Deutschland Sachsen Vogtlandkreis

Landwüst


Der Sandmann

PLZ: 08258

GPS: N 50° 16.507', O 12° 21.849'

Standort: Zwischen Landwüst und Wernitzgün im sogenannten Streitwald, auf halber Strecke, ca 20m nordwestlich des Weges.

Größe / Material: Geschmiedetes Eisenkreuz mit neuzeitlicher Beschriftungstafel als Erinnerungsmal.

Geschichte: Hier an dieser Stelle liegt Ernst Köhler, genanntder "Gockl Ernst" begraben. Er wurde am 10. Januar 1893 in Wernersreuth geboren, litt an einer geistigen Einschränkung und war bettelarm, aber wegen seiner Ehrlichkeit und Treuherzigkeit in seinem Heimatort recht beliebt.
1914 wurde er zum Wehrdienst rekrutiert und u.a. zum Kehren des Egerschen Kasernenhofes eingesetzt. Ein Hauptmann, der über den Hof ging und nicht von Köhler gegrüßt wurde, stellte ihn zur Rede und fragte, ob er denn nicht wisse, wer er sei. Köhler soll dauraufhin geantwortet haben: "Kinnst ma scha bekannt via; bist leit vo Hosla?" (Du kommst mir schon bekannt vor, bist Du vielleicht von Hazlov/Hasslau?) Man sah ein, dass er für militärischen Einsatz wohl doch nicht einsetzbar war und entließ ihn aus dem Dienst.
Seinen kärglichen Lebensunterhalt verdiente er sich als Sandmann, indem er feinen Quarz-Sand in der Nähe von Velký Luh / Großloh abbaute, trocknete, siebte, auf seinen Wagen lud und dann in den umliegenden Dörfern - auch in Sachsen - als Scheuersand verkaufte. Dieser Handel war äußerst anstrengend; der Wagen wog bis zu 6 Zentner und wurde mit Körperkraft fortbewegt - und brachte kaum das Notwendigste ein. Er war zusammen mit seiner Mutter Rosine (Sine genannt), Johann Breitfeld und dessen Frau und Kind zusammen unterwegs. Ein Fotograf aus Bad Brambach erlaubte sich einen schlechten Scherz, indem er diese 5 Menschen mit ihrem Wagen fotografierte und auf das Bild "Köhler, Breitfeld & Co. Sand-Export" druckte (Orginal im Landwüster Bauernmuseum).
Ein noch üblerer Scherz wurde am Montag dem 19. Juni 1922 in einer Wernitzgrüner Schänke mit dem "Soadmoa" getrieben. Er wurde betrunken gemacht, dann rasierte man ihm einen kahlen Streifen von der Stirn bis zum Nacken. Man amüsierte sich köstlich über den Gockl Ernst, der geschändet und betrunken sich auf den Weg in Richtung Landwüst machte. Dort kam er jedoch nicht an. Am folgenden Tag fand ihn ein Wernitzgrüner unweit des Weges mitten im Wald erhängt. Wegen der Schmach und wohl auch seiner hoffnungslosen Armut wegen hatte der 29-jährige Sandmann sein Leben selbst beendet. Die Beerdigung am Tatort wurde vom Amtsgericht Markneukirchen am 21. Juni 1922 genehmigt. Die Kosten mussten vom Gutsbesitz Landwüst erstattet werden. Der Fundort lag auf dessen Flur.

Sage:

Quellen und Literatur:
Apitzsch, Paul - Wo auf hohen Tannenspitzen, 1932
Text und Bilder von Andreas Schumann, Reichenbach


Sühnekreuze & Mordsteine