Deutschland Thüringen Lkr. Gotha

Ohrdruf


Zustand 10/2009
Foto: Häffner

Foto: Häffner (2009)

Foto: Häffner (2009)

Foto: Häffner (2009)

Foto: Beck (2009)

Foto: Beck (2009)

seitliche Ansicht
Foto: Häffner (2007)

Abbildung bei
Störzner (1984)

PLZ: 99885

GPS: N 50° 49.775', O 10° 44.153'

Standort: Im Heimatmuseum, welches sich im Schloß Ehrenstein befindet.

Größe / Material: 200:44:34 / Sandstein

Geschichte: Der Bildstock der bisher in den Museumsräumen zu finden war wurde aufgrund technischer Einbauten in der südlichen Tordurchfahrt zwischengelagert. Dabei ist zu erkennen, dass sich seine bisherige Gesamtgröße um ca. 1m verlängert, da sein Sockel in dieser Länge im Boden eingelassen war. Nach Auskunft des Leiters des Schlossmuseums Hr. Cramer ist die erkennbare Bruchstelle älteren Datums. Eine Neuaufstellung sei grundsätzlich vorgesehen, der Ort allerdings noch nicht endgültig entschieden. So sei eine Aufstellung im Schlosshof sowohl als auch eine Wiedererrichtung an seinem ursprünglichen Standort bei Petriroda im Gespräch. Z.Zt sind dadurch die bildlichen Darstellung, die vorher aufgrund seiner Aufstellung nicht einsehbar waren, wieder ansichtig geworden. (Häffner 10/2009)

Bildstock, der lt. Störzner (1984) bis 1935 in der Gemarkung Emleben gestanden hat wurde aufgrund seiner starken Verwitterung in das Heimatmuseum versetzt. Auf einem rechteckigen Säulenschaft ruht der durch die starke Verwitterung verunstaltete und somit als solcher nicht mehr erkennbare Gehäuseteil. Da nicht freistehend sondern in einer Raumecke an der Wand lehnend aufgestellt ist die Rückseite nicht einzusehen Die auch als "Marienstein" bekannte Säule wird von Lehfeldt 1898 als noch intakt und mit seinen damals noch erhaltenen Figuren im Gehäuseteil beschrieben. (Häfner 2007)

Flurname am vorherigen, wohl ursprünglichen Standort: "Marienwiese". Bis 1935 in der Gemarkung Emsleben, Kr. Gotha. Etwa 3000m südsüdwestlich des Ortes, dicht östlich am Feldweg Georgenthal - Petriroda.
Vierseitiger Schaft mit abgefasten Kanten. Nischeneinfassungen auf allen vier Seiten alt herausgebrochen. Ehemalige Ostseite: Plastisch herausgearbeitetes Kruzifix. Ehemalige Westseite: Plastisch herausgearbeitete Figur des Bonifatius, mit Bischofsmütze, Mantel, Stab und Buch. Ehemalige Nordseite: Plastisch herausgearbeitete Figur, möglicherweise Muttergottes. Ehemalige Südseite: Plastisch herausgearbeitete Figur (Petrus?). Alle Darstellungen im ehemaligen Kielbogennischen (Lehnfeldt 1898). Ehemalige Ostseite, eingeritzt unterhalb des Kruzifixes "mccc...". Mehrere Rillen am Übergang Schaft / Nischenteil.
Aufgrund fortschreitender Verwitterung in das Museum versetzt. Dort in einer Ecke nicht allseitig sichtbar. Nischenteil alt stark zerstört. Sehr starke oberflächliche Verwitterung.
Der Bildstock wird im Heimatmuseum als Grenzstein des Klosters Georgenthal von 1359 ausgeschildert. Das ist jedoch eine nicht erwiesene Annahme! (Störzner 1984)

Emleben nach Wipperoda zu "Marienstein", Schleifspuren, der Schnitter, undeutliche Inschrift. (Köber 1960)

[...] Der Aberglaube von der Heilkraft des Steinstaubes wurde dann von den Kirchen auch auf Sühnekreuze, Mark- und Grabsteine übertragen. In den "Deutschen Sagen-, Heil- und Bannsprüchen" findet sich nachstehender Ratschlag: "So einer bezaubert wurde, der gehe zu einem Kreuz auf dem Felde, da einer erschlagen worden, gehe drei mahl links herum in den drei höchsten Namen, dann schlag' er ein Stück vom Kreuz, wirf dasselbe in ein fließend Wasser und sprich: "Ich wirf dich in diesen Fluß, damit mir alle Zauberei und Unglück hinwegfliße und müsse den bestahn, der mir solches angethan." - Unter Nr. 300 ist zu lesen: "Man muß Nachts 12 Uhr, solange die Glocke schlägt, mit einem weißen Tischtuch an einen Markstein gehen, welcher drei Zehnten scheidet, drei kleine Bröcklein vom Stein in den drei höchsten Namen auf das Tischtuch wegschlagen und an einen Fluß gehen, der noch nie versiegt ist. Den Urin des Kranken muß man bei sich haben, die drei Bröcklein Stein zu Mehl verklopfen und Wasser vom Fluß nehmen; alle drei Sachen in ein Glas tun und den Kranken dreimal trinken lassen. Dann sprich, solange er trinkt, dreimal: "So gewiß Jesus Christus an dem heiligen Kreutz nicht gefallen worden ist, so fällst Du gewiß auch nicht!" Auch für diesen eigenartigen Gebrauch haben wir in Thüringen ein treffliches Beispiel. An der alten Heeresstraße Leipig - Erfurt - Gotha - Frankfurt steht in der Nähe von Petriroda ein alter, halb umgesunkener Markstein, auf dem der gekreuzigte Christus erhaben dargestellt ist. Daran sind deutlich Stellen zu erkennen, an denen "Brocken herausgehauen" wurden, die nach Aussage von Ortsnachbarn zum Schleifen der Sensen und Sicheln benutzt worden sein sollen. Diese Auskunft erschien mir wenig glaubhaft, denn Wetzsteine gab es doch stets genug, so daß man deswegen kein Heiligenbild zu beschädigen brauchte. Nach Kenntnis der beiden obigen Zauberregeln ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Brocken heimlich zur Geisterstunde zur Herstellung von "geheiligtem Medizinstaub" für abergläubische Krankenbehandlung mißbraucht worden sind. (Kohlstock 1933)

Sage:

Quellen und Literatur:
Lehfeldt, P. - Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogthum Sachsen-Coburg und Gotha, Bd.2, 1898, S.22
Kohlstock, Karl - Wetzzeichen an Kirchen, Grabsteinen, Kreuzen und Profanbauten in Thüringen, in: Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte Altertumskunde, N.F., 30.Band, 1933, S.269-277
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.35, Nr.67
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.94
recherchiert und bebildert von Jost Häffner, Erfurt (Fotos von 2007 und vom 31.10.2009)
Ergänzungen von Manfred Beck, Wutha-Farnroda (Fotos von Juni 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine