Deutschland Nordrhein-Westfalen Lkr. Lippe

Kempenfeldrom / OT von Horn-Bad Meinberg


Blick zum Standort

seitliche Ansicht

Kreuzigungsgruppe

Inschrift

Abbildung bei
Brockpähler (1963)

PLZ: 32805

GPS: N 51° 48,171', O 8° 55,105'

Standort: Am Alten Stadtweg im Wald zwischen Kempen und Altenbeken unter einer Kastanie an einer Wegekreuzung.

Größe / Material: 194:57:16 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Messerkerl". Der Stein erinnert an die Ermordung des Wanderhändlers Albert Meijer aus Volklage (Münsterland) im September 1752. Auf dem 60cm breiten und 20cm tiefen Sockel ist unterhalb der Kreuzigungsgruppe folgende Inschrift eingemeiselt:
17                    52
DEM 28 SEBTEMbR
IST ALLHIER ERBÖRMLIG
UM SEIN LEbEN GEKA
MEN ALbET MEIJER VON
VOLTLAGEN BETTE
VOR SEINE SEL UNT
UOR ALLE REISENT
EIN UATTER UNSER
VNT AFE
MARIA
Das Denkstein neigt sich stark nach vorn. Der rechte Arm des Kreuzes ist abgeschlagen, auf der Abbildung bei Brockpähler (1963) ist das Denkmal noch unbeschädigt.

Am 28.9.1752 war der Tödde (Wanderhändler) Albert Meijer aus Volklage im Münsterland auf dem Weg nach Paderborn und rastete hier; er setzte eine Pfanne aufs Feuer, um Zinnlöffel zu gießen, spannte das Fuchsfangeisen und nickte ein; da schlich einer heran und goss ihm siedendes Zinn in den schnarchenden Mund, dass er schrie und erbärmlich starb; nun durchsuchte der Täter die Habseligkeiten des Tödden, trat dabei ins Eisen, riss im Sturz die Pfanne um, und das Zinn floss über ihn, dass er verbrannte. (Pollmann 2006)

Auf der dem Kamm des Eggegebirges bei Kempenfeldrom westlich vorgelagerten Höhe steht dort, wo beim Kilometerstein 40,7 die Straße nach Schlangen ins Tal hinabführt, auf der Grenze der Gemeinden Altenbeken und Kempenfeldrom, "der Messerkerl" (Meßtischblatt 4119 Hörn, Planquadrat 5741/3495 unten links). Es ist eine Steinplatte aus grauem Eggesandstein von 190X57X16cm Größe, die nach der im Eggegebiet beliebten Art oben in Kreuzform übergeht. In schwachem Relief ist die Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes aus dem Stein herausgearbeitet, darüber ein Engel mit dem INRI-Schild, unter den Füßen des Gekreuzigten Schädel und Knochen.
Seinen Namen hat der Stein von einem wandernden Messerhändler, der an dieser Stelle ermordet und beraubt worden ist. Die Inschrift gibt darüber Auskunft:
1752 DEM 28 SEBTEMBR IST ALLHIR ERBÖRMLIG UM SEIN LEBEN GEKAMEN ALBET MEIJER VON VOLTLAGEN BETTE VOR SEINE SEL UNT VOR ALLE REISENTE EIN VATTER UNSER AFE MARIA
Um diese Zeit muß das Hausierergewerbe in der dortigen Gegend stark im Schwang gewesen sein, denn die Lippische Regierung erließ unter dem 6.10.1767 eine Verordnung, worin es heißt: "Nachdem wir ... in Erfahrung gebracht ..., daß durch das übermäßige Hausieren fremder Commercianten, besonders der sog. Messerkerls auf dem Lande, welche nebst ihrem Messerkram allerhand kostbare, den Bauern aber entbehrliche Waren, als Battist, Kammertuch, Spitzen, fein Linnen, Schnupftücher u.dgl. führen, ... Anlaß zu vielen Verschwendungen gegeben werde: Als verbieten wir sotanes Hausieren bei Strafe der Confiscation solcher Waren usw. Wonach sich zu richten".
Ein Angehöriger der Familie Meyer zu Volthage wird auch um 1800 als Wanderhändler oder "Tödde" genannt. (Brockpähler 1963)

Sage:

Quellen und Literatur:
Schwanold, H. - Ein Mordstein in der Egge, in: Teutoburger Wald und Weserbergland, Jg.4, Bielefeld 1930, Heft 12, S.14f.
Diekmann, Hermann - Drei Mordsteine im Teutoburger Wald, in: Lipp. Blätter für Heimatkunde 1951, H.4
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.56
Pollmann, B. - Rother Wanderführer. Teutoburger Wald, 3.Aufl., München 2006, S.48-49
Messerkerl auf: Wikipedia
recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann und Rainer Vogt, Thale (Fotos von August 2012)


Sühnekreuze & Mordsteine