Deutschland Thüringen Wartburgkreis

Melborn / OT von Hainich-Hörselberg


Zustand 2010
Foto: Basler

Aufnahme von 1958
VÖ bei Störzner (1984)

Titel der Festschrift
zum Ortsjubiläum
(2000)

Altes Dienstsiegel der
Kirchgemeinde

Abbildung bei
Riske (1981)

Zeichnung bei
Block (1934)

PLZ: 99819

GPS: N 50° 58,451', O 10° 26,927'

Standort: Das Steinkreuz steht 2010 mitten im Ort unmittelbar vor der Kirche in einer kleinen Anlage.

Größe / Material: 120:90:23 / Kalkstein

Geschichte: Das Ritzbild verwittert immer stärker, steht mit dem Gesicht zur Wetterseite, aber die geschützte Seite wäre zu dem Gartenzaun. Der Platz ist sekundär. Ursprünglich stand es südlich des Ortes an einer Quelle. Das Steinkreuz wird hier "Nonnenkreuz" genannt.

Am nördlichen Ortsrand auf einem Wiesenstreifen, 8m südöstlich des ehemaligen Feldweges nach Wolfsbehringen, jetzt Richtung Flugplatz Kindel (Sackgasse); 300m nordöstlich der Abzweigung dieses Weges von der Hauptstraße nach Wenigenlupitz, 40m nördlich des Hausgrundstückes Heiligenberg 53.
Ausgewogene Malteser-Kreuzform, Schaft nach unten stark verbreitert. Stattlich. Standorte: Bis 1888 "ueber einer starken Quelle an der Straße", dann im Ort vor dem Haus Nr.28 aufgestellt. Später brachte man das Steinkreuz zur Nessefurt und um 1913/14 wurde es am jetzigen Standort aufgestellt. Die Gründe für die mehrfache Versetzung sind nicht bekannt.
Südwestseite, in nahezu ganzer sichtbarer Höhe auf dem Längsbalken eingeritzt: Menschliche Figur (wohl Frauengestalt) in einem langen Gewand, mit Nimbus. Beeinträchtigung der Ritzzeichnung durch stark fortschreitende oberflächliche Verwitterung. Zahlreiche kleine Abschläge und Verwitterungsschäden. (Störzner 1984)

Nr.10. Wenigenlupnitz, Ortsteil Melborn, "Heiligenberg". Steinkreuz
Wie fast alle anderen wurde dieses stattliche Malteserkreuz mehrfach umgesetzt.
Auf der Flurkarte von 1880 ist dieses Kreuz beim Klingenborn eingezeichnet. Der Obergendarm Schmidt meldete am 6.10.1888 dem Großherzoglichen Direktor des III. Verwaltungsbezirkes zu Eisenach, daß der Schuhmacher und Landwirt Adam Fischer von seinem Feld am Klingenborn das dort befindliche Steinkreuz von ¾m Höhe nach Genehmigung durch den Bürgermeister weggeräumt hat. Das Steinkreuz wurde vom Bürgermeister Rauchmaul in Verwahrung genommen. Die Verhandlungen gingen hin und her, eine dicke Akte entstand, und als man der Sache müde war, wurde das Kreuz vor dem Haus Nr. 28 aufgestellt. Aus irgendwelchen Gründen kam es dann zur Nessefurt. Nachdem es der Oberförster E. Wolff, Wenigenlupnitz, vor dem Zerschlagen bewahrt hatte, brachte man es um 1913/14 endlich zum heutigen Standort am Heiligenberg ("Hellgenberg") östlich des Weges nach Wolfsbehringen. 1967 wurde eine Holzbank vor dem Kreuz aufgestellt, die dann wieder verschwand. 1977 entstand angrenzend eine Gartenanlage, die eingezäunt und 1979 mit einem Bungalow bebaut wurde.
Das Kreuz hat die Abmessungen 118x90x23cm und ist aus Muschelkalk, vom Hörselberg stammend, angefertigt. Auf der Südseite ist eine Frauengestalt mit Nimbus eingeritzt. Diese figürliche Darstellung ist wiederum eine Seltenheit bei den Steinkreuzen in der DDR. Verwitterungs- und Transportschäden sind sichtbar. Von den Verwitterungsauswirkungen wird vor allem die Ritzfigur ungünstig beeinflußt, weil sie an diesem Standort voll der Sonne und dem Regen ausgesetzt ist.
Vermutlich wurde es - wegen der Nimbusdarstellung - Anfang des 13. Jhs. angefertigt. Die Figur soll eine Heilige darstellen, die mit der Quelle oder der Gemeinde in Verbindung gebracht wird. Aber leider fehlen auch hier die entsprechenden urkundlichen Belege.
Der Verbindungsweg zwischen den Klöstern Creuzburg und Reinhnrdtsbrunn führte am Klingenborn vorbei. Hier wurde 1174 eine Zelle (Klause, Außenstelle für Mönche) gegründet. Deshalb ist es verständlich, daß sich viele Sagen mit christlichen Motiven und Hinweisen befassen. Es muß noch erwähnt werden, daß der Kirchenstempel des Pfarramtes Melborn das Steinkreuz mit Heiligenfigur enthält. (Riske 1981)

