Standorte von Flurdenkmalen


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Das gefeite Dorf.
Wegkreuze im Gebiet zwischen Neckar und Main

von Heiner Heimberger
Max Walter - Amorbach gewidmet.

Schrifttum:
Buchberger M., Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 10, 1938.
Deutsche Gaue, Kaufbeuren, Jg. VI, S. 142; Jg. X. S. 113; Jg. XI, S. 117.
Deutsche Gaue, Sonderheft 38, Kreuze, Medaillen, Amulette.
Dombart Th., Das Kreuz mit zwei u. drei Querbalken, Bayr. Hefte f. Volkskunde II. Jg. 1915, Heft 2/3. S. 157 ff.
Fehrle E., Antiker Hagelzauber, Alemannia 3, S. 13 ff.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens.
Kainz P. St., Heiligkreuzbüchlein, Kloster Scheyern, o. J.
Koch H., Sonderformen des Heilandkreuzes, Studien zur Deutschen Kunstgeschichte, Heft 303, Straßburg 1934.
Schilling R., Das alte malerische Schwarzwaldhaus, Freiburg 1915.
Spamer A., Die Deutsche Volkskunde II, Berlin 1934, S. 8, 11, 12, 17.
Walter M., Vom Steinkreuz zum Bildstock, Karlsruhe 1927.
Walter M., Die Volkskunst im bad. Frankenland, Karlsruhe 1927.
Zöckler D. O., Das Kreuz Christi, Religionshistorische u. kirchlicharchäologische Untersuchungen, Gütersloh 1875.

   Zeitgemäß ist der Begriff "Gefeites Dorf" längst nicht mehr. Er war es, als die vier apokalyptischen Reiter aus Dürers Holzschnitt durch die Lüfte jagten, als Hunger und Elend, Krankheit und Tod leibhaftig durch die Dörfer und Städte gingen und als Hexen und Teufel nicht nur geglaubt, sondern auch gewußt und gesehen wurden.
   Solche Zeiten körperlicher und seelischer Bedrängnisse brachten den mittelalterlichen Menschen nach vielen ergebnislosen Versuchen, dem Schicksal auszuweichen, zu einem bedingungslosen Sichfügen und zur Anheimstellung des eigenen Lebens unter den Willen Gottes.
   Wenn aber Unwetter, Mißwachs und Hungersnöte, Viehseuchen und das große Sterben über das Land hereinbrachen, schlugen sie gleicherweise Gerechte wie Ungerechte. Es galt darum, die Schicksalsgemeinschaft der Dorfbewohner und damit das Dorf selbst vor diesen Gefahren zu bewahren. Gebete zur Schutzmantelmadonna, zu den vierzehn Nothelfern und den vielen anderen Fürbittern in Notzeiten waren für den nüchternen Wirklichkeitssinn der Bauern nicht ausreichend genug. Sie wollten allem Unheil den Zutritt zu Flur und Dorf von vornherein unmöglich machen durch Aufrichten von Bannmeilen und Grenzmarken, durch Zeichen also, die im Volk seit alters als heilig und unverletzlich galten. Aus der christlichen Glaubenslehre kannten sie das Kreuz als Abwehr gegen die Einflüsse der bösen Mächte. Darum stellten die Bauern an den Gemarkungsgrenzen, dort, wo Wege zum Dorf führten, gewaltige hohe Holzkreuze auf, vor allem Doppelkreuze, denen besonders wirkungsvolle Abwehrkräfte zugeschrieben wurden. Zusätzlich vom Pfarrer geweiht, sollten sie - wie die blutbestrichenen Türpfosten im alten Testament - den Plagen abwehrend weisen, daß die Menschen sich unter den Schutz Gottes stellten.
   Für die Geschichte der Volksfrömmigkeit als Zweig der Volkskunde ist es aufschlußreich, diesem alten Brauchtum nachzuspüren und überdies auch dringlich, denn es trägt schon bedenkliche Zeichen des Welkens. Solche Wegkreuzsetzung besteht heute noch in vielen katholischen Gegenden Deutschlands. Eigenartigerweise wurden aber darüber noch nirgends landschaftliche Einzeluntersuchungen angestellt, so daß es schwer war, die vorliegende Abhandlung - sollte sie über eine bloße Bestandsaufnahme hinausgehen - in Beziehung zu den anderen Wegkreuzgebieten zu bringen, Zusammenhänge festzustellen und landschaftsgebundene Besonderheiten herauszufinden. Ob sich hierbei Unrichtigkeiten eingeschlichen haben, wird erst dann festgestellt werden können, wenn spätere Forschungsergebnisse einen Überblick über sämtliche Vorkommen gestatten.
   Heute lassen sich vier Haupttypen von hölzernen Wegkreuzen erkennen:
   1. Das Doppelkreuz. Es war über ganz Süddeutschland verbreitet und dort in allen Wegkreuzgebieten heimisch als "Waffen-Christi-Kreuz", als "Geschnitztes", wie auch als "Unverziertes Kreuz". Heute herrscht es nur noch im Gebiet südlich der Donau vor. Den spärlichen Urkunden nach darf in ihm der älteste Kreuztyp vermutet werden, doch ist seine Zeit abgelaufen; schnell und unaufhaltsam bildet es sich zum einbalkigen Kreuz zurück. Denn seit es vor über 1½ Jahrhunderten der Ursachen seiner besonderen Verehrung beraubt wurde, hat die immer schnellebiger werdende Zeit seine ursprüngliche Bedeutung völlig vergessen.
   2. Das Waffen-Christi-Kreuz mit den plastisch geformten Leidenswerkzeugen, die an und zwischen den Kreuzbalken befestigt sind, besonders eindrucksvoll, wenn es sich um reichverzierte doppelbalkige Stücke handelt, wie sie in den Alpen und auf der ihnen vorgelagerten bayerisch-schwäbischen Hochebene häufig anzutreffen sind. Außer diesen Hauptverbreitungsgebieten kommen diese Kreuze strichweise auch in der Oberpfalz vor; sie verebben im Westen in einigen. Tälern des Schwarzwaldes. Belegt sind sie übrigens vereinzelt auch in Südtirol (Ultental und Mittelgebirge von Tisens).1+2)
   3. Das Geschnitzte Kreuz. Es zeigt die Leidenswerkzeuge nicht plastisch, sondern als Flach- oder versenktes Relief, ins Holz der Kreuzbalken eingeschnitzt. Seine Verbreitung erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung vom Niederrhein über den Kölner und Bonner Raum, die untere Sieg, den vorderen Westerwald, den hessischen Odenwald, badisch-württembergisch Franken, die Ellwanger und Aalener Gegend zur Schwäbischen Alb und darüber hinweg bis an den Bodensee. Damit soll jedoch keineswegs eine kultgeographische Wanderrichtung festgelegt werden.
   4. Das Unverzierte Kreuz. Im Bodenseegebiet kommt es unter dem Namen "Wetterkreuz" ohne Kruzifixus und ohne Nische mit einem etwa meterhoch über dem Boden abgesetzten Schaft vor. In Südtirol (Ultental) steht es, ein- bis dreibalkig, nur manchmal mit einem Kästchen mit Heiligenreliquien, auf weithin sichtbaren Geländepunkten zur Verhütung von Blitzschlag und Hagel1). Auch in der Oberpfalz (Kreis Neustadt/Waldnaab und Vohenstrauß) findet sich diese einfachste Form mit aus Blech geschnittenem Kruzifixus häufig, jedoch ohne Nische, als Schutz vor Unwetter. Daß die Kreuze immer und überall in die Flurprozession miteinbezogen sind, gibt ihnen von vornherein den Anschein einer alten Tradition. Die Missionskreuze, deren Aufstellung nicht nur in der Nähe der Kirche, sondern auch in der Feldflur seit einigen Jahrzehnten von der Geistlichkeit gefördert wird, müssen hier allerdings ausgenommen werden, denn sie haben mit dem alten Brauch der Wegkreuzsetzung nichts zu tun. Missionskreuze sind lediglich Erinnerungszeichen an kirchliche Andachts- und Bekehrungswochen, wie sie überall in katholischen Gemeinden alljährlich durchgeführt werden.
   Die entwicklungsgeschichtliche Untersuchung des Brauchtums hat sich zunächst mit der Frage zu befassen, welche Vorbedingungen im Volk so tiefgreifende Beziehungen zu den Wegkreuzen ermöglichten, daß ihre Setzung zum Volksbrauch wurde. Es muß angenommen werden, daß die seelischen Voraussetzungen hierfür die gleichen waren, aus denen heraus in vorchristlicher Zeit die Opferpfähle und Menhire in Mittel- und Westeuropa3) aufgerichtet wurden: einmal der Glaube, daß der Mensch das Naturgeschehen durch bloße Wünsche und vorbildliche Handlungen unmittelbar beeinflussen könne - hier fand eine weitgehende Vermenschlichung der Umwelt statt -, zum anderen aber das Umgekehrte, indem die Innenwelt der Gefühle und Regungen nach außen versetzt wurde und selbständige Wesenhaftigkeit gewann. Neid und Haß, Furcht und Leiden nahmen die Gestalt von Unholden an und bevölkerten die Welt4). Auf hölzerne und steinerne Kultmale stieß das Christentum, als es auf den Römerstraßen vom Rhein her nach Germanien vordrang. (Die Römer selbst hatten übrigens auch aus einer ähnlichen - freilich zivilisierteren - Weltanschauung heraus ihre Wegegöttersteine an den Heeresstraßen in den besetzten Landen aufgestellt, wie Einzelstücke in den Museen von Trier, Mainz, Bonn und Köln bezeugen). Jedenfalls enthalten die Dicta Pirmins (gest. 753) und die Missionierungsanordnungen Papst Gregors d. Gr. (gegen Ende des 6.Jahrhunderts) deutliche Beweise für die magischen Bedürfnisse der heidnischen Völker.
   Wollte die Kirche jenen Bildzeichen etwas Entsprechendes entgegensetzen, so kamen zunächst nur Kreuze in Betracht. Kaiser Konstantin, der 325 das Christentum zur Staatsreligion erhob, ließ im Römischen Reich statt der "abgöttischen Säulen" an den Wegen Kreuze errichten, wie Eusebius in der Lobrede auf den Kaiser berichtet5). In Mittel- und Westeuropa begann die Verbreitung der Kreuze im 5.Jahrhundert. Die Bischöfe des Frankenreichs verordneten in der Synode zu Soissons im Jahre 744, daß die von dem Irrlehrer Adalbert in den Bistümern aufgestellten Kreuze verbrannt werden sollten6). In einem Erlaß des Königs Ludwig von Aquitanien vom Jahr 808 und in einer Urkunde Kaiser Ludwigs von 838 werden Kreuze als Grenzzeichen angegeben7). Hagelkreuze an den Feldwegen sind schon seit dem 13.Jahrhundert belegt8). Die meisten dieser Zeichen scheinen jedoch nicht lediglich ins Große übertragene Nachbildungen einfacher Hand- und Standkreuze gewesen zu sein, die von Glaubensboten mitgebracht worden waren oder in den folgenden Jahrhunderten um die Zeit der Kreuzzüge auf verschiedenen Wegen nach Deutschland kamen. Es waren vielmehr seltsame Doppelkreuze, deren oberster Querbalken sich ursprünglich durch die Verlängerung der Inschriftentafel ergab. Gerade solche doppelbalkigen Kreuze genießen, mit mancherlei Gnadenkräften ausgestattet, heute noch hohe Verehrung. Mögliche Vorbilder werden als Kostbarkeiten in den Schatzkammern der Klöster und Dome gehütet und an Festtagen den Gläubigen zur Schau gestellt, denn sie enthalten meist Kreuzpartikel und Reliquien. Es wird Aufgabe der vorliegenden Untersuchung sein, diese Zusammenhäng durch Belege zu beweisen.
   Seit der frühchristlichen Zeit hat das Doppelkreuz seine Wanderung durch ganz Europa angetreten, wie die Namen Griechen-, Ungar-, Lothringer- und Spanisches Kreuz beweisen. Auf die Verwendung im kirchlichen Brauchtum deuten Bezeichnungen wie Bischofs- und Patriarchenkreuz hin; war es doch seit alters Brauch, daß doppelbalkige Kreuze diesen Kirchenfürsten vorgetragen wurden. Auch gehörte es in Jerusalem bis ins 8.Jahrhundert zu den Gepflogenheiten des jeweiligen Patriarchen, dem Volk ein Doppelkreuz mit einer Kreuzpartikel in der Karwoche zur Verehrung und Wunderheilung zu zeigen. So soll der Name "Patriarchenkreuz" für die vielen Nachbildungen entstanden sein, die durch Pilger in Europa weiteste Verbreitung fanden, zumal ihnen allerlei Schutz- und Abwehrkräfte zugeschrieben wurden. Dargestellt ist es in dreierlei Formen: häufig mit kleeblattartigen, seltener mit ausgeschweiften Enden (auch unter dem Namen Ungarkreuz bekannt), ferner in einer Verquickung beider Arten (Abb.1, 2, 3). Aus dem Patriarchenkreuz, dem ältesten bekannten Doppelkreuz, scheinen alle anderen hervorgegangen zu sein. Von ihnen, die sich immer nur durch anders geformte Balkenenden unterscheiden, seien hier nur zwei herausgegriffen, denn diese dienten nicht nur als Muster für die Wegkreuze, sondern standen zu ihnen - wie später gezeigt wird - in einer besonderen Weise in Beziehung.

