Deutschland Thüringen Wartburgkreis

Bischofroda


Ansicht von Nordost

Blick zum Standort

Abbildung bei
Störzner (1984)

Abbildung bei
Riske (1981)

Foto von 1949 am
alten Standort
veröffentlicht bei
Riske (1981)

Neuaufstellung des
Steinkreuzes vor
dem Schloss im
September 1970
auf Veranlassung
des Eisenacher
Steinkreuz - Betreuers
Wilhelm Zerbst (r.)
und des Bürgermeisters
Edmund Dietzel (m.)

PLZ: 99826

GPS: N 51° 3,403', O 10° 21,710'

Standort: Ortsmitte, 18m nordöstlich vor dem Haus "Schloßgasse Nr.5" (Rat der Gemeinde), inmitten einer Grünanlage.

Größe / Material: 65:60:20 / Sandstein

Geschichte: Der Park vor dem Schloß ist umgestaltet und der Stein ist dabei möglicherweise um einige Meter versetzt worden. (Beck 2007)

In Bischofroda standen zwei Steinkreuze, die irrtümlich als Bonifatiuskreuze gedeutet wurden. Eines befand sich am Ortsausgang in Richtung Lauterbach vor einem großen Lindenbaum unmittelbar am Grundstück von Herrn Wilfried Dietzel, Mihlaer Straße 33. Als 1952 die Linde gefällt wurde, zerbrach es. Das Unterteil ging verloren.
Mehrfach wechselte es seinen Standort im Dorf: Vom Grundstück Mihlaer Straße zum Ehrenmahl für die Kriegsopfer bis hin zum Bürgermeisteramt. 1970 setzte man die verbliebenen Reststücke zusammen. Kultur- und Heimatfreunde aus Eisenach haben es am 05. September 1970 auf dem Vorplatz unseres Schlosses wieder aufgestellt.
Ein zweites Steinkreuz stand am Ortsausgang an der alten Landstraße nach Eisenach ("Am Bühlig") in einem Garten. Am 15. Dezember 1901 verkaufte die Gemeinde das Steinkreuz für 5,00 Mark an das Thüringer Museums in Eisenach, wo es im Inventarverzeichnis unter der laufenden Nummer 936 eingetragen ist. Heute kann man es noch in Eisenach, im ehemaligen Dominikanerkloster besichtigen. Es ist ein gotisches, aus Sandstein bestehenden Kreuz mit einer Höhe von 127cm. Die Besonderheit dieses in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstandenen Kreuzes sind die sogenannten "Wetzrillen" am Kopf. Für volksmedizinische und abergläubische Zwecke schabte man vermutlich wundertätiges Steinmehl davon ab. Ob es sich bei den beiden Kreuzen um Sühnekreuze handelte, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. (Böttger 2004)

Benennung: "Bonifatiuskreuz"; "Bonifatiusstein". Bis 1952 stand das Steinkreuz etwa 100m nordöstlich des jetzigen Standortes, an der Einmündung des Schildchens in die Mihlaer Straße, am Fuße einer Linde. Bis 1966 vor dem Haus "Milhaer Straße Nr.28", anschließend am Gefallenen-Ehrenmal niedergelegt und im September 1970 am jetzigen Standort aufgestellt.
Lateinische Kreuzform. Die Kanten von Kopf und Armen sind abgefast. (Störzner 1984)

