Deutschland Thüringen Unstrut-Hainich-Kreis

Kammerforst (I)

PLZ: 99986

GPS: N 51° 6.585', O 10° 23.346'

Standort: Etwa 2500m südwestlich des Ortes, weglos im Wald.

Größe / Material: 108:78:15 / Kalkstein

Geschichte: Wird hier "Magdkreuz" oder "Magdalenes Kreuz" genannt. Lateinische Kreuzform. Das sagenumwobene Steinkreuz soll bereits um 1450 / 1500 entstanden sein.

Sage: Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges lebte einmal ein Förster namens Kurt Pfeffer auf dem Reckenbühl im Hainich. Doch war er nicht der Mann, für den man ihn hielt; er war weder rechtschaffen noch brav, wie es sich für einen guten Weidmann geziemte.
Während die Bauern in den Dörfern meinten er ginge der Jagd nach und kümmere sich um die Baumhege, überfiel Pfeffer harmlose Wanderer, die friedlich über den Rennsteig gezogen kamen. Wurde er einen gewahr, so brachte er ihn um und raubte ihn aus. Das geraubte Gut aber schaffte er zu seiner Mutter, die Magdala hieß. Mit ihr zusammen bewohnte er das Forsthaus.
Manchmal geschah es auch, daß Pfeffers Mutter selbst bei den Untaten Hand anlegte. Wehe dem Wanderer, er kam in die Nähe des Forsthauses. Mit dem Versprechen ihm Essen und Trinken vorzusetzen, lockte ihn die Alte in die Stube.
Hatte er sich dann hingesetzt, war es bald um ihn geschehen.
Schon munkelte man in den Dörfern, es sei im Hainich nicht mehr geheuer. Schon mancher sei da hineingegangen, aber nie wieder herausgekommen. Doch der Verdacht, der Förster könnte sein Hand mit im Spiel haben, hatte keiner.
So vergingen die Jahre, bis eines Tages wieder einmal ein Fremder den Rennsteig passierte. Offenbar aber hatte Pfeffer des anderen Kräfte unterschätzt; denn kaum hatte der sich vom ersten Schreck erholt, befreite er sich aus Pfeffers Mordarmen und alarmierte im nächsten Dorf die Bauern. Als sie kamen, war Pfeffer entwischt, aber im Mordhaus fanden sie die Beweise gegen ihn.
Da nun der Mörder verschollen blieb und das Mordhaus ausgehoben war, kehrte wieder Frieden im Hainich ein. Der Alten setzte man bei ihrem Tode ein Steinkreuz aufs Grab, auf daß sie nach ihrem "öden und bösen Leben" Ruhe fände.

Auch als Grabmal für Kurt Pfeffer wird das Steinkreuz angesehen.

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.43, Nr.516
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.147
bebildert und recherchiert von Boris Heinrich



Kammerforst (II)


Abbildung bei
Störzner (1984)

GPS: N 51° 6.356', O 10° 23.725'

Standort: Etwa 300m südwestlich des Ortes, auf der Höhe des Hainichs, am Fahrwege nach Mihla am Waldrand.

Größe / Material: 47:39:12 / Kalkstein

Geschichte: Wird hier "Schützkreuz" genannt. Das Steinkreuz wurde beim Bau des Fahrweges (vor 1939) etwa 100m nach Süden versetzt. Vorher stand das Kreuz am Waldweg Kammerforst - Reckenbühl.
Eingeritzt auf der SO-Seite:
1640
CVRT SChüZE
ERSChOSSEN
Eingeritzt auf der NW-Seite:

JVST MIChEL
...SCHüZE...
Das Steinkreuz wurde 1640 oder kurz danach errichtet. Alter Abschlag am südwestlichen Arm.

Laut volkmündlichen Überlieferungen wurde hier ein Zolleinnehmer oder Postbote erschlagen. Der auf der Rückseite des Schütze-Kreuzes eingerillte Name weist vermutlich auf den Stifter des Gedenkkreuzes, ein Familienangehöriger des Opfers. Möglicherweise ist das Steinkreuz 1655, 15 Jahre nach der Tat aufgestellt worden.

Sage: Hier soll der Zolleinnehmer Schütze erschlagen worden sein.

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.43, Nr.153
Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, S.50
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr.146
Großer Wanderführer Hainich, Verlag Rockstuhl
Lämmerhirt, Rainer - Wanderziele im Hainich: Das Schützekreuz, auf: milha.de
bebildert und recherchiert von Boris Heinrich


Sühnekreuze & Mordsteine