Patriarchen-Kreuze

Scheyrer- Caravaca-Kreuze


   Die Geschichte des Scheyrerkreuzes ist urkundlich belegt. Der Patriarch Fulcherius (1146-1157) schickte eine Kreuzpartikel mit Sendschreiben durch einen Almosensammler, den Kanoniker Konrad, von Jerusalem aus nach Deutschland. Dort kam die Reliquie über Dachau im 14.Jahrhundert in das Benediktinerkloster Scheyern in Oberbayern, wo sie heute noch verehrt wird. Die Indulgenzen dieses Doppelkreuzes umfassen - neben verschiedenen päpstlichen Ablässen in Verbindung mit dem Maurus-Segen - Hilfe für alle Kranken und Leidenden, ferner Segnungen und Exorzismen und Schutz vor heftigen Gewittern und Hagelschlag. Diese ihm zugeschriebenen "Wunderkräfte führten im Volke rasch zu seiner großen Verbreitung. Heute wird das Kreuz in verschiedenen Größen und Ausführungen als Skapulier gebraucht. Durch seine gleichbreiten Balken mit den geraden Enden wirkt es sehr schlicht (Abb.4). In Frankreich wird diese Form als Lothringer Kreuz verehrt. Auf welch einfache Art das Kreuz auch in einer vom Kloster Scheyern weit entfernt liegenden Gegend bekannt wurde, dafür haben wir einen geradezu klassischen Beweis. Der Orden selbst war es, der auf die Verbreitung seiner einzigartigen Kostbarkeit bedacht war. In einer der vielen Benediktiner-Niederlassungen, dem Kloster Zwiefalten (Wttbg.) befindet sich ein goldenes Tafelreliquiar aus dem 11.Jahrhundert, das in seinem Kern unverkennbar das Scheyrerkreuz enthält. Dadurch, daß den Wallfahrern in Zwiefalten dieses Reliquiar zur Verehrung gezeigt wurde, bildete sich dort ein weiterer Ausstrahlungspunkt für dieses Zeichen. Die geschäftstüchtigen Wachszieher und Zinngießer, die Gold- und Silberschmiede, die Andachtsbildchen- und Gebetszetteldrucker kamen gerne dem Wunsche der Wallfahrer nach, die wenigstens ein Abbild des verehrten Kreuzes als Schutzzeichen mit nach Hause nehmen wollten. Das Zwiefaltener Tafelreliquiar ist übrigens noch aus einem anderen Grund für uns von Bedeutung. Seine vier kreisrunden, farbenprächtigen Goldzellenschmelz-Medaillons zeigen die "Fünfwunden Christi", also Hände, Füße und - an Stelle des Herzens - ein Christushaupt und zwar in einer Technik, die vom 6. bis 13.Jahrhundert nachweisbar ist und der Schule von St. Emmeran zu Regensburg zugeschrieben wird9). Von diesem frühchristlichen Pestschutzzeichen wird später noch die Rede sein.
   Die Wegkreuzforschung wird auf die alten christlichen Kultstätten besonderes Augenmerk zu richten haben. Der Strahlungsbereich der Klöster, Wallfahrtsorte und Bischofssitze wirkte oft weit über die nächste Umgebung hinaus. So scheint Köln für den Niederrhein und die untere Sieg, Limburg für den vorderen Westerwald Anregung und Vorbild zur Kreuzsetzung gegeben zu haben. Im Limburger Domschatz befindet sich ebenfalls ein Tafelreliquiar mit einem Doppelkreuz. Es ist ein Meisterwerk byzantinischer Emailkunst aus der ersten Hälfte des 10.Jahrhunderts. Der Überlieferung nach besteht es aus Holz vom Kreuz Christi und soll in den Feldzügen der oströmischen Kaiser den Truppen vorangetragen worden sein. Zwischen farbigen Emaildarstellungen von Engeln und Heiligen ist ein Doppelkreuz mit geraden Enden ausgespart. Seine Umrißlinien haben jedoch, zum Unterschied vom Scheyrerkreuz, in den Schnittpunkten der Balken viertel-kreisförmige Ausweitungen.
   Nun folgt noch die Legende des Spanischen Kreuzes: einer frommen Sage nach brachten es während der maurischen Zeit (756-1031) in der Stadt Caravaca Engel aus dem Himmel hernieder. Da nun diese Stadt in der Folge von Gewittern nicht mehr heimgesucht wurde, entstand der Glaube an seine Abwehrkräfte gegen Blitzschlag, Sturm, Hagel und Wolkenbruch. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde dieses Doppelkreuz von Papst Urban VIII. (1623-1644) bestätigt. Seine fünf Kreuzenden sind bei dem Originalkreuz zunächst lappenförmig gebogen, verbreitern sich dann spitzeckig, haben aber gerade Abschlüsse (Abb.5). Dieses Kreuz ist ein Schulbeispiel dafür, wie landfremde Motive in die deutsche Volksfrömmigkeit einsickerten. Sein Auftauchen, die rasche, vornehmlich von den Jesuiten propagierte Ausbreitung und das völlige Abklingen dieses Amuletts im 18.Jahrhundert sind genauestens erforscht10).
   Die ältesten Belege für eine Häufung von Kreuzen, aus denen auf ein Brauchtum geschlossen werden kann, stammen erklärlicherweise nicht aus Landgemeinden, sondern aus Städten. Im mittelalterlichen Freiburg i.Br. sind in einer Zeitspanne von nur 69 Jahren an drei Stadttoren vier Kreuze erwähnt1) und zwar:
   1343 vor dem Predigertor bei dem Kenzingerskreuz,
   1368 "das krütze vor St. Peters tor bi der krützegasse, des umbhin das krütze vor Buggenrütins tor bi der linden, dem man spricht des Tegelins krütze",
   1412 "Krotzinger Kreuz vor dem Predigertor".
   Diese Kreuze sind allein durch ihren Standort vor den Toren als Hüter der Stadt vor übersinnlichen Gefahren gekennzeichnet.
   Auf dem Lande setzen die schriftlichen Nachweise erst viel später ein, zu einer Zeit, in der Sinn und Zweck des Wegkreuzes schon deutlich erkennbar ist. Der älteste Beleg aus dem Untersuchungsgebiet - und zwar aus dem "Bauland" - stammt aus dem Jahr 1668 und findet sich in einem Kopialbuch (490) des Generallandesarchivs Karlsruhe (fol.4-25). Er lautet: "(13) Gelait. Das gelait im ambt und cent Buchen stehet dem Erzstift auch einzig zue und fängt an von den Pfälzischen grenzen, wehret aufs Würtenberger land zue gen Senfeld hinaus of die hoche Straße, wo sich die Senfelder markung von dem Mainzischen centboden scheidet, alda ein creutz in ein holz gehauen"; (zum Vergleich: ältester Bildstock im Bauland: Osterburken 1599, im Taubergrund: Külsheim 1483, Gamburg 1493).
   Wenn dieser Beleg auch nichts über Art und Form des Holzkreuzes aussagt, so ist er doch ein wertvolles Zeugnis zur Frage "Grenzkreuz". Da eine kirchlich-dogmatische Begründung für die Aufstellung von Wegkreuzen nirgendwo zu finden ist und da diese auch nie als Erinnerungsmale an besondere Geschehnisse gesetzt wurden, können sie füglich nur als Schutz- und Abwehrzeichen gedient haben. Die Holzkreuze bezeugen dies allein schon durch ihre Standorte, die übrigens durch die Jahrhunderte hindurch mit großer Zähigkeit bis heute beibehalten wurden. Sie finden sich nämlich ausschließlich an den Fahrwegen, die zu den Nachbardörfern führen, zunächst einmal an den Gemarkungsgrenzen, dann aber auch näher der Siedlung zu und zwar dort, wo früher, vor der Flurerweiterung, die Wege den Waldrand erreichten. Der innerste Kreis der Holzkreuze steht oft nur wenige hundert Meter vom Kern des Dorfes entfernt. In der Ellwangener und Aalener Gegend dringen sie sogar in die Bauernhöfe ein. Nie finden wir sie an reinen Feldwegen, öfters dagegen an den uralten, kaum mehr benutzten Durchgangsstraßen, die - meist auf den Geländewellen - die Gemarkung durchziehen. Die rings um die Siedlung verteilten Kreuze gemahnen an Wachposten und Feldwachen, die das Dorf und seine Bewohner vor jeglicher Gefahr schützen sollen. Eine Übersichtskarte der Gemarkung Berolzheim, Kreis Buchen (Abb.6), veranschaulicht dies deutlich. Aber auch die meisten anderen Dörfer hätten als Beispiele gewählt werden können, doch sind gerade in Berolzheim die Kreuze beinahe vollzählig (16 von 17 Stücken) erhalten. Die Kontinuität der Kreuzstandorte läßt vielfach auch in Fluren, in denen heute nur noch steinerne Kreuzaltäre stehen, das frühere Vorhandensein von Holzkreuzen annehmen.

