Deutschland Sachsen-Anhalt Lkr. Aschersleben-Stassfurt

Aschersleben (I / II)
Zur Einzelansicht die Steinkreuze anklicken.

Aschersleben I Aschersleben II

Abbildung bei
Saal (1989)

PLZ: 06449

GPS: N 51° 44,785', O 11° 27,845'

Standort: In Aschersleben an der Mehringer Straße auf der linken Seite in Richtung Mehringen.

Geschichte: Die Steinkreuze stehen an einem vermüllten und ungepflegten Straßenrand.

Sage: Einmal wird eines der beiden Kreuze mit der im Zorn erfolgten Tötung eines Glockengießergesellen in Verbindung gebracht, zum anderen sollen beide Kreuze daran erinnern, daß sich hier zwei Schäfer im Streit um die Weide gegenseitig umgebracht haben. Mündlich wurde berichtet, daß unter dem einen Stein ein Hund begraben läge.
Die Erzählung vom Totschlag des Askaniers Abrecht dem Bären an Udo von Freckleben ist wohl irrtümlich auf eines der beiden Kreuze übertragen worden (Saal 1989).

Quellen und Literatur:
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.14-15
Saal, Walter - Verzeichnis der Steinkreuze des ehemaligen Landes Sachsen-Anhalt, Teil 2. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Band 38, S.257-264, Halle 1954.
Kunze, W. - Von Steinkreuzen in Feld und Wald. In: Germanien 7 (1935) S.291-298.
Weigel, K. Th. - Von Steinkreuzen und Sühnesteinen im Harz. In: Montagsblatt 73 (1931), Nr.23, S.180-182.
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, Jan. 2007



Aschersleben (I)
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Größe / Material: 131:82:21 / Sandstein

Geschichte: Das westliche Kreuz ist ein parallelkantiges lateinisches Kreuz mit einer Bruchstelle am Schaft, die mittels zweier Stahllaschen auf der Nord- und Südseite, die durch Anker verbunden sind, überbrückt ist. Der westliche Arm ist durch Abschläge verkürzt, der östliche Arm zeigt ebenfalls Abschlags- und Verwitterungsspuren. Der Bruch im Schaft liegt 1,15m unter der Kopfoberfläche. Spätes 15. Jahrhundert. (Saal 1989)

Sage:



Aschersleben (II)
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Größe / Material: 76:77:32 / Muschelkalk

Geschichte: Das östliche Kreuz macht ebenfalls den Eindruck eines lateinisehen parallelkantigen Kreuzes, doch hat der Kopf Tatzenform und auch die Arme dürften ähnlich geformt gewesen sein. Am Kopf und dem Ostarm befinden sich Abschlagsschäden, vor allem ist die Rückseite des östlichen Armes stark abgeschlagen, doch zeigt auch der Kopf und vor allem die Rückseite Verwitterungsspuren. Mitte des 15. Jahrhunderts.(Saal 1989)

Sage:



Aschersleben (III)

GPS:

Standort: In Aschersleben fährt man auf der "Hecklinger Staße" immer weiter. Sie führt aus der Stadt hinaus; anfangs als alter gepflasterter Fahrweg (Hecklinger Chaussee). Diese "Chaussee" ist aber inzwischen zu einem Feldweg geworden. Wenn man diesem nach dem Ortsausgang gut einen Kilometer gefolgt ist, muss man eine Brücke über die neu gebaute B6 überqueren. Danach geht es noch einmal etwas mehr als 1km geradeaus. Dann biegt der Weg nach rechts ab. Die nächste Abzweigung nach links führt dann auf eine Anlage mit Windrädern zu, wo sich auch eine Anpflanzung von Bäumen befindet. Wenn man dem Weg durch diese Anpflanzung folgt, befindet sich der Menhir nach einigen Metern links, wiederum einige Meter vom Weg entfernt etwas versteckt unter einer Kastanie.

Größe / Material: 145:185:35-40

Geschichte: Die "Blaue Gans" ist ein Menhir, an dem auch einige wenige Nägel zu sehen sind. Interessant ist wieder die Bezeichnung "blau" (siehe Steinkreuz "Blauer Bulle" bei Ballenstedt). Schulze-Thulin (2007) schreibt, dass vermutlich bei dem Stein im Mittelalter Recht gesprochen wurde, da die Bezeichnung "Blaue Steine" für alte Rechtssteine üblich gewesen seien.

