Křínov / Gröna


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Standort: Der Ort Křínov / Gröna liegt etwa 6km östlich von Planá / Plan am Ende einer langen Sackgasse von Otín / Ottenreuth her. Es steht in einem Hohlweg innerhalb eines fast unzugänglichen brennesselbewachsenen Abschnitts und ist in Sommer und Herbst kaum zu finden. Das stark bemooste Granitkreuz steht etwa 4m westlich des Baches, der sich durch den Hohlweg schlängelt. Vom Weg aus ist er nicht zu sehen.

Größe / Material: 112:88:27-28 / Granit

Geschichte: Ein sehr interessanter und verhältnismäßig bekannter Sühnevertrag bezieht sich auf das Kreuz bei Gröna, das sich in dem in dieser Publikation behandelten Gebiet befindet. Diesen Eintrag im Pilsener Stadtbuch entdeckte Josef Strnad bereits in den 90er Jahren des 19.Jahrhunderts (Liber empt.et vendit.N.214 f19, II. Abteilung des Buchs). Der nachfolgende Text ist um die Angaben erweitert, die J. Jánský aus dem Text herausgelesen hat.
"Vertrag über den in Gröna statt gefundenen Mord. Wie Philip aus Gstain zu dieser Zeit im deutschen Bärnau(?) den Andres Mestl in Gröna ermordet hat und wie darüber ein derartiger freiwilliger und vollendeter Vertrag zwischen ebendiesem Philip auf der einen und der nach ebendiesem Mestl hinterlassenen Witwe Margarete und an ihrer Stelle dem Christoph Mestl aus Gröna und dem Hans Mestl aus Tepl, dem Onkel des ermordeten Andres, auf der anderen Seite geschlossen wurde, dass jener Philip am Sonntag unmittelbar nach Mittfasten in Ottenreuth, oder wo es den Herren beliebt, drei Messen halten lassen soll und dass er sofort nach der Predigt in Demut nackt bis zum Gürtel selbdritt gehen, ein Schwert und eine Kerze von drei Pfund Wachs bringen und am Grab des Verstorbenen niederknien soll und den Freunden in Gottes Namen Abbitte leisten soll, dass ihm verziehen werden möge, und wie es der Brauch ist, soll er an der Stelle, wo der Verstorbene ermordet wurde, binnen Jahr und Tag schließlich ein steinernes Kreuz errichten von fünf männlichen Fuß Höhe und 3 Fuß Breite. Item soll er am nächsten Osterfest 5 Schock und dann jährlich immer die laufenden Jahre an jedem Osterfest je 5 Schock über das alles 20 Schock Meißener Groschen geben und das die unten genannten Jahre erfüllen und dergestaltiges Geld hier in Pilsen auf dem Rathaus vor den Herrn Bürgermeister und die Herren bringen. Für alles das sind Bürgen Erhart Gabriel, Ji'ra der Sohn der Urbans und Bastl sein Bruder, Jeronymus Jestřáb, alle vier aus Chlumčany, Kub(a?) aus (Veveři?) Aujezd, Jakl aus dem deutschen Beranov, alle gemeinsam und gleich. Actum feria VI ante Invocavit [17.Februar] 1548. Schiedsleute dessen waren Barth der Metzger, Pavel Daudleb, Erhart Puchaimer, Matuš der Mälzer, die Bürgen gaben ihr Versprechen durch Handschlag. Anno MDXLVIIII feria quarta pg poste erlegte Philip aus Stain auf den oben geschriebenen Vertrag 5 Schock, Simon Kralovický brachte dieses Geld nach oben." Aus dem Vertrag geht hervor, dass ein Philipp aus Gstom / Stan (einem Dorf, das etwa 3km von Gröna / Křínov entfernt ist) den Andres Mestl aus Gröna ermordete und dann ins oberpfälzische Bärnau floh, das in dem Vertrag als Beranov bezeichnet wird. Und da Gröna zu dieser Zeit der Stadt Pilsen gehörte, fand der Ausgleich zwischen beiden Seiten auf dem Pilsener Rathaus statt. An Stelle der Ehefrau des Ermordeten nahmen an der Verhandlung seine Onkel Christoph und Hans teil. Die genaue Beschreibung der Ausmaße des Kreuzes stellt in den Verträgen eher die Ausnahme dar. Das Kreuz, das Philipp errichten musste, sollte eine Höhe von 5 Fuß und eine Breite von 3 Fuß haben, also etwa 150cm hoch und 90cm breit sein. Diese Maße treffen tatsächlich weitgehend auf das Kreuz in der Schlucht unterhalb von Gröna zu, vgl. Nr.124. Das Kreuz von Gröna wird in der Überlieferung mit Johann Bavůrek von Schwanberg in Verbindung gebracht. Dieser war tatsächlich einst Eigentümer von Gröna und hatte hier seinen Sitz - eine kleine Feste. Und weil er ein berühmter Räuber und Landesschädling war, wurde er eben hier im Jahr 1506 von den Pilsenern belagert, die seinen Sitz dann nieder brannten und ihn mit seiner Bande in Pilsen hinrichteten. (Procházka 2009)

