Schweiz Schwyz Bezirk Schwyz

Haggenegg


Der vermauerte
Steinkreuzrest,
mit schmückender
Ornamentik der
Judendstil-Epoche

Blick zur Kapelle

Derzeitiger Zustand,
nach der Freilegung

Abbildung bei
Bamert (2010)

Abbildung in den
Kunstdenkmälern
der Schweiz (1930)

PLZ: CH-8849

GPS: N 47° 3.085', O 8° 41.052'

Standort: Zur Zeit nicht ortsfest aufgestellt.

Größe / Material: 47:36:?

Geschichte: Der Steinkreuzrest ist zur Zeit eingelagert und sichergestellt von der Denkmalpflege des Kanton Schwyz. Seit ca. 1925 war das Kreuz an der rechten Seitenwand der Haggenpass-Kapelle eingemauert. Sie ist die einfachste Art einer Alpkapelle und wurde seinerzeit für das steinerne Kreuz errichtet. Längsrechteckiger Bau mit Satteldach und Holzründe.

[...] Mit der Restaurierung geht ein drei Jahrzehnte dauernder Kampf um die Erhaltung der Kapelle auf der Haggenegg zu Ende. Der Kanton war in den Besitz des Grundstücks und damit stillschweigend der Kapelle im Rahmen des Kaufes der Liegenschaft zur Aufforstung des Rutschgebietes am Fusse des Kleinen Mythen gelangt. Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des Schutzinventars der Einzelobjekte in der Gemeinde Schwyz wurde dieser Umstand bekannt. Bereits zu diesem Zeitpunkt befand sich die Kapelle in einem schlechten Zustand. Deshalb wurde das Inventar der Kapelle durch das Hochbauamt und das Amt für Kulturpflege sichergestellt. Insbesondere galt es, das wertvolle Steinkreuz mit der Inschrift sicherzustellen. Das erhaltene Fragment des Steinkreuzes ist der obere Teil eines höheren Steinkreuzes, das vermutlich an der höchsten Stelle des Passweges stand. Um 1700 hat Landammann Gilg Christoph Schorno (1668-1747) das Kreuz auf der Haggenegg ausgegraben.
Am Fundort Hess er eine kleine Kapelle erbauen und platzierte das Fundstück in der Kapelle. Heute wird das Kreuz anhand des Schifttyps der trotz mehrerer Versuche leider immer noch nicht entzifferten Inschrift ins 15.Jahrhundert datiert. Kommissar Thomas Fassbind (1755-1824) hielt das Kreuz für wesentlich älter. Er schreibt in seiner Religionsgeschichte dazu: "Ich könnte noch als Beweis, dass der christliche Glauben in den ältesten Zeiten hier geblüht habe, ein steinernes Kreuz mit einer wunderbaren Inschrift, die das höchste Alter verratet, anführen, welches sich zuoberst auf dem Haggenegg aufbewahrt findet...". [...] (Bamert 2010)

Das STEINKREUZ AN DER PASS-KAPELLE, HAGGENEGG.
Der Haggenpass westlich des Kleinen Mythen (1811m) war ehedem einer der wichtigsten Pilgerpfade nach Maria Einsiedeln, vor allem für diejenigen Pilger, die aus dem Südteil des Kantons Schwyz kamen. Zahlreiche Kapellen an seinem südlichen Ausgangspunkt (Ried-Haggen), auf der Passhöhe und in Brunni-Alpthal zeugen davon.1)
Die Geschichte des Steinkreuzes, dessen Ursprung und Datierung ungeklärt ist2), beginnt um 1700, als Landammann Gilg Christoph Schorno von Schwyz besagtes Kreuz auf der Passhöhe ausgräbt und dort ein Kapellchen errichtet.3) Die Fundumstände sind ungeklärt. Die Frage erhebt sich auch, wieso das Kreuz vergraben wurde. Diese Sitte eines längst vergessenen Steinkultes, in Irland und Northumberland und vor allem auch in Gallien nachgewiesen,4) kennt auch für Bayern ein Beispiel.5)
Unklar ist auch, ob das kleine Kreuz, das nur in einem Bruchstück erhalten ist, überhaupt zur Gruppe der Sühnekreuze zu rechnen ist. Von Alter und Aussehen her wäre dies zwar zu bejahen, dagegen spricht aber die Inschrift in gotischen Minuskeln.6) Die Deutung als Namenepitaphium (Inschrift: "Jost Nager") scheint sehr zweifelhaft.7)
Jetziger Standort des Kreuzes: in der rechten Seitenmauer des sog. Paß-Kapellchens (erbaut um 1700), seit ca. 1925 dort eingemauert. Höhe (des Fragments) ca. 47cm, Breite ca. 36cm. (Schmeissner 1980)
1) Kunstdenkmäler der Schweiz (KDS), Kanton Schwyz, Band II, Basel 1930, 185.
2) Vermutlich 15. Jahrhundert, die Inschrift weist sogar Minuskeln des 14. Jahrhunderts auf (!)
3) KDS, Kt. Schwyz, a.a.O., 185.
4) Lionard Padraig, Early Irish Grave Slabs, in: Proceedings of the Royal Irish Academy, Vol.61, Section C, nr.5, 1961, 100.
5) R.H. Schmeissner, Steinkreuze in der Oberpfalz, Regensburg 1977, 45; F. Seitz, Vergrabene Steinkreuze, in: Das Steinkreuz 13 (1957), H.2, 15-16.
6) KDS, Kt. Schwyz, a.a.O., 186.
4) Ebendort, 186. In der Anm. 4 heißt es: "Das Kreuz galt als Zeuge für das älteste Christentum der Gegend. Fassbind schreibt in seiner 'Religionsgeschichte' S.12: 'Ich könnte noch als Beweis, daß der christliche Glaube in den ältesten Zeiten hier geblüht habe, ein steinernes Kreuz mit einer wunderbaren Inschrift, die das höchste Alter verratet, anführen, welches sich zu oberst auf dem Haggenegg aufbewahret findet und anno 1700 durch Herrn Dr. und Landammann Gilg Christoph Schorno aus der Erde durch ungefähr ausgegraben wurde. Dieser gelehrte Herr hat zu dem End ein kleines Kapellelein bauen und dieses gewiss sehr interessante Denkmal darin einmauern lassen.' Am Ende von Band II gibt er Fol. 301/ 2p eine Federzeichnung des Kreuzes, auf der die Inschrift allerdings wie hebräisch aussieht."
Die Inschrift wurde auch als "I. st. hagn" gedeutet, was nicht von der Hand zu weisen wäre. Die Bedeutung "1. Station Haggen" würde bedeuten, daß das Kreuz sowohl eine religiöse Funktion (Anfang des Pilgerweges nach Einsiedeln) als auch eine rechtliche (nämlich als Wegmarke oder Straßenstein, Wegweiser) innehatte.

Sage:

Quellen und Literatur:
Schmeissner, Rainer H. - Schweizer Rechtsdenkmäler, 1980, S.32-34
Bamert, Markus - Denkmalpflege im Kanton Schwyz 2010, in: Mitteilungen des historischen Vereins des Kantons Schwyz, 102/2010, S.233-234
recherchiert und bebildert von Daniel Reichmuth


Sühnekreuze & Mordsteine