Nové Domky / Neuhäusl (I)


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PLZ:

GPS:

Standort: Vom Grenzstein 26/6 der Staatsgrenze aus folgt man einem kaum erkennbaren Weg in Nordrichtung etwa 200m, dann sieht man das Sandsteinkreuz ca. 25m links in Richtung einer kleinen Lichtung vor einem abgestorbenen Baumstumpf stehen.

Größe / Material: 78:48:16 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Stichkathls-Krez". Auf der Sichtseite folgende Inschrift:
Am 21.
Marz
18 Kath = Stich 62
Der Stein wurde in zwei Teile zerbrochen vorgefunden und am 11.April 2009 wieder zusammengeklebt. Die Bruchstelle ist etwa 8-16cm über dem Boden. Der der obere Teil ist gegen den Stumpf leider etwas seitlich versetzt.

Ein weiteres Kreuz, über das ich von Karl Bauer, gebürtig in Ernestinenhammer (Arnoština-Hamru) [verfallen; zwischen dem ebenfalls verfallenen Reichenthal und Neuhäusl gelegen] gehört habe und über das in der deutschen Literatur von O. Kilbert berichtet wird. Das sog. Stichkathls-Kreiz erinnert an den Tod der 22jährigen Katharina Stich aus Hraniček (Reichenthal). Katharina war die Tochter von "hamerník" [Hammerarbeiter ?] Wenzl Stich und Barbara geb. Säckl. Der Legende nach wurde sie von einem umstürzenden Baum getötet, als sie den Holzfällern das Mittagessen in den Wald brachte. Das Datum des Todes konnte aus der Sterbematrikel von Neuhäusl überprüft werden. Die Volkssage informiert uns, dass der junge Mann, der Katherina geliebt hatte, nach ihrem Tode für alle Zeiten ein Seidentuch trug und niemals heiratete. Das Kreuz ist ca. 200 Meter nördlich der Grenze und etwa 800m SSW von Hraniček entfernt. Das regelmäßig gearbeitete Kreuz zeigt auf der Vorderseite die Inschrift: Am / 21 Marz / 18 Kath = Stich 62. Die Abmessungen sind 70x47x14cm. Das Kreuz ist zerbrochen und der untere Teil, der in den Boden eingelassenen ist, konnte nicht gefunden werden. Es weist auf die Geschichte eines jungen in Reichenthal gebürtigen Mädchens hin. Es findet sich noch ein Denkmal auf dem Friedhof in Neuhäusl mit dem Namen KATHARINA STIECH. Der rekonstruierte alte Friedhof mit seinen Grabsteinen ist einen Besuch wert. Die Zeit stand dort still und bewahrte die alten Grabmäler der einheimischen Werkstätten. (Procházka 2008)

Sage:

Quellen und Literatur:
Procházka, Zdenek - Geschichten in Stein geschrieben oder Wanderungen zu den kleinen Steindenkmälern der Landkreise Taus und Tachau, Taus 2008, Nr.151
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos vom 27.04.2011)



Nové Domky / Neuhäusl (II)


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GPS:

Standort: Das Kreuz steht in den tiefen Wald über 1km südlich in Richtung der Grenze von der Straße Hranič / Reichenthal - Jedlina / Neulosimthal, ca. 150m südlich eines Steinhügels mit einem Kreuz, der Marienruhe genannt wird. (Procházka 2008)
In der Nähe dieses Wallfahrtsortes treffen sich die alten Grenzen zwischen den ehemaligen Ländereien von Groß Mayerhöfen und Tachau. Die Grenzen werden durch einem Graben mit Grenzsteinen von 1780 festgelegt.

Größe / Material: 72:63:20-26 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Fluaßmatzns-Kreiz". Das Steinkreuz trägt im Querbalken die eingerahmte Inschrift:
A•O•1•7•M•H•9•2
Im Kopfstück ein lateinisches Kreuz. Armenden gerundet, Bruchstelle unterhalb des Querbalkenansatzes.

