Österreich
Niederösterreich
Bezirk Gmünd
Großschönau
Abbildung bei Paul (1975) |
PLZ:
A-3922
GPS:
N 48° 39,49', O 14° 55,664'
Standort:
An der Straße von Großschönau nach Oberwindhag, etwa 500 Meter nach dem
Beginn des Waldes auf der rechten Straßenseite.
Größe / Material:
112:65:23 / Granit
Geschichte:
Der Kreuzstein steht in einer Sage im Zusammenhang mit dem Steinkreuzen
vom Bannwald in Großschönau und Groß-Wolfgers.
Dieser romanische Kreuzstein steht knapp 1km von der Kirche in Groß Schönau rechter Hand am markierten Wege von Groß Schönau nach
Ober-Windhag.
Der Stein dürfte aus dem 12.Jh. stammen, denn 1165 errichteten die Kuenringer, in deren Besitz sich Schönau lange befand, einen
Schenkungsvertrag mit dem Stift Klosterneuburg.
Der unter Nr.6 kurz erwähnten Sage nach, soll an dieser Stelle der zweite der drei Fleischerburschen sein Leben ausgehaucht haben. Zur
Erinnerung an seinen Tod soll der Stein errichtet worden sein. Hier faßt die Sage Jahrhunderte zu einer einheitlichen Handlung zusammen, denn die beiden zur Sage
gehörenden Steinkreuze im Bannwald (Nr.6) und in Groß Wolfgers (Nr.7) sind frühestens in das 16.Jh. zu setzen.
Obwohl über diesen Kreuzstein keine Urkunde berichtet, dürfte die Annahme, daß er anläßlich der Schenkung an Klosterneuburg als
Grenzmarke errichtet wurde, die größte Wahrscheinlichkeit haben. (Paul 1975)
Sage:
Eine reiche Bauerstochter versprach gleichzeitig drei Fleischerburschen die Ehe,
spielte aber einen gegen den anderen aus. Die Burschen erschlugen einander gegenseitig und starben an den drei erwähnten Stellen. Als sich das Mädchen schließlich
mit einem anderen Burschen vermählte und der Brautzug das inzwischen errichtete Kreuz im Bannwald passierte,
wurde sie von unsichtbaren Mächten durch die Luft entführt und geistert noch heute beim Kreuz. (Paul 1975)
In Walterschlag lebte einst eine, ob ihrer Schönheit weit bekannte und vielbegehrte Bauerstochter, die aber sehr stolz und wählerisch war. Drei junge
Fleischergesellen hätten ihr gefallen und da sie sich für keinen endgültig entscheiden konnte, versprach sie sich allen dreien. Mit List wußte sie es so einzurichten,
daß keiner der drei Verlobten von seinen Rivalen wußte. Eines Tages aber fügte es der Zufall, daß doch alle drei in ihrem Hause zusammentrafen. Da jeder auf dem
gegebenen Heiratsversprechen bestand und keiner zurücktreten wollte, kam es zu einem heftigen Streit, der auf dem Heimweg blutig ausartete. Mit ihren Stichmessern
gingen sie aufeinander los. Der Kampf zog sich in den Bannwald bei Oberwindhag, wo der erste, tödlich verwundet, niedersank. Der zweite starb auf den Feldern von
Groß Schönau. Der letzte schleppte sich, schwer verletzt bis Groß Wolfgers, wo er verblutete. Sein blutgetränktes Hemd soll lange in der Kapelle von Groß Wolfgers
zu sehen gewesen sein. Zur Erinnerung an die drei Todesstellen sollen diese erwähnten Male errichtet worden sein.
Trotz dieser Bluttat lebte die Bauerstochter lustig und fidel weiter und fand sich bald einen neuen Liebhaber, einen reichen Bauerssohn aus Groß Schönau.
Kurz darauf wurde Hochzeit gefeiert. Es war ein lärmender, von Musikanten begleiteter Hochzeitszug, der sich von Waltersschlag durch den Bannwald gegen Groß
Schönau, der Pfarrkirche des Bräutigams, bewegte. Als sie zu der Stelle kamen, an der der erste Fleischerbursche sein Leben ausgehaucht hatte (Steinkreuz
im Bannwald Großschönau, Anm.), sonderte sich die Braut etwas vom Zuge ab. Plötzlich stieß sie einen furchtbaren Schrei aus und die vor Schreck erstarrten Hochzeitsgäste sahen
nur, wie eine unsichtbare Gewalt die Braut durch die Lüfte entführte. Alles Rufen war vergebens. Still und bedrückt begab sich die Gesellschaft nach Groß Schönau
und erzählte dem Pfarrer den Vorfall. Dieser gab den Rat, nochmals in den Bannwald zu ziehen, zu singen und zu spielen, wie wenn nichts geschehen wäre. Wenn
aber die Braut wieder zum Vorschein käme, solle sie der Brautführer bei der Hand nehmen und nicht mehr loslassen, sonst wäre es um sie geschehen.
Die Leute folgten dem Rat des Priesters. Tatsächlich fanden sie die Braut an der gleichen Stelle. Aber ihre Schönheit war geschwunden, ja ihr Anblick so
erschreckend, daß der Brautführer nicht wagte, die Hand nach ihr auszustrecken. Einen Augenblick wartete die Braut. Dann stieß sie neuerlich einen Schrei aus und
verschwand wieder. Doch dieses Mal für immer.
Später hat sich die Braut noch manchem einsamen Wanderer gezeigt. Als nach vielen Jahren eine arme Dienstmagd durch den Bannwald gegen Windhag ging,
sah sie bei dem Steinkreuz eine alte Frau stehen, angetan mit einem altmodischen Hochzeitskleid und einem Brautkranz im schneeweißen Haar. Traurig und doch
erwartungsvoll sah diese das Mädchen an und wartete auf die Anrede. Die Magd aber lief vor Entsetzen davon.
Ein andermal soll ein Bauer bei Waldarbeiten nahe dem Kreuz ein uraltes Mutterl im Brautkleid und Schleier gesehen haben. Sie sah ihn starr und flehentlich an,
sprach aber kein Wort. Da faßte ein Schauer den Mann und auch er lief davon.
So wartet die hochmütige Braut wohl noch beim Kreuz im Bannwald, daß ein Mensch komme und sie anspreche; denn nur dann könne sie endlich Ruhe finden
für immer. (Paul 1973)
Quellen und Literatur:
• Paul, Ada - Die drei Kreuze bei Groß-Schönau, in: Steinkreuzsagen aus dem Waldviertel, in: "Das Waldviertel", Heft 7/9, Horn 1973, S.144f
• Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich, 1975, S.29, Nr.22
• Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich / Nachtrag, 1988, S.71
• recherchiert und bebildert von Harald Hartmann, Klosterneuburg (Fotos vom 17.April 2009)