Nová Ves / Neudorf bei Sebastiansberg (I)


Blick zum Standort

die andere Seite

Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Abbildung bei
Schellberger (1929)

PLZ:

GPS:

Standort: Der Ort liegt links (westlich) der alten Straße und auch der neu gebauten S 7 zum Grenzübergang nach Reitzenhain / Sachsen. Fährt man durch den Ort in nordwestlicher Richtung, steht das Steinkreuz im nördlichen Teil wenige Meter links (westlich) der Dorfstraße, gegenüber den in relativ schlechtem Zustand befindlichen Häusern 47 und 54.

Größe / Material: 92:65:28 / Sandstein

Geschichte: Arme und Kopfteil des Steinkreuzes sind stark abgerundet, der linke Arm ist etwas verkürzt und weist nach unten. Er ist für das asymmetrische Aussehen verantwortlich. Im rechten (geraden) Arm befinden sich an der Oberseite mehrere Löcher.

220) Neudorf im Erzgebirge: Vor dem Haus Nr. 69 stehend.
"Zwei Fleischerburschen gerieten hier in Streit und fielen beide."
Siehe: Schellberger, a.a.O. S.28. (Dreyhausen 1940)

[...] Erwähnt sei gleich hier das zweite Neudorfer Sühnkreuz vor dem Hause 69, ein ziemlich großer Stein, von dem Wilhelm die Sage berichtet, zwei Brüder hätten dort einen Schatz heben wollen und einander im Streite erschlagen. Mir wurde hingegen die bekannte Geschichte von den im Zweikampfe gefallenen Fleischerburschen erzählt. Unser Bild gibt die Umgebung in der Richtung gegen Sebastiansberg wieder (100, 67, 28; wahrscheinlich einst lateinische Form, niedriger Kopf). (Schellberger 1929)

17a. Ein zweites altes Steinkreuz, das in Gestalt und Größe am meisten dem unter Nr.16 (Krima) dargestellten gleicht, steht am Ortsplatze in der Nähe des Wohnhauses Nr.69. (Wilhelm 1903)

23h) Von einem zweiten alten, ungefähr 1m hohen, gewöhnlich geformten Steinkreuze in Neudorf, in der Nähe des Hauses des Herrn Fleischhauers J. Neubauer, berichtete mir (mit Skizze) der oben erwähnte Baugewerkenschüler J. Hanl. Hier wollten zwei Brüder einen Schatz heben, geriethen in Streit und erschlugen einander. (Wilhelm 1901)

Sage: 1. Hier wollten zwei Brüder einen Schatz heben, geriethen in Streit und erschlugen einander. (Wilhelm 1901)
2. Zwei Fleischerburschen gerieten hier in Streit und fielen beide. (Schellenberg 1929 / Dreyhausen 1940)

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Neue Bausteine zur Geschichte und Verbreitung der alten Steinkreuze im nordwestlichen Böhmen, in: Erzgebirgszeitung Nr.1, Januar 1901, S.33
Wilhelm, Franz - Weitere Beiträge zur Geschichte und Verbreitung der Mord- und Sühnkreuze, in: Erzgebirgs-Zeitung, XXIV.Jahrgang, 4.Heft von April 1903, S.80
Schellberger, Ludwig - Heimatkunde des Bezirkes Komotau, 2.Band: Kultur, 5.Heft: Die Kunstdenkmäler, Brüx 1929, S.21, 28
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.106, Nr.220
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.141, Nr.0998
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos von 28.05.2013)



Nová Ves / Neudorf bei Sebastiansberg (II)


Blick zum Standort

Einzeichnung mit
Kreide nachgezogen

die andere Seite

Skizze bei
Kamenné kříže (2001)

Skizze bei
Wilhelm (1903)

GPS:

Standort: Das tief eingesunkene Steinkreuz steht unweit der Ecke von Haus Nr.3.

Größe / Material: 56:67:28 / Sandstein

Geschichte: Die Axtklinge in der Einritzung ist deutlich erkennbar, vom Axtstiel, wie er links neben der Klinge auf den historischen Skizzen wiedergegeben ist, ist allerdings nichts zu sehen! Der Stein ist dort vollkommen plan! Vielmehr scheint der Axtstiel senkrecht zu verlaufen.

