Deutschland Thüringen Wartburgkreis

Creuzburg (I)


Abbildung bei
Störzner (1984)

Dieter Schuchardt
bei der Rekonstruktion
Abbildung bei
Störzner (1989)

Aufnahme des
Originalkreuzes
von 1930
VÖ bei Riske (1981)

Preller, d.Ä. – Liboriuskapelle
Gemälde (1841)
VÖ bei Riske (1981)
Kreuz retuschiert

Detail bei Preller d.Ä.

PLZ: 99831

GPS:

Standort: Am südöstlichen Ortsrand, südöstlich der Liboriuskapelle vor einer Gartenmauer.

Größe / Material: 87:78:20 / Kalkstein

Geschichte: Gotische Kreuzform. Nur Stumpf original, Oberteil nach Bilddokumenten dem Original-Steinkreuz nachgebildet. Auf dem alten Stumpf ist der Schaft gegenüber dem vierten Arm zurückgesetzt. Auf dem Gemälde von Präller (1841) ist das Kreuz weiter südwestlich eingezeichnet.
Westseite, im Umriß auf dem Kreuzungsfeld eingeritzt: Pflugmesser. Das ursprünglich hier stehende Steinkreuz wurde um 1945/50 am Schaft abgebrochen; der Verbleib des Oberteils ist nicht geklärte. Auf Veranlassung von E. Riske, Eisenach, wurde 1978 in der Firma Suchardt, Eisenach, ein neues Oberteil angefertigt und auf den noch im Boden befindlichen Stumpf des Original-Steinkreuzes aufgesetzt. Der Stumpf ist um 1910/20 in einen Zementblock eingelassen worden, der fest mit der rückwärtigen Mauer verbunden ist. (Störzner 1984)

Bis kurz nach Kriegsende 1945 stand nahe der Werrabrücke in Creuzburg in gotisches Steinkreuz. Zuletzt lag sein Oberteil abgebrochen neben dem Stumpf und verschwand wenig später. Der Verbleib konnte nie geklärt werden, auch Suchaktionen bei Niedrigwasser in der Werra blieben erfolglos. Auf Initiative von Erwin Riske (gest. 1984) beschloß der Rat des Kreises Eisenach am 9. März 1978 die Wiederherstellung bzw. Nachbildung des Kreuzes und stellte dafür 800 Mark zur Verfügung. Dazu wurde das Kreuz-Oberteil nach der maßstabgerechten Vergrößerung eines alten Fotos im Eisenacher Steinmetzbetrieb Suchardt aus einer Kalksteinplatte herausgearbeitet und am 5. Dezember 1978 mittels Dübel und Zementverguß an Ort und Stelle paßgenau auf den im Boden steckenden Stumpf des Originalkreuzes aufgesetzt. Die Rekonstruktion beindruckt aufgrund ihrer Originaltreue, ihres Ebenmaßes, der Oberflächenstruktur und der in Thüringen einmaligen Einzeichnung eines Pflugmessers; sie kann als shr gut gelungen bezeichnet werden. Die Beschädigungen des alten Kreuzes sind bewußt nicht ausgeführt worden, um die Rekonstruktion auch als solche erkennbar zu lassen. (Störzner 1989)

Entsprechend des Gemäldes von Friedrich Preller d.Ä. aus dem Jahre 1840 stand das gotische Steinkreuz damals nicht am heutigen Standort, sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Es ist nicht bekannt, wann es auf die andere Seite zum heutigen Standort umgesetzt wurde.
Nach Auskunft der Hausbesitzerin des Grundstückes "Eisenacher Straße 9", Frau Preuß (1899 geboren), hat ihr Vater um 1910 die Mauer setzen lassen, wobei das Kreuz mit einbezogen wurde.
Widersprüchliche Aussagen gibt es zum Fragenkomplex, durch wen und wann das Oberteil des Kreuzes verstümmelt wurde. Einige sagen, daß es in den letzten Kriegstagen, als die Brücke gesprengt wurde, abgebrochen wurde, andere sagen, daß es die Amerikaner zerbrochen hätten, als sie Creuzburg eingenommen hatten (April 1945). Wieder andere erklären, daß es kurz nach der Sprengung der Brücke durch einen Holzfuhrmann angefahren und abgebrochen wurde, wieder andere sagen, daß dies erst um 1950 geschah. Jedenfalls lag das Oberteil unbeachtet einige Wochen neben dem Stumpf und war dann verschwunden. Es ist durchaus möglich, daß es in die Werra geworfen wurde oder beim Wiederaufbau Verwendung fand. Im März 1978 beschloß der Rat des Kreises die Restaurierung, entsprechend eines Fotos von 1928, und stellte die erforderlichen finanzeilen Mittel zur Verfügung. Die Fa. Schuchardt, ehemals Falk, Eisenach, übernahm den Auftrag. Beim Versuch, den Stumpf auszugraben, kam am 16.9.1978 in 10cm Tiefe ein Zementblock zum Vorschein. Dieser ist 90x60x45cm groß, etwa 60 Jahre alt, mit der rückwärtigen Mauer fest verbunden, und der Stumpf ist in ihn eingelassen. Deshalb konnte er nicht in die Werkstatt überführt werden. Das Oberteil des Kreuzes wurde entsprechend einer maßstabgerechten Vergrößerung des Fotos aus einer Kalksteinplatte herausgearbeitet und am 5.12.1978 mittels Metallbolzen auf den Stumpf aufgesetzt.
Das 1979 renovierte Kreuz hat jetzt eine Höhe von 87cm, eine Breite von 78cm und eine Stärke von 20cm. Der alte Stumpf wies 23x29x19cm auf. Er ist aus unterem Muschelkalk hergestellt, der im Steinbruch bei Buchenau ansteht. Im Oberteil war und ist wieder ein Messer eingeritzt, das 33cm lang und 1cm tief ist. Die im Foto sichtbaren Beschädigungen wurden bei der Erneuerung absichtlich nicht ausgeführt, um zu zeigen, daß es sich um eine Nachanfertigung handelt.
Da die gotischen Kreuze als Schmuckform aus dem Malteserkreuz hervorgegangen sind, kann die Anfertigung dieses Steinkreuzes nur im 14. oder 15. Jh. erfolgt sein. Die gotische Form ist bei uns selten. Im Kreis Mühlhausen und im Eichsfeld trifft man sie häufig an. Urkunden, die den Grund der Errichtung angeben könnten, sind nicht auffindbar. (Riske 1981)

