Deutschland Sachsen Lkr. Sächsische Schweiz

Lohmen (I)


Blick zum Standort
Foto: Voigt (2008)

Zustand 2005
Foto: Ache

Abbildung bei
Kuhfahl (1936)

PLZ: 01847

GPS: N 51° 0.126', O 13° 59.183'

Standort: Nordwestlich vom Ort im Lohmener Wald, 25m östlich der Straße Mühlsdorf - Porschendorf, etwa 85m vor ihrer Berührung mit der nördlichen Waldgrenze, wo diese auf der Westseite die Straße trifft.
Die beiden Kreuze (I / II) im Liebethaler Wäldchen sind jetzt etwas besser zu finden, da der Wald lichter geworden ist und sogar kleine Pfade von der Straße abzweigen. Vor Jahren waren sie fast unzugänglich.

Größe / Material: 78-79:38:25 / Sandstein

Geschichte: Der südliche Arm ist wieder vorhanden und wurde frisch angebracht. (Eichler 06/2008)

100 Lohmen
Steinkreuz im Liebethaler Wäldchen östlich an der alten Straße Porschendorf / Mühlsdorf.
In unmittelbarer Nähe des Antonius-Kreuzes wurde 1932 ein zweites, kleineres entdeckt und 1933 neu aufgestellt, welches aber durch die Beschädigung beider Arme einen recht kümmerlichen Anblick bietet. (Torke 1990)

Ursprünglich Kopf, Arme und Schaft gerade; N-Arm abgeschlagen, S-Arm durch großen alten Abschlag verstümmelt. Das Steinkreuz wurde 1933 durch Richard Kutsche neu aufgestellt, wohl ohne Standortveränderung. Kutsche berichtete von einem eingeritztem Kreuzzeichen auf der oberen Hälfte des Kreuzstammes auf der Rückseite. Diese heute nicht mehr erkennbar, sonst keine Einzeichnungen. (Müller / Quietzsch 1977)

Lohmener Wald: 1.Kreuz. Im Flurstück "Liebenthaler Wäldchen" an der Porschendorf-Mühlsdorfer Straße zirka 20m am Waldrande wurde von mir am 10.Dezember 1932 ein verstümmeltes Steinkreuz, dem man beide Arme abgeschlagen hatte, aufgefunden. Es hat die lateinische Form und zeigt auf der Rückseite der oberen Hälfte des Kreuzstemmes ein eingeritztes Kreuzzeichen. Am 28.März 1933 wurde es von mir neuaufgestellt. Die Maße sind: 0,87m hoch, 0,38m (jetzige, verstümmelte) breit und 0,25m stark. (Kutsche 1935)

Sage:

Quellen und Literatur:
Kutsche, Richard - Neufunde und Aufstellungen von Steinkreuzen im Kreise Pirna, in: Die Fundpflege. Mitteilungen zur Vorzeit Sachsens und der Nachbargebiete, 3.Jg., 1935, Heft 5, S.34
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.163 unter Lohmener Wald
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.368-369
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 2.Auflage 1990, Nr.49
aktuelle Aufnahme von Uwe Eichler, Bannewitz (Foto von Juni 2008)
Bild-Ergänzung von Robert Ache, Cottbus (Foto von Juni 2005)
Bild-Ergänzung von Peter Voigt, Heidenau (Foto von Juni 2008)



Lohmen (II)


Zustand 2005
Foto: Ache

die andere Seite
Foto: Ache (2005)

Abbildung bei
Kuhfahl (1936)

Abbildung bei
Torke (1983)

GPS: N 51° 0.103', O 13° 59.154'

Standort: Nordwestlich vom Ort im Lohmener Wald, 13m westlich der Straße Mühlsdorf - Porschendorf, etwa 125m vor ihrer Berührung mit der nördlichen Waldgrenze wo diese auf der Westseite die Straße trifft.

Größe / Material: 92-96:58:34 / Sandstein

Geschichte: Wird hier "Antoniuskreuz" genannt. Linear eingeritzt ein kleines gleichschenkliges Kreuz, darunter auf dem Schaft: kelines Kreuz mit Halbkreisbogen mit durch den Bogen gehenden Schaft, auch als kleine Armbrust gedeutet. Damit im Zusammenhang steht ein bei einer Hebung 1933 unter dem Kreuz gefundener rostiger, eiserner Bolzen, der dem Museum Pirna übergeben wurde.

