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ID / Status899 / dokumentiert
zur Dokumentation
Land / BundeslandDeutschland / Rheinland-Pfalz / Landkreis Südliche Weinstraße
Ort76835 Gleisweiler (I)
StandortSteinkreuznest im Gewann Kreuz, an der Straße nach Burrweiler
TypSteinkreuz
Maße / Material66:50:18 / Sandstein
KoordinatenStandort N 49° 14.566' O 8° 4.441' anzeigen mit:
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Literatur

Rätselhafte alte Steinkreuze; Wild, Rudolf; 2006

Literatur

Die Seselschlacht von Burrweiler
In den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts nach Krieg und Pestilenz waren die Pfälzer wieder einmal dabei, ihre Häuser aufzubauen, neue Wingerte anzupflanzen und die Felder zu bestellen. Die Bevölkerung nahm zu, ebenso der Viehbestand. Das hatte ein stark steigendes Bedürfnis nach neuem Acker- und Weideland zur Folge. Rindvieh, Ziegen und Schafe weideten in den Wäldern, den genossenschaftlich bewirtschafteten Hain- und Haardtgeraiden. Und die Schweine wurden zu Eichelmast und Eckerich ebenfalls in den Wald getrieben. Eifersüchtig achteten die Bauern darauf, daß kein fremdes Viehzeug in der eigene Geraide unerlaubt mitfraß.
Man schrieb das Jahr des Herrn 1468. In Burrweiler und Gleisweiler hatte man ein besonders wachsames Auge auf Flemlingen und Roschbach. Hatten die Nachbarn doch die Absicht bekundet, den Wald als Weide für ihre Tiere zu nutzen und sogar den vergeblichen Versuch unternommen, Vieh dorthin zu führen. Diese Absicht hatten ein paar junge Burschen früh genug bemerkt und zu vereiteln gewußt.
Die verfeindeten Dörfer gehörten zur gleichen Haingeraide, der zweiten. In einer Heidelberger Handschrift aus dem frühen 16. Jahrhundert, offenbar einer kurpfälzischen Kanzleiabschrift eines älteren, verloren gegangenen Originals, heißt es (Rechtschreibung war damals noch unbekannt): "Die Zwiidt Heyngereidene. Diser gereiden bruderschafft sindt Inngeleibt. Alß Waltzheim, unnd Bochingenn seindt das haupt habenn denn Zentschultheß Buhrweiler hatt die loochaxt, undt waldzeichen. Gleißweiler, Roßbach, Flemlingen...". Nun war es nicht ungewöhnlich, daß sich Geraidegenossen untereinander stritten, wenn es um vermeintliche Rechte ging. Ob in diesem Fall Burrweiler und das verbündete Gleisweiler den Nachbarn aus Not das Weiderecht im Wald streitig machten, oder ob ein paar Scharfmacher ihren Besitz mehren wollten, bleibt unklar.
Eines Tages war es dann soweit: Die Flemlinger und Roschbacher wollten es wissen und trieben mit einer kleinen "Streitmacht" Vieh in Richtung Wald. Aber die Gegner hatten Acht gegeben und versperrten ihnen den Weg. Es ging zunächst, wie so etwas immer zu beginnen pflegt. Ein Wort gibt das andere, hitzige Verwünschungen fliegen hin und her, dann fliegen die Fäuste und Steine, Knüppel werden geschwungen und es setzt die ersten Beulen. Ja, und dann geschah es. Einer zog sein Sesel aus dem Hosensack, noch einer und noch einer. Bald schrie der erste Verwundete auf, dann lagen Tote am Boden. Tote auf beiden Seiten, Verwandte, Freunde und gute Bekannte.
Noch heute erinnern uns drei Sühnekreuze und ein arg ramponierter, heute liebevoll restaurierter, gotischer Bildstock an die Seselschlacht von Burrweiler. Eines der beiden äußeren Kreuze, deren Querbalken auf einer Seite abgeschlagen sind, trägt zur Erinnerung und Mahnung für die Nachwelt eingemeißelt ein Sesel. Elisabeth und Herbert Messmer vom Weingut gleichen Namens in Burrweiler erinnern sich vage an Berichte über diese "Schlacht". Elisabeths Mutter, die frühere Burrweiler Lehrerin Beate Anselmann, hatte seinerzeit gern von der Seselschlacht im Unterricht erzählt.
Altes Wahrzeichen der Winzer (Das Sesel ...); Oberste-Lehn, Gert; 1999


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Sühnekreuze & Mordsteine