Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Aschersleben-Stassfurt

Ermsleben / OT von Falkenstein i.H.


Der Nagelstein und
der Brunnen zum
Thema "Nagelstein“

Vernagelungen
am Stein

PLZ: 06463

GPS: N 51° 43,937', O 11° 20,670'

Standort: An der Giebelseite des Rathauses von Ermsleben (Stadt Falkenstein); ein paar Meter daneben befindet sich ein moderner Brunnen zum Thema "Nagelstein".

Größe / Material: 270:110:35

Geschichte: Der 2,30m hohe dunkle Stein fand früher als "Bismarkstein" Verwendung, die Befestigungen einer Tafel sind noch zu erkennen. Zu DDR-Zeiten war er ein "Fünfjahrplandenkmal", auch diese Beschriftung ("5“) ist heute entfernt. Er ist vorne und hinten genagelt. (Schulze-Thulin 2007)

   Auf dem Marktplatze zu Ermsleben liegt an der südwestlichen Ecke des Rathauses ein aus zwei Stücken bestehender gefritteter Sandstein (Knollenstein). Denn man muß annehmen, daß beide Stücke früher fest mit einander verbunden gewesen sind, weil die beiden Bruchflächen sich ziemlich genau decken. Bei einer Länge von 3,15 Meter hat die Platte am breitesten Ende eine Ausdehnung von 1,12 Meter und verjüngt sich allmählich bis zu 0,53 Meter. Die Dicke beträgt durchschnittlich 0,33 Meter. Auf der oberen breiten Seite und an den schmalen Längs- und Querseiten sind viele Hunderte von Nägeln eingetrieben, die alle bei Gewitter eingeschlagen worden sein sollen, weil nur dann der Stein die erforderliche Weichheit gehabt habe. Im Mittelalter und auch später sollen wandernde Schmiedegesellen die Nägel eingeschlagen haben. Nach einer anderen damit zusammenhängenden Sage war der Stein das Wahrzeichen von Ermsleben. [...]
   [...] Über den Ermsleber Stein endlich wird berichtet, die Möglichkeit des Einschlagens von Nägeln in denselben sei dadurch gegeben, daß er viele von Natur vorhandene größere und kleinere Röhrchen habe, die mit Thon und Sand gefüllt seien. Bei anhaltendem Regen werde der Thon weich und gestatte dann das Einschlagen der Nägel, was denjenigen, die das Geheimnis nicht kannten, wunderbar erscheinen mußte. Auch hier darum die Sage, daß der Stein bei Gewitter oder Platzregen weich werde. (Größler, 1896)

[...] Zu Ermsleben liegt auch so ein grosser Stein auf dem Marckte, von dem jemand eine eigne Rede gehalten, weil er, eben als die Ascherslebische Speckseite, die besondre Eigenschafft hat, daß er bey Regen-Wetter so weich wird, daß man Nägel darein schlagen kann; zu Aschersleben befand sich auch vor dem Rath-Hause ein sehr grosser Kieselstein, auf welchem die Fischer ehemahls, da die See noch im Stande gewesen, ihre Fische zu verkauffen pflegen, welchen man aber vor etlichen Jahren, da man ihn der ungemeinen Grösse halber zu nichts mehr gebrauchen, auch nicht wegschaffen können, in die Erde versenckt hat; ob nun solches wol oder übel gethan, daß man solches Denckmahl des Alterthums curiosen Augen entzogen, will ich andre erwegen lassen, das weiß ich aber wol, daß ihrer viele damit nicht zufrieden gewesen. (Abel 1730)

Sage:

Quellen und Literatur:
Abel, Caspar - Sächsische Alterthümer: Worinnen der Sachsen alte Geschichte vorfahren, Nahmen, Ursprung und Vaterland, Züge und Kriege, Völcker, Reiche und Colonien, Könige und Fürsten, vornehme Geschlechter und Klöster, Gauen, Kreise und Länder, Sitten und Gebräuche, und was sich sonst noch von uhralten Denckmalen finden läßt..., Braunschweig, in Verlag Ludolph Schröders, 1730, S.273
Größler, Hermann - Altheilige Steine in der Provinz Sachsen, in: Neujahrsblätter, Herausg. von der Hist. Kommission der Prov. Sachsen, Halle 1896
Schulze-Thulin, Britta - Großsteingräber und Menhire. Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2007
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, Okt. 2007


Sühnekreuze & Mordsteine