Emmingen ab Egg,
Alter Weg nach Tuttlingen.
Höhe ca. 3,20m


   Der Beweis für den ursprünglichen Abwehrzweck der Kreuze wäre nicht überzeugend, würde er sich allein auf die den Doppelkreuzen nachgesagten Abwehrkräfte und den Standort der Wegkreuze stützen. Wir müssen daher einige der spärlichen Erwähnungen von Wegkreuzen aus dem volkskundlichen Schrifttum zu Rate ziehen. Aus der Zeit um die Jahrhundertwende berichtet Meyer in seinem Buche "Badisches Volksleben"12), daß "seltener auf dem Hause selber, häufiger in der Nähe, namentlich bei einem abgelegenen Hofe und draußen auf dem Felde, Kreuze, "Wetterkreuze", angebracht werden, um Unheil und böse Geister abzuwehren. Diese hohen Wetterkreuze sieht man im Süden, im Seekreis, in der Baar und im Hotzenwald durchweg häufiger als im Norden. In Todtmoos auf jedem Gute, in Birndorf etwa hundert im Felde. Um Wolfach auf drei Bergen je ein Kreuz gegen Hagel und Blitz". Nun hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zwar der Bestand an hölzernen Wegkreuzen überall gelichtet, aber eine solch starke Verminderung von "etwa hundert" auf 21, die heutige Anzahl (Sommer 1951) in Birndorf und den zu dieser Pfarrgemeinde zählenden Orten Buch und Birkingen, erscheint unwahrscheinlich. Des Rätsels Lösung ist einfach: Meyer zählte damals die vielen eisernen Grabkreuze mit, die man Ende des 19.Jahrhunderts aus dem aufgelassenen Birndorfer Friedhof kurzerhand hinaus in die Flur versetzt hatte. An hohen hölzernen Wegkreuzen waren um 1900 in dieser Gemarkung auch nicht viel mehr als heute zu finden. Dagegen bedarf die Angabe über die Wolfacher Kreuzvorkommen einer wichtigen Ergänzung. Die Stadtchronik13) gibt nämlich einen genauen Aufschluß über Kreuze, die "auf Kosten der Stadt" errichtet und erneuert wurden und zwar 1665, 1680 und 1756 auf dem Wolfenberg, 1691 und 1718 auf dem Hofeggle (= Kreuzberg), 1693, 1704, 1715, 1751 auf dem Käpfle, 1724 vor dem oberen Tor (vermutlich auf dem Rappenfelsen), 1715, 1727 und 1766 auf dem Forstenberg. Damit wären sogar auf fünf Anhöhen um Wolfach Kreuze gestanden. Ihre rasch aufeinanderfolgende Erneuerung deutet darauf hin, daß sie aus Tannenholz gefertigt waren.
   Einmalig in ihrer Art und für die gesamte Wegkreuzforschung von überragender Bedeutung sind die "Pestkreuze" von Emmingen ab Egg. Sie wurden durch die Veröffentlichung von J. Sauer14) bekannt. Bei der Besichtigung (Sommer 1951) stellten sie sich als so außergewöhnlich heraus, daß hier ausführlicher auf sie eingegangen werden muß, zumal ihre genaue Beschreibung bisher nirgendwo gegeben worden ist und durch sie erstmalig nicht eine allgemeine Abwehr gegen Unwetter, sondern gegen die Pest eindeutig bezeugt ist. Das Dorf Emmingen ab Egg liegt im nördlichen Hegau auf einsamer Jurahöhe. An den vier Hauptwegen nach Aach, Liptingen, Hattingen und Tuttlingen steht in mehr oder weniger großer Entfernung vom Ortsrand je eine in ihrer Anordnung den anderen völlig gleiche Kreuzgruppe aus drei einfachen, etwa 3m hohen Eichenkreuzen, vor ihnen ein höheres Doppelkreuz und ein hölzerner Bildstock auf kleinen aufgeschütteten Hügeln, eine Art Kalvarienberg. Die 12 einfachen Kreuze sind unverziert, eine Inschrift oder die Anbringung des Gekreuzigten fehlt. Fünf von ihnen haben aber die in Deutschland heute kaum noch anzutreffende Form des spanischen Caravaca-Kreuzes, während die übrigen die Kleeblattenden des Patriarchenkreuzes zeigen. Von den Doppelkreuzen endigen drei ebenfalls in Kleeblattform, nur eines ist ein Caravaca-Kreuz. Die Frage, welcher wanderfrohe Zimmermann das seltene Kreuzzeichen nach Emmingen mitgebracht hat, ist wohl nie zu klären. Vielleicht hängt das Auftauchen mit der Wallfahrt nach der nahen Schenkenberger Kapelle zusammen. Ebenso unerklärlich ist es auch, daß eines der zweibalkigen Kreuze (in der Gruppe gegen Tuttlingen beim Dorffriedhof) inmitten einer Gegend, die heute nur noch jüngste steinerne Feldkreuze kennt, überraschenderweise erhaben aus dem Holz herausgeschnitzte Symbole des Leidens Christi zeigt (Abb.7), auf dem oberen Querbalken den Hammer und die Zange, dazwischen die Jahreszahl 1813(!), auf dem Längsbalken die Kreuzinschrift INRI, ferner, in z.T. sehr verwittertem Zustand und daher schwer deutbar, eine käfigartige Figur, die Mütze des Hohenpriesters(?), drei Kreuznägel, den Kelch des Leidens, den nahtlosen Rock Christi(?), den Hahn, das Zeichen Jesus-Heiland-Seligmacher und endlich einen Kreisring, der Erdkugel, Sonne oder Mond versinnbildlichen könnte. An den beiden Balkenseiten ist je ein Zweig mit Blättern und Blüten aus dem Holz herausgeschnitzt. Es ist mangels jeglicher weiterer Anhaltspunkte trügerisch, irgendwelche Schlußfolgerungen aus diesem ältesten, unter freiem Himmel erhalten gebliebenen Holzkreuz zu ziehen. Die Kreuzgruppen werden in der Bevölkerung von Emmingen ab Egg allgemein die "Pestkreuze" genannt, und es besteht die Tradition, sie auf Gemeindekosten zu ersetzen, sobald eines im Laufe der Jahre vermorscht und zerfällt. Mündlicher Überlieferung nach stammen die Kreuze aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in dem 1629-1635 die Pest wütete und von 300 Dorfbewohnern nur acht verschonte. Entgegen der allgemeinen Abwehrbestimmung des Kreuzes gegen das Eindringen der Pest sollen die Emminger Kreuze von den Einwohnern selbst als Warnzeichen für alle Zuwandernden gesetzt worden sein. Die vier Holzbildstöcke sollen sogar ursprünglich die Inschrift getragen haben: "Wanderer fliehe diesen Ort, hier herrscht die Pest!". Diese Sage erscheine jedoch sehr fragwürdig, es ist ihr die Meinung J. Sauers vorzuziehen, daß die Kreuze "als Abwehrzeichen gedacht sind, so wie etwa ein Amulett"15). Eine ähnliche Kreuzgruppe steht übrigens bei Engen im Hegau.
   Ein weiteres bedeutsames Beispiel für den Zusammenhang zwischen Pest, Kreuz und Gemarkungsgrenze wird aus Tölz berichtet16). Dort herrschte 1634 die Pest. Zu ihrer Abwendung unternahmen die geängstigten Einwohner eine Bittprozession nach dem benachbarten Gaissach. Doch waren die Gaissacher durch die Sorge vor der Ansteckung derart in Erregung gebracht worden, daß sie, alle Rücksicht auf gute Sitte und Nachbarschaft außeracht lassend, den Wallfahrtszug mit Stöcken und Knütteln "bei dem alten Feldkreuz an der Grenze zwischen Tölz und Gaissach abwiesen und nach Tölz zurücktrieben". Aus dem Odenwald möge hier eine Volksüberlieferung angeführt sein, die sich in Gottersdorf, Krs. Buchen, an drei uralte niedere Steinkreuze knüpft: sie stehen an den Ortsausgängen dreier Wege und sollen die Stellen bezeichnen, bis zu denen die Müller bei der Pestzeit fuhren, um dort das Mehl für Gottersdorf abzuladen.
   Die ganze Fragegruppe erhält eine Ausweitung und gleichzeitig eine beachtliche Vertiefung, wenn wir - diesmal vom Namen und Brauchtum her - eine seltsame Beerdigungssitte betrachten, die im Odenwald ausgestorben ist, im mittelbadischen Schwarzwaldtal der Rench in den Dörfern Ödsbach und Lautenbach aber noch bis vor wenigen Jahren geübt wurde. Sie knüpft sich jedoch nicht an Holz-, sondern an Steinkreuze, und es ist auch leider nicht mehr nachzuweisen, daß ihre Vorgänger Holzkreuze gewesen waren. Fest steht nur, daß das hölzerne Wegkreuz im nördlichen Schwarzwald vom steinernen verdrängt wurde und sich nur noch im südlichen Teil des Gebirges erhalten hat. Als die Ödsbacher ihre Toten noch im Oberkircher Friedhof bestatteten, hielt der Leichenzug jedesmal beim sogenannten "Abschirmbildstöckle", einem Steinkreuz in der Nähe der Ödsbacher Gemarkungsgrenze. Dort wurde die Leiche "abgeschirmt": ein Beerdigungsteilnehmer trat zum Steinkreuz heran und erwirkte von dort aus durch einen feststehenden Spruch dem Verstorbenen Verzeihung und Gebet der Anwesenden. Der gleiche Vorgang spielte sich auch in Lautenbach am Steinkreuz beim Gasthaus zum Kreuz ab17). Zu diesem eigenartigen Brauchtumsrest hinzu kommt seine seltsame Bezeichnung, die den Zweck des Kults schlaglichtartig beleuchtet. Denn was bedeutet das Wort "abschirmen" anders als "abwehren", "eine Gefahr abhalten", "schützen"! Vor wem sonst schützten sich die Lebenden durch diese Abschirmung als vor der Wiederkehr des Toten? Bilden doch christliche Symbole, wie Kreuz und Bildstock, in unzähligen Sagen eine Bannmeile um die menschlichen Siedlungen, die von unirdischen und bösen Mächten nicht überschritten werden kann. Und das Verzeihen und Abbitten von Schuld und Gegenschuld, was ist es anderes als das Bestreben, dem Toten die Ruhe im Grab zu erwirken, die gleichzeitig die Lebenden vor seiner Wiederkehr bewahrte?
   Nach dieser Abschweifung kehren wir zum eigentlichen, heute noch zum Teil lebendigen Glauben an die Abwehrkräfte der Wegkreuze gegen Unwetter zurück: Von einem "Wetterkreuz" auf der Anhöhe über dem Kochertal bei Abtsgemünd (Kreis Aalen) heißt es, daß, solange es stehe, kein Wetter im Tal schlage. Der vielerorts im Schwäbischen geübte Brauch, beim Heranziehen eines Hagelwetters ein Kruzifix ins Freie zu legen, "weil die Bauern glauben, daß unser Herrgott sein eigen Bild nicht mit Hagel werfe", möge hier als bedeutsame Abwandlung magischer Volksüberlegung angeführt werden18).
   Was hier über die Entwicklungsgeschichte und über Formen und Wesen der Wegkreuze erwähnt wurde, soll nun anhand ihrer Erforschung in einer geschlossenen Landschaft im Einzelnen ergänzt und erweitert werden. Die vorliegende Untersuchung umfaßt das Gebiet zwischen Neckar und Main, das ungefähr in der Mitte des langen Verbreitungsstreifens des "geschnitzten Kreuztyps" gelegen ist. Seit dem frühen Mittelalter teilten sich territorial in diese Landschaft das Erzstift Mainz, das Hochstift Würzburg und das Kurfürstentum Pfalz. In den Grenzgebieten dieser Landeshoheiten konnten die Grafen von Wertheim und die im Ritterkanton Odenwald zusammengeschlossene Reichsritterschaft nur mühsam ihre Selbständigkeit behaupten. Dieser geschichtliche Überblick ist für unsere Untersuchung von außerordentlicher Wichtigkeit. Denn während der Bereich des Mainzer Erzstifts vollkommen und der des Hochstifts Würzburg teilweise von den religiösen Wirren der Reformationszeit verschont blieben, wirkte sich in den kurpfälzischen und reichsritterschaftlichen Landen die Glaubensspaltung derart aus, daß alle religiösen Flurdenkmäler in den reformierten und protestantischen Gemeinden restlos verschwanden. Daher ist eine genaue Festlegung des ursprünglichen, vorreformatorischen Ausbreitungsgebietes der Wegkreuze heute nicht mehr möglich.
   Außer dieser geschichtlich bedingten Grenzlinie ist noch eine geologische bestimmend für die Ausbreitung der Wegkreuze: die Buntsandstein-Muschelkalkgrenze. Sie zieht etwa diagonal durch das Gebiet zwischen Neckar und Main. Aus dem für bildhauerische Zwecke vorzüglich geeigneten Buntsandstein schufen die ländlichen Steinhauer jenseits dieser Scheide Bildstöcke in großer Zahl. Auch die wenigen alten Bildstöcke, die man im Kalkgebiet antrifft, sind durchweg aus Sandstein, denn Muschelkalk läßt sich nur schwer bearbeiten. Sie stammen also auch aus der Sandsteingegend, wurden aber der hohen Beschaffungskosten wegen nur von begüterten Bauern auf gestellt und zwar kaum in der Flur, sondern geschützt innerhalb des Ortsetters. Diese Materialfrage mag mit dazu beigetragen haben, daß der Brauch der Holzkreuzsetzung sich gerade in der Muschelkalklandschaft, wo das dazu benötigte Eichenholz in den weiten Laubwäldern wächst, bis in unsere Tage erhalten hat. Daß auch in sämtlichen anderen Wegkreuzgebieten ein für Steinkreuze und Bildstöcke geeignetes Steinmaterial fehlt, ist gewiß kein Zufall. Doch darf diesem Umstand eine ausschlaggebende Bedeutung für die Errichtung der hölzernen Wegkreuze nicht beigemessen werden.
   Von dem Land zwischen Neckar und Main bleiben nur der "Gau", der "Taubergrund" und das "Bauland" als ausgesprochene Wegkreuzgebiete übrig. Nun fällt auf, daß in den beiden erstgenannten Landstrichen die Eintragungskarte nur einen ganz geringen Bestand an solchen Flurdenkmälern aufweist. Sie gehören verwaltungsmäßig zum Landkreis Tauberbischofsheim, dessen Kreisstadt übrigens ein Doppelkreuz im Wappen führt. Die Bevölkerung dieses uralten Kirchenlandes gilt als sehr fromm. Streifzüge durch das Gebiet ergaben, daß um die Mitte des vorigen Jahrhunderts auffallend viele stattliche und kostenaufwändige Steinkreuzaltäre an den alten Verbindungswegen zwischen den einzelnen Dörfern aufgestellt worden waren. Ihre Vorgänger werden wohl durchweg Holzkreuze gewesen sein. Diese Annahme wird durch Befragen von Dorfältesten und der über 60 Jahre alten Zimmerleute vielfach zur Gewißheit. Wie allerdings diese Kreuze ausgesehen haben, läßt sich aus der Beschreibung der Gewährsleute mit Sicherheit nicht mehr feststellen. Daß sie zum Teil geschnitzt waren, ergibt sich jedoch aus den spärlichen Restbeständen. So steht in Gerchsheim (Kreis Tauberbischofsheim) an der alten Straße nach Oberaltertheim ein etwa 6 m hohes Holzkreuz mit einem kleinen, zu den Ausmaßen des Kreuzes in keinem Verhältnis stehenden Kruzifixus. Als Wetterschutz rundet sich über die Kreuzarme ein Blechdach, ähnlich jenen, die für die Grabkreuze dieser Gegend typisch sind19); auf dem Schaft des Kreuzes ist das Symbol für Glaube-Hoffnung-Liebe, also Kreuz, Anker und Herz, eingeschnitzt, darunter ein aus Holz gebosselter Kelch aufgenagelt. In Schönfeld und in Löffelstelzen (Kreis Mergentheim) sind die gleichen Erscheinungsformen anzutreffen mit kleeblattartigen Balkenenden, Blechdach und dem Gekreuzigten, sonst aber unverziert. Der 65jährige Zimmermeister Stefan Bittermann aus Schönfeld zählt aus seiner Erinnerung eine Anzahl von Holzkreuzen auf, die in der Dorfgemarkung während der letzten fünfzig Jahre abgegangen sind, darunter eines am alten (Tauber-)Bischofsheimer Weg (mit Bildnische und spärlichen Schnitzereien) und eines im Dorffriedhof, das reicher verziert gewesen sein soll, aber 1873 zerfallen ist. Aus Kleinrinderfeld (Krs. Würzburg) berichtet Bittermann eine in doppelter Bedeutung beachtenswerte Sage: "Ein übermütiger Bursche hat einmal mit seinem Stock nach dem Hahn auf einem Holzkreuz geworfen, um ihn herunterzuholen. Der Stecken ist aber zerbrochen, noch bevor er den Hahn berührt hat". Außer dem bekannten Motiv der versuchten, aber fehlgeschlagenen Kreuzschändung geht aus der Erzählung hervor, daß der nur beim "Waffen-Christi-Kreuz" übliche plastische Kreuzhahn auch im "Gau" bekannt war. Die Verlustliste von Holzkreuzen läßt sich aus vielen Dörfern des Kreises Tauberbischofsheim ergänzen. Sie reicht bis in die jüngste Zeit: Ende der neunziger Jahre verschwanden in Vilchband die beiden letzten Kreuze; in Gamburg im Taubertal wurde noch 1926 ein großes Doppelkreuz abgetragen. Es führte im Volksmund den Namen "Fulderkreuz" weil die alljährlich aus der Fuldaer Gegend nach Walldürn ziehenden Wallfahrer dort rasteten20). Daß man ein gußeisernes Kreuz an seine Stelle setzte, muß als ein übles Zeichen für den Ungeist der Zeit gewertet werden! Der Name eines Kreuzes aus dem Taubergrund läßt - im Vergleich zum Bodenseegebiet und Hotzenwald - die Schlußfolgerung zu, daß früher ebenfalls ein Holzkreuz an seiner Stelle stand: es ist das "Wetterkreuz" bei Lauda. Fünf Gemarkungen stoßen an seinem Sockel zusammen. Zwischen zwei mächtigen Kastanien steht heute ein steinerner Kreuzaltar, auf dessen Schaft die Jahreszahl 1714 eingemeißelt ist21).
   Der betrübliche Rückgang des Brauchtums der Holzkreuzsetzung hängt in erster Linie mit der Fruchtbarkeit der Landschaft und dem daraus erwachsenden Wohlstand der Bevölkerung zusammen. Wohlhabenheit aber kommt in der Umwelt des Menschen sichtbar zum Ausdruck. Sie ergibt eine raschere Abkehr von althergebrachten Lebens- und Arbeitsgewohnheiten und von Sitte und Brauch als in kargeren Landstrichen. Wenn auch auf diese Weise die schönen religiösen Veranschaulichungen handwerklich-bäuerlicher Volkskunst aus den Fluren verschwinden, so darf doch daraus keineswegs auf einen Rückgang der allgemeinen Volksfrömmigkeit geschlossen werden. Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist aber eine mangelnde persönliche Einstellung, eine gewisse Veräußerlichung und Verflachung der religiösen Gefühle und Vorstellungen der Leute zu erkennen.
   In der Erhaltung der Wegkreuze steht das Bauland in erfreulichem Gegensatz zum Taubergrund und Gau. Obwohl dieses Gebiet besonders stark von ehemals reichsritterschaftlichen reformierten Orten durchsetzt ist, so daß die Konfession oft von Dorf zu Dorf wechselt, finden sich in 23 Gemarkungen noch 134 Wegkreuze. Sie übertreffen die bisher geschil-derten an Eigenartigkeit und Schönheit bei weitem. Ihre Bestandsaufnahme ergab zwei Hauptgruppen:
   1. Das seltene, kaum verzierte doppelbalkige Kreuz,
   2. das häufige, zum Teil reich geschnitzte einbalkige Kreuz.
   Nachstehendes Verzeichnis aus dem Jahr 1950 legt den Bestand und die Häufigkeit der verschiedenen Kreuzformen fest. Dabei ist zu berücksichtigen, daß manche dieser Kreuze damals schon am Zerfallen waren und heute wohl verschwunden sind. Denn wer von den wenigen Menschen im Dorf, die außerhalb des Brauchtums stehen und für Volkskunde und Volkskunst aufgeschlossen sein sollten, setzt sich heute für die Erhaltung und traditionsgemäße Erneuerung der alten Wegkreuze ein, ganz zu schweigen von den weltlichen und kirchlichen Behörden!
   Bauländer Wegkreuze (Stand: Sommer 1950)

Ort Doppelkreuze Einbalkige Wegkreuze
geschnitzte ungeschnitzte
mit ohne mit ohne
kl. Doppelkreuz Nische
Angelthürn
2 - - - -
Aschhausen
- 9 - - 2
Ballenberg
- 2 2 1 -
Berolzheim
3 7 1 2 3
Bronnacker
- - 3 - -
Erlenbach
- 7 - - -
Gommersdorf
- 6 2 2 -
Hemsbach
- 1 1 - -
Horrenbach
- - - - 1
Hüngheim
2 4 5 - -
Kepsau
- - - 1 2
Oberkessach
- 3 2 - -
Oberndorf
- - 1 1 2
Oberwittstadt
- 1 2 10 -
Osterburken
1 5 - - -
Rosenberg
- 3 - - -
Schillingstadt
- 1 - - -
Schlierstadt
- - - 4 4
Seckach
1 - - 3 3
Unterwittstadt
- 3 2 - 3
Zimmern
- - - - 3
Weltersberg
- 1 1 - -
Winzenhofen
- - - - 2


