Deutschland Thüringen Lkr. Gotha

Molschleben (I)


Ostseite
Foto: Häffner (2011)

Zustand 2007
Foto: Beck

Blick zum Standort
Foto: Beck (2007)

NNO-Seite
Foto: Beck (2007)

West-Seite
Foto: Beck (2007)

Abbildung bei
Störzner (1984)

PLZ: 99869

GPS: N 51° 0,113', O 10° 46,956'

Standort: Am südlichen Ortsrand, 5m östlich der nach Friemar führenden Landstraße, südlich gegenüber der Schule.

Größe / Material: 108:40:26 / Sandstein

Geschichte: Bildstock heute gut sichtbar da das Standortgelände sich im gut gepflegten Zustand befindet. (Häffner 05/2011)

Bildstock-Rest. Benennung: "Friemarer Kreuz". Vierseitiger Bildstockschaft mit abgefasten kanten. Quadratische Aussparung auf der Nordwestseite. Umgearbeitet zum Wegweiser-Stein (oben abgeschrägte Seitenflächen).
Westseite, eingeritzt in ein flach vertieftes Feld: Nach Friemar, mit Pfeil. Nordostseite, ebenso eingeritzt: Nach Tröchtelborn, mit Pfeil. Allgemeine oberflächliche Verwitterung. (Störzner 1984)

Sage:

Quellen und Literatur:
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.92
recherchiert und bebildert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda (Fotos von Aug. 2007)
Ergänzungen von Jost Häffner, Erfurt (Fotos vom 25.05.2011)



Molschleben (II)


Blick zum Standort,
davor: Oestreichgraben
Foto: Lehmann (2011)

Perspektive
Foto: Lehmann (2011)

Draufsicht
Foto: Häffner (2011)

die andere Seite
Foto: Häffner (2011)

GPS: N 51° 0,134', O 10° 46,642'

Standort: Das Steinkreuz befindet sich auf dem Grundstück "Badeplan Nr.5" im Garten.

Größe / Material: 80:72:18 / Sandstein

Geschichte: Die Baumaßnahme, die das Steinkreuz zu Tage förderte, ist entgegen der Angaben in der Thüringer Allgemeinen vom 10.05.2011 schon seit ca. einem Jahr abgeschlossen. Es wurde damals bei den Arbeiten am Wassergraben (Fundort) bis auf Tiefen von ca. 6m ausgekoffert. Anlass der Veröffentlichung am 10.Mai war wohl die vorläufige Aufstellung im Privatgarten eines Anwohners nahe des ursprünglichen Fundortes. (Baltes 05/2011)

Sage:

Quellen und Literatur:
Störzner, Frank - Steinkreuz in der Baggerschaufel, in: Thüringer Allgemeine vom 10.05.2011
recherchiert und bebildert von Andreas Lehmann, Erfurt (Fotos vom 10.05.2011) und Ulrich Baltes, Suhl
Ergänzungen von Jost Häffner, Erfurt (Fotos vom 25.05.2011)



Steinkreuz in der Baggerschaufel

Bauarbeiter André Loeck sorgte durch sein umsichtiges Handeln für einen spektakulären Fund in Molschleben.
Statistisch gesehen wird nur alle zwei Jahre ein Steinkreuz in Thüringen wiedergefunden

Paul (links) und Frank Lorenz rätseln über den Ursprung des Steinkreuzes, das in ihrem Garten unweit des Fundortes ein vorübergehendes Quartier fand.

Foto: Marco Schmidt
Molschleben. Der Baggerfahrer André Loeck machte jetzt bei Schachtarbeiten für einen Abwasserkanal in Molschleben bei Gotha eine ganz besondere Entdeckung: Der Steinklumpen, den er aus dem Erdreich beförderte, entpuppte sich als gut erhaltenes Steinkreuz.
   Weit über 600 Steinkreuze setzen in der Landschaft Thüringens interessante historische Akzente und künden von menschlichen Schicksalen. Ihr Ursprung liegt im Glauben an die guten Werke für das Seelenheil und damit entwickelte sich die Aufstellung von derartigen Steinen ab etwa 1300 zu einem weit verbreiteten, jedermann verständlichen Brauchtum.
   Dennoch: Die Funde sind selten. Rein statistisch gelingt in Thüringen alle zwei Jahre ein solcher Neufund. Baggerfahrer Loeck ist also ein archäologischer Glückspilz und hat auch nach der Entdeckung alles richtig gemacht. Sofort informierte er den Bürgermeister von Molschleben, Rolf Bärwolf. Zusammen mit Bodendenkmalpfleger Rudolf Lorenz wurde der Fund untersucht und bekam einen neuen, geschützten Platz, wo das Steinkreuz nun in Ruhe betrachtet werden kann.
   Er befindet sich dicht an der Fundstelle, gleich gegenüber an der Böschung des Oestreichgrabens. Dieser Graben war Teil der Begrenzung des Ortes nach Süden. Wie das Steinkreuz hierher kam, wann und weshalb es einst aufgestellt wurde, kann indes nur verallgemeinernd beantwortet werden.
   Es muss etwa zwischen 1500 und 1650 gewesen sein, als bei Molschleben ein Mensch zu Tode kam; sei es durch Mord, Totschlag oder Unglücksfall. Die Angehörigen stellten zum Gedenken das Steinkreuz auf, das aber dann im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit geriet, anderweitig verwendet wurde und schließlich im Erdreich versank. Keine Niederschrift hat das Ereignis überliefert oder ein früher belegter Flurname kündet von dem Denkmal. Das Steinkreuz selbst ist zeichen- und inschriftlos und entspricht damit dem weitverbreiteten thüringischen Steinkreuztypus; es besteht aus heimischem Sandstein und ist 72 Zentimeter breit.
   Der Schaft ist ihm einmal abgetrennt worden, als das Kreuz für eine "Zweitverwendung" vermutlich als Pfostenstein umgearbeitet wurde. Die durchgehende Bohrung in seiner Mitte geht offenbar darauf zurück. Für eine zunächst ebenfalls denkbare Aufstellung im Rahmen einer Sühnevereinbarung, wie sie bis zu Anfang des 16.Jahrhunderts möglich war, ist das Denkmal augenscheinlich zu jung. In diese vorreformatorische Zeit weist der schon lange bekannte Stumpf eines Bildstockes, der an der Friemarer Straße zu finden ist.
   Ihm ist durch das neu aufgefundene Steinkreuz nun ein zweites sinnverwandtes Denkmal zur Seite gestellt, mit dem Molschleben dank aufmerksamer Einwohner um ein historisches, gegenständliches Kleinod seiner Ortsgeschichte bereichert wurde.

Frank Störzner
(Thüringer Allgemeine vom 10.05.2011)


Sühnekreuze & Mordsteine