   25) Auf einen ziemlich unbekannten Stein von genau derselbven Art und auch annähernd derselben Größe und Form, die blaue Gans genannt, macht ebenfalls Herr Pastor Becker aufmerksam. "Er steht auf der weiten Feldflur zwischen Winningen, Hecklingen und Aschersleben, etwa 1 Stunde nördlich von dieser Stadt." -
Der Stein selbst steht auf keinem Hügel, doch ist der Boden umher auffallend unfruchtbar und kieshaltig. Seine Höhe beträgt 1,45 Meter, seine größte Breite 1,85 Meter und die Dicke 35-40 Centimeter. Die Breitseiten sind nach Osten und Westen gerichtet. eingeschlagene Nägel waren nur wenige zu entdecken, nämlich auf der Ostseite einer und auf der Westseite sechs, obwohl vorhandene Kanäle reichlich Gelegenheit geboten hätten, noch mehr einzutreiben! (Größler 1896)

Sage:

Quellen und Literatur:
Becker, H. - Die Speckseite bei Aschersleben. In: Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde, 22.Jg. (1889), S.377-406
Größler, Hermann - Altheilige Steine in der Provinz Sachsen, in: Neujahrsblätter, Herausg. von der Hist. Kommission der Prov. Sachsen, Halle 1896, S.18-19
Straßburger, Prof. Dr. - Die Speckseite bei Aschersleben. In: Die Provinz Sachsen in Wort und Bild. Berlin: Klinkhardt 1900, Faksimile-Ausgabe, Naumburger Verlagsanstalt 1990, S.235-237
Schulze-Thulin, Britta - Großsteingräber und Menhire. Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2007
megalithic.co.uk
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, Aug. 2007



Aschersleben (IV)


Rückseite

seitliche Ansicht

Blick zum Standort

Vernagelungen

GPS: N 51° 44,995', O 11° 28,778'

Standort: In Aschersleben Richtung Groß Schierstedt fahren; etwa hundert Meter vor dem Ortsausgangsschild erscheint rechts der Hügel, auf dem der Nagelstein steht.

Größe / Material: 180:180:25 / Quarzit

Geschichte: Auf der Erläuterungstafel am Stein ist zu lesen:
Hier, am östlichen Stadtrand von Aschersleben, steht nahe der Straße nach Groß Schierstedt auf einer Anhöhe ein 1,90m hoher Menhir aus Quarzit (ca. 1,0m stecken noch in der Erde).
Der Volksmund hat diesem Stein wegen seiner glänzenden Oberfläche den Namen "Speckseite" gegeben.
Er steht auf einer natürlichen Anhöhe, der noch ein flacher Hügel aufgesetzt ist. Direkt am Stein wurde durch Grabungen ein vorgeschichtliches Steinpackungsgrab nachgewiesen. Diese Grabanlage hat ein Alter von etwa 4000 Jahren und gehört in die ausgehende Jungsteinzeit oder beginnende Bronzezeit. Es ist davon auszugehen, dass alles gleichzeitig angelegt wurde: Steinpackungsgrab, Grabhügel und als Grabstele die "Speckseite".
Um den Grabhügel fanden sich außerdem mittelalterliche Gräber. Der alte Grabhügel mit dem Menhir war dann im Mittelalter eine bedeutende Gerichtsstätte im Schwabengau. Erst viel später, in der Neuzeit, stellte sich wohl der Brauch ein, dass vorbeiziehende Schmiedegesellen und Fuhrleute als Zeichen ihrer Geschicklichkeit schmiedeeiserne Nägel in den Stein schlugen. Diese Nägel sind vor allem auf der Ostseite des Steins zu sehen.
So hat die "Speckseite" von Aschersieben viel zu bieten: sie ist Grabstele einer vorgeschichtlichen Grabanlage, Gerichtsmenhir und Nagelstein in einem.