9 53 22 24 26
= 134    

   Zahlenmäßig betrachtet steht das Verhältnis der Doppel- und der geschnitzten Kreuze zu den ungeschnitzten 84 zu 50. Es erhöht sich auf 108 zu 26, wenn wir die ungeschnitzten mit Nische hinzurechnen, die zweifellos, wie in Oberwittstadt bezeugt, auf die alten Wegkreuze zurückgehen. Von den ungeschnitzten Kreuzen ohne Nische sind die meisten - mit einigen Ausnahmen in Schlierstadt - Missionskreuze.
   Der Erforschung gegenüber verhält sich das Wegkreuz viel verschlossener und ablehnender als der Bildstock. Die Jahreszahl seiner Setzung ist hin und wieder im Fuß des Kreuzes eingeschnitzt. Dagegen lassen die Linden, Roßkastanien und Buchen, die vielfach zu Seiten der Kreuze stehen, Schlüsse auf eine größere Anzahl von Vorgängern zu. Im allgemeinen werden die Holzkreuze 70 bis 80 Jahre alt, dann sind sie abgefault und so vermorscht, daß sie dem nächsten Herbst- oder Frühlingssturm zum Opfer fallen. Verfertiger und Stifter sind selten und dann nur durch die Anfangsbuchstaben der Namen gekennzeichnet. Sonstige Inschriften fehlen meist, es sei denn in dem Querbalken eingeschnitzt jene Anrufe, die sonst nur auf Missionskreuzen üblich sind, wie "Rette Deine Seele", "Im Kreuz ist Heil", "Christus, Herr zu aller Zeit". Sie häufen sich in einigen Jagsttalgemeinden, im Kundengebiet des Zimmermeisters R. Loos von Gommersdorf, der in den letzten 20 Jahren durch den Ortsgeistlichen dazu angeregt wurde. In der Gegend um Aalen beziehen sich die Inschriften mehr auf die Feldfrüchte: "Gott segne unsere Fluren" und "Unser täglich Brot gib uns heute" (Abb.8).

Gommersdorf a. Jagst,
Gewann "Stein",
Höhe ca. 4,50m

Hemsbach,
Gewann "Bildacker",
Höhe ca. 3,50m

Holzkreuz aus dem Rathausturm,
in Amorbach/Ufr., Höhe 2,80m,
Fürstl. Leiningisches
Heimatmuseum Amorbach


   Mit wenigen Ausnahmen sind die Kreuze Zimmermannsarbeit, um Ellwangen und Aalen werden sie auch von Schreinern gefertigt. Nur selten wagt sich ein Wagner oder ein bastelnder Bauer an ihre Herstellung. Erfordern schon das Beschlagen des langen Kreuzholzes und das Zusammenfügen der Balken fachmännische Fertigkeiten, so vertragen die Schnitzereien schon gar kein Stümpertum.
   Die meisten unserer Wegkreuze haben eine Länge von 6 Metern, in einigen Fällen sogar bis 8 Meter. Umso eigenartiger ist es, daß in den drei im Westen des Untersuchungsgebietes gelegenen Gemeinden Seckach, Schlierstadt und Hemsbach auffallend niedrige, kaum über 3,50 Meter hohe Kreuze vorkommen. Mangel an Holz oder Armut der Bevölkerung scheiden als Gründe aus (Abb.9). Die Möglichkeit, daß auch die Kunststile beeinflußend auf die Kreuze - wenigstens auf ihre Höhe - gewesen sind, soll hier in Betracht gezogen werden. Aus der Kunstgeschichte kennen wir die niedrigen romanischen Kreuze, bei denen die unterm Kreuz Stehenden den Querbalken bequem erreichen konnten. Die römischen Hinrichtungskreuze waren übrigens, nach den Schilderungen antiker Schriftsteller, in der Regel nur so hoch, daß die Füße des Verurteilten sich etwa ein Meter über der Erde befanden. Gotik und Renaissance bevorzugten unnatürliche Längen.
   Die geschnitzten Bauländer Wegkreuze waren früher durchweg bemalt, wie an den Farbspuren heute noch zu erkennen ist. Auf der meist braunen Grundfarbe hoben sich die Figuren in kräftigem Blau und Gelb gut ab. Derart mag die Gesamtwirkung der Kreuze sehr auffällig gewesen sein. Heute sind sie einheitlich rotbraun gestrichen. Die Schwarzwälder Zimmerleute hingegen malen die Wegkreuze mit Vorliebe hell-blau an (St. Märgen).
   Das älteste Holzkreuz des Untersuchungsgebietes steht im Gewann "Hochschwärzwäldchen" der Gemarkung Hüngheim (Krs. Buchen). Von einem Kreuz kann allerdings nicht mehr die Rede sein, denn seine Arme sind längst abgefallen und vermodert. Nur der drei Meter hohe Pfahl aus eisenhartem, zerschrundetem Eichenholz trotzt noch dem völligen Zerfall. Allein an den beiden Einschnitten, in denen die Querbalken eingeplattet waren, gibt er sich als Doppelkreuz noch zu erkennen. Der mündlichen Überlieferung nach soll es vom Gutsherrn von Hochschwärz errichtet worden sein, dessen Hof im Schwedenkrieg niedergebrannt wurde. Nachprüfbar ist diese Behauptung freilich nicht. Auch kann aus diesem ältesten Fund nicht ohne weiteres die Folgerung abgeleitet werden, daß Doppelkreuze früher allgemein als Wegkreuze gesetzt wurden. Immerhin wird diese Annahme dadurch erhärtet, daß die ältesten Abbildungen von Wegkreuzen aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege ebenfalls Doppelkreuze darstellen. Zwei Aquarelle aus dem Kieser'schen Forstlagerbuch der Jahre 1680-168722), die das "Wäscherschlößle", die alte Stauferburg in der Gemeinde Wäschenbeuren (Krs. Göppingen), zeigen, enthalten je ein hölzernes Feldkreuz mit doppeltem Querbalken.
   Auch die übrigen acht doppelbalkigen Kreuze im Bauland tragen keine Merkmale, die auf eine Herkunft von einem der drei kleinen Doppelkreuze schließen lassen. Sie sind das Ergebnis der andauernden Formmischungen, die vom Mittelalter bis ins 18.Jahrhundert hinein gewollt oder ungewollt stattfanden. So gab Tilman Riemenschneider dem Apostel Philippus auf dem linken Flügel des Windsheimer Zwölfbotenaltars23) statt des T-förmigen Kreuzstabes ein Doppelkreuz in die Hand. Als Gegensatz zu diesem Beispiel einer der immer möglichen Varianten spätmittelalterlicher Ikonographie soll hier ein Caravacakreuz aus Bad Mergentheim angeführt werden, das die kennzeichnenden Merkmale des Originalkreuzes völlig vermissen läßt. Es steht heute unmittelbar an der Stadtgrenze an der Straße nach Edelfingen auf einer Weinbergmauer. Die künstlerisch recht ordentliche Steinmetzarbeit zeigt ein verschnörkeltes Doppelkreuz mit einem darunter hingestreckten Ordensmann. Ein Beamter der Deutschordens-Hofhaltung hat es setzen lassen. Die Inschrift auf dem Kreuzschaft lautet: Icon Crucis Caravacae Exstructa In Ejusdem Et S. Francisci Xavery Honorem a Jacobo Bernharde Weigant Consiliario Camerae Die 24. April. 1747 (Das Bild des Caravacakreuzes zu dessen und des hl. Franz Xaver Ehren errichtet von Jakob Bernhard Weigant, Kammerrat, am 24.April 1747). Bezeichnend ist hier die Koppelung des Caravacakreuzes mit dem spanischen Sturm- und Pestpatron Franz Xaver. Es sollte wohl die Weinberge gegen Frost und Hagelwetter schützen. Wenn wir bei G. Schreiber erfahren, daß doppelbalkige Kreuze auch in den Feldfluren von Apfeltrach bei Mindelheim, von Pforzen bei Kaufbeuren, von Günzburg a. Donau und - mit einer Wendung zum fränkischen Raum - um Mergentheim zu finden sind24), so bezeichnen diese Orte den Weg, auf dem das Kreuz vom Südosten her eingewandert ist und zwar von Wien. Die Verbindung zwischen Mergentheim und Wien, dem Sitz des österreichisch-spanischen Kaiserhauses, das als Mittler für die zahlreichen kulturellen und religiösen Beziehungen zwischen Spanien und Deutschland wirkte, bestand schon durch den Deutschritterorden, der von 1526 bis 1809 in Mergentheim seinen Hauptsitz hatte. Später wurde sie noch vertieft, als der Erzherzog Maximilian Franz von Österreich, der jüngste Sohn Maria Theresias, als Ordenshochmeister eingesetzt wurde. Unser Mergentheimer Kreuz wäre ohne den besonderen Hinweis auch für den besten Kreuzkenner nicht als spanisches anzusprechen. Wenn schon der - so sollte man annehmen, weitgewanderte und erfahrene - Steinmetz das Caravacakreuz nicht kannte, um wieviel weniger darf dies von einem ländlichen Zimmermann erwartet werden.
   Wie stark sich dieses volksfremde Kultmotiv im 17. und 18.Jahrhundert in Deutschland eingebürgert hatte, beweisen übrigens Kruzifixe, die im katholischen Eichsfeld zur Abwehr von Unwetter an weit sichtbaren Punkten aufgestellt sind. Es handelt sich heute nur noch um insgesamt 8 bis 10 Stücke. Durch ihre geraden Balkenenden ähneln sie dem Scheyrerkreuz, doch werden sie in der Heiligenstadter Stiftsgeschichte25) "Cruces Hispanicae" benannt. Vielleicht sind diese Doppelkreuze Mitbringsel der Wallfahrer, die seit alters nach dem fränkischen Walldürn zogen, von wo sie auch die Heiligblut-Bildstöcke nach ihrer Heimat verpflanzten. Am Markustag werden die Kreuze durch Flurprozessionen besucht. Einer spärlichen Volksüberlieferung nach sollen sie früher auch als Pestschutz gedient haben26).
   Die Vielfalt sich ähnelnder Doppelkreuze ergab gleichzeitig eine Angleichung und Verwischung der ursprünglich abgegrenzten Gnadenkräfte. Zur näheren Erläuterung müssen wir einen Blick auf die Unzahl der Anhänger-Kreuzlein, Gebetbuch-Einlegebildchen, Schutzamulette gegen Pest und Haussegen aus dem 17. und 18.Jahrhundert werfen. Sie tragen vielfach Doppelkreuze, deren Formen dem Patriarchen- und Caravacakreuz gleichen. Die sog. Benediktus- und Zacharias-Kreuzlein enthalten die Anfangsbuchstaben des Benediktussegens "contra prestigia" (gegen das Blendwerk des Teufels) und des Zachariassegens "contra pestem" (gegen die Pest). Eine nicht mehr zu übersteigernde Anwendung dafür finden wir im nördlichen Seitenaltar der Pfarrkirche von Weitersfeld (Gerichtsbezirk Geras, Niederösterreich), auf dem als Hauptstück ein großes Doppelkreuz (Scheyrerkreuz), von Ranken umgeben, steht. Sein Schaft und die beiden Querbalken tragen die Anfangsbuchstaben des Zachariassegens, genau wie auf den oben erwähnten Schutzkreuzlein. Neben dem Altarkreuz und unter ihm stehen die Figuren der Pestpatrone: des hl. Sebastian, des hl. Rochus und der hl. Rosalia. Der Altar soll kurz nach der Pest von 1713 errichtet worden sein27). Um jene Zeit waren auch Faltbildchen mit doppelbalkigen Kreuzen als "Kreuzesworte-Christi-" und "Gottesnamen-Kreuze" gegen böse Geister und Gefahren weit verbreitet. Daß alle diese Devotionalien ausschließlich zur Abwehr von Seuchen und Pest, Hexen und Teufel gebraucht wurden, ist daraus erklärlich, daß sie ja in solcher Aufmachung zum Schutz der Feldfrüchte nicht angewendet werden konnten. Heute allerdings dienen unsere Wegkreuze nur noch diesem Zweck, wie schon aus den Namen Wetter-, Schauer- und Hagelkreuz ersichtlich ist, während der Ausdruck Haus- und Pestkreuz nur noch vereinzelt vorkommt.
   Die Doppelkreuze stellen also Sonderformen dar, deren Fortbestand bedingt war durch ihre Abweichung vom üblichen einbalkigen Kreuz und durch die ihnen zugeschriebenen Gnadenkräfte. Ihnen allen lag und liegt der Glaube an die Abwehr von unmittelbaren und mittelbaren Schäden an Leib und Gut des Menschen zugrunde, gleichgültig ob sie nun auf Zetteln gedruckt und als Skapuliere mitgetragen wurden oder ob sie als Wegkreuze in der Flur oder auf den Hausgiebeln stehen. Für unsere doppelbalkigen Wegkreuze kann es sich lediglich - und das muß immer wieder betont werden - um die ins Große übertragene Form von kleinen Vorbildern handeln, wobei es völlig nebensächlich ist, von welchem der verschiedenen Doppelkreuze sie abgeleitet werden.
   Im Zusammenhang mit dem Hausschutz muß hier auf einen eigenartigen Kreuzfund im Gebälk des Türmchens des Rathauses zu Amorbach (Ufr.) hingewiesen werden. Dort wurde vor kurzem ein etwa 2,80m hohes schlankes Holzkreuz mit zwei Querbalken entdeckt (Abb.10). Es trägt auf dem oberen Kreuzarm die Worte "VÜR EIN GUD" (für etwas gut) eingeschnitten. Sein Längsbalken ist von einem Fries aus vertieften Schuppen umgeben, mit dem Hohleisen sauber ausgestochen. Die Kleeblattenden tragen dieselbe Verzierung. Das Mittelstück zwischen den beiden Querarmen enthält ein schönes Rillenmuster. Die Balkenkanten sind gebrochen. Da kein Grund ersichtlich ist, weshalb dieses Kreuz etwa später dorthin gebracht worden sein könnte, muß angenommen werden, daß es sich seit der Erbauung des Rathauses um 1500 dort befand. Dann aber würde sich der dunkle Sinn der Inschrift mit einer Unheilabwehr von dem Bauwerk erklären28). In der Bekrönung von Kirchtürmen mit Doppelkreuzen sieht das Volk - entgegen anderslautenden kirchengeschichtlichen Deutungen - allgemein und überall nur den Schutz vor Blitzschlägen und die Abwehr von Unwettern. Sie muß als ein religiöses Brauchtum des 18. und 19.Jahrhunderts angesprochen werden, denn die in diesen Zeiten errichteten Kirchen, ebenso die kleinen turmlosen Wegkapellen und sogar die Bildhäuslein an den Straßen tragen fast ausnahmslos das spitzeckige oder das kleeblattartige Patriarchenkreuz, aus Eisen geschmiedet, auf den Turmspitzen und Dachfirsten.
   Als Urform des zweibalkigen Wegkreuzes ist wohl das über 6 Meter hohe, unverzierte Holzkreuz mit geschlossener Nische anzusehen. Sein bebeilter Schaft, dessen Kanten abgefast sind, zeigt Anklänge an gotische Vorbilder, denn er ist ein- bis zweimal abgesetzt und verjüngt sich nach oben. Es mutet wie eine Ironie des Schicksals an, daß sich diese Kreuzform - allerdings ohne Nische - im Untersuchungsgebiet ein einziges Mal und zwar nicht aus Holz, sondern ausgerechnet in Rotsandstein erhalten hat. Das Kreuz besitzt eine Höhe von 4,70m und steht auf der Waldstettener Gemarkungsgrenze neben der Straße nach Altheim am Waldrand. Auf seinem Schaft ist die Jahreszahl 1730 eingemeißelt (Abb.11).

