Deutschland Thüringen Ilm-Kreis

Stadtilm


Blick zum Standort
Foto: Baltes (2008)

Detail Relief
Foto: Baltes (2008)

Erläuterungstafel
Foto: Baltes (2008)

Abbildung bei
Störzner (1984)

Abbildung bei
Köber (1960)

PLZ: 99326

GPS: N 50° 47.331', O 11° 03.295'

Standort: Im Ortsteil "Hohes Kreuz", an der Landstraße Marlishausen - Stadtilm.

Größe / Material: 345:?:? / Sandstein

Geschichte: Eines der bemerkenwertesten Steinkreuze im Ilmkreis ist das aus Sandstein gefertigte "Hohe Kreuz" bei Stadtilm. Im Jahre 1480 als "Hochkrüz" bezeichnet, wurde es Namen gebend für einen kleinen, heute zu Stadtilm gehörenden Ortsteil.
Das Kreuz steht ca. 500 m südöstlich von diesem an der Landstraße Arnstadt - Marlishausen - Stadtilm. Hier verlief in unmittelbarer Nähe die Landesgrenze zwischen den ehemaligen Grafschaften Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen.
Trotz seines exponierten Standortes dürfte es sich auch beim "Hohen Kreuz" primär um ein mittelalterliches Sühnekreuz und nicht um ein "Grenzkreuz" handeln, auch wenn, wie bei den meisten anderen Steinkreuzen auch, ein konkreter Beleg hierfür nicht überliefert ist. Es ist die ungewöhnliche Höhe des Steines, 3, 45 Meter (!), und die klassisch gestaltete Kleeblattform des Kopfes auf dem schlanken Schaft mit abgefasten Kanten, die das Herz des Steinkreuzfreundes höher schlagen läßt. Vergleichbares, das prächtige Steiger- Kreuz am Hubertus nahe Erfurt ausgenommen, findet sich in Thüringen nicht noch einmal!
An der nach Stadtilm weisenden Südostseite des Kopfes findet sich eine plastisch herausgearbeitete, horizontal liegende zweizinkige Gabel. Eingeritzt auf dem Querbalken, mit weiten Abständen zwischen den Ziffern:"1552". Die Gabel war Wappenzeichen der Schwarzburger Grafen und im Jahre 1552 starb Graf Günther XL., auch "der Reiche" oder "mit dem fetten Maule" genannt. Das "Hohe Kreuz" errichtete man 1552 oder kurz danach, ganz sicher aber anstelle eines Vorgänger-Kreuzes, worauf die Nennung von 1480 hindeutet.

Sage: Wie bei manch anderem Steinkreuz, so rankt sich auch um das "Hohe Kreuz" eine wilde, romantische Sage, die den Sühnegedanken als ursprünglichen Sinn des Aufstellens von Steinkreuzen in mittelalterlicher Zeit zum Inhalt hat.
Vor langer Zeit wurde die Frau eines Grafen von Gleichen unter dem Vorwand, ihm den Weg nach Erfurt zu zeigen, von einem Abt des Klosters Paulinzella entführt. Der Burgwächter bemerkte den Vorfall und blies Alarm. Der heimkehrende Graf verfolgte den Entführer. Vor Stadtilm kam es zum Kampfe, wobei der Abt unterlag und die Tat mit seinem Leben bezahlen mußte. Mönche des Klosters Paulinzella holten den Toten und hielten Seelenmessen. An der Stelle, wo der Totschlag geschah, wurde ein großes steinernes Kreuz aufgerichtet.

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.33, Nr.42
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.28
Peter Unger
aktuelle Aufnahme von Wolfgang Fredrich, Sponholz und der Forschungsgruppe Preußische, Mecklenburgische und Anhaltische Meilensteine e.V.
weitere Aufnahmen von Ulrich Baltes, Suhl (Fotos von April 2008)


Sühnekreuze & Mordsteine