Das Steinkreuz hat abgerundete Schultern und ist unter ihnen abgebrochen. Der Querbalken trägt die Inschrift AO 17 M.H. 92. Sie gibt die Initialen Hettlers und das Jahr seines Todes an. Damit ist es möglich, diese mit der Eintragung in das Sterberegister von Neuhäusl zu überprüfen. Hier ist festgehalten, dass am 10.08.1792 der 45jährige Förster M. Hettler aus Reichenthal Nr.1 von Wilderern im Wald erschossen wurde. Der Monolith hat die Maße 70x62x20cm. Er steht mit Moos und Flechten bedeckt in den tiefen Wäldern an der Grenze und erinnert diejenigen, die hier zufällig vorbeikommen, an das tragische Vorkommnis. [...]
Das Steinkreuz für die Ermordung des Jagdaufsehers ist in der Gegend am westlichen Rand des untergegangenen Dorfes Reichenthal erhalten. Von den Kreuzen um Reichenthal hat mir vor 15 Jahren Karl Bauer aus Ernestinenhammer (Arnoština-Hamru) berichtet. Der in Vergessenheit geratene Stein, mundartlich "Fluaßmatzns-Kreiz" genannt, wurde erst 2006 wieder gefunden. Die Geschichte, die das Kreuz betrifft, wurde von O. Kilbert bereits erforscht und in seiner Zeitschrift Heimatbote, 1976 F.43, veröffentlicht. In diesem Fall wurde Mathias Hettler, der von 1790-1792 vom Gut Velké Dvorce (Groß Mayerhöfen) als Wildhüter in Reichenthal eingesetzt wurde, ermordet.
Hier die Ausführungen von Otto Kilbert in: Fröhlich, Gerhard (Hg.), Gedenkbuch Reichenthal, Puchheim 1983, S.28:
Das tragische Ende eines Waldhegers
Ging man von Reichenthal über den Hochwald zur "Muttergottes", einem Bildstock, der 1930/31 am Spitzwald im Gemeindegebiet Neulosimthal errichtet worden ist, so stand rechts etwas abseits des Waldweges auf der Schieferplatt'n (im Kataster Schüffelplatte genannt) ein Steinkreuz, das "Fluaß-Maotzn-Kreiz". Es wurde erzählt, daß dort vor langer Zeit ein Waldheger von Wilderern erschössen worden ist. Vor dem Kreuz waren im Waldboden auch noch später die Löcher zu erkennen, die der "Fluaß-Maotz" in seinem Todeskampf aufgewühlt hatte. In der Folgezeit legte man sie immer wieder von Laub und Streu frei. Das Steinkreuz trug die Inschrift MH 1802. Der Name des Ermordeten war jedoch nicht mehr bekannt; man wußte nur den Hausnamen. Zu Ende des zweiten Weltkrieges, als ich als Dienstanfänger bei den Forstbetrieben Dianaberg tätig war, suchte ich öfters die Stelle im Wald auf und versuchte auch Näheres über diesen Vorfall, zu erfahren. So fand ich schließlich heraus, daß der Ermordete Mathias Hettler hieß und als Waldheger der Herrschaft Großmeierhöfen von 1790 bis 1802 in Reichenthal angestellt war. Zuvor tat er Dienst in Dianaberg, wo um 1784 seine Tochter Margaretha geboren wurde. Diese verheiratete sich 18jährig am 26.9.1802 in Neuhäusl mit dem Hammerschmiedgesellen Josef Stöckl (geb. am 1.9.1780, gest. am 19.5.1856) aus Reichenthal Nr.13 und starb am 14.5.1872 in Reichenthal Nr.4. Folgt man der mündlichen Überlieferung, so müßte Mathias Hettler auch einmal als Heger im Erzgebirge tätig gewesen sein. Zu Hause wurde auch erzählt, daß der Waldheger an einem ehemaligen Dienstort schwere Auseinandersetzungen mit Wilderern hatte, die ihm sogar nach dem Leben trachteten. So kam er schließlich nach Reichenthal und hatte im Revier Neuhäusl den Wald um Reichenthal zu betreuen. Mathias Hettler war mit der Bauerstochter Katharina Hüttl aus Roßhaupt verheiratet. Er wohnte zumindest einige Zeit im Haus Nr.9 in Reichenthal (dieses hatte ab 1805 dann die Nr.6), welches die Herrschaft errichtete, nachdem sie die dortige ehemalige Mühle 1795 erworben hatte. In der Heiratsurkunde seiner bereits erwähnten Tochter Margaretha vom 26.9.1802 ist eingetragen: Tochter des Hegers Mathes Hettler aus Reichenthal 13. Dieser Eintrag erscheint etwas rätselhaft, da in derselben Urkunde der Bräutigam Josef Stöckl auch aus "Reichenthal 13" bezeichnet wird. Ob hier eine Verwechslung vorliegt, vermag ich nicht zu beurteilen. Zu bedenken ist, daß das Forstpersonal der Grafen Kolowrat grundsätzlich in herrschaftlichen Häusern untergebracht war und das Haus Nr.13 (ab 1805 Nr.14 - Stichwirtshaus) 1802 nicht der Herrschaft, sondern Mathias Titz gehörte. Das spätere Hegerhaus Nr.31 am Ortsausgang nach Neulosimthal, in dem dann die Heger dieses Bezirkes wohnten, stand zur damaligen Zeit noch nicht, da bei der zweiten Hausnumerierung im Jahre 1805 in Reichenthal nur die Nummern 1 bis 28 nachgewiesen sind. In "Das Königreich Böhmen statistisch-topographisch dargestellt" von Johann Gottfried Sommer von 1838 wird dann ausdrücklich ein Hegerhaus genannt, welches mit Sicherheit das Haus 31 ist. Die mündliche Überlieferung besagt weiter, daß an einem Sonntag vormittags ein Schuß aus Richtung Schieferplatte zu hören war und Mathias Hettler daraufhin im Wald nach dem Rechten sah. Er traf auch auf Wilderer, die ihm tödliche Verletzungen beibrachten. Er war angeblich nicht sofort tot und führte einen harten Todeskampf. Es soll auch bewiesen worden sein, daß ihm die Wildschützen, die ihm Rache geschworen hatten, aus einem früheren Dienstort nach Reichenthal gefolgt waren, ihn in einem Hinterhalt lockten und dann brutal ermordeten. Der Waldheger Mathias Hettler hat in treuer Pflichterfüllung durch Mörderhand sein Leben gelassen. Der Gedenkstein, der in unmittelbarer; Grenznähe im heutigen Sperrbezirk steht, findet wohl kaum noch Beachtung und es gibt niemanden mehr, der an seinem Sterbeort ein Vaterunser betet. (Procházka 2008)