Steinkreuz aus Waldstetten,
Kreis Buchen.
Höhe 4,70m

Angelthürn,
Kreis Tauberbischofsheim,
Gewann "unterm Berg"

Berolzheim,
Kreis Buchen,
Gewann "Honigbaum",
Höhe ca. 6m


   Holzkreuze, die der oben beschriebenen Urform ähneln, kommen ebenfalls nur noch vereinzelt vor. Sie haben meist in einer Höhe von 1,90m über dem Boden - also unerreichbar für Kinder - in einem etwa 45cm hohen prismatischen Block im Längsbalken eine Nische eingehauen. Diese hat früher zur Aufnahme von Reliquien gedient, denn sie ist durch eine geheb eingepaßte Bohle fest verschließbar. Die beiden parallellaufenden Querbalken, der untere etwas länger als der obere, sind auf dem Längsbalken aufgeplättet, ebenfalls gefaßt, und endigen, wie der Kreuzstamm selbst, meist stumpfwinkelig oder in roh bearbeiteten Knäufen. Ein solches Kreuz steht in Angelthürn (Krs. Tauberbischofsheim), "unterm Berg" (ohne Nische) (Abb.12), ein anderes im Gewann "Honigbaum" in Berolzheim (mit Nische) (Abb.13). Zwar weisen beide schon Zutaten auf, doch wirken diese nicht aufdringlich und formverändernd. Es sind die "Fünfwunden Christi", ein recht merkwürdiges Andachtsmotiv. Seine bildliche Darstellung zeigt auf dem Schaft des Doppelkreuzes zwischen den beiden Querbalken ein großes geschnitztes Herz, an den Enden des oberen Querbalkens sind die abgetrennten Hände, an denen des unteren die Füße angenagelt. Die Entstehung dieser Motiv-Zusammenstellung liegt wahrscheinlich entweder im Unvermögen oder in der heiligen Scheu, das Corpus Christi darzustellen. Die Verehrung der Wunden Christi ist ein Zweig der seit Bernhard von Clairvaux (1115) aufblühenden Leidensandacht. Der Franziskaner-Orden pflegte und verbreitete sie von jeher. Volkstümlich wurde der Fünfwundenkult jedoch erst im 16.Jahrhundert. Damals entstanden auch in den Städten und Dörfern unseres Landstrichs Fünfwundenbruderschaften, die aber längst schon durch andere Kongregationen abgelöst sind. Sie trugen sicher zur Verbreitung des Motivs bei. In Miltenberg a. Main, wo sich eine solche Bruderschaft bis Ausgangs des 19.Jahrhunderts erhalten hatte, steht ein 4 Meter hohes Holzkreuz, das die fünf Wundmale aus Blech ausgeschnitten trägt. Es wurde 1865 von Miltenbergern bei der Einmündung der alten Steige in die Wallfahrtsstraße Miltenberg-Waldürn am Waldrand aufgestellt. Eigenartigerweise kommen die Fünfwunden im Untersuchungsgebiet weit öfters auf Doppelkreuzen als auf einbalkigen vor, und diese sind, im Gegensatz zu den obenerwähnten Kreuzen, mit Schnitzereien verziert, so zwei in Berolzheim, ein weiteres in Angelthürn (1915).
   Von den doppelbalkigen Holzkreuzen des hessischen Odenwaldes (in Fahrenbach, Lörzenbach und Löhrbach), die Dr. Winter, Darmstadt, schildert29), trug das sogenannte "Schützenkreuz" auf der Höhe zwischen Löhrbach und ebenfalls die Wundmale, jedoch flach in das Holz eingeschnitten. Das Herz war rot, Hände und Füße waren weiß gefaßt. Unterhalb der Füße, als parallel laufende Sohlen dargestellt, war ein Sechsstern ins Holz eingearbeitet. Dieses Kreuz stand noch 1935, ist aber inzwischen zusammengebrochen, vermodert und durch ein neues, jedoch bei weitem nicht so formschönes Holzkreuz ersetzt worden (Abb.14).

Löhrbach im hess.
Odenwald
"Schützenkreuz"

Hüngheim
"am Rosenberger Weg"
Höhe 6m.
Hersteller G. Eckert,
Aschhausen

Erlenbach, Gewann "Ebene"
Höhe 5m. Hersteller
Zimmermeister Stegmeier, Aschhausen. Seiten glatt,
flache Nische.


   Daß das Fünfwundenmotiv nicht ausschließlich auf Holzkreuzen angebracht wurde, beweist ein steinerner Altarbildstock aus dem 18.Jahrhundert in Seckach (Krs. Buchen). Ähnliche Steinkreuzaltäre entdeckte Winter in den Dörfern Mörlenbach (2 Stücke), Weiher und Aschbach (1804) des hessischen Odenwaldes. Auch auf dem geschweiften Kopf des Bildstocks in Schlossau (Krs. Buchen), bei der Hofreite Galm, Gewann Mittelfeld, aus dem Jahr 1767 sind rechts und links der Bildnische Hände und Füße eingehauen. Aus diesen Vorkommen kann jedoch keineswegs geschlossen werden, daß in den einzelnen Ortschaften ehemals Fünfwundenbruderschaften bestanden haben. Die Verbreitung der Wunden Christi hat eine viel unmittelbarere Ursache: Das Andachtsbild wurde früher allgemein in Pest- und Hungerszeiten angerufen und galt als besonders wirkungsvoll. Es sollte also die Abwehrkräfte der Pestkreuze verstärken. Als Schutzhelfer gegen Pestilenz, Hagel und Blitz, Wassers- und Feuersnot treten die Fünfwunden schon um 1200 in einem handschriftlichen Tobiassegen (Staatsbibliothek München clm 23347) auf.
   Die Erforschung ihres gestaltlichen Wandels ist umso schwieriger, als die meisten Doppelkreuze nicht mehr die ursprünglichen schmucklosen Formen aufweisen, sondern, wie die einbalkigen, mit Schnitzereien verziert sind. In diesem Zusammenhang wirft sich die Frage auf, ob die im Bauland erhalten geblichenen Doppelkreuze Reste eines eigenen Brauchtums sind und ob sich aus ihnen im Laufe der Zeit in einer Art Rückbildungsprozeß die heute allgemein verbreiteten einbalkigen Wegkreuze entwickelt haben. Es würde sich dann nicht nur um den Verlust des kleinen Querbalkens handeln, der ursprünglich den Titulus, die Kreuzinschrift, getragen hatte, sondern auch um einen Bedeutungswandel. Denn der Wechsel vom Doppel- zum einfachen Kreuz konnte doch wohl erst dann eingetreten sein, als die Zimmerleute als die Hersteller und die Bauern als die Stifter den ursprünglichen Zweck als Unheilabwehr vergessen hatten und daher keinen Wert mehr auf die Absonderlichkeit jener alten Überlieferungsform legten. Tatsächlich kennt heute im Bauland niemand mehr einen Namen für das Doppelkreuz, geschweige denn seine Bedeutung als Pest- oder Wetterkreuz.
   Nun trifft es sich glücklich, daß ein solcher Rückbildungsvorgang vom doppelten zum einfachen Kreuz noch in den letzten 20 Jahren durch Max Walter, Amorbach, festgestellt wurde, wenn auch nicht im Bauland, so doch in den vom Untersuchungsgebiet nur rund 40 bis 50km Luftlinie entfernten Odenwalddörfern Preunschen und Gönz. Es handelt sich bei jeder der beiden Ortschaften um je vier Doppelkreuze, die noch 1890 nach den vier Himmelsrichtungen Gemarkungen und Dörfer vor Unwetter schützen sollten. In den letzten Jahrzehnten sind diese Doppelkreuze, bis auf je eines in Preunschen und in Gönz, durch einfache hohe Holzkreuze ersetzt worden.
   Im Bauland freilich scheint diese Entwicklung schon im Barock eingesetzt zu haben. Die Pest war seit dem Dreißigjährigen Krieg nicht mehr aufgetreten. Das Schutzbedürfnis war also zweitrangig geworden. Daß in einem solchen Zeitpunkt eine gewisse Lässigkeit gegenüber althergebrachter Sitte und Form einriß, ist verständlich. Und als erst einmal ein Zimmermann von der bisher streng geachteten Formgebundenheit abgewichen war und ein vermorschtes Doppelkreuz durch ein einfaches ersetzt hatte, begann der Umwandlungsprozeß, dem nun in spätestens 20 Jahren auch die letzten noch vorhandenen Doppelkreuze im Bauland zum Opfer gefallen sein werden.
   Daß die meisten einbalkigen Wegkreuze auf der Vorderfläche und den beiden Seiten des Längsbalkens ein ins Holz eingeschnittenes, etwa ein Meter hohes doppelbalkiges Kreuz tragen und zwar - gegenüber den anderen Schnitzereien - auffälligerweise immer unmittelbar über der Nische (Abb.15), zeugt von der berechnenden Rückversicherung des Volkes. Denn wenn dieses Kreuz auch als Pestschutz nicht mehr nötig war, so genoß es doch noch den Nimbus der Unwetterabwehr. Es war also für alle Fälle geraten, das alte Heilszeichen beizubehalten. Die unablässige Nachfrage nach dem Sinn dieses Kreuzes hatte nicht das geringste Ergebnis. Nur ein einziges Mal konnte wenigstens der Name "päpstliches Kreuz" festgestellt werden. Diese Bezeichnung ist zwar für die Gegenwart unrichtig, da das Papstkreuz drei Querbalken besitzt, jedoch halten auf mittelalterlichen Denkmälern Päpste auch hin und wieder Doppelkreuze in den Händen, und noch 1737 nennt der Italiener Bottari29a) das Kreuz mit zwei Querbalken "das päpstliche Kreuz". Den kleeblattartigen Balkenenden nach, die bei unserem Kreuz am häufigsten vorkom-men, könnte es als Patriarchenkreuz gedeutet werden. In einigen Fällen gleicht es durch seine geraden Endigungen dem Scheyrerkreuz. Heute wird es von den Zimmerleuten nur noch geschnitzt, weil es eben überlieferungsgemäß zur Kreuzausschmückung gehört (Abb.5).
   Für die Forschung erhält dieses kleine Doppelkreuz zudem eine außerordentliche Bedeutung, denn es beweist schlagend, daß der Brauch der Holzkreuzsetzung mit dem der Bildstocksetzung nicht wesensgleich oder verwandt ist. Denn nur ein einziges von den unzähligen steinernen Flurdenkmälern des Buntsandstein- und Muschelkalkgebietes trägt ein Doppelkreuz. Diese Ausnahme der Regel steht oberhalb der Schrahmühle im Watterbacher Tal bei Amorbach i.Odw. In dem länglichen Rechteck der Schauseite des prismatischen Bildstockkopfes steht auf einem kleinen Hügel ein doppelbalkiges Waffen-Christi-Kreuz, mit acht, zum Teil infolge Verwitterung nicht mehr klar deutbaren Leidenswerkzeugen. Auf dem Schaft ist folgende Inschrift eingemeißelt: IN KRAFT DES BLUTS DIESEM GEFLEISCHT WORTS VND IN KRAFT DER WESENHEIT DES EWIGEN VATERS + WEIGET VON VNS IHR VERFLVCHTE GEISTER IM NAH(M)EN GOT DES VATERS +++ GOTES VATERS HANT + BESCHOZE VNS VON FEUERSBRANT H AGATHA H MARTIER DONATE + BIT DAS FOR BLITZ DONER VND KISE(L)SCHLAG. Das Doppelkreuz und Gebet ergänzen sich geradezu vollendet im Sinne der Unheilabwehr für Haus und Flur. Den gleichen Zweck verfolgt im Grunde genommen heute noch die Einbeziehung der Wegkreuze in das kirchliche Brauchtum der Flurprozession. An ihnen werden dann die vier Evangelien verlesen; darauf deutet auch der Name "Evangelienbild" eines hölzernen Flurkreuzes in der Gemarkung Ballenberg (Kreis Buchen) hin. Diese Namengebung ist allerdings eine Ausnahme, denn das Volk bezeichnet im Bauland wie auch in vielen anderen Wegkreuzgebieten die Kreuze durchweg nach den Besitzern der Grundstücke, auf denen sie stehen, z.B. "'s Herschewerts-Kreiz" oder "'s Götzingers ihr Kreiz" oder auch nach den Flurnamen.
   Noch klarer wird der Unterschied zwischen Bildstock und hölzernem Flurkreuz durch den Umstand, daß heute noch vielerorts im Bauland und im Hotzenwald der weltlichen Gemeinde - nicht der kirchlichen - an der Erhaltung der Kreuze gelegen ist. Einem landläufigen Herkommen nach wird das Eichenholz für den Ersatz vermorschter Kreuze unentgeltlich aus dem Gemeindewald geliefert. Der Stifter, meist der Besitzer des Grundstücks, auf dem das Kreuz steht, hat dem Zimmermann lediglich den Macherlohn zu zahlen. Dies ist unbestreitbar ein Überlieferungsrest aus einer Vergangenheit, in der die Holzkreuzsetzung Aufgabe und Anliegen der gesamten Dorfgemeinschaft war. Der Bildstock hingegen blieb fast immer Sache des Einzelnen.
   Eines haben die Holzkreuze mit vielen Bildstöcken gemeinsam: die Nische. Ihren Zweck erfüllte sie ursprünglich als fest verschließbarer Schrein für geweihte Gegenstände. Damit haben sich unsere Wegkreuze ihren kleinen Vorbildern angeglichen: sie sind zu überdimensionalen Reliquiaren geworden. Welcher Art diese Einschließungen waren, das enthüllt überraschend ein Eintrag in den Receßbüchern des Domkapitels Augsburg vom 6.Juni 1629: "Dem Vogt zue Gersthof en (bei Augsburg) anzuzaigen, ein Ehrw. Dombkapitel wisse denen zu Lankhwald (= Landweid, A.G. Augsburg) mit spanischen Creutzlin, welche sy fir Wetter im Veldt in aichen Creutz einzuschließen vorhaben, nit verhilflich zu sein, sondern mögen sich anderer Orten darumben bewerben"30). Wo anders hätten diese Kreuzlein in die Kruzifixe aus Eichenholz eingeschlossen werden können als in den eigens zu diesem Zweck eingehauenen Nischen? Mögen es nun spanische oder Scheyrer Kreuzlein zur Unwetterabwehr oder solche gegen Seuchen und Pest gewesen sein. Trat doch die Pest nach dem Dreißigjährigen Kriege, wenn auch nicht mehr in solch verheerendem Ausmaß, immer wieder auf (zuletzt 1666-1668 im Rheinland und 1713 in Regensburg), so daß die Furcht vor ihr in der Bevölkerung noch Jahrzehnte nach ihrem Erlöschen wach war. Nebenbei erscheint es durchaus nicht widersinnig, den Ursprung eines Brauchtums, dessen lückenlose Fortdauer sich über 300 Jahre hinweg, von 1629 bis heute, durch diese Nische beweisen läßt, um 280 Jahre zurück in der Zeit des Schwarzen Todes (1348-1350) zu vermuten. Bei den Bildstöcken ist die Nische schon im 16.Jahrhundert vorhanden.