23) Ein in letzter Zeit viel genannter und besprochener Nagelstein ist die Speckseite bei Aschersleben, eine auf dem Gipfel eines einstmals von Linden umgebenen etwa 40 Fuß hohen Hügels an der Straße von Aschersleben nach Winningen stehende, etwa 2m breite, 1,82m hohe und 30cm dicke Steinplatte der Braunkohlenformation, in deren Nähe Spuren zahlreicher Bestattungen, aus Aschenlage, Steinsetzungen und Urnenscherben bestehend, gefunden worden sind. Die eine Breitseite ist nach Osten und die andere nach Westen gerichtet, wie der verwohrene Stein am Welfesholz u.a.
"Die westliche Seite des Steines zeigt Unebenheiten in der Form großer flacher Blasen, während die Rückseite nichts Bemerkenswertes in ihren Unebenheiten hat. Besonders da, wo die Blasen zusammenstoßen, aber auch an anderen Orten auf beiden Seiten, sind eiserne Nägel bis auf den Kopf in den Stein hineingetrieben, und zwar in großer Zahl, aber in unregelmäßiger Gruppierung und Dichtigkeit." (Becker 1889)
Angeblich stecken Tausende von Nägeln darin. Auch von diesem Steine behauptete nach einer Mitteilung des bekannten, aus Mehringen unweit Aschersleben stammenden Kanzelredners Ahlfeld das Volk, daß er bei Gewittern so weich werde, daß man Nägel hineinschlagen könne. "Dieser Stein" - fügt Pastor Becker, ein kühnes bild gebrauchend, hinzu - "ist jedem richtigen Aschersleber an das Herz gewachsen, und schon die Jugend umgibt ihn in ihren Träumerein mit ahnungsvollem Geheimnis, seine Umgebung berge sicher noch staunenswerte Schätze aus fernsten Zeiten im Schoß der Erde." Der Ursprung der Vernagelung aber wird vom Volke auf folgenden Brauch zurückgeführt: Wenn in alten Zeiten die Roßkammknechte die Straße von Leipzig nach Braunschweig zogen, die über Aschersleben führte, so mußte jeder Neuling unter ihnen eine Anzahl Nägel in die harte Speckseite eintreiben und wurde dabei bis zur Vollendung des Geschäfts gehörig mit Peitschenhieben traktiert. Eine etwas allgemeiner gefaßte Mitteilung besagt, es seien bei Aschersleben junge Knechte, an anderen Orten junge Handwerksburschen, wenn sie zum erstenmal vorbeifuhren oder vorbeiwanderten, von ihrem älteren Berufsgenossen so lange gehauen worden, bis sie einen Nagel eingeschlagen hatten. Zu beachten ist übrigens, der Wiederkehr des Namens wegen, daß ein etwa 200 Schritt südlich vom Bahnhofe Güsten in Anhalt stehender und mit seinen Breitseiten ebenfalls nach Osten und Westen gekehrter, jetzt aber stark nach Osten geneigter Findling von derselben Art, wie der Aschersleber Stein, in welchem aber Herr Pastor Becker keine Nägel hat entdecken können, gleichfalls den Namen Speckseite führt. (Größler 1896)

Sage:

Quellen und Literatur:
Becker, H. - Die Speckseite bei Aschersleben. In: Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde, 22.Jg. (1889), S.377-406
Größler, Hermann - Altheilige Steine in der Provinz Sachsen, in: Neujahrsblätter, Herausg. von der Hist. Kommission der Prov. Sachsen, Halle 1896, S.17-18
Straßburger, Prof. Dr. - Die Speckseite bei Aschersleben. In: Die Provinz Sachsen in Wort und Bild. Berlin: Klinkhardt 1900, Faksimile-Ausgabe, Naumburger Verlagsanstalt 1990, S.235-237
Karstens, Heinrich - Findlinge und alte Steinmale in Niedersachsen, in: Völkischer Beobachter, Nr.319 vom 5.11.1943
Fieber, Wernfried - Exkursion der Archäologischen Gesellschaft am 11.April 1999 in die Region Aschersleben, in: Archäologie in Sachsen-Anhalt, Heft 9, 2000, S.38
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, Sept. 2007



Aschersleben (V)


die andere Seite

Abbildung bei
Saal (1989)

GPS: N 51° 45,051', O 11° 28,110'

Standort: "Lindenstraße 49", im Garten hinter dem Haus (auf dem Hof). Neben diesem Grundstück beginnt auch der "Kreuzmühlenweg". Gegenüber mündet die "Kreuzstraße" in die "Lindenstraße".

