Sammlungen Flurdenkmal-Sagen Sagen aus der Sächsischen Schweiz


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zum Kreuz "von Reitern erschlagen..." - 01847 Doberzeit
   Wer von Lokmen nach Mockethal wandert und den Weg über den Riesenfuß wählt, der kurz vor Doberzeit von der Staatsstraße Rathewalde - Pirna abzweigt, kommt nach einigen hundert Schritten an ein altes verwittertes Steinkreuz. Es steht heute auf freiem Felde, dicht am Wegrande. Keine Inschrift, keine Zahl gibt Aufschluß über Zweck und Entstehung. Doch seit Urvätertagen raunt die Sage um diese Stätte und bringt Kunde, erschrocken und leise, von einer grausigen Tat:
   Zu jener Zeit, da Lohmen noch ein Städtlein genannt wurde und das Recht hatte, im Jahr zwei Märkte abzuhalten, reitet ein fremder Kaufmann noch spät am Abend heimwärts. Vor Doberzeit biegt er links den Weg nach Mockethal ein, um bei Posta die Elbfähre zu erreichen. Das Geschäft war recht gut gegangen, und nun ist die lederne Geldkatze wohlangefüllt mit Groschen und Gulden. Frohgelaunt überrechnet der Herr den reichen Gewinn, während das sichere Tier vorsichtig im dichten Walde vorwärtsstrabt. Rasch bricht die dunkle Nacht herein. Da bäumt sich plötzlich das Pferd hoch auf! Feste Hände reißen in den Zügeln. Der Reiter wird aus dem Sattel gerissen; wuchtige Schläge sausen auf ihn nieder. Bals sinkt er schwer getroffen zu Boden.
   Am folgenden Tage fand man den Kaufherrn erschlagen am Wege. Hab und Gut war ihm geraubt. Zwei Wegelagerer hatten ihn überfallen und mit der Beute schleunigst auf ihren Pferden das Weite gesucht.
Heute kennzeichnet das schlichte Steinkreuz die Stelle, und im Lohmener Kirchenbuche erinnert eine kurze Aufzeichnung an jenen Raubmord: "1563, am Tage vinculae Petri (1. August), ist einer zu Roß am Questenberge von zwei Reitern erschlagen, beraubt und zu Lohmen begraben worden".
(Denksteine und Steinkreuze, in: Heimat - Jugendblätter zur Heimatkunde für Sächs. Schweiz und Osterzgebirge, 3.Jg. (1928), Nr.6, S.43)

Der Spuk am Gedenkstein im Schmetterholz bei Fischbach - 01833 Fischbach
Zwischen den Dörfern Fischbach und Schmiedefeld bei Stolpen dehnt sich eine größere Waldfläche aus. Dieselbe bezeichnet der Volksmund als Schmetterholz. Da hindurchführt der die Bautzner Landstraße, welche den Wald in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt. Auf der südlichen Seite steht hart neben der Landstraße, nur wenige Schritte von der Stelle, wo der Wald von Schmiedefeld her beginnt, ein verwitterter Stein. Derselbe trägt die Zeichen G.S.F. und die Jahreszahl 1793.
Dieser Gedenkstein erinnert die Wanderer an eine schaurige Tat. Hier war ein Fleischer aus Schmiedefeld, der zum Viehmarkte zog, meuchlings ermordet und seiner Barschaft beraubt. Nun soll er aber heute noch an jener Stätte nicht geheuer sein. Hier wird der Wanderer, der etwa nachts die einsame Landstraße dahin zieht, vielfach geängstet und erschreckt. Aus dem Walde heraus vernimmt er lautes Hundegekläff, Pferdegetrappel und Hussaschreien, das allmählich in der Ferne verstummt. Auch Schellengeläute hört er hinter sich; es klingt, als wenn ihn ein Schlitten nachgejagt kämme. Oftmals sieht er auch über die Landstraße vor sich her ein kleines, graubärtiges Männchen schweben, das aus der südlichen Waldseite tritt, die Landstraße kreuzt und in der nördlichen Waldseite verschwindet. Schon so manchem nächtlichen Wanderer ist dieses gespenstige Männchen an jener Stelle erschienen.
Man nennt es allgemein "das graue Männchen". Selbst solchen Personen ist es wiederholt erschienen, die nicht gerade zu den Furchtsamen und Abergläubischen gehören. Forstleute, Waldarbeiter und Fuhrleute sind im Schmetterholze manchmal geäfft worden. Das graue Männchen scheint aber harmloser Natur zu sein; man hat noch nichts gehört, daß es jemandem ein Leid zugefügt hätte.
(Meiche, Dr. Alfred - Sagenbuch des Königreichs Sachsen, 1903 / Mitgeteilt von Kantor B. Störzner in Arnsdorf)