219) Neudorf im Erzgebirge: Am Zaun eines Gärtchens, das zum Haus, Nr.8 gehört.
"Hier stand ein Häuschen, das der Müller wegreißen ließ, um bessere Aussicht zu haben. Zur Sühne für diesen Frevel war ihm das Setzen des Steinkreuzes aufgetragen worden."
Siehe: Schellberger, a.a.O. S.28. (Dreyhausen 1940)

Das zweite Sühnkreuz mit einem Beil steht in Neudorf dicht am Zaun eines Gärtchens, das zum Hause Nr.8 gehört (Kirchenmühle, die eben in diesen Tagen, da ich dies schreibe, ein Raub der Flammen geworden ist). Nach der Sage stand hier ein Häuschen, das der Müller wegreißen ließ, um bessere Aussicht zu haben. Zur Sühne für diesen Frevel war ihm das Setzen des Kreuzes aufgetragen worden. Dies teilt Wilhelm mit und verweist zugleich darauf, daß der Dorfchronist Eduard Merten von Neudorf in Nr.3 der ErzgebirgsZeitung v. J. 1900 behauptet, daß bei der Abtragung des Hauses Nr.4 unter einem in der Nähe stehenden Steinkreuz Menschenknochen gefunden wurden (Tatzenkreuz 80, 70, 29). (Schellberger 1929)

17. Neudorf in dem Hausgarten des Herrn Karl Neuber, in der Nähe der Kirche, ist das einzige alte Steinkreuz mit einem Beile, das ich bisher in den erzgebirgischen Gegenden traf. Obenauf befindet sich eine Grube und ein Kreuzchen eingemeißelt. (Über die Gruben und Löcher siehe am Schlusse dieser Abhandlung.) (Wilhelm 1903)

23g) Ein weiteres schon fast bis zu den Armen versunkenes altes Steinkreuz befindet sich in Neudorf (im Erzgebirge), in der Nähe der Kirche, auf dem zwei Beile angebracht sind, welche Zeichnung zu der Sage Anlass gab, dass an der Stelle ein Häuschen stand, das der Müller wegriss, "um bessere Aussicht zu haben." Zur Sühne für diesen begangenen Frevel wäre ihm das Setzen des Steinkreuzes aufgetragen worden. Vergl. hierzu auch die Bemerkung des Dorfchronisten Eduard Merten in Neudorf (in Nr.3 der "Erzgebirgs-Zeitung", vom Jahre 1900, S.59) zum 25 Februar des Jahres 1890, dass bei der Demolierung (Abtragung) des Wohnhauses Nr.4 unter einem in der nächsten Nähe stehenden Steinkreuze Menschenknochen gefunden wurden. Nebenbei bemerkt, haben wir hier wieder einen Fall, der deutlich zeigt, wie wenig verlässlich die "Tradition" hinsichtlich unserer alten Steinkreuze ist: Sieht sie ein Beil, dann hat ein Fleischerbursche jemanden umgebracht oder er selbst ist der Getödtete. (Bei zwei Beilen war natürlich auch der "andere" "Umgebrachte" ein Fleischer.) Ist ein Rad (oder so etwas ähnliches) auf dem Steine, dann wurde hier einer "gerädert"; erkennt man ein Schwert, dann ist hier sicher einer erstochen worden oder im Zweikampfe gefallen, oder ein "alter Schwede" unter dem Steine begraben. In den wenigsten Fällen trifft aber eine solche Deutung zu, da selbst "notorische Schwedenkreuze", wie unsere zahlreich vorhandenen Sühnverträge über solche besagen, nachweisbar aus ganz anderen Ursachen gesetzt worden sind. - Vergl. unter 25a)! (Wilhelm 1901)

Sage: Nach der Sage stand hier ein Häuschen, das der Müller wegreißen ließ, um bessere Aussicht zu haben. Zur Sühne für diesen Frevel war ihm das Setzen des Kreuzes aufgetragen worden. (Wilhelm 1901)

Quellen und Literatur:
Wilhelm, Franz - Neue Bausteine zur Geschichte und Verbreitung der alten Steinkreuze im nordwestlichen Böhmen, in: Erzgebirgszeitung Nr.1, Januar 1901, S.32-33
Wilhelm, Franz - Weitere Beiträge zur Geschichte und Verbreitung der Mord- und Sühnkreuze, in: Erzgebirgs-Zeitung, XXIV.Jahrgang, 4.Heft von April 1903, S.80
Schellberger, Ludwig - Heimatkunde des Bezirkes Komotau, 2.Band: Kultur, 5.Heft: Die Kunstdenkmäler, Brüx 1929, S.28
Dreyhausen, Dr. Walter von - Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940, S.106, Nr.219
Kolektiv Autorů - Kamenné kříže, 2001, S.142, Nr.1563
recherchiert und bebildert von Paul Basler, Schwarzenbach/Saale (Fotos von 28.05.2013)


Sühnekreuze & Mordsteine