99 Lohmen
Steinkreuz im Liebethaler Wäldchen westlich der alten Straße Porschendorf/Mühlsdorf. "Antoniuskreuz".
Nach einem Bericht von 1860 stand das Steinkreuz am Fußwege von Porschendorf nach Mühlsdorf. In diesem Waldstück auf Lohmener Flur, Liebethaler Wäldchen genannt, sind tief ausgefahrene Hohlen zu erkennen, die auf die alten, jetzt nicht mehr benutzten Verbindungen hindeuten.
Dem Antonius-Kreuz, einem Malteserkreuz, ist das Kopfteil abgeschlagen worden, die dadurch entstandene Form führte zu diesem Namen. Die Bruchstelle ist noch sichtbar, obgleich die Beschädigung, wie eine Beschreibung von Pastor Seidemann aus dem Jahre 1860 erkennen läßt, schon vor langer zeit erfolgt sein muß:
"Ein anderes (Kreuz), mit eingehauner dreizinkiger hängender Heugabel, steht am Fußwege von Porschendorf nach Mühlsdorf im sogenannten Wäldchen; der Obertheil desselben ist abgeschlagen und fehlt".
Durch Verwitterung nur noch undeutlich wahrnehmbare Einmeißelungen. (Torke 1990)

Lohmener Wald: 2.Kreuz. Bei der neuaufstellung des vorherigen 1.Kreuzes wurde das auf der anderen Straßenseite fast gegenüberstehende Antoniuskreuz mit der schönen Armbrusteinzeichnung, das über 60cm in den Lößboden versunken war, gehoben und erhielt dadurch ein ganz anderes Aussehen. Dabei wurde unter dem Kreuz im Erdboden ein stark in Rost übergegangener eiserner Bolzen gefunden, der dem Pirnaer Stadtmuseum übergeben wurde. Die Maße sind nun: 1,08m hoch, 0,58m breit und 0,34m stark. Von diesem Kreuz erzählt das Volk bei der Federschleißje, "daß es bei diesem Kreuze scheeche! - Ein großer Hund mit feurigen Augen, die so groß wie Mühlräder seien, soll sich zur mitternächtlichen Stunde dort zeigen und niemanden auf der Straße vorüberlassen!" (?) (Kutsche 1935)

Sage: Bei dem Kreuz "scheecht es". Ein großer Hund mit feurigen Augen, so groß wie Mühlräder, soll sich dort zu mitternächtlicher Stunde zeigen und niemanden vorüberlassen.

Quellen und Literatur:
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.150 unter Lohmener Wald
Kutsche, Richard - Neufunde und Aufstellungen von Steinkreuzen im Kreise Pirna, in: Die Fundpflege. Mitteilungen zur Vorzeit Sachsens und der Nachbargebiete, 3.Jg., 1935, Heft 5, S.35
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.162 unter Lohmener Wald
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.366-368
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 2.Auflage 1990, Nr.99
aktuelle Aufnahme von Peter Voigt, Heidenau (Foto von Juni 2008)
Bild-Ergänzungen von Robert Ache, Cottbus (Fotos von Juni 2005)



Lohmen (III)


Zustand 2010
Foto: Voigt

Perspektive
Foto: Voigt (2010)

Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

AK-Motiv von 1961

GPS: N 50° 59.456', O 13° 59.528'

Standort: Auf der Westseite der Brücke über die Wesenitz zwischen Lohmen und Mühlsdorf.

Größe / Material: 235-236:79:25 / Sandstein

Geschichte: Lateinisches Kreuz auf barockem Sockel, aus einem Stück. Im Sockel, in einer Rokokoornamentik im Flachrelief verzierte Kartusche, eine Inschrift eingemeißelt; über der Kartusche eine kleine Krone als Flachrelief. In der Kreuzung eingehauen moderne Beschriftung als Markierung der Flurgrenzen: Gem. / Lohmen Mühlsdorf. In der Kartusche eingemeißelt: Inschrift, jetzt unleserlich. Das Steinkreuz wurde wohl um die Mitte des 18. Jahrhunderts mit der Brücke konzipiert.

Sage: Steinbrecher, die August der Starke durch Zuruf gefoppt hatte, fordern eine steinerne Brücke an Stelle der hölzernen, worauf das Monument gesetzt wurde.

Quellen und Literatur:
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.370-372
aktuelle Aufnahme von Robert Ache, Cottbus (Foto von Juni 2005)
Bild-Ergänzung von Peter Voigt, Heidenau (Foto von 2010)



Lohmen (IV)


Zustand 2012
Fotos: Burczyk

Detail "Rune"
Foto: Burczyk (2012)

Grenzstein beim
Steinkreuz
Foto: Burczyk (2012)

Abbildung bei
Torke (1983)

Zeichnung bei
Förster (1900)

GPS: N 50° 58,038', O 14° 3,963'

Standort: Ostsüdöstlich vom Ort, im Basteiwald, ostnordöstlich der "Basteistraße". Den ersten Weg, der südlich der Einmündung der "Wehlstraße" in die "Basteistraße" im spitzen Winkel nach SO von letzterem abgeht, etwa 290m verfolgen, dann etwa 30m südwestlich vom Weg weglos im Wald.

