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Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Abbildung bei
Wilhelm (1906)

Skizze bei
Wilhelm (1906)

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Standort: Neben der Säulenmarter auf dem Parkplatz Hasištejn.

Größe / Material: 72:86:40 / Sandstein

Geschichte: Der Ruhstein steht jetzt neben der Säulenmarter auf dem Parkplatz Hasištejn; ursprünglich befand er sich im aufgelassenen Dorf Ahníkov / Hagensdorf. Die Vorderseite zeigt den Rest der Inschrift in lateinischen Buchstaben:
∃ • T • G • T • K •
Z • G • S • G • T •
M • L • I • V • S •
D • XXVIIII •
IANVARY •
1601
(wie von Wilhelm im Jahre 1906 berichtet). In der ersten Zeile der Inschrift findet sich ein asymmetrisch angeordnetes Loch.

Ein Sühnstein im älteren Sinne, vom Totschläger oder Mörder zur Buße aufgestellt, könnte der Zeit nach der Hagensdorfer Ruhstein sein; er steht an dem Wege, der den Höllenbach entlang nach Sosau führt. Leider bringt die Inschrift nur die Anfangsbuchstaben der Wörter: ∃ • T • G • T • K • / Z • G • S • G •  T • / M • L • I • V • S • / D • XXVIIII • / IANVARY / 1601. Wilhelm leitet sicherlich mit Recht den Ursprung der Sage, daß hier ein Liebespaar den Tod durch Erfrieren gefunden habe, von dem "kälteverdächtigen Datum" her. Auf der Vorderseite des Kopfes ist links oben der Zapfenabdruck einer Nadelbaumfrucht. Die Ausmaße sind geringer als beim Oberdorfer Stein (70, 83, 34; 29, 37). (Schellberger 1929)

   Von anderen derartigen Steinen sei nur noch einer, und zwar jener bei Hagensdorf (Bezirk Komotau) angeführt, der zwar keinen zusammenhängenden Text als Inschrift trägt, immerhin aber etwas gesprächiger ist als die meisten seiner Geschlechtsgenossen. Die Inschrift lautet:

   Das kälteverdächtige Datum gab der allzeit geschäftigen Fama Veranlassung, weiter zu erzählen, daß hier ein Liebespaar den Tod durch Erfrieren gefunden hätte, ein Sagenmotiv, das in der hiesigen Gegend auch bei den mehrerwähnten alten Steinkreuzen öfter wiederkehrt. Auch diese, wenn - der Hauptsache nach - auch nur aus einzelnen Buchstaben bestehende Inschrift, die ganz gut die Bedeutung einer "Legende" haben könnte, sowie die mit den übrigen Steinen gleiche Gestalt widersprechen, nicht der von uns oben über sie im allgemeinen ausgesprochenen Meinung, sie samt und sonders für Sühndenkmäler in dem näher bezeichneten Sinne zu nehmen. Wir wären somit über diese Steine für unsere Gegend und nach unserer bisherigen Kenntnis darüber so ziemlich im reinen gewesen, wenn wir nicht eben aus dem benachbarten Königreiche Sachsen über eine aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bloß ähnliche, sondern gleiche Erscheinung - wenn auch unter anderem Namen - Nachricht erhielten, die uns zu weiteren Betrachtungen und Vergleichen nötigt. (Wilhelm 1906)