Nr.5. Bischofroda, in der Anlage vor dem Schloß. "Bonifatiusstein"'.
Als lateinisches Kreuz stand es bis 1952 am Fuße einer Linde bei der Abzweigung Mihlaer Straße - Schildchen. Durch Sturm beschädigt, mußte die Linde gefällt werden. Dabei brach das Kreuz ab. Da das Unterteil verloren ging, wurde das Oberteil bis zu den Armen vor dem Haus Mihlaer Straße 28 eingegraben. 1966 wurde der vor dem Kreuz stehende hölzerne Telegrafenmast durch einen steinernen ersetzt. Wegen der damit verbundenen Erdarbeiten bestand die Gefahr einer erneuten Beschädigung. Nach Absprache mit dem Bürgermeister Schröder wurde es vorübergehend beim Kriegerdenkmal niedergelegt, kam im Oktober 1969 ins Bürgermeisteramt und wurde dann unter Mitwirkung des neuen Bürgermeisters Dietzel, örtlicher Kräfte und des AG-Mitglieds Wilhelm Zerbst am 5.9.1970 nach Anfertigung einer entsprechenden Form in einem Zementblock vor dem Schloß eingelassen, so daß es jetzt wieder einen Fuß hat. Das Oberteil hatte eine Höhe von 55cm, eine Breite von 60cm und eine Stärke von 20cm. Nach der Einfügung in den Zementblock ist es jetzt 65cm hoch. Um eine bessere Haltbarkeit zwischen Oberteil und Zementblock zu erreichen, wurden 2 Bronzestäbe in das Bruchstück eingepaßt. Bemerkenswert ist die sechseckige Form der Arme und des Kopfstückes. Es ist aus Sandstein, vermutlich aus dem Lauterbacher Bruch stammend, angefertigt. Verstümmelungen sind an den Armen und am Kopfteil sichtbar. Es soll aus der katholischen Zeit stammen und wird deshalb "Bonifatiuskreuz oder -stein" genannt. Es soll die Gemeindegrenze nach Lauterbach bezeichnen. (Riske 1981)

Das Dorf Bischofroda vor dem Hainich wies gleich zwei Steinkreuze auf, das eine am östlichen, das andere am westlichen Ausgang des Ortes, wobei der Verdacht nicht von der Hand zu weisen ist, daß es sich zumindest in einem, vielleicht auch in beiden Fällen nicht mehr um den ursprünglichen Aufstellungsort handelt. Die Gleichförmigkeit fordert zu dieser Vermutung geradezu heraus.
Das östliche Kreuz ist schon vor längerer Zeit unversehrt in das Thüringer Museum nach Eisenach gebracht worden, während das westliche 1942 abgebrochen und unbeachtet unter einer Linde an der linken Straßenseite gelegen hat.
Der rechte Seitenarm dieses Balkenkreuzes war an der unteren Ecke stark beschädigt. Die eigentlich rechtwinkligen Kanten des Sandsteins sind an der Senkrechten und an den Seitenarmen abgeschrägt gewesen. Über das Bischofroder Steinkreuz aus Sandstein im Thüringer Museum verzeichnen die Bau- und Kunstdenkmäler von Lehfeldt und Voß: "Es stand dort an dem einen Eingang des Dorfes. Ein ebensolches Kreuz stand am andern Eingang. Es ist also nicht ein Votiv-kreuz, sondern ein sogenanntes Bonifatiuskreuz. Die Querarme des Kreuzes sind geschweift, ungefähr in der Form des Eisernem Kreuzes der Befreiungskriege. Diese Form des Kreuzes, die im Zeitalter der Kreuzzüge häufig, z.B. im Nimbus Christi und auf Münzen aus dem Heiligen Lande auftritt, kann auch in Deutsehland auf ähnlich frühe Zeiten deuten." (Langlotz 1963)

Sage: 1. Im Ort vertreten die Einwohner die Ansicht, daß es mit dem Krieg 1866 zusammenhängt und ein Massengrab bezeichne.
2. Das Steinkreuz soll an Bonifatius erinnern (1982 mündlich).

Quellen und Literatur:
Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.44, Nr.168
Langlotz, Kurt - Steinkreuze zwischen Ringgau und Hainich, in: Thüringer Heimatkalender 1963, hrg. von Dr. phil. Julius Kober, S.44-45
Riske, Erwin - Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenacher Schriften zur Heimatkunde, Heft 14, 1981, Nr.5
Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen / Inventar Bezirk Erfurt, 1984, Nr.36
Böttger, Walter - 900 Jahre Bischofroda, Druck u. Verlagshaus Frisch, Eisenach 2004, S.103f
recherchiert und bebildert von Manfred Beck, Wutha-Farnroda (Fotos von Sept. 2007)


Sühnekreuze & Mordsteine