Deutschland Sachsen Niederschlesischer Oberlausitzkreis

Nieder Seifersdorf


Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

Abbildungen bei
Herr (1929)

PLZ: 02906

GPS: N 51° 13.137', O 14° 46.654'

Standort: Vor der äußeren Kirchhofsmauer.

Größe / Material: 65:47:13 / Granit

Geschichte: Südwestlich vom Ort, in der westlichen Aue des Schwarzen Schöps, östlich der Einmündung der Straßen von Kollm und Steinölsa in die Straße zum Ort, 8m nördlich dieser, 16m östlich der Straßenbrücke.
Arme und Schaft zur Kreuzung zu verjüngend, ursprünglich Kopf ebenso, letzterer sehr deformiert. W-Seite, vom Kopf bis auf den Schaft reichend, eingeritzt im Umriß: Dolch. Stark verschliffene Arme, Kopf durch größere alte Abschläge deformiert.
Sühnevertrag 1440: Aus der Kirchenchronik: "I. J. 1440 hat Bauer Hans Friedrich aus Baarsdorf den Bauer Peter Mollner aus Baarsdorf im Streit erschlagen. Laut Urteil des Görlitzer Gerichts mußte Hans Friedrich dem Sohne des Peter Mollner, dessen Stiefmutter und ihren Kindern um Gottes Willen öffentlich Abbitte leisten, dazu 20 Sekel Silber als Wergeid entrichten. Außerdem soll er vor Jahr und Tag eine Wallfahrt nach Aachen tun und ein steinernes Kreuz setzen zu Seyfirsdorff und soll lassen 30 Seelenmessen lesen zu Seyfirsdorff oder hier zu Görlitz bei den Mönchen im Kloster."
Standort vor 1929: wenige Meter in Richtung Eingang und in anderer Orientierung. (Müller / Quietzsch 1977)

   Von den Bauern in Baarsdorf findet sich die erste bestimmte Nachricht, in dem Görlitzer Entscheidebuche ueber Totschlag und Sühne im Jahre 1440, in welchem der Bauer Hans Friedrich den Bauer Peter Mollner zu Baarsdorf im Streit erschlug. Laut Urteil des Gerichtes musste Hans Friedrich dem Sohne des Peter Mollner, dessen Stiefmutter und ihren Kindern um Gottes willen öffentliche Abbitte leisten, dazu 17 Mark Groschen Wehrgeld entrichten, außerdem eine Wallfahrt nach Aachen wachen und ein steinern Kreuz setzen in Seifersdorf und 30 Seelenmessen lesen lassen in Seifersdorf oder in Görlitz bei den Mönchen im Kloster. (Schleuder 1936)

   Wir sind nun in der preußischen Oberlausitz in der glücklichen Lage, in einwandfreier Weise die Ursache für die Errichtung eines Sühnekreuzes durch die betr. Urkunde belegen zu können. Es ist das Kreuz in Nieder-Seifersdorf. [...]
   13. Nieder-Seifersdorf. (Heimatbuch S.253, Lutsch 777, Hellmich S.21). Vor dem alten gotischen Kirchhofstore. Material Granit. Maße = 72:46:18. In die Vorderseite ist ein Kreuz eingeritzt. Hier ist das einzige Kreuz in der preußischen Oberlausitz, zu dem eine eindeutige Urkunde vorhanden ist. Die Kirchenchronik berichtet: "Im Jahre 1440 hat Bauer Hans Friedrich aus Baarsdorf den Bauer Peter Mollner aus Baarsdorf im Streit erschlagen. Laut Urteil des Görlitzer Gerichts mußte Hans Friedrich dem Sohne des Peter Mollner, dessen Stiefmutter und ihren Kindern um Gottes Willen öffentlich Abbitte leisten, dazu 20 Sekel Silber als Wergeld entrichten. Außerdem soll er vor Jahr und Tag eine Wallfahrt nach Aachen tun, und ein steinernes Kreuz setzen zu "Seyfirsdorff", und soll lassen 30 Seelenmessen lesen zu Seyfirsdorff oder hier zu Görlitz bei den Mönchen im Kloster." (Herr 1929)

   Steinkreuz mit eingeritztem Schwert. Friedhofsmauer. (Lutsch 1891)

Sage:

Quellen und Literatur:
Lutsch, Hans - Die Kunstdenkmäler des Reg.-Bezirks Liegnitz, Breslau 1891, S.777
Herr, Dr. Oskar - Steine am Wege, 1929, S.4 / 13
Hellmich, Max - Steinerne Zeugen mittelalterlichen Rechtes in Schlesien, Steinkreuze, Bildstöcke, Staupsäulen, Galgen, Gerichtstische. Liegnitz 1923, S.21
Schleuder, Paul - Aus dem Leben alter Bauerngeschlechter, in: Niederschlesische Heimatblätter, Nr.30 vom 25.Juli 1936, S.118-119
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.263-264
Altmann, Peter - Steine am Wegesrand in und um Kittlitz: Steinkreuze, in: Kittlitz aktuell, Nr.60, Januar 2008, S.6-7
recherchiert und bebildert von Robert Ache, Cottbus (Foto von 2005) und Peter Altmann, Eilenburg


Sühnekreuze & Mordsteine