Deutschland Bayern Lkr. Kelheim

Hienheim / OT von Neustadt a.d. Donau


Blick zum Standort

Detail Hand
und Nische

Erläuterungstafel

Foto von 1938
veröffentlicht bei
Seitz (1965)

PLZ: 93333

GPS: N 48° 52,558', O 11° 46,572'

Standort: An der Straße zwischen Essing und Hienheim.

Größe / Material: 336:ø100 / Gemauert und verputzt, runde Säule

Geschichte: Benennung: "Eiserne Hand". In der Literatur und auch im örtlichen Verständnis wird die Hand als Wegweiser gedeutet. Ein rechtsgeschichtlicher Hintergrund kann aber auch bei diesem Mal nicht ausgeschlossen werden (vgl. dazu auch Wattendorf im Lkr. Bamberg). Müller-Veltin (1980) berichtet über derartige "Eiserne Hände" folgendes: "Das Symbol dieser Hand diente häufig zur Kennzeichnung des Bannwaldes und als Warnung für den Forstfrevler, dem noch im 17.Jahrhundert das Abschlagen der Hand drohte. Daß es mit Vorliebe auch an religiösen Wegmälem angebracht wurde, ist in mehrfacher Hinsicht verständlich, nicht zuletzt auch, weil diese oft an markanten Punkten und an Wegkreuzungen standen."
Die Hienheimer Ortsbeschreibung stützt diese These. Hier ist zu lesen: "In früheren Jahrhunderten war der Hienheimer Forst für seine Eichen berühmt. Diese wurden sogar im Mittelalter zum Bau des Chorgestühls im Kölner Dom verwendet. Der kurfürstliche Forst- und Wildmeister Franz Schmid berichtete 1730 dem Kurfürsten Karl Albrecht: 'Die Eichen des Hienheimer Forstes sind so wenig zählbar wie die Sterne am Himmel.' Auch zum Bau der Festung Ingostadt (1826-1847) wurden viele Hunderte mittelgroße Eichen gefällt. Das "Handbuch des Königreiches Bayern" aus dem Jahre 1852/53 berichtet uns, dass die Einwohner von Hienheim auf der Donau eine Menge verarbeitetes Holz zum Teil bis nach Wien verführen. Als kleiner Überrest diese großen Eichenbestandes kann heute noch der ca. 2,4ha große Ludwigshain nördlich der Straße vom Bankerl nach Kelheim mit seinen durchschnittlich 500jährigen Eichen besichtigt werden. Dieser wurde 1939 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

[...] Verläßt man das stattliche Kirchdorf Hienheim (an der Donau gegenüber von Eining) auf der ostwärts führenden Straße nach Altessing, so erblickt man einige hundert Meter vom Ort entfernt auf einer Bodenwelle rechts der Straße eine runde, turmähnliche Säule, welche die ungewöhnlichen großen Abmessungen von nahezu 3 Meter Höhe und fast 1 Meter Durchmesser aufweist. Ein flaches Satteldach aus gewöhnlichen Ziegeln bedeckt das aus verputztem Bruchsteinmauerwerk bestehende klobige Flurdenkmal. Auf der der Straße zugewandten Seite ist unter dem Dächlein eine Nische eingelasren, in welcher sich eine bemalte Blechtafel mit der Darstellung einer Pieta befindet. Darüber ist am Mauerwerk die ziemlich naturgetreue, schmiedeeiserne Nachbildung einer ausgestreckten Menschenhand, welche donauwärts in Richtung zum Weiler Haderfleck weist, angebracht. Erkundigt man sich bei Einheimischen über Sinn und Alter dieses eigenartigen Bildstockes, dann erfährt man über die "eiserne Hand" - wie dieses Flurdenkmal vom Volk genannte wird - folgende Geschichte:
"In alten Zeiten ging ein Mädchen jeden Tag von Haderfleck nach Hienheim in die Schule. An der Stelle, wo heute die Bildsäule steht, war damals noch dichter Wald und hier begegnete dem Mädchen jeden Tag ein Wolf, für den es immer Futter mitbrachte. Einmal hatte es jedoch das Futter vergessen. Der Wolf war darüber so ergrimmt, daß er das Kind selbst auffraß - bis auf eine Hand, welche er liegen ließ. Zur Erinnerung an dieses grausige Ereignis wurde später der Bildstock errichtet und als besonderes Zeichen eine Nachbildung der Hand des unglücklichen Kindes angebracht." (Seitz 1965)

Sage: Eine Näherin ist täglich nach Haderfleck zur Arbeit gegangen. Oft begegnete ihr da ein Wolf den sie dann mit einem Stück Brot fütterte. Eines Tages aber hatte sie das Brot vergessen. Sie konnte dem hungrigen Tier nichts zum Fressen anbieten. Da fiel sie der Wolf an und fraß sie auf. Nur die rechte Hand, mit der die junge Frau ihm so oft das Brot gegeban hatte, ließ er liegen. (Erläuterungstafel am Bildstock)

Quellen und Literatur:
Seitz, Friedrich - Hölzerne und eiserne Hände als Wegweiser, in: Das Steinkreuz, 21.Jg. 1965, Heft 1, S.19-20
Wittmann, Leonhard - Steinkreuze als Wegweiser, in: Das Steinkreuz, 21.Jg. 1965, Heft 1, S.21
Müller-Veltin, Kurt - Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava, 1980, S.54
Schmeissner, Rainer H. - Einiges über Flurdenkmäler im Landkreis Kelheim (2.Teil), in: Steinkreuzforschung, Sammelband Nr.13, 1986, S.24
hienheim.de - Der Ort: Forstamt
recherchiert und bebildert von Jürgen Rist, Lappersdorf (Fotos von Mai 2009)


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