Deutschland Sachsen Kreisfreie Stadt Dresden

Gompitz


Zustand 2012
Foto: Gerlach

Blick zum Standort
Foto: Vogt (2007)

PLZ: 01156

GPS: N 51° 02.728 ', O 13° 38.529'

Standort: Am Nordausgang des Ortes in Richtung Ockerwitz, westlich der Straße an der Einfahrt des letzten Gehöftes (Fehrmann).

Größe / Material: 160:54:30 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz war bis Mai 2003 in der Einfahrt zu einem Lagerplatz eingebaut.

Sage:

Quellen und Literatur:
Worms, Harald - Bedeutender archäologischer Fund im Gompitz, auf: Ortschaft-Gompitz.de
Noatsch, Katrin - Mittelalterliches Steinkreuz blieb 35 Jahre unbemerkt, in: Sächsische Zeitung vom 8. Mai 2003
Igeltour-Dresden.de
aktuelle Aufnahmen von Peter Voigt, Heidenau (Fotos von 2007)
Bild-Ergänzung von Ullrich Gerlach, Schmannewitz (Foto vom 5.12.2012)



Bedeutender archäologischer Fund im Gompitz
von Harald Worms

Am Sonnabend, dem 3. Mai 2003 trafen wir uns, das sind Claus Wagner, Harald Quietzsch (Sachsens Steinkreuzforscher und Archäologe), Ulrich und Friedemann Eichler, Werner Fehrmann und Harald Worms, in der Einfahrt zu Fehrmanns Grundstück in Gompitz. Ausgerüstet mit Hacke und Schaufel legten wir ein mittelalterliches Steinkreuz frei und bargen es.
Das Steinkreuz aus Sandstein stammt aus der Zeit Ende des 15./ Anfang des 16. Jahrhunderts und weist folgende Maße auf:
Gesamthöhe: 160cm, Armbreite: 54cm, Stärke: 30cm
Seine Herkunft ist noch unbekannt. Vor etwa 35 bis 40 Jahren wurde es in der Einfahrt zu einem Lagerplatz eingebaut.
Steinkreuze wurden früher dort aufgestellt, wo ein Totschlag oder ein Unfall geschah. Das Steinkreuz diente dem Gedenken an den Toten. Gebete sollten dem Verblichenen helfen, das Fegefeuer schnell zu überwinden bzw. gar nicht erst mit diesem in Berührung zu kommen.
Bei Mord regelte das Strafgericht wie die Familie des Mörders für die Beerdigung und die Hinterbliebenenversorgung aufkommen musste (weltlicher Komplex) und wie dem Totengedächtnis mit Seelenmessen, Wallfahrten und Aufstellen eines Steinkreuzes (Sühnekreuz) entsprochen werden sollte (kirchlicher Komplex).
Das Sühnekreuz musste in diesem Fall von der Familie des Mörders selbst aus einem Stein gefertigt und gesetzt werden.
Das geborgene Steinkreuz besteht aus zwei Teilen. Kreuzoberteil und Schaft sind getrennt. Nach einer ca. 3-monatigen Trocknungszeit kann das Steinkreuz restauriert und wieder aufgestellt werden. Die dazu erforderlichen finanziellen Mittel stehen uns noch nicht zur Verfügung. Vielleicht finden sich in unserer Ortschaft Sponsoren.
Unsererseits war die Begeisterung über den Fund und die gelungene Bergungsaktion groß. So etwas erlebt man nur einmal im Leben. Für Gompitz stellt das Steinkreuz ein bedeutendes Zeugnis unserer Geschichte dar.
Mittelalterliche Steinkreuze finden wir in der weiteren Nachbarschaft an der Dresdner Lukaskirche, in Tharandt und in Röhrsdorf.
Der Initiator für den Steinkreuzfund und seine Bergung ist Claus Wagner aus Ockerwitz gewesen. Dafür gebührt ihm ein besonderes Dankeschön.
(Quelle: Ortschaft-Gompitz.de)



Mittelalterliches Steinkreuz blieb 35 Jahre unbemerkt
Von Katrin Noatsch

Etwa 500 Jahre ist dieses Steinkreuz alt, das die Ortsgruppe Gompitz des Vereