Deutschland Thüringen Saale-Holzland-Kreis

Bürgel


Blick zum Standort
Foto: Künzl (2010)

Foto: Künzl (2010)

Zustand 2005
Foto: Ache

Zustand 1993
Foto: Künzl

Abbildung bei
Störzner / Möbes
(1988)

PLZ: 07616

GPS: N 50° 56.531', O 11° 45.082'

Standort: Nach dem Ortseingang Bürgel (B7 von Jena) zweigt links der "Poxdorfer Weg" ab. Das Steinkreuz steht im Winkel zwischen "Poxdorfer Weg" und "Mühlweg". Es ist von der Straße aus gut zu sehen.

Größe / Material: 85:66:12-19 / Kalkstein

Geschichte: Das vermutliche Sühnekreuz aus Kalkstein steckte schon Jahrzehnte tief eingesunken und verschüttet bis an die Arme im Boden.
Durch Baufahrzeuge wurde es 2007 völlig abgebrochen und von einem aufmerksamen Anwohner "gerettet".
Nachdem die Denkmalbehörden bereits einer Standortveränderung zugestimmt hatten, entschied sich die Stadtverwaltung auf Grund "nicht unbedeutsamer Bürgermeinungen" (Bürgeler Anzeiger) doch wieder für den historischen Standort.
Dort steht das Kreuz seit Dezember 2009, nur wenig versetzt und etwas gedreht, um eine weitere Gefährdung zu verhindern, gemeinsam mit einem ebenfalls restaurierten historischen steinernen Wegweiser.
Die Finanzierung wurde vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Spenden von Einwohnern unterstützt.
Ein schönes Beispiel, wie eine Stadt die Meinungen interessierter und geschichtsbewusster Bürger respektiert und umsetzt, denn das ist ganz gewiss nicht immer der Fall. (Künzl 04/2010)

Vom Thüringer Landesdenkmalamt erhielten wir folgende Information:
Das Steinkrez in Bürgel befindet sich derzeit beim Steinmetz zur Restaurierung, da es zum wiederholten Male umgefahren wurde. Bürger der Stadt Bürgel haben es vorerst im dortigen Bauhof gesichert und an uns Meldung diesbezüglich gemacht.
Inzwischen wurden Fördermittel beantragt, die auch genehmigt worden sind für das Neuaufstellen in Verbindung mit einer dazugehörigen Tafel. Das Steinkreuz bekommt einen neuen Standort, um weitere Schäden zu vermeiden (oberhalb der Landstraße Richtung Eisenberg).
Die Neuaufstellung erfolgt noch in diesem Jahr. (Baltes 07/2009)

In Bürgel haben wir nach langem Suchen von einem Anwohner erfahren müssen, dass sich das Kreuz und der daneben befindliche Grenzstein seit 2008 nicht mehr am Standort befinden!
Bei Bauarbeiten in der Nachbarschaft wurde das Kreuz durch ein Baufahrzeug umgefahren. Danach in den örtlichen Bauhof gefahren und in einer Halle eingelagert. Das Kreuz muss dabei vom Schaft abgebrochen sein. Ob dieser sich noch im Erdreich befindet konnte nicht festgestellt werden!
Es gab laut Auskunft des uns berichtenden Anwohners seitens einiger Bewohner von Bürgel das große Interesse das Kreuz reparieren zu lassen und am alten Standort wieder zu errichten. Spenden wurden schon gesammelt und die Absicht dem Bürgermeister des Ortes mitgeteilt.
Das Vorhaben wurde seitens der örtlichen Politik abgelehnt. Zitat: Der Bürgermeister ist nicht von hier und hat überhaupt keinerlei Interesse für solche Anliegen.
Von dem Besitzer des Grundstückes auf dem das Kreuz stand wurde schon Bereitschaft symbolisiert eine Dienstbarkeit eintragen zu lassen, weil auch die angeblichen Besitzverhältnisse eine der vielen Ausreden des Bürgermeisters für die Nichtdurchführbarkeit ins Feld geführt wurde.
Weiterhin konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, ob sich das Kreuz noch im Bauhof befindet! Dort finden wohl momentan umfangreiche Bauarbeiten statt. Und was im Weg liegt verschwindet schnell! (Lehmann 07/2009)