Größe / Material: 108-112:54:30 / Sandstein

Geschichte: In einer Karteneinzeichnung von 1593 von Matthias Oeder (Staatsarchiv Dresden) ist der Standort mit "Am Creutz Stein" bezeichnet.
Auf dem Scheitel des Kopfes eingeritzt: lineares kleines Kreuz, O-Seite im Kopf eingeritzt: sogenannte Wolfsangel (Besitzerzeichen? - am Standort befinden sich weitere Grenzsteine); darunter im Kreuzungspunkt: kreisrundes Näpfchen; darunter auf dem Schaft linear eingeritzt: kleines, gleichschenkliges Kreuz; darunter senkrechte tiefe Rille, etwa 25cm lang.
In der älteren Literatur wurde das Steinkreuz unter Basteiwald geführt. Kuhfahl berichtete 1928 in seinem Buch "Die alten Steinkreuze in Sachsen", Seite 155 noch folgende Begebenheit:
[...] Eine andere, etwas humoristische Untersuchung hat sich am Basteikreuz mitten im einsamen Forst zugetragen. Das Dienstpersonal des Basteigasthauses zeigte vor Jahren einmal ein plötzliches Interesse für das alte Denkmal und vermeinte dort geheimnisvolle Schätze zu finden. Als sie mit Hacke und Spaten auszogen, stießen sie auf modernes Blech- und Porzellangerümpel, das der Wirt eben eingescharrt hatte, um die heimlichen Schatzgräber zu äffen [...]
Die Einzeichnung im Kopf des Kreuzes deutet Kuhfahl 1936 (vielleicht dem Zeigeist geschuldet) als germanische Rune der Treue.

   Den Aufzählungen und Abbildungen alter Steinkreuze Sachsens in Nr.8, 11 und 12 dieser Mitteilungen, insbesondere dem umfangreichen Verzeichnisse in Nr.11, sei es gestattet ein weiteres hinzuzufügen. Es steht in einer viel besuchten Gegend, an dem von der Bastei nach den Schwedenlöchern führenden Fusswege, allerdings etwas seitab links im Gebüsch und darum wohl nicht beachtet, obwohl der kürzlich verstorbene Hofmaler Chonlant im Jahre 1885 darüber im S. Altertumsverein berichtet haben soll. Damals sind auch auf Veranlassung des Herrn Leukroth (Bastei) Ausgrabungen unter dem Kreuze, jedoch ohne Ergebnis, vorgenommen worden.
   Dem Kreuze, einem sogenannten Radkreuze, sind auf seiner nach Osten gerichteten Seite die im Bilde angegebenen Zeichen eingemeiselt. Auf dem nach oben gerichteten, etwas beschädigten Rande des oberen Kreuzarmes hlaubt man ein lateinisches Kreuz zu erkennen. Auf der nach Westen gerichteten Fläche ist nur eine einfache abwärts laufende Rinne zu sehen. Die Höhe des Kreuzes über dem Boden beträgt reichlich einen Meter.
   Das Kreuz soll an einer alten Flurgrenze stehen. (Förster 1900)

Sage:

Quellen und Literatur:
Förster, Dr. - Noch einmal die alten Steinkreuze, in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde Dresden, 2.Band (1900/02), Heft 3, 1900, S.93-94
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.8 unter Basteiwald
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.10 unter Basteiwald
Kuhfahl, Dr. G.A. - Wer sah die Rune der Treue?, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Mitteilungen Heft 9-12, Band XXV, S.239-241
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.366-367
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983
aktuelle Aufnahme von Peter Voigt, Heidenau (Foto von 2007)
Ergänzungen von Gregor Burczyk, Dresden (Fotos von Dezember 2012)



Wer sah die Rune der Treue?
Dr. G.A. Kuhfahl

Uraltes Steinkreuz in der Sächsischen Schweiz seitlich des Fußweges von der Bastei nach den Schwedenlöchern

   Millionen deutscher Volksgenossen haben Anfang Februar 1936 das rot oder grün geprägte Lederblättchen mit der seltsamen durchstrichenen Zickzacklinie gekauft und getragen, um ihre Hilfsbereitschaft zu beweisen. Von diesen Millionen hatte vorher wohl kaum einer dies germanische Schriftsymbol der Treue gekannt, geschweige denn eine wirkliche Urschrift davon zu Gesicht bekommen.
   Die Erbstücke deutscher Vergangenheit sind sehr dünn gesät, und vor allen Dingen liegen urkundliche Überlieferungen aus germanischer Vorzeit außerordentlich spärlich vor. Von allen Mittelmeervölkern phönizischer, ägyptischer, jüdischer, grischicher und römischer Zunge besitzen wir die tausendfältigere Hinterlassenschaft auf Papyrus, Stein, Bronze und anderen Schriftträgern, als von unseren eigenen Voreltern und ihrer hochgebildeten Führerkaste.
   Aber doch läßt sich gerade die Rune der Treue in Sachsen und besonders für Dresdner Wanderer auch in einem alten Vorbild betrachten. Nicht in Geschichtssammlungen oder Museen, sondern fernab vom Lärm der Städte und vom großen Strom durchlaufender Bahnen und Straßen steht sie in der Sächsischen Schweiz seitlich des Fußweges von der Bastei nach den Schwedenlöchern einsam im Nadelwald deutlich eingehauen an einem uralten verwitterten Steinkreuz.      Dr. Kfl.
(Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Mitteilungen Heft 9-12, Band XXV, S.239-241)


Sühnekreuze & Mordsteine