Walldürn,
Gewann "Weißer Kreuzschlag"
Steinkreuz,
Höhe 2,90m

Berolzheim,
Gewann "am Schillingstadter Weg"
Höhe 7m,
Hersteller: Zimmermeister
Joseph Renner †,
Berolzheim

Unterwittstatt,
Straße nach Oberwittstatt,
Hersteller: Emil Leuser
Zimmermeister †
Oberwittstadt


   Der Beleg aus dem Jahr 1629 ergibt übrigens zwei Möglichkeiten der Deutung des kleinen Doppelkreuzes, das unmittelbar über der Nische unserer Bauländer Wegkreuze eingeschnitzt ist: entweder sollte dadurch die Stelle des Kreuzes gekennzeichnet werden, an der die Kreuzlein ursprünglich hinter einer Bohle, also unsichtbar, eingeschlossen waren, oder die Abbildung diente als Ersatz für die im Bauland gewiß ebenfalls nicht leicht zu beschaffenden geweihten Kreuzlein, um so dem Bedürfnis und Anliegen des Landvolkes einigermaßen Genüge zu tun. Es war nämlich, nach der "Genesius-Legende", erschienen in Salzburg im Jahr 1726, damals Glaube und Brauch: "Wer ein an das Original warhaft angerührtes Creutzlein gegen Wasser-Wellen, Brunst, Wetter, Feinden etc. haltet, auf Leib-Schäden oder Besessene leget, bey sich traget, bey denen Aeckern, Wässern, zu obrist im Haus, Gebäu und großes Creutz einschließt etc., der wird herrliche wunderbarliche Früchte erfahren; insonderheit, wenn er die HH. Creutz-Täg, Freytäg, Creutz-Altär und Kirchen etc. in Ehren haltet"31).
   Herstellung und Vertrieb dieser Devotionalien oblagen kirchlich befugten Stellen, während ihre Weihe durch die Kirche selbst vorgenommen wurde. Sie in erster Linie ist für das Schwinden des Brauchtums verantwortlich zu machen. Dies setzte in der Epoche der Aufklärung ein, die nach ihrem kaiserlichen Förderer Josef II. (1765-1790) den Namen "Josefinismus" trägt. Damals begann sich die Kirche von den mystischen Bestandteilen einer mittelalterlichen Religionsauffassung abzuwenden32). Nun lassen sich eingewurzelte Volksgewohnheiten und Bedürfnisse zwar durch Aufklärung und Verbote bekämpfen, ausrotten jedoch nur durch gleichzeitigen Entzug der dinglichen Anreize. Aus dieser Erkenntnis heraus führte die Kirche die Umerziehung des Volkes durch und zwar ohne Rücksicht auf gute, altüberkommene Sitten und Gebräuche und leider auch mit einem Übermaß behördlicher Gründlichkeit. Einen Beleg hierfür ergibt der Schriftwechsel der Mainzer erzbischöflichen Geistlichen Regierung mit der Benediktinerabtei Amorbach, die an der religiösen Betreuung des Frankenlandes maßgeblich beteiligt war33). Wenn es sich darin auch nur um die "Benedictuspfennige" handelt, so ist die Auffindung entsprechender Verbote unserer Schutzkreuzlein in den Archiven des Bistums Würzburg oder des Cisterzienserklosters Schöntal a. Jagst gewiß nur eine Angelegenheit der Nachforschung. Hier die Fragen und Antworten:
   1782 Juni 20.: Vikariat wünscht Bericht darüber, welche Bruderschaften und Andachten gehalten würden und „was für geweihte Sachen man austheile“.
   1782 Aug. l.: Weder Bruderschaft noch Andachten. Man teile "auch kerne andere geweihte Sachen aus als Benedictus-Pfennige".
   1784 März 31: Commissariat will wissen, "zu was für einem Gebrauch man die Benedictus-Pfennige ausgebe"
   1784 April 14: "daß die Verehrer des Heil. Benedictus durch dessen Fürbitte bey Gott in ihren Anliegen Hülfe erlangen sollen".
   1784 Juni 30.: Commissariat verbietet, "ferner Benedictus-Pfennige zu weihen und auszutheilen".
   Vor einer Profanierung und ihren Folgen, gleichzeitig aber auch vor dem Zugriff der Menschen blieb durch einen glücklichen Zufall eine Zusammenstellung von fünf Devotionalien über die Jahrhunderte hinweg erhalten, die in dieser Auswahl höchste und vielseitigste Abwehrkräfte verkörpern. Der Fund muß hier als Kronzeuge für den ehemaligen Bestand des Brauchtums und seine Ausdehnung angeführt werden, wenn er auch nicht aus dem Untersuchungsgebiet selbst stammt. Vor wenigen Jahren wurden, anläßlich von Reparaturarbeiten, aus dem Turmknauf der Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters Mariaberg bei Reutlingen entnommen34):
   ein 17cm hohes reich ziseliertes Caravacakreuz aus Messing, ein 3,1cm hohes, stark verwittertes Caravacakreuz aus Messing,
   ein 5cm hohes Scheyrerkreuz, ein ovaler Benedictuspfennig, 16/13mm
   eine achteckige Benedictusmedaille mit einer Darstellung aus dem Leben des hl. Benedikt und einem kleinen eingeprägten Benedictuspfennig m der rechten oberen Ecke, 30/27mm.
   Wir haben hier offensichtlich eine genaue Befolgung der Anweisung aus der obenerwähnten "Genesius-Legende" Anhaltspunkte über die Einschließung dieser Kultgegenstände in den Turmknauf ergeben sich aus der Baugeschichte des Klosters. Es wurde im Jahr 1265 gegründet und im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Der Wiederaufbau wurde 1682 begonnen und 1711 mit der Errichtung einer neuen Klosterkirche beendet. Die Pest soll übrigens 1635 von Zwiefalten her in das Kloster eingeschleppt worden sein.
   Den überzeugendsten Beweis für die Zweckbestimmung des Caravacakreuzes erbrachte die Öffnung einer kleinen, unauffälligen Nische auf der Rückseite eines Bildstockes bei Bronnbach/Tauber. Dieses steinerne Flurdenkmal steht in einem Weinberg des ehemaligen Cisterzienserklosters und wurde im Jahr 1673 vom damaligen Abt gesetzt. Der Inhalt der Nische bestand aus zwei kleinen Päckchen, deren eines Reliquien (Knochenstückchen und Rosenkranzperle) und ein Caravacakreuzlein, das andere aber eine aufschlußreiche Pergamenturkunde von 1673 enthielt. Sie besagt, daß der Abt den Weinberg dem Schutz der Reliquien und des spanischen Kreuzes anvertraut, die ihn vor Unwetter schützen sollen35).
   Unsere kurzlebigen Wegkreuze wurden bei ihrem Ersatz nicht mehr mit den nun verbotenen Schutzkreuzlein ausgestattet. Ihre Nischen blieben zunächst einmal leer und offen, bis die dörflichen Töpfer, an denen das Frankenland so reich war, ihre buntglasierten religiösen Kleinplastiken darin aufstellten. An ihre Stelle traten seit etwa 80 Jahren jene porzellanenen Heiligenfiguren einer endlich im Aussterben begriffenen religiösen Kitschindustrie. Die alten Flurkreuz-Meister haben der Ausarbeitung dieser offenen Nischen ebenso große Sorgfalt gewidmet wie den Bildschnitzereien. Besonders schön ist an vielen die Decke ausgearbeitet: als konisches Tonnengewölbe oder gar durch einen Hohlkehlenkranz gegliedert, wie der Tabernakel in der Dorfkirche. Eine Glasscheibe oder ein nüchternes Maschendrahtgitter verhindert, daß Kinder mit dem Inhalt der Nische spielen, denn sie ist beim einbalkigen Wegkreuz im allgemeinen viel niedriger angeordnet als beim Doppelkreuz.
   Bei der Bedeutung, welche die Nische in der Wegkreuzforschung spielt, muß nun nochmals auf ihre Urform hingewiesen werden. Zunächst ist sie lediglich ein Hohlraum im Kreuzschaft, dessen Öffnung durch ein genau eingepaßtes mit der Oberfläche des Balkens bündig verlaufendes Brettstück fest verschlossen ist. Diese fast unauffällige Gestaltung mag dazu geführt haben, daß in den drei bis vier Wegkreuz-Generationen, vom Verbot der Einschließung der Schutzkreuze bis in unsere Tage, die Nischen an den Wegkreuzen im linksrheinischen Rheinland, in einzelnen Schwarzwaldtälern, in der Oberpfalz und in den Gebieten südlich der Donau fast samt und sonders verschwunden sind. Im Siegkreis (Birlinghoven) jedoch sind sie noch vorhanden, hier sogar mit einem einbalkigen kleinen Holzkreuzlein bekrönt. Für ihr früheres Vorkommen im Donaugebiet spricht die Volksüberlieferung, die sich an das doppelbalkige Waffen-Christi-Kreuz von Unterstall (4km nördl. Neuburg a.D.) knüpft. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts wurde dieses Dorf von der Schweinepest heimgesucht. "Da verlobten sich die Leute zum hl. Kreuz nach Scheyern, und die Seuche erlosch. Aus Dankbarkeit wurde das Kreuz errichtet, In den Kreuzbalken soll eine Urkunde eingeschlossen worden sein, die allerdings, soweit erinnerlich, später nie gefunden wurde"36).
   In den württembergischen Wegkreuzgebieten, im Bauland, Westerwald und an der vorderen Sieg überwiegen die Nischenkreuze. Daneben finden sich allerdings, besonders im Bauland, die Übergangsstufen, bei denen die Nischen nur durch ein bis zwei Zentimeter tiefe Aussparungen angedeutet sind, und solche, die nur noch das sonst über der Nische eingeschnitzte Doppel- oder einbalkige Kreuz, jedoch ohne die zugehörige Nische, zeigen (Abb.16).
   Das Barock, in dem schon die Umwandlung vom doppelten zum einbalkigen Kreuz begonnen hat, ist sicher auch für jene Verzierungsarten verantwortlich, durch die sich auch unsere Bauländer Wegkreuze auszeichnen. In dieser Zeit hatte ein tiefgreifender Wandel in der Weltanschauung eingesetzt. Die apokalyptischen Drohungen, die den mittelalterlichen Menschen erschüttert hatten, die Auffassung von der Erde als Jammertal, in dem nur Versuchung und Sünde lauern, waren überwunden. Ein heiteres, bejahendes Lebensgefühl erstarkte und wirkte sich auch auf die Volksfrömmigkeit aus. Die hohen, nackten Kreuze, von deren ursprünglicher schauriger Bedeutung man sich nur noch erzählte, waren dem Landvolk unheimlich geworden. Es vereinfachte und erleichterte sich die Beziehung zu diesen alten Flurdenkmalen, indem es ihnen eine Sprache gab, sie mit Bildern schmückte, von denen die Beschauer die einzelnen Begebenheiten ablasen. Dieser Vorgang erinnert an die sogenannten Armenbibeln, die lesensunkundigen Gläubigen zu allen Zeiten seit der Ausbreitung des Christentums die Geschehnisse der Heiligen Schrift vermitteln sollten. Die Zeichnungen sind in ihrer Gestaltung schlicht, ja geradezu kümmerlich; sie enthalten nur das Wesentlichste, sind aber trotzdem auch für uns größtenteils noch verständlich. Offenbar war es der menschlichen Einbildungskraft zu allen Zeiten ein Leichtes, aus geringen Merkmalen den vorgestellten Gegenstand zu ergänzen und zu deuten. Der mit bildlichen Darstellungen überfütterte Mensch des 20.Jahrhunderts kann sich nur schwer einen Begriff von der Zauberkraft eines Bildes in früheren Zeiten machen. Wie die Betrachtung der frommen Motive sich auf die Volksseele auswirkte, schildert der zeitgenössische Dichter-Vagabund Francois Villon (geb. 1431) in seiner Marien-Ballade:

Ein armes Weib bin ich, durch Älterwerden
Einfältig worden anstatt wissensreich.
Und so gehör ich zu den Ungelehrten,
Die fromme Bilder anschaun zum Vergleich.
Vor Höllenszenen werd ich schreckensbleich,
Doch froh vor ändern, drauf der Himmel blendet
Und sich an alle Seligen verschwendet.