Am nw. Ortsrand, 80m n., unterhalb der Jenaer Straße, in der Gabelung der nach Poxdorf und Nausnitz / Graitschen führenden Wege, unmittelbar neben einer markanten Wegsäule. "Schwedenkreuz". Lateinische Kreuzform. Ungleichmäßig; Oberflächen uneben. Bis zu den Unterkanten der Arme im Erdboden steckend. - Stärkere oberflächige Verwitterung, sonst gut erhalten.
Ob die in Urkundenabschriften von 1371 und 1444 (Mitzschke 1895) jeweils aufgeführten "Crutze" sich auf dieses Steinkreuz beziehen, ist auch auf Grund der Örtlichkeiten sehr fraglich. (Störzner / Möbes 1988)

Wenn wir am Westausgang der Töpferstadt BürgeI nach rechts in Richtung Poxdorf abbiegen, so sehen wir an einer Weggablung hinter einem schlanken Wegweiser ein niedriges Steinkreuz. Es ist sehr abgeschliffen und liegt mit den Armen auf dem Boden auf, irgendwelche Kennzeichen sind nicht zu sehen. Man sagt, daß das Kreuz zur Erinnerung an einen im Dreißigjährigen Kriege dort erschossenen schwedischen Offizier gesetzt worden sei, was wie bei anderen Schweden- und Franzosenkreuzen ein phantasievoller Irrtum des Volkes ist. (Deubler / Künstler / Ost 1977)

Sage: "Man erzählt, daß das ... Kreuz zur Erinnerung an einen im 30jährigen Krieg an dieser Stelle erschossenen schwedischen Offizier gesetzt worden ist." (Heinecke 1983)

Quellen und Literatur:
Mitzschke, P. - Urkundenbuch von Stadt und Kloster Bürgel. Teil I, Gotha 1895, S.284, 452
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.63, Nr.410
Deubler / Künstler / Ost - Steinerne Flurdenkmale in Ostthüringen, Bezirk Gera, 1977, S.13-14, 72, Nr.1
Heinecke, P. - Erzähltes und Verbrieftes. Aus Geschichte und Sage im Raum Eisenberg, Leipzig 1983, S.38
Störzner / Möbes - Steinkreuze in Thüringen: Katalog der Bezirke Gera und Suhl, 1988, Nr.1 (Gera)
Geyer, Uwe - Restaurierung und Wiederaufstellung des historischen Steinkreuzes und des steinernen Wegweisers am Poxdorfer Weg in Bürgel sowie Aufruf zur Spendenaktion, in: Amtsblatt Bürgeler Anzeiger, 17.Jg., Oktober 2008, S.5
Künzl, Barbara und Gert - So ein Kreuz mit dem Kreuz! - Ein Leserbrief, in: Amtsblatt Bürgeler Anzeiger, 17.Jg., Dezember 2008
o.A. - Restaurierung und Wiederaufstellung des historischen Steinkreuzes und des steinernen Wegweisers am Poxdorfer Weg in Bürgel sowie Aufruf zur Spendenaktion, in: Amtsblatt Bürgeler Anzeiger, 18.Jg., Januar 2009, S.5-6
o.A. - Wiederaufstellung Steinkreuz und Wegweiser am Poxdorfer Weg in Bürgel, in: Amtsblatt Bürgeler Anzeiger, 18.Jg., Dezember 2009, S.6
o.A. - Steinkreuz und Wegweiser am Poxdorfer Weg in Bürgel wieder aufgestellt, in: Amtsblatt Bürgeler Anzeiger, 19.Jg., Januar 2010
recherchiert und bebildert von Robert Ache, Hirschberg (Foto von 2005)
Ergänzungen von Andreas Lehmann, Erfurt (Juli 2009) und Ulrich Baltes, Suhl (Juli 2009)
Ergänzungen von Barbara, Gert und Karel Künzl, Bürgel (Fotos von 2010 und 1993)


Sühnekreuze & Mordsteine