Das Kreuz auf dem Bärensteine - 01796 Thürmsdorf
In der Nähe des Dorfes Thürmsdorf bei Königstein befindet sich der sog. Bären- oder Bernstein, von dessen Gipfel man eine herrliche Aussucht auf das benachbarte böhmische Gebirge genießt. Auf diesem soll sich im Jahre 1639 eine von schwedischen Soldaten des General Banner verfolgte Jungfrau (nach einigen war sie aus Pirna) geflüchtet und aus Furcht vor ihren Verfolgern von der Höhe herabgestürzt haben, worauf man unten am Felsen, wo man das Mädchen tot aufgefunden hat, dieses Exempel also bewahrter Keuschheit mit einem in den Felsen gehauenen Kreuze bezeichnet hat.
(Süsse - Historie des Städtchens Königstein, S.219)

zum Kreuz Die "Sense" - 01848 Waitzdorf
   Im Tiefen Grund, einem Seitental der Polenz zwischen Hohnstein und Poschdorf, wo das Waitzdorfer Wasser über hohe, steile Hänge herabfällt in den Grundbach, da sind in den Felsen an der Straße eine Sense, ein Kreuz und die Zahl 1699 eingemeißelt. Diese drei Zeichen sollen an eine traurige Begebenheit erinnern:
   In dem kleinen Orte Waitzdorf lebte damals ein alter, preußischer Husar mit seiner schönen Tochter. Das war ein braves, fleißiges Mädchen. Alle Leute mochten es wohl leiden! Es waren auch zwei junge Burschen im Dörfchen, beide reich und tüchtig bei der Arbeit, gute Freunde seit ihrer Kinderzeit. Zwei frohe, muntere Gesellen!
Jeder von ihnen jedoch warb um das Mädchen und wollte es gern zur Frau haben. Dieses aber konnte sich für keinen entscheiden und sagte einst beim Tanz am Kirmestag: „Ich werde den heiraten, der den größten Mut zeigt.“ Da beschlossen die beiden Männer, sich im Zweikampfe zu messen. Dazu wollten sie sich heimlich im stillen Grunde treffen; das Mädchen sollte dabei sein, aber über alles schweigen.
   Zur bestimmten Stunde fanden sich alle drei drunten am Bache ein. Wie aber erschrak das Mädchen, als es die Burschen sah! Sonderbar hatten sie sich zum Kampfe geschmückt: Sie trugen weißleinene Jäckchen mit roten Schleifen, einen Strohhut auf dem Kopfe, an dem die bunten Bänder flatterten, die sie ihnen früher schenkte. In den Händen hielt jeder eine neue Sense.
   Die jungen Schnitter sagten sich nunmehr einen treuherzigen Abschiedsgruß. Dann schlugen sie mit den Sensen aufeinander los. Gar bald bluteten beide aus mehreren Wunden. Das Mädchen bat und schrie, dass sie vom Kampfe ablassen möchten. Doch zu spät! Im selben Augenblick sank einer zu Tode getroffen nieder. Mit lautem Klageruf stürzte der Sieger zum sterbenden Freunde. Es war aber keine Hilfe mehr möglich! Da sprang er weinend auf, stieß das Mädchen von sich und lief eilend im Tale fort, ruhelos in die weite Welt.
   Nach neun Jahren, als jenseits der Elbe ein preußisches Kriegslager errichtet war, trat eines Tages ein Kürassier in die Schenke zu Waitzdorf, stillte seinen Durst und fragte nach dem alten Husaren und seiner Tochter. Dieser war längst gestorben, und das Mädchen lebte von Kummer und Herzeleid schwer bedrückt. Der Soldat fand es vor der Tür des Häuschens am Spinnrad sitzend und konnte es kaum wieder erkennen. Es glich einer Blume, an deren Wurzel ein schlimmer Wurm nagte. Der Kürassier wünschte „Guten Tag!“ und „Gott sei mit Dir!“. Dann stieg er hinab in den Tiefen Grund und betete kniend am Grabe des Freundes. Dort fanden ihn die Bauern, die den Mörder festnehmen wollten. „Komme mir keiner in den Weg!“ rief er aus, zog seinen Pallasch und ging langsamen Schrittes davon ins preußische Lager. – Am nächsten Morgen brach das fremde Heer nach Böhmen auf. Man hat nie wieder etwas von dem Reiter gehört und gesehen. Das Mädchen aber ist noch im selben Jahre gestorben.
(Denksteine und Steinkreuze, in: Heimat - Jugendblätter zur Heimatkunde für Sächs. Schweiz und Osterzgebirge, 3.Jg. (1928), Nr.6, S.44-45)

zum Kreuz Die "Sense“ im tiefen Grunde bei Hohnstein - 01848 Waitzdorf
In der Nähe der schönen Wasserfälle, die das Waitzdorfer Wasser und der Grundbach im tiefen Grunde bei Hohnstein bilden, erblickt man eine in den Felsen gehauene Sense und ein Kreuz mit der Jahreszahl 1699. Das Volk nennt die Stelle "die Sense". Hier ist der Ort, wo zwei Bauernburschen aus Waitzdorf in jenem Jahre um ein schönes Mädchen aus ihrem Dorfe willen, das mir beiden schön getan und gleichwohl keinem den Vorzug gegeben hatte, zur Erntezeit mit Sensen einen Zweikampf ausgefochten haben sollen, wobei der eine gefallen ist.
(Gräße, Bd. I, Nr.202; poetisch beh. v. Niclolai, Drei Sagen a.d. sächs. Schweiz, Pirna 1852, S.15 ff)

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