Sage:

Quellen und Literatur:
Kilbert, Otto - Das tragische Ende eines Waldhegers, in: Fröhlich, Gerhard (Hg.) - Gedenkbuch Reichenthal, Puchheim 1983, S.28
Procházka, Zdenek - Geschichten in Stein geschrieben oder Wanderungen zu den kleinen Steindenkmälern der Landkreise Taus und Tachau, Taus 2008, Nr.150
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos vom 27.04.2011)



Nové Domky / Neuhäusl (III)


Detail Info-Tafel

GPS:

Standort: Etwa 150m nordwestlich des Hettler-Steinkreuzes im tiefen Wald in der der Nähe der Staatsgrenze.

Größe / Material:

Geschichte: Auf einer Tafel ist zu lesen: Marienandacht "Am Spitzwold" ("K Carabinerie").
Unter diesem Namen stand und steht diese Mariengrotte für die Grenzbewohner von hüben und drüben im Gedächtnis und Herzen seit ihrer Erbauung. 1927 fasste die Neulosimthaler Hebamme Mathilde Dobner den Entschluss, im Wald eine Andacht zu errichten. Damit folgte sie ihrem Bedürfnis sich in dieser schweren Zeit bei seelischer Not mit allen Sorgen und Kümmernissen der Mutter Gottes an einem ungestörten Fleckchen Erde anvertrauen zu können. Sie kannte durch ihren Einsatz und ihre Arbeit die Nöte und oft harten Schicksale der Familien in der Gegend. Sie fand finanzielle Unterstützung bei ihrer Familie und ihren Neulosimthaler Freundinnen. Die Erbauer waren die Mauerer Franz Fleischmann und Johann Blöderl, beide aus Leierwinkl. Im Bau befindet sich darüber bis heute eine Urkunde. Diese Waldandacht hatte bald regen Zulauf erfahren und wurde gleichermaßen von der Bevölkerung hüben und drüben aufgesucht. Nach der Vertreibung wusste jahrzehntelang niemand um den Zustand der Grotte. Im Jahr 1990, nach der "Samtenen Revolution" und Grenzöffnung hat sich der Neffe von Mathilde Dobner. Karl Dobner, auf die Suche gemacht und er fand das Heiligtum sehr verwahrlost vor. Das Marienbild und die Gebetstafeln fehlten - alles lag zerschlagen herum. Bei einer Wanderung mit einigen Reichenthaler Freunden zu diesem Ort wurde der Entschluss gefasst, diese Mariengrotte müsse wieder entstehen, wie sie einmal war. Mit dem Einverständnis und den Genehmigungen des Landratsamtes Tachov / Tachau, des Bürgermeisters Jindrich Červený aus Rozvadov / Rosshaupt und dem Büro von Graf Kolowrat in Přimda / Pfraumberg konnte die Rekonstruktion verwirklicht werden. Die Renovierung und Wiederaufrichtung erfolgte durch Karl und Rosl Dobner, Karl Bauer, Willi Sparrer, Adolf Schmid, Erwin Zintl, Walter Stöckl und Gerhard Meindl. Das Ehepaar Adolf und Agnes Schmid pflegt diese Stätte.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos vom 27.04.2011)


Sühnekreuze & Mordsteine