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Tonndorf (I / II)
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Tonndorf I Tonndorf II

Zustand 1982
Foto: Baltes

Abbildung bei
Störzner (1984)

Abbildung bei
Köber (1960)

AK-Motiv von 1956

PLZ: 99438

GPS: N 50° 53.401', O 11° 12.513'

Standort: Am Ortsausgang in Richtung Bad Berka, im nordöstlichen Winkel der Straße nach Bad Berka und dem Weg zum Schloß Tonndorf.

Geschichte: Benennung: "Die feindlichen Brüder". Beide Kreuze sollen ursprünglich auf einem kleinen Erdhügel südlich der Straße gestanden haben. Zu der Gruppe soll ursprünglich noch ein drittes Steinkreuz gehört haben.

Sage: Die weiße Frau von Tonndorf lebte einst mit ihrem ritterlichen, stolzen Gemahl, einem Grafen von Orlamünde, auf der Burg.
Der Himmel hatte ihnen Kinder versagt. Der Graf beteiligte sich an einem Kreuzzuge, um am heiligen Grabe Gottes um einen Stammhalter anzuflehen. Nach langer Kriegsfahrt kehrte er unversehrt in die Heimat zurück. Von Berka aus sandte er sein Gefolge auf dem nächsten Wege über sein Dorf Diephenburnen (heute Tiefengruben) nach Tonndorf. Er selbst machte, nur von einem Knappen bekleidet, einen Umweg über das von seiner Gemahlin gegründete Kloster Muncheszella, dem heutigen München an der Ilm, um dem Prior die Reliquien zu übergeben, welcher er aus dem heiligen Lande mitgebracht hatte. Nachdem er dort in der Kirche gebetet, den Heiligen für seine glückliche Rückkehr gedankt und zuletzt noch einen Ehrentrunk erhalten hatte, ritt er durch das Münchtal seinem geliebten Tonndorf zu. Von den Zinnen der Burg erschaute ihn die hohe Burgfrau und winkte ihm glücksstrahlend mit einem langen weißen Schleier den Wilkommensgruß zu. Unweit vom Dorfe brach plötzlich eine feindliche Schar aus dem Hinterhalt hervor. Ehe Hülfe von der Burg gebracht werden konnte, wurde der Graf vor den Augen seiner entsetzten Gemahlin fast unter den Mauern seiner Feste erschlagen. Voll Grauen über das Erschaute, in dem Drange, zu ihm eilen, ihm helfen zu wollen, bog sie sich weit über die Zinnen der Mauer und stürzte in den Graben hinab. Vergebens suchte man überall nach ihr.
Der Leichnam des Ritters wurde drei Tage feierlich in der Burgkapelle aufgebahrt und vier seiner Lehnsmannen hielten die Totenwacht. Um Mitternacht erblickten sie am Kopfende des Sarges die verschwundene Gräfin. Sie vermeinten nicht anders, als dass sie sich in ihrem großen Schmerze eingeschlossen gehalten habe, um von niemanden gestört zu werden, nun in der Nacht zum geliebten Toten komme, um zu beten. Sie verließen die Kapelle, um die hohe Frau nicht zu stören und wachten vor der Tür.
Der Tag brach an, immer noch war die Gräfin nicht hinaus gekommen. Als sie die Kapelle betraten, war sie leer.
Drei Nächte hindurch wiederholte sich dies. Niemand sah sie kommen, keiner sie gehen. Anzureden wagte man die Gestalt nicht, am Tag sah man sie nicht. Nachdem die Beisetzung in der Tonndorfer Kirche stattgefunden hatte blieb sie verschwunden. Noch einmal, am Jahrestage des Mordes, als drei Sühnekreuze am Ort der Untat gesetzt wurden, sah man sie nachts dort sitzen und soll dorthin alljährlich vom Schlosse aus hinabschweben, nachdem sie durch ale Zimmer gegangen, ist, wovon man den Lichtschein weithin erblickt.
Wer die weiße Frau bei den Kreuzen sitzen sieht, wird in dem Jahre sterben, so meinte der Volksglaube.
Auch die totansagende weiße Frau des Berliner Schlosses war eine Gräfin von Orlamünde, von der die Hohenzollern abstammen.

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.31, Nr.21 / 22
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.289 / 290
recherchiert und bebildert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel
Ergänzungen von Ulrich Baltes, Suhl (Foto von 1982)



Tonndorf (I)
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Abbildung bei
Störzner (1984)

Größe / Material: 140:59:30 / Sandstein

Geschichte: Malteser-Kreuzform. Ungleichmäßig. Westnordwestseite, tief und kräftig eingeritzt im Kreuzungsfeld: Grieschiches Kreuz mit geraden Balken (17x17cm). Auf dem Scheitel des nördlichen Armes: Rille.

Sage: Die zwei Söhne eines Tonndorfer Burgherren erschlugen sich hier im Streit um das Erbe ihres Vaters gegenseitig.




Tonndorf (II)
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Abbildung bei
Störzner (1984)

Größe / Material: 135:54:29 / Sandstein

Geschichte: Malteser-Kreuzform. Ungleichmäßig. Ostsüdostseite, im Umriß auf dem Längsbalken eingeritzt: Lanze. Im Kopf: Rille.

Sage: Die zwei Söhne eines Tonndorfer Burgherren erschlugen sich hier im Streit um das Erbe ihres Vaters gegenseitig.


Sühnekreuze & Mordsteine