Wir schwenken auf unserer Wanderung nach Süden ein und treffen, von Wolfsbehringen kommend, dicht vor Melborn ein massiges Kreuz aus hellem, leuchtenden Kalk in Form eines Eisernen Kreuzes. Es stand ursprünglich in der Taltiefe und ist aus der Gefährdung der sumpfigen Niederung vor einigen Jahren an seinen jetzigen Standort gebracht, wo es wirkungsvoll auf das Dorf hinabschaut. Auf der Vorderseite des prächtig erhalten Kreuzes ist eine hohe, schreitende Gestalt eingeritzt, die nach den Bau- und Kunstdenkmälern von der Ortssage als hl. Margarete erklärt wird. Menschengestalten ähnlicher Art finden sich an den Kreuzen von Seelitz und Jahnshain i.S. (Block 1934)

Ueber einer starken Quelle an der Strasse war ein steinernes Kreuz, auf dem mit wenigen Linien die gestalt einer Frau eingegraben war. Die Ortssage erklärt sie für die heilige Margarethe (Bärenklau, Hist. Nachr. v. Grossenlupnitz, Hdsch.i.d. Weim. Bibl.). Das Kreuz ist jetzt neu aufgestellt auf der "Helle“ am Kaiser-Wilhelm-Platz, am Wege nach Wolfsbehringen. (Lehfeld 1915)

Sage: 1. Um den alten Quellenkult der Frau Holle zu unterbinden, wurde in karolingischer Zeit die hl. Margarete in das Kreuz geritzt und das Kreuz an der Raststelle für Pilger aufgestellt.
2. An der Quelle ist ein fromme Frau verunglückt und gestorben, deshalb wurde das Kreuz mit ihrer Darstellung errichtet.
3. Hier wurden Mönche überfallen, beraubt und erschlagen. Deshalb entstand das Kreuz, und die Quelle wurde ein Wallfahrtsort.
4. Der Ort Melborn wurde von wilden Horden überfallen, Frauen und Jungfrauen wurden geschändet und ihnen sogar die Brüste abgeschnitten. Zur Erinnerung an diese grausigen Taten wurde das Kreuz gesetzt.

Quellen und Literatur:
Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.10
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen / Inventar Bezirk Erfurt, 1984, S.32
Lehfeld, P. / Voss, G. - Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Heft XL, 1915. Grossherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Amtsgerichtsbezirk Eisenach. Die Landorte. S.505
Block, Robert - Alte Steinkreuze in Westthüringen, in: Mitteilungen des Eisenacher Geschichtsvereins. Nr. 2, 1926, S.30-40, besonders S.39
Block, Robert - Steinkreuze um Eisenach, in: Thüringer Monatsblätter. 42.Jg., Nr.4 vom 1. April 1934, S.60-62, besonders S.61
Das Malteser-Steinkreuz, in: Festschrift zum Ortsjubiläum - 925 Jahre Melborn im Jahre 2000, S.8-9
recherchiert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda (Foto von 1993) und Uwe Stößel, Saalfeld
Ergänzungen von Paul Basler, Schwarzenbach / Saale (Foto von Mai 2010)