   Bei diesen Bildzeichen handelt es sich durchweg um symbolische Darstellungen, die sich auf die Leidensgeschichte Christi beziehen. Insgesamt sind auf den Bauländer Wegkreuzen 30 Motive, einige darunter mehrfach abgewandelt. Doch umfaßt der Formenschatz der einzelnen Zimmerleute meist nur 15 bis 20 Figuren, denn mehr brauchen sie kaum für ihre Kreuze. Diese enthalten nämlich, je nach der Höhe, heute nur noch 12 bis 15 Felder, während die alten Meister 2l-, ja sogar 24-feldrige herstellten. Unter "Felder" sind Flächen zu verstehen von 25 bis 40cm Höhe und 18 bis 20cm Breite. Sie beginnen auf dem Längsbalken des Kreuzes, etwa einen Meter über dem Erdboden und bedecken, nur unterbrochen von der Nische und dem über dieser eingeschnitzten zweibalkigen Kreuz, den ganzen Schaft auf der Vorderseite, die beiden Seitenflächen und den Querbalken. Diese Flächen sind untereinander durch 2 bis 3cm tiefe Einschnitte, sogenannte "Eckschnitte", "Abschnitte", oder "Kerben" getrennt. In Form von Dreiecken, Wülsten und Hohlkehlen werden sie mit der Säge, dem Hohleisen und der Feile in die Balken hineingearbeitet und umlaufen sie mit Ausnahme der Rückseite. Auf diesen so entstandenen Bildflächen sind die Figuren erhaben aus dem Holz herausgeschnitzt und zwar so, daß um jedes Zeichen ein schmaler Rand mit abgerundeten Innenecken stehenbleibt. Seltener anzutreffen ist die primitivere Art des Einstechens der Symbole, so daß diese vertieft im Holz stehen. Diese Technik ist sicherlich die ursprüngliche. Um bei der Herstellung der Schnitzereien das Aufzeichnen zu vereinfachen, haben die Zimmerleute die Figuren in Karton oder Blech ausgeschnitten. Diese Art des Schablonierens ergibt eine gewisse Tradition in der Anwendung gleicher Motive, besonders dann, wenn die Musterformen vom Großvater auf den Enkel vererbt werden. Daraus erklärt sich übrigens auch, warum die Symbole manchmal verkehrt auf den Bildflächen eingeschnitzt sind.

Zusammenstellung sämtlicher Symbole auf den Bauländer Wegkreuzen.
1. Reihe: Hahn, Hahn mit Kreuznägeln, Mütze des Hohenpriesters, Hellebarde und Lanze, Geißelruten, Geißelruten.
2. Reihe: Messer zum Teilen der Kleider, Geißelruten und Messer, Dornenkrone, Lanze und Schwammstock, Leiter, Leiter mit Hammer und Zange.
3. Reihe: Hammer und Zange, Kreuznägel, Herz mit Kreuz, Würfel, Würfelbecher mit Würfel, Säckel mit den 30 Silberlingen.
4. Reihe: Leib Christi, Grab Christi, Sonne oder Mond, Stern, Kelch, Erdkugel mit Kreuz.
5. Reihe: Lamm Gottes mit Fahne, Himmelsschlüssel, Sündenwaage, Sündenwaage, Sündenwaage, Glaube-Hoffnung-Liebe.
6. Reihe: Anker, Anker, Anker, Monstranz, Ziborium, Rosenkranz.
7. Reihe: Jesus-Heiland-Seligmacher, Jesus-Heiland-Seligmacher, Marien-Monogramm, Marienmonogramm, Raute, Abendmahlteller, (Vase).

   In Walldürn hat sich sogar ein Steinmetz darangewagt, einige der Leidenswerkzeuge zusammen mit den Fünfwunden auf einem 2,80m hohen imposanten Kreuz aus rotem Sandstein stark erhaben auszuhauen. Es steht im Gewann "Weißer Kreuzschlag" an der Straße von Walldürn nach Glashofen. Seine Herstellung fällt in die Bauzeit der Walldürner Wallfahrtskirche, an der eine Menge ländlicher Bildhauer beschäftigt war. Über dem geschwungenen Schriftband mit den Buchstaben INRI steht die Jahreszahl 1738, unter ihm die Initialen F.G. Im Schnittpunkt der Balken ist, umschlungen von einer großen Dornenkrone, das Herz mit den Liebesflammen aus dem Stein herausgearbeitet; darunter, auf dem Kreuzstamm, mit einem Band zusammengeknüpft, der Ysopstengel mit Essigschwamm, eine Lanze und ein Krummsäbel; dann folgen ein Kelch und eine etwas klobige, siebensprossige Leiter, deren drei Schwingen liebevoll mit den heute noch üblichen kleinen Dreieckseinschnitten in der Mitte verziert sind; unter der Leiter die beiden überkreuzten, mit einem Nagel durchbohrten Füße; zuunterst der Totenkopf mit einem Schenkelknochen. Auf der linken Seite des Querarmes ist die offene Hand mit einem Nagelkopf, daneben eine Zange, auf der rechten die andere Hand und ein in seiner Form unverkennbarer Schustershammer. Unter den Querbalken sind zwei eiserne Ösen eingelassen, an denen wohl ursprünglich eine eiserne Kette befestigt war, die sich um das Kreuz schlang (Abb.17). Diese Darstellungsart ist jedoch keineswegs einmalig und landschaftsgebunden. Sie findet sich im südwestdeutschen Raum auch in einigen katholischen Dörfern des Markgräflerlandes und deren Gemarkungen. So stehen an der großen Rheintalstraße bei Scherzingen, Kirchhofen und Tunsel schlanke steinerne Kreuze mit Altartischen. Auf ihnen sind, anders als bei den Fünfwunden im Frankenland, die Hände nicht offen, sondern die Finger eingekrampft. Außerdem kommen zu den üblichen Symbolen (Dornenkrone, Hammer und Zange, Kelch, Lanze, Schwammstock und Leiter) auch einige, im Bauland unbekannte Marterwerkzeuge hinzu: eine dreischwänzige Geißel, der Stäupbesen, ein Rohrkolben und die mit einem Strick umwundene Geißelsäule. Diese Kreuze stammen unverkennbar aus der Hand ein und desselben Steinmetzen und zwar aus der Zeit um 1740.
   Bildliche Darstellungen an den Kreuzen kennt schon das frühe Mittelalter. Auch damals sind es durchwegs Motive aus der Leidensgeschichte und zwar hauptsächlich die Leidenswerkzeuge. Im 15.Jahrhundert sind sie als sogenannte „Waffen Christi“ allgemein verbreitet. Der fromme Eifer des Volkes konnte in der Folgezeit nicht genug Zeichen finden, durch die das Leiden Christi versinnbildlicht wurde. Bald umfassen diese Illustrationen den gesamten Ablauf der Passionsgeschichte, angefangen vom Verrat des Petrus, dargestellt durch den krähenden Hahn, bis zur Grablegung und Auferstehung. Ähnlich den Kreuzwegstationen schuf sich das Volk für die verschiedenen Geschehnisse einfache, aber eindrucksvolle Merkbilder, in denen übrigens symbolische Vorstellung und sinnliche Anschauung, zwei wichtige Grundlagen des Volksglaubens, ihre Anwendung finden. Von den im Untersuchungsgebiet ermittelten Symbole sind im 15.Jahrhundert schon belegt: Bischofsmütze des Hohenpriesters, Dornenkrone, Fackel, Grabkiste, Geißel, Geldsäckel mit den 30 Silberlingen, Hahn, Hammer, Inschrift des Kreuzes, Kelch, Lanze, Leiter, Messer zum Teilen der Kleidung, Mond, Nägel, Ruten, Schwammstock, Schwert, Sonne, Stern, Würfel, Würfelbecher, Waschbecken und Zange. Doch erscheinen sie damals keineswegs als ins Holz eingeschnitzte Bilder, sondern als plastische hölzerne Bastelarbeiten oder zumindest aus Blech geschnitten. Als häusliche Andachtsbilder scheinen solche "Waffenkreuze" noch im 18.Jahrhundert sehr beliebt gewesen zu sein. In den Heimatmuseen Ober- und Niederbayerns stehen sie nicht selten, über und über mit Marterwerkzeugen behängt, unter Glasstürzen37).
   In völlig gleicher Form und Auszier wie diese Hauskreuze, aber 6 m hoch, finden sie sich heute noch doppel- und einbalkig als Flurkreuze in den bayerischen Alpen und ihrem Vorland und im Schwarzwald. Unter einem großen Schindel-, Bretter- oder Blechdach, dessen Rückwand bis über die Kreuzarme herunterreicht, stehen die Leidenswerkzeuge auf dem Querbalken und hängen um den Kruzifixus herum zwischen flatternden Engelchen, ähnlich denen, die auf den Bildern alter Meister Kelche unter die blutenden Wunden halten. Lanze, Schwammstock und Leiter stehen rechts und links vom Kreuzschaft aus schief nach den Enden der Kreuzarme hin. Als einzige menschliche Begleitfigur tritt im Schwarzwald (Niederwasser, Krs. Wolfach und im Prechtal) der Hauptmann Longinus auf38). Er sitzt auf einem runden frommen Bauernschimmel und muß natürlich schräg unter dem Heiland und daher auf einem vom Kreuz abstehenden Brettchen befestigt werden, denn er soll ja mit der Lanze die Seite des Herrn öffnen. Der krähende Hahn auf dem First des Kreuzdaches fehlt nirgendwo, auch nicht bei neueren Wegkreuzen, die schon ohne die Leidenswerkzeuge sind (St. Peter im Schwarzwald)39).
   Während auf dem Doppelkreuz in dem schon erwähnten Odenwalddorf Gönz die Figuren nach Art der Bauländer Kreuze - nur viel primitiver - eingeschnitzt sind, überrascht das von Preunschen durch seine aufgenagelten, aus Holz plastisch geformten Marterwerkzeuge. Von ihnen blieben allerdings nur Schwert, Hammer und Zange erhalten. Diese Ausnahme ist nur als Mitbringsel eines wandernden Zimmermanns aus anderen Gegenden zu erklären. Daß das Kreuz ein Ausläufer westlich oder nördlich des Odenwalds gelegener, heute ausgegangener Wegkreuzgebiete ist, läßt sich ohne Nachprüfung nicht behaupten.
   Welcher der beiden Darstellungsarten, der reliefartig geschnitzten oder der plastischen, der Zeitvorsprung zukommt, ist schwer zu entscheiden. Denn ob hier die bis in die Vorzeit zurückreichende Erkenntnis anzuwenden ist, daß die Gestaltung von Umrißlinien leichter fällt als diejenige körperhafter Formen, mag dahingestellt sein. Der Vorteil einer sinnfälligeren Wirkung der plastischen Figuren wird wohl durch ihre rasche Verwitterung aufgehoben.
   Die Erforschung der Wege, auf denen die Sakralmotive über Dorfkirche, Klöster, Wallfahrer und wandernde Zimmergesellen in die Werkstätten der Meister und von dort auf die Wegkreuze kamen, ergibt eine Menge von auf- und abklingenden Verehrungsströmungen, von den Tagen des ersten Christentums an bis ins 18. Jahrhundert hinein. Dabei sind auch die ältesten Symbole nicht etwa übergeschlepptes, beziehungs-loses Formgut geworden, sondern haben sich - allerdings unter dem Einfluß der Kirche - bis heute im Volke gedanklich lebendig erhalten (Abb.18). Einige Sinnbilder haben eine höchst interessante Geschichte. Der Anker, ein heute noch vielerorts verwendetes Motiv, erscheint schon auf altchristlichen Siegelringen als sogenanntes "verstecktes Kreuz". Die vom aufrechtstehenden Kreuz überschattete Erdkugel begegnet uns zum ersten Male auf Münzen des Kaisers Valentinian I; vom 4.Jahrhundert an gehört der Reichsapfel zu den Insignien der christlichen Kaiser als "Mehrer des Reiches Christi". Das Lamm mit Kreuz oder Fahne ist eine in Skulpturen und auf Gemälden des 5., 6. und 7.Jahrhunderts sehr häufige Kombination. Sie gilt sogar als Vorstufe der Kruzifixe (Offenb. 5, 6). Ein Kelch steht in den Bildnereien schon vom Ende des 10.Jahrhunderts an unten an den Füßen des Gekreuzigten zum Auffangen des Blutes. Aus dieser Bedeutung heraus ist seine Anordnung auf einzelnen Wegkreuzen als unterste Figur auf der Vorderfläche erklärlich. Allerdings wird er heute meist als Abendmahlskelch mit der Hostie abgebildet. Von den Zimmerleuten wird die Figur allgemein "Kelch des Leidens" benannt. Daß neben dem Stern, der das Erdenleben Christi eröffnet, auch Sonne und Mond als mittrauernde Zeugen des Erlösertodes immer wieder abgebildet werden, ist eine Selbstverständlichkeit, zumal ihrer im Lukas-Evangelium 23,45 Erwähnung getan wird. Daß sie aber schon am Rande des oberen Kreuzarmes des ältesten, noch erhaltenen plastischen Kruzifixes in der Johanneskirche zu Monza abgebildet sind, genau wie auf unseren Bauländer Wegkreuzen, ist immerhin erstaunlich! Eine geometrische Figur aus einem gleicharmigen griechischen Kreuz mit halbrunden Enden, das von einem Quadrat überdeckt ist, wird als Dornenkrone bezeichnet. Dieses Merkbild weist wohl richtiger auf die romanische Königskrone hin, die bis um 1250 das Haupt des Gekreuzigten schmückt. Das älteste datierte Beispiel einer wirklichen Dornenkrone findet sich auf dem Taufstein im Würzburger Dom vom Jahre 1279. Die Anzahl der Kreuznägel bildete im 12. und 13.Jahrhundert mit Anlaß zum Religionsstreit zwischen der Kirche und den Albigensern. Diese stellten die Füße des Heilands erstmalig von einem einzigen Nagel durchbohrt dar, so daß also zur Kreuzigung nur drei statt der bisher üblichen vier Nägel nötig waren. Das erste Kruzifix dieser Art in Deutschland ist eine romanische Skulptur, das hl. Kreuz von Forkenried, gefertigt zwischen 1150 und 1170 vom Bruder Albanus, gestorben als Abt von Seeon 1206. Auch der Rosenkranz, der allerdings nur auf den Kreuzen der Zimmerleute G. Eckert und F. Stegmeier, Aschhausen, und E. Leuser, Oberwittstadt, zu finden ist, hat eine längere Geschichte, als man gemeinhin annimmt. Ob er nun, wie die Legende berichtet, im Jahr 1208 von der Muttergottes dem spanischen Ordensgründer, dem hl. Dominikus, überreicht wurde oder, wie die Forschung zu beweisen sucht, schon im Jahre 854 im Gebrauch war oder dem Angelsachsen Beda Venerabilis (geb. 672) seine Entstehung verdankt, ist hier nebensächlich. Jedenfalls haben die Dominikaner die Benutzung der Gebetsperlenschnur sehr gefördert40).
   Eine weitere eigenartige Figur auf den Bauländer Kreuzen ist bedeutsam: eine Scheibe, auf der Schnörkel in Form eines Kreuzes eingeschnitzt sind, nur noch von zwei Zimmerleuten - die anderen kennen sie nicht mehr - ohne jede nähere Erklärung "Vase" genannt. Es bleibt nur die Möglichkeit, diese Bezeichnung von dem Fachausdruck "vasa sacra" für die Abendmahlsgeräte abzuleiten. Die Zierscheibe würde damit den Abendmahlsteller bedeuten.
   Zu der merkwürdigen Darstellung des Grabes oder der Grabkiste Christi kommt die noch seltsamere des Leibes Christi, veranschaulicht durch einen tartschenartigen symmetrischen Schild. Diese beiden Symbole konnten nur noch von einem einzigen Meister, dem greisen Zimmermann G. Eckert, Aschhausen, erklärt werden. Dogmatisch motiviert, aber nicht unmittelbar auf die Passionsgeschichte hinweisend, sind auch die Waage oder Sündenwaage, wie sie der Volksmund nennt, und die Himmelsschlüssel. Die übrigen Ornamente wie Monstranz, Kreuz-Anker-Herz, ferner die verschiedenen Christus- und Marien-Monogramme sind spätere Beifügungen.
   Der Anzahl und Anordnung der Merkbilder mag ursprünglich eine Auslegung der Offenbarung Johannis 22, 2 vom "Baum des Lebens" mit den 12 fruchtbringenden Ästen zugrunde gelegt gewesen sein. Heute jedenfalls lassen sich diese Beziehungen nur noch vermuten. In der letztvergangenen Generation arbeiteten im Bauland folgende WegkreuzMeister:
   Lorenz Eckert, Aschhausen (1841-1925) vor allem für die Dörfer des Jagst- und Erlenbachtales,
   Josef Renner, Berolzheim (1845-1917) für seinen Heimatort und dessen Umgebung,
   Emil Leuser, Oberwittstadt (1877-1925) für Ober- und Unterwittstadt, Hüngheim, Assamstadt und Oberndorf,
   die Brüder Karl und Josef Götz, Osterburken, für Osterburken, Hemsbach und Rosenberg,
   Franz Karl Mehl, Seckach (1866-1936) für Seckach, Zimmern und Schlierstadt.
   Mit ihnen ist leider viel Bedeutsames und Aufschlußreiches zur Frage der Wegkreuze unerforscht ins Grab gesunken. Manches von dem Wissen um die alten Heilszeichen, das sie an Söhne und Lehrlinge weitergegeben hatten, ist - wie jede mündliche Überlieferung - durch das Sieb des Gedächtnisses gefallen. Auch von den Werken, an denen die alten Meister zu erkennen sind, stehen heute nur noch wenige. Der Sohn Lorenz Eckerts, der heute 80jährige Gustav Eckert, war bis in sein hohes Alter ein im weiten Umkreis bekannter und gesuchter Holzkreuzschnitzer. Seine Stücke sind von einer außerordentlichen Reichhaltigkeit der Figuren, einer schönen, wohl-proportionierten Gliederung und einer bis ins Kleinste sauberen Ausarbeitung. Ein Meisterwerk ist auch das noch von der Hand Josef Renners stammende geschnitzte Doppelkreuz aus dem Jahr 1900 am "Schillingstadter Weg" in Berolzheim. Hier ist es jedoch nicht so sehr die Darstellungsart der Motive, als die wahrhaft volkskünstlerische Gestaltung des Beiwerks, die so stark beeindruckt. Dieses Kreuz stellt eine eigenschöpfensche, weit über den Rahmen des Üblichen hinausgehende Leistung dar (Abb.19).
   Die Werke Emil Leusers ähneln den Eckert'schen in Abmessungen und Gliederung und sorgfältiger Ausführung der Schnitzereien so sehr, daß sie sich nur durch das Signum EL auf der Rückseite der Kreuze und durch einige Kleinigkeiten, wie das Anbringen von gedrechselten Halbkugeln auf den Kreuzarmen, durch einige besondere Bildzeichen wie den Säckel mit den 30 Silberlingen, eine eigenartige Abwandlung der Waage und die Anwendung des Glaube-Hoffnung-Liebe-Motivs unbestreitbar ihm zuweisen lassen. Von Leuser erfuhr auch sein ehemaliger Lehrling, der Zimmermeister R. Loos, Gommersdorf, den Namen "päpstliches Kreuz" für das kleine Doppelkreuz (Abb.20).
   Das Signieren einzelner Arbeiten ist im allgemeinen kaum üblich. Unsere dörflichen Zimmermeister alten Schlages waren viel zu selbstbewußt. Sie verließen sich mit Recht darauf, daß man ihre Kreuze, entgegen jeglicher Gleichförmigkeit, an der "persönhchen Note", an jenem Besonderen und Eigenartigen erkannte, mit dem sie die Erzeugnisse ihrer Fachgenossen oder gar ihrer kleinen Nachahmer zu übertrumpfen versuchten. Im übrigen haben die ländlichen Zimmerleute ja ihren bestimmten räumlichen Arbeitsbezirk und traten in früheren Zeiten bei der Vergebung von Aufträgen schon gar nicht in gegenseitigen Wettbewerb.
   Bei der Zusammenstellung der einzelnen Symbole und der Ermittlung ihrer Bedeutung ergab sich, daß die heute arbeitenden Zimmerleute nur noch die leicht deutbaren Bilder anwenden und die ihnen unverständlichen weglassen. Neben alten Motiven tauchen bereits inhaltlose geometrische Figuren auf. Alles in allem muß eine starke Sinnentleerung in den letzten 50 Jahren festgestellt werden. Das Handwerk ist un-schöpferisch geworden, und es ist ein offensichtliches Absterben auch dieses Brauchtums eingetreten. Dazu kommt noch, daß überall - nicht nur im Taubergrund und im Gau - wo in den ländlichen Gegenden die Grabsteinindustrie Fuß gefaßt hat, die Holzkreuze rasch verschwinden. An ihrer Stelle werden steinerne Kreuze gesetzt, allein schon aus dem Grund, weil sie haltbarer sind. In Assamstadt (Krs. Tauberbischofsheim) mußten in den letzten Jahren sämtliche Holzkreuze solchen steinernen Kreuzaltären weichen. In Windischbuch wurden die beiden letzten Zeugen des frommen Brauchtums 1945 von amerikanischen Soldaten zersägt und zu Brennholz verwendet, ein in den Augen des Landvolks umso größerer Frevel, als es sich noch heute davor scheut, die vermorschten Kreuze als Feuerholz zu nehmen, sondern sie neben den neuerrichteten im Gras zerfallen läßt, wie z.B. im Böhmerwald die Totenbretter. Die Volkssage - nach Friedrich Ranke ein Bericht über ein sonderbares Erlebnis, das geglaubt und für wahr gehalten wird - beleuchtet die Grundeinstellung der Bauern zu diesen religiösen Symbolen. An der Straße von Mudau nach Steinbach, wo der alte Weg von Amorbach nach Heilbronn diese überquert, steht ein altes schlichtes Holzkreuz. Links unten an seinem Fuß sind zwei Beilkerben sichtbar, zwischen denen ein Span ausgesprungen ist. Ein alter Mann soll sie vor vielen Jahren geschlagen haben. Der wollte nämlich beim Brennholzsammeln kurzerhand auch das Kreuz umhauen. Schon hatte er mit dem Beil zum dritten Male ausgeholt, da versetzte ihm eine unsichtbare Hand einen so starken Schlag ins Gesicht, daß er ohnmächtig zu Boden stürzte. Kaum war er wieder bei Sinnen, rannte er erschrocken nach Haus.
   An einzelnen Orten ist erfreulicherweise ein zähes Festhalten am Althergebrachten zu beobachten. Dort lehnen die Bauern das Ansinnen, steinerne Wegkreuze setzen zu lassen, mit der Begründung ab: Der Heiland ist am Holz gestorben und nicht am Stein! Dagegen hat sich verschiedentlich das Setzungs-Motiv geändert, und dies erscheint mir bezeichnend. Schon nach dem ersten Weltkrieg wurden vereinzelt geschnitzte Wegkreuze zum Andenken an gefallene Söhne errichtet; seit 1945 mehren sich diese Kreuze, ex voto, als Dank für glückliche Heimkehr und zur Erinnerung an Gefallene.
   Nachdem die noch lebenden Zimmermeister G. Eckert und F. Stegmeier, Aschhausen und K. Renner, Berolzheim, Klüpfel und Stechbeitel aus der Hand gelegt haben, sind nur noch wenige Zimmerleute, darunter vor allem der Meister R. Loos in Gommersdorf, Träger der Überlieferung. Sie lassen den Fortbestand des alten Volkskunstgutes, dieses eigenartigen Zeugnisses des sich wandelnden religiösen Gefühles, für die nächsten Jahre gesichert erscheinen.

