Deutschland Sachsen Lkr. Bautzen

Wehrsdorf


Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

PLZ: 02689

GPS:

Standort: Direkt an der Hauptstraße, vor Haus Nr.45.

Größe / Material: 116:80:30 / Sandstein

Geschichte: Steinkreuz mit der Zahl 1502. Nebenstehend eine Tafel mit folgender Aufschrift: Pestkreuz von 1502. - 1516 wütete die Pest in unserem Ort. Nur 7 Menschen sollen überlebt haben. Ursprünglicher Standort am östlichen Fuße des Steinberges.

Benennung: "Pestkreuz". Kopf und Schaft gerade, Arme nach außen verjüngend, NW-Arm breiter als SO-Arm, Kopf in der Längsachse nach NW verschoben. Einziges Sandsteinkreuz im Kreis Bautzen. NO-Seite eingemeißelt: 1502 (Echtheit wird bezweifelt, ist mehrmals nachgemeißelt worden - Gurlitt 1908). Näpfchen: vier auf dem Scheitel, drei an der NO-Seite des Kopfteiles, zwei auf dem rechten Balkenarm (können auch als Verwitterung gedeutet werden. Kanten gerundet, besonders am SO-Arm. Allgemeine oberflächliche Verwitterung.

Sage: Hier hätten sich zwei Handwerksburschen um eine Semmel gestritten, wobei der eine sein Leben lassen mußte. Der andere hatte das Kreuz zu setzen.

Quellen und Literatur:
Gurlitt, C. - Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreich Sachsen, 1908, Bd.32, S.310
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.258
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.281
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.84-85
Aus alten Zeiten, in: Das schöne Bautzener Land, Heft 5: Weberort Wehrsdorf, Rat des Kreises Bautzen 1956 , S.36-37
recherchiert und bebildert von Dörte Bleul, Lauchhammer



Aus alten Zeiten

Einmal betrachteten wir das wuchtige Sandsteinkreuz am Straßenrand im Oberdorf und fragten uns, was denn die eingemeißelte Zahl 1502 wohl besagen möchte. Da kam eben im grünen Schurzfell und mit aufgestreiften Hemdsärmeln der Tischlermeister aus der Nachbarschaft vorüber und klärte uns in freundlicher Weise auf:
"Dieses Kreuz hat ursprünglich am Waldrand gestanden, wo das Dorf zu Ende ist und die Straße zum Steinberg hinauf zu steigen beginnt. Als diese Straße ausgebaut wurde, grub man gerade um das Kreuz die Erde ab und schüttete weiter oben den Straßendamm damit auf. Da das Gelände aber meinem Urgroßvater mütterlicherseits gehörte, Karl Traugott Böhme, wurde das Kreuz zu seinem Haus Nr.45 gebracht und dort aufgestellt. Später wurde es nochmals versetzt, da man den Platz brauchte, und zwar hierher an den gegenüberliegenden Straßenrand. Natürlich steht es heute unter Denkmalschutz. Alle meine Ahnen haben das Kreuz als einen Totenstein aus der Pestzeit bezeichnet. Meine jetzt 80jährige Mutter hat mir oft erzählt, daß noch zu ihrer Kinderzeit neben dem Schwarzen Teich am Walde oben zwei langgestreckte Hügel vorhanden waren, über die sie manchmal im Spiele hinwegsprang. Sie wurden allgemein die Pestgräber genannt, und die Waldhöhe darüber hieß der Siechberg. Dorthin sind damals die Pestkranken aus Wehrsdorf und Steinigtwolmsdorf gebracht worden. Sie siechten dahin und wurden verscharrt. Höhlen und ein gemauerter Grund von einem Pesthaus sind heute noch zu finden. Die Pest soll 15 Jahre lang gewütet haben und erst 1516 erloschen sein, nachdem der Ort bis auf sieben Überlebende ausgestorben war."
(Das schöne Bautzener Land, Heft 5: Weberort Wehrsdorf, Rat des Kreises Bautzen 1956 , S.36-37)


Sühnekreuze & Mordsteine