Das Malteser-Steinkreuz

Das Kreuz hat eine Abmessung von 118x90x20cm und ist aus Muschelkalk, vom Hörselberg stammend, gefertigt. Auf der Südseite ist eine Frauengestalt mit Nimbus (Heiligenschein) eingeritzt. Diese figürliche Darstellung ist eine Seltenheit bei den Steinkreuzen Westthüringens. Verwitterungs- und Transportschäden, vor allem an der Ritzfigur, sind feststellbar. Weil das Kreuz auf seinem neuen Standort (gegenüber die Fernsicht auf die Wartburg bei Eisenach) voll der Sonne und dem Regen ausgesetzt ist.
Vermutlich wurde das Kreuz (wegen der Nimbusdarstellung) Anfang des 13. Jahrhunderts angefertigt. Die Figur soll eine Heilige darstellen, die mit der Quelle und mit der Gemeinde in Verbindung gebracht wird. Die Heiligenfigur soll die Heilige Margaretha (Margarethenkirche zu Melborn) bzw. die Heilige Amalia - Namensgebung des Ortes Melborn (Amalienborn) - darstellen. Aber leider fehlen auch hier die entsprechenden urkundlichen Belege.

Wie viele andere Steinkreuze Thüringens wurde dieses stattliche Malteserkreuz mehrfach umgesetzt. Auf der Flurkarte von 1880 ist dieses Kreuz beim "Klingenborn" eingezeichnet. Der Klingenborn ist die Wasserversorgungsquelle am Nordhang der Hörselberge für die Gemeinde Melborn. Am 6. Oktober 1888 meldete der Obergendarm Schmidt dem Großherzoglichen Direktor des III. Verwaltungsbezirkes zu Eisenach, daß der Schuhmacher und Landwirt Adam Fischer von seinem Feld am Klingenborn das dort befindliche Steinkreuz weggeräumt habe. Das Steinkreuz wurde vom Bürgermeister Rauchmaul in Verwahrung genommen. Die Verhandlungen gingen hin und her. Es entstand eine dicke Akte. Das Kreuz wurde vor dem Haus Nr. 28 aufgestellt. Dort blieb es nicht lange. Aus unbekannten Gründen kam es zur Brücke an der Nessefurt, wo es lange liegen blieb. Der Oberförster E. Wolf aus Wenigenlupnitz bewahrte es vor dem Zerschlagen. Um 1913/14 brachte man es endlich zum heutigen Standort am "Heiligenberg" am Nordrand des Dorfes am Wege nach Wolfsberingen. Verdient darum machte sich der Gastwirt Karl Schmuck aus Melborn.
Unter dem Kreuz wurde eine Flasche mit eingegraben, welche die Namen der Männer enthält, die das Kreuz transportierten und am neuen Standort aufstellten. 1977 entstand dort angrenzend eine Bungalowanlage (Fam. Rudloff).

Sagen zum Kreuz:
• Um den alten Quellenkult der Frau Holle zu unterbinden, wurde in karolingischer Zeit als Zeichen des Sieges des Christentums über das Heidentum das Kreuz mit der Ritzfigur einer Brunnenheiligen an den „Klingenborn" gesetzt, der ein Rastplatz auf der Straße zwischen Creuzburg und Reinhardtsbrunn gewesen ist.
• Es soll eine fromme Frau an der Quelle verunglückt und gestorben sein.
• Mönche sollen hier überfallen, beraubt und erschlagen worden sein. Es wurde das Kreuz gesetzt. (Wallfahrtsort)
• Melborn soll von wilden Kriegshorden überfallen und geplündert worden sein. Zur Erinnerung daran das Kreuz.
• Die Namensgebung des Ortes Melborn wird mit dem Kreuz in Verbindung gebracht (Amalienborn, Mellenborn, Melborn). Die Verbindung zwischen den Klöstern Creuzburg und Reinhardtsbrunn führte am Klingenborn vorbei. 1174 wurde eine Zelle (Klause) vom Kloster Fulda als Außenstelle der Mönche am Standort gegründet.
Der Kirchenstempel (Abb.) des Pfarramtes zu Melborn trägt heute noch das Steinkreuz mit der besagten Ritzfigur, [ow]
(Festschrift zum Ortsjubiläum - 925 Jahre Melborn im Jahre 2000, S.8-9)


Sühnekreuze & Mordsteine