Größe / Material: 192:94:27 / Sandstein

Geschichte: Hinten rechteckige Löcher, vorn 2, hinten 1 Haken mit Eisenring.

Im Garten des Grundstückes Lindenstraße 49 an der westlichen Grundstückmauer zu Nr.47.
Parallelkantiges lateinisches Kreuz. Der Kopf ist auf der Rückseite in einer Größe von 24cm:29cm:13cm abgearbeitet; am nördlichen Arm befindet sich eine Abschlagstelle; sonst sind nur geringe Verwitterungsschäden feststellbar. Am Schaft sind vorn 2 Eisenringe und hinten einer eingelassen. Außerdem befinden sich vier sichere und ein nicht gesichertes Riegelloch für eine Zaunbefestigung im Kreuz. Nach der Anordnung der Löcher muß das Kreuz schon bei ihrer Anbringung schief gestanden haben. Spätes 15. Jahrhundert.
Vor der Bebauung dieses Teils der Lindenstraße soll der nach Süden abzweigende Weg "Kreuzweg", die Flur "am Kreuze" und die in der Nähe gelegene Wassermühle "Kreuzmühle" geheißen haben. Der Sage nach soll der Askanier Albrecht der Bär das Kreuz für den Totschlag an dem Grafen Udo von Freckleben haben setzten lassen. (Saal 1989)

Das dritte dieser Denkzeichen steht an einer Mauer in einem Garten in der Lindenstraße Nr.42. Die hier abzweigende Seitenstraße führt den Namen "Kreuzstraße", und die Wassermühle in unmittelbarer Nähe wird als "Kreuzmühle" bezeichnet. Die Feldflur führte ehemals vor der Besiedlung die Bezeichnung "am Kreuze". Der Sage nach soll jenes Kreuz zur Sühne vom Askanier Albrecht dem Bären gesetzt worden sein, weil er den Grafen Udo von Freckleben an jener Stelle erschlagen haben soll, weil jener vom Kaiser Lothar v. Sachsen vor Albrecht mit der Nordmark belehnt wurde. Historisch stimmt jedoch diese Sage nicht mit der Tatsache überein, denn der Vorgänger in der Nordmark war Konrad von Plötzkau, genannt die "Sachsenblume". Derselbe ist auf einem Zuge des Kaisers als Held gestorben. Verständnislose Menschen haben in früherer Zeit die beiden sichtbaren Ringe zum Anlegen der Ochsen des benachbarten Bauerngehöftes anbringen lassen. (Kunze 1935)

[...] Solcher Creutze trifft man z.E. unterschiedliche vor Aschersleben an, bey deren einem ohne Zweiffel Marckgraf Rudolph von Marckgraf Alberti Ursi Leuten todt geschlagen worden, wie ich schon c.I. §.21. Angemerckt, und ist solches viel wahrscheinlicher, als daß daselbst ein Glockengiesser seinen Lehr-Jungen ermordet, oder man auch aus der Stadt zur Zeit des Pabstthums so weit in Procession gegangen sey, wie sich einige ohne Grund einbilden. (Abel 1730)

Sage: Der Sage nach soll der Askanier Albrecht der Bär das Kreuz für den Totschlag an dem Grafen Udo von Freckleben haben setzten lassen

Quellen und Literatur:
Abel, Caspar - Sächsische Alterthümer: Worinnen der Sachsen alte Geschichte vorfahren, Nahmen, Ursprung und Vaterland, Züge und Kriege, Völcker, Reiche und Colonien, Könige und Fürsten, vornehme Geschlechter und Klöster, Gauen, Kreise und Länder, Sitten und Gebräuche, und was sich sonst noch von uhralten Denckmalen finden läßt ... Braunschweig, in Verlag Ludolph Schröders, 1730, S.271-273
Weigel, K.Th. - Von Steinkreuzen und Sühnesteinen im Harz. In: Montagsblatt 73 (1931), Nr.23, S.180-182
Kunze, W. - Von Steinkreuzen in Feld und Wald. In: Germanien 7 (1935) S.291-298
Saal, Walter - Verzeichnis der Steinkreuze des ehemaligen Landes Sachsen-Anhalt, Teil 2, in: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Band 38, S.257-264, Halle 1954
Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.15
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt (Bilder von Januar 2008)


Sühnekreuze & Mordsteine