen Gelöbnis auf Kosten des Herrn Johannes Niklas Adler, Egerer Bürgers, zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit errichtete Lapidea Statua von P. Johannes Kayser, Waldsassener Stiftsgeistlicher, damals Vikar von Münchenreuth, geweiht wurde.
   1899 wurde das Denkmal vom Sturm schwer beschädigt und von Thomas Adler aus Eger und Josef Männer aus Pechtnersreuth unter großen Opfern aufgebaut. Die letzte Renovierung erfolgte 1922 durch Gustav Adler, Bankoberinspektor, Eger, Adlergarten, und Dr. med. Emil Adler, Primararzt in Salzburg.

Einsender:
Kurt Landgraf

(Egerer Zeitung, Mitteilungsblatt des Egerer Landtags e.V., Jahrgang 60, Nr.12 von Dez.2009, S.237-238)


Sühnekreuze & Mordsteine