Literatur:
1) Menghin O., Hausschmuck, Kreuze und Bildstöcke im Ultental. Zeitschrift f. österr. Volkskunde, XVI.Jg., 1910.
2) Menghin O., Hausschmuck, Kreuze und Bildstöcke im Mittelgebirge von Tisens. Zeitschr. f. österr. Volksd., XVII.Jg., 1911.
3) Röder J., Pfahl und Menhir, Studien z. Westeuropäischen Altertumskunde, Bd.I, 1949.
4) Aus der vergleichenden Völkerkunde ein Beispiel dafür, wie auch Menschen einer völlig anderen Kulturstufe auf ähnliche ängstigende Vorstellungen aus sich heraus Schutzmaßnahmen ergreifen, die sich bei wesenhaften Gefahren als wirksam erwiesen haben. Der Völkerkundler Prof. Bernatzik schildert in seinem Werk "Die Geister der gelben Blätter", wie er bei dem nordsiamesischen Bergstamm der Akha auf dem Weg zu einem der Dörfer an eigenartigen Gebilden vorbeikam. Es waren hölzerne Pfeile, nach allen Richtungen in die Erde gesteckt, die den bösen Geistern den Eintritt in das Dorf verwehren sollten. Kaum 100 Meter weiter stieß er auf eine Gruppe Holzschwerter, die demselben Zweck dienten.
5) Binterim A.J., Die vorzüglichsten Denkwürdigkeiten der christkatholischen Kirche, Mainz 1827, 4.Bd. l.Teil, S.531, 266.
6) Binterim A.J., a.a.O., S.532.
7) Binterim A.J., a.a.O., 7.Bd., 1.Teil, S.55.
8) Pfannenschmid H., Germanische Erntefeste, Hannover 1878, S.374.
9) Pazaurek G.F., Alte Goldschmiedearbeiten aus schwäbischen Kirchen, Leipzig 1912, Tafel l.
10) Münsterer H.O., Das Caravacakreuz und seine deutschen Nachbildungen. Bayerisches Jahrbuch f. Volkskunde, Regensburg 1952, S.32ff, 270.
11) Wirth H., Die Flurnamen von Freiburg i.Br., Schriftenreihe "Bad. Flurnamen" Bd.I, Heft 3.
12) Meyer E.H., Badisches Volksleben im 19. Jahrhundert, Straßburg 1900, S.365.
13) Disch, Chronik der Stadt Wolfach, S.294.
14) Sauer, J., Emmingen ab Egg, Mein Heimatland, I.Jg., 1914, S.71ff.
15) Fehrle E., Deutsche Feste u. Volksbräuche, Leipzig 1927, S.89.
16) Deutsche Gaue, X.Jg., S.113.
17) Müller O.A., Alte Bildstöcke in der Ortenau, Die Ortenau, 18.Heft, 1931, Hist. Verein f. Mittelbaden, Offenburg.
18) Birlinger, Volkskundliches aus Schwaben I, S.192, 195ff. Pfister, Schwäbische Volksbräuche, 1924, S.62ff.
19) Heimberger H., Das hölzerne Grabkreuz im bad. Frankeilland, Bad. Heimat, Jahresheft 1933, S.142ff.
20) Metz Fr., Das Tauberland, Karlsruhe 1930, Abb.23.
21) Schreck K., 600 Jahre Stadt Lauda, Lauda 1951. S.17.
22) Hauptstaatsarchiv Stuttgart.
23) Gerstenberg K., Tilman Riemenschneiders Windsheimer Zwölfbotenaltar, Mainfränkische Hefte Nr.6, Würzburg 1951.
24) Schreiber G., Forschungen zur Volkskunde, Heft 22/24, Deutschland und Spanien, 1936, S.372.
25) Freckmann J., Historia collegii Heiligenstadiani l. Gesch.-Quellen d. Prov. Sachsen u. d. Freist. Anhalt N. R. 8, Magdeburg 1929, S.288.
26) Schreiber G., a.a.O., S.372.
27) österreichische Kunsttopographie Bd.V, l.Teil "Die Denkmale der Gerichtsbezirke Eggenburg und Geras", S.252.
28) Originalkreuz im Heimatmuseum Amorbach/Ufr.
29) Südhessische Sonntagspost vom 25.3.1950.
29a) In "Sculture e pitture", II, S.156.
30) Schreiber G., a.a.O., S.372 nach HStA München Hochstift Augsburg N. 5548 S.118.
31) Schreiber G., a.a.O., S.373.
32) Winter E., Der Josefinismus und seine Geschichte, 1934, S.209.
33) Fürstl. Leining. Archiv Amorbach, Kloster Amorbach, Repertorium des Paters Bonifacius 1784 gg., Bd.I, Fach 7, Fasc.4 (mitgeteilt von Herrn Max Walter, Domänenrat i.R., Amorbach).
34) Heimatmuseum Reutlingen (Hinweis durch Herrn Dr. A. Walzer, Landesmuseum Stuttgart).
35) Heimberger H., Der Bildstock am Bronnbacher "Satzenberg", Badische Heimat, Freiburg 1952, 32.Jg. Heft 3/4, Münsterer H. O., a.a.O., S.34.
36) Endres L., Michael Fetsch in Unterstall u. seine "Waffen-Christi-Wegkreuze". Bayerischer Heimatschutz, 27.Jg., 1931, S.96.
37) Redslob E., Deutsche Volkskunst, Bd.IV, Bayern, Abb.199. Redslob E., Deutsche Volkskunst, Bd.XIII, Baden, Abb.170. Fehrle E., Badische Volkskunde I.Teil, 1924, Tafel 24. Redslob E., Deutsche Volkskunst, Bd.V, Schwaben, Abb.199. Spamer A., Die Deutsche Volkskunde II, S.300, Abb.2.
38) Redslob E., Deutsche Volkskunst, Bd. XIII, Baden, Abb.175 u. 177.
39) Redslob E., Deutsche Volkskunst, Bd. XIII, Baden, Abb.176.
40) Deutsche Gaue, 43.Bd., 1951, S.50ff.

(Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Bd.75, 1952, S.263-307)

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