Sage: 1. Ein Bauer hat einem anderen das Sechmesser vom Pflug gestohlen und wurde deshalb gehenkt. Das Kreuz mit dem eingeritzten Sechmesser (?) wurde auf sein Grab gesetzt.
2. Ein Felddieb wurde mit dem gestohlenen Pflug angetroffen. Er wurde hingerichtet und das Kreuz auf sein Grab gestellt.
3. Ein Soldat hat hier sein Mädchen erstochen und ließ deshalb das Kreuz mit der Tatwaffe anfertigen und setzen.
4. Bei einem Überfall wurde ein Mann erschlagen, die Täter wurden hingerichtet. Für den Erschlagenen wurde das Kreuz gesetzt.
5. Zwei Pferdewagen stießen hier zusammen; der eine Fuhrmann erschlug den anderen, dann ließ er das Kreuz setzen. dann ließ er das Kreuz setzen.

Quellen und Literatur:
Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.6
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen / Inventar Bezirk Erfurt, 1984, S.27-28
Störzner, Frank - Zur Problematik von Steinkreuzrekonstruktionen in Thüringen, in: Archäologie und Heimatgeschichte, Heft 4, Berlin 1989, S.77-81



Creuzburg (II)


die andere Seite

Abbildung bei
Störzner (1991)

GPS: N 51° 3,081', O 10° 14,702'

Standort: Im Museum auf der Creuzburg, im nicht zugänglichen Bestandsteil.

Größe / Material: 74:24:13 / Sandstein

Geschichte: Kleines lateinisches Kreuz dessen linker Arm nicht mehr vorhanden ist. Der Schaft verbreitert sich gleichmäßig nach unten. Bei der Entfernung des linken Armes Teile des Schaftes in Mitleidenschaft gezogen die mit weggebrochen sind. Am Kopf Abschläge, sowie eine allgemeine Oberflächenverwitterung vorhanden. Das Steinkreuz wurde am 8.11.1986 durch die Heimatfreunde H. Schmidt und M. Beck am alten Friedhof gefunden und gesichert Es war dort in die südöstliche Umfassungsmauer, die abgerutscht war, eingefügt. Wie uns durch die freundlichen Mitarbeiter des Museums mitgeteilt wurde ist eine zukünftige Aufstellung in den Ausstellungsbereich vorgesehen. (Häffner 04/2009)

[...] Lateinische Kreuzform.Schaft nach unten gleichmäßig verbreitert. Seitenkanten von Kopf und Schaft sowie Ober- und Unterkanten des Armes beidseitig 3-4cm stark abgefast. Sandstein (aus Creutzburger Brüchen). Ursprüngliche Sichtseite: Kreisförmige Einrillung des Kreuzungsfeldes (Durchmesser: 19cm). Darunter, auf dem Schaft: Waagerechte Rillung mit geglättetem, leicht unregelmäßigen Feld.
Zunächst in der Friedhofskirche sichergestellt und am 29.11.1986 durch M. Beck und H. Pfeil auf die Burg verbracht. Dort zur Zeit nicht Ortsfest aufgestellt. - Ein Arm fehlt alt. Mehrere Abschläge. (Störzner 1991)

Sage:

Quellen und Literatur:
Timpel, W. - Aus der Arbeit der Bodendenkmalpflege, in: Urgeschichte und Heimatforschung, Heft 24, Weimar 1987, S.108
Störzner, Frank - Erster Nachtrag zum Inventarwerk "Steinkreuze in Thüringen", in: Urgeschichte und Heimatforschung, Heft 27, Weimar 1991, S.55-56
recherchiert und bebildert von Jost Häffner, Erfurt (Fotos von April 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine