Deutschland Thüringen Wartburgkreis

Schnellmannshausen / OT von Treffurt


Blick zum Standort

Reste von
Vernagelungen

PLZ: 99831

GPS: N 51° 06,281', O 10° 13,138'

Standort: An der südöstlichen Stützmauer der Kirche.

Größe / Material: 133:145:? Muschelkalk

Geschichte: Der Nagelstein ist eine große Muschelkalk -Steinplatte, in der Art, wie sie auch in den örtlichen Steinbrüchen rings um den Ort (Heldrastein, Iberg) gebrochen wurde. Die porige Struktur des Muschelkalksteins ist Folge der marinen Sedimentation vor Jahrmillionen. Die Bauern von Schnellmannshausen haben derlei Steinplatten, meist in kleineren Formaten, ins Dorf geholt und zum Bau von bis zu 2 m hohen Trockenmauern zur Einfriedung ihrer Gehöfte und des Gottesackers benutzt. Auf alten Fotos ist dies noch erkennbar. Inzwischen sind diese Mauern vielfach Modernisierungen und Straßenverbreiterungen zum Opfer gefallen. Erhalten blieb u.a. ein Abschnitt bei der Kirche. An der südöstlichen Stützmauer, welche die etwas erhöht stehende romanische Kirche umgibt, sind an der Dorfstraße mehrere Platten zu finden, in denen man mit etwas Glück noch letzte Reste rostiger alter Nägel finden kann. Neben dem Stein hat man ein Hinweisschild "Nagelstein" angebracht (siehe Bild). Auch Sehenswert: wenige Meter entfernt wurde an einem Steinpfeiler ein Halseisen mit Kette und Schild "Pranger" angebracht.
Die Bedeutung der Nagelsteine liegt im alten Volksglauben und Heilzauber. In der Bevölkerung glaubt man: wer einen Nagel, ohne ihn krumm zu schlagen, in den Stein eintreiben kann, der kann damit das Unglück (Krankheit) an diesen Ort anheften.
Da das Einschlagen aber in den seltensten Fällen gelingen konnte, war der Erfolg wohl nur mäßig, aus Schnellmannshausen ein glückliches Dorf zu machen.

Nr. 44. Schnellmannshausen, Kirchhofmauer. "Nagelstein".
Unter der alten Dorflinde befand sich der Angertisch. Er wurde beseitigt, und um 1933 wurde die Tischplatte an die Kirchhofmauer angelehnt und dann in diese eingefügt. Sie besteht aus weichem Muschelkalk, dem sog. "Speckstein", und ist 145cm breit und 133cm hoch.
Die Ecken sind teilweise abgeschlagen. In der Platte erkennt man Nagelköpfe und einige verbogene Nägel. Diese rühren von dem alten Aberglauben her, daß Kranke, zum Angertisch gebracht, gesund werden, sofern sie einen Nagel in den Stein einzuschlagen vermochten. Daß davon rege Gebrauch gemacht wurde, beweisen die verrosteten Nägel in der Platte. Diese Nagelsteine sind ebenfalls eine Seltenheit. Mir sind noch drei Stück bei Nordhausen bekannt. Bei Mühlhausen wurde die bereits im 13. Jh. bekannte "St. Kilianslinde" (1857 gefällt) genagelt (Stätte des Flurgerichts). In Lengenfeld unter dem Stein wird eine größere Steinkugel, die einige Nägel aufweist, aufbewahrt. (Riske 1981)

Sage: In der Bevölkerung glaubt man: wer einen Nagel ohne ihn krumm zu schlagen in den Stein eintreiben kann, der kann damit das Unglück (Krankheit) an diesen Ort anheften.

Quellen und Literatur:
Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.44
Schnellmannshausen.de
recherchiert und bebildert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda (Fotos von 1994 / 2007)


Sühnekreuze & Mordsteine