342) Gröna: Am Hohlweg unterhalb des Dorfes. Breite: 81cm. Höhe: 104cm.
"Vertrag um Mord in Grunaw.“
Da Philipp von Gston, zu dieser Zeit in Deutsch-Borau, den Andreas Mestl aus Grunaw ermordet hat, so ist ein freiwilliger und vollkommener Vertrag zwischen demselben Philipp einerseits, und Margarete, der hinterbliebenen Witwe nach dem genannten Mestl und anstatt ihrer dem Christoph Mestl aus Grunaw und Hans, Mestl aus Tepl, den Vettern des, ermordeten Andreß, anderseits, folgendermaßen geschlossen worden.
Daß er, Philipp, den Sonntag, der nächst kommt um Mittfasten in Ottenreuth, oder wo es den Herren gut zu sein schiene, drei Messen lesen lassen solle und daß er gleich nach der Predigt demütig selbst als Dritter gehen, das Schwert und eine Kerze von drei Pfund Wachs tragen und am Grabe des Ermordeten niederknien und dessen Freunden um Gottes, Willen abbitten soll, damit ihm verziehen werde, wie es Brauch ist. Hierauf soll er selbst als Zehnter zur Opferung gehen und an dem Orte, wo der Ermordete erschlagen wurde, ein Steinkreuz aufrichten lassen binnen Jahr und Tag. Das Kreuz soll fünf Mannschuh hoch und drei Mannschuh breit sein. Außerdem soll er der Witwe zwanzig Schock Meißner Groschen geben und bezahlen. Geschehen Freitag vor Sonntag Jnvocabit 17.Februar 1548.“
Urkundenbuch der Stadt Pilsen, Herausgeber: Josef Strnad, Nr.214.
Die in tschechischer Sprache geschriebene Urkunde wurde von Prof. Franz Wilhelm übersetzt und veröffentlicht in: Wilhelm, Unser Egerland, 13.Jahrgang, S.23.
Das, Schwerttragen wurde bei denjenigen freien und edlen Personen angewendet, "die verdient hätten, enthauptet zu werden", denn auf Totschlag war schon in frühmittelalterlicher Zeit die Strafe des Enthauptens gesetzt.
Siehe: J. Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer, II.T. 714. (Dreyhausen 1940)

Sage:

Quellen und Literatur:
Blöchl, Franz - Von alten Steinkreuzen und Kreuzsteinen, Pilsen 1936, S.17-18
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.125-126, Nr.342
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.367, Nr.1138
Procházka, Zdenek - Geschichten in Stein geschrieben oder Wanderungen zu den kleinen Steindenkmälern der Landkreise Taus und Tachau, Teil II, Taus 2009
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos vom 22.06.2011 und 2.10.2011)


Sühnekreuze & Mordsteine