13. Hagensdorf (bei Deutsch-Kralupp, Bez. Komotau): ist einer jener Steine, die man in der hiesigen und in der Saazer Gegend als „Ruhsteine“ bezeichnet. Ich habe davon in meinen früheren Abhandlungen bereits mehrere beschrieben. (S. „Erzgebirgs-Zeitung“ 1901, S. 32 und 1903, S. 61). Im übrigen wird man sich vergeblich nach ihnen in der Literatur umsehen. Nur in handschriftlichen alten Grenzbeschreibungen, Gemeinde-ordnungen oder sonstigen Berichten über lokale Ereignisse kann man hie und da einem solchen Steine - gewöhnlich in der Fassung "Beim Ruhsteine" - begegnen. Allem Anscheine nach ist über die "Ruhstein" bisher auch weit weniger nachgedacht worden, als über die alten Steinkreuze: Einmal, weil man sie überhaupt als gleichbedeutend mit diesen betrachtete - sind ja doch auch die gleichartigen Sagen über sie verbreitet, nie über die eigentlichen alten "Kreuzsteine" - auch die häufig für beide gebrauchte Bezeichnung "Schwedenstein" bezeugt dies - zum andern, weil man sich vielleicht auch mit der aus ihrer Benennung hervorgehenden Zweckerklärung zufrieden gab. Denn was soll ein Ruhstein anderes sein, als ein Stein zum Ausruhen! Tatsächlich kann man heute auch die meisten derselben fast alltäglich in dieser Eigenschaft verwendet sehen. Sie haben in den westlichen Bezirken unseres Betrachtungsgebietes mit wenigen Ausnahmen fast alle die Gestalt eines Kreuzes ohne Fuß und sind von unverhältnismäßig großer Dicke. Die vorherrschende Kreuzesform hat ihnen auch zum größten Teile ihre Schonung und Erhaltung gesichert, da von anders gestalteten Steinen dieser Art, wie anderwärts, so auch bei uns schon viele eine "anderweitige" Verwendung - als Pflaster-, Brücken-, Ecksteine oder dergl. - gefunden haben. Meist finden sich in ihnen nur einzelne, nicht näher zu deutende Buchstaben und eine auf das Ende des 16. oder den Beginn des 17.Jahrhunderts weisende Jahreszahl, die bald mit weniger, bald mit mehr Sorgfalt eingegraben sind. Zur letzteren Art gehört der hier gezeichnete Stein. Die Buchstaben der ersten drei Zeilen, welche wahrscheinlich die Anfangsbuchstaben einer zusammenhängenden Zweckinschrift (Legende) darstellen, können trotz ihrer deutlichen Lesbarkeit nicht näher gedeutet werden. Die dadurch versinnlichte Inschrift dürfte aber, wie die nächsten Zeilen deutlicher besagen, Bezug haben auf ein am 29.Jänner 1601 vorgefallenes Ereignis. Das (auch in der Zeichnung) links oben ersichtliche Loch rührt, wie Herr Dr. Schmidt (St. Joachimstal), dem ich auch die erste Nachricht sowie eine Photographie, dann Skizzen und eine ausführliche Beschreibung von diesem und noch einem zweiten ähnlichen Steine bei Malkau (s. unter 13a) danke, in Übereinstimmung mit meiner durch persönlichen Augenschein gewonnenen Überzeugung erklärt, von einem Pflanzenabdruck und zwar einer Pinienfrucht her - eine Erscheinung, die in dem bekannten Tschernowitzer Sandstein öfter wiederkehrt. An den Stein knüpft sich die Sage, daß hier ein Liebespaar den Tod durch Erfrieren gefunden hätte. Die Annahme, daß diese Sage auf der Tradition, der mündlichen Überlieferung, seit 1601 beruhe, scheint mir, wie auch mein Gewährsmann betont, etwas zu gewagt und es dürfte wohl erst das kälteverdächtige Datum auf dem Steine - der 29.Jänner! - zur Bildung (Entstehung) der Sage in späterer Zeit den Anlaß gegeben haben, wie wir das auch in anderen Fällen schon wiederholt erlebten. Ich hoffe über "Sagen-Mißbildungen" bei einer anderen Gelegenheit noch zu Worte kommen zu können. (Wilhelm 1906)

Sage: Hier habe ein Liebespaar den Tod durch Erfrieren gefunden.

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Zur Geschichte der alten Steinkreuze, Ruhsteine u. Marterln., in: Erzgebirgs-Zeitung, 27.Jg., Heft 7, Juli 1906, S.153-154
Wilhelm, Franz - Ruhsteine-Dorfsteine-Gerichtssteine, in: Zeitschrift für österreichische Volkskunde, Heft 3, 1906, S.130-131
Schellberger, Ludwig - Heimatkunde des Bezirkes Komotau, 2.Band: Kultur, 5.Heft: Die Kunstdenkmäler, Brüx 1929, S.49-50
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.141, Nr.0218
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos von 25.05.2013)


Sühnekreuze & Mordsteine