Deutschland Thüringen Lkr. Hildburghausen

Pfersdorf

PLZ: 98646

GPS:

Standort: Am südöstlichen Ortsrand, 5m nördlich der Straße nach Leimrieth (Straßenbezeichnung "Am Kreuz"), in der Grünfläche des Grundstückes Nr.113.

Größe / Material: 80:51:20 / Sandstein

Geschichte: Wird hier "Reiterkreuz" genannt. Leicht malteser-kreuzförmig. Arm gerade. An Stelle des fehlenden Armes zeigt der Längsbalken eine gerundete Einbuchtung. Alle Kanten leicht abgefast.
Zur Durchführung von Bauarbeiten mußte das Steinkreuz 1980 herausgenommen werden und brach dabei am Schaft ab. W. Amrell, Pfersdorf, setzte 1981 das Kreuz-Oberteil wieder auf den im Boden verbliebenen Teil des Schaftes und zementierte es fest.
Der östliche Arm fehlt alt. (Störzner 1988)

Sage: Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges sei hier ein Reiter durch einen Sturz vom aufbäumenden Pferd umgekommen. Es war ein Mann, der in schlimmster Kriegszeit seine Familie in Pferdsdorf verlassen und sich den Dragonern als Landsknecht angeschlossen hatte. Sein Tod sei die Erfüllung eines Fluches gewesen, den die verlassene Braut bei der Beerdigung des Kindes in ihrer Verzweiflung über ihn getan hatte.

Kommt man von Leimrieth aus nach Pfersdorf, erblickt man am Straßenrand ein verwittertes Steinkreuz. Es erinnert an einen Reiter, der hier bei einem Sturz vom Pferd den Tod fand.
Lange war unsere Heimat von den Schrecken des großen Krieges verschont geblieben. Es war Herbst geworden, Herbst des Jahres 1634. In Pfersdorf rüstete man zu einer zünftigen Bauernhochzeit. Doch da sprang ein Trupp kaiserlicher Dragoner ins Dorf. Barsch forderten sie Nahrungsmittel, Futter für die Pferde und Geld. Doch bevor die Einwohner dem Befehl des Offiziers nachkommen konnten, hatte, hatten die Reiter Stall und Scheune geleert, Truhe und Schrank erbrochen. Wehe dem, der sich an ihrem räuberischem Tun hindern wollte! Es war nur ein Werk von wenigen Stunden, und ein wohlhabendes Bauerndorf war zu einem öden Flecken geworden, dessen Einwohner nicht mehr wußten, woher sie Speise und Trank für die nächsten Tage, geschweige für den ganzen Winter, nehmen sollten.
Verständnislos hatte der junge Bräutigam dem Treiben der Räuber mit der kaiserlichen Feldbinde zugesehen. Verzweifelt ballte er die Fäuste, als der Hufschlag verhallte.
Da brach es aus ihm heraus: „Warum soll ich mich treten lassen? Selber will ich treten!“
Seiner Braut waren diese zornigen Worte zunächst unverständlich. Wenige Tage später wurden sie ihr in furchtbarer Weise klar. Ihr Zukünftiger war verschwunden. Bauern brachten die Nachricht, er sei den Dragonern gefolgt, habe Handgeld genommen und sei selbst sei Landsknecht geworden. Weinend sank die verlassene Braut zu Boden. Schmerzhaft regte sich das junge Leben, das sie unter dem Herzen trug.
Der Winter kam, der Hunger folgte, die Krankheit war sein Begleiter. Der Totengräber hatte in diesem Winter viel Arbeit. Zwei Knechte mußten ihm zur Hand gehen. Einmal wurde ein Kindergrab an der Friedhofsmauer ausgehoben. Es war die letzte Ruhestätte für das neugeborene Kind der verlassenen Braut. Als sie es in die kalte Grube senkten, tat die verzweifelte Mutter einen furchtbaren Fluch über den, den sie geliebt hatte.
Jahre vergingen. Friede wurde. Da kehrte ein schmucker Reiter in seine Heimat zurück Schon sah er von weitem das Vaterhaus, das den großen Krieg überstanden hatte. Doch als er in das Dorf sprengte, bäumte sich sein Roß. Er stürzte zu Boden.
Leute, die herbeieilen, um zu helfen, erkennen ihn als den treulosen Bräutigam von einst. Der Fluch der verlassenen Braut hatte sich in furchtbarer Weise erfüllt. Beim Sturz vom Pferd hatte er sich das Genick gebrochen. (Witter 1990)

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.65, Nr.441
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.23 (Suhl)
Witter, Eckhard - Das Achtläuten. Sagen aus dem Hildburghäuser Land. Hildburghausen 1990
recherchiert und bebildert von Hans-Ulrich Gembusch, Uhlstädt-Kirchhasel


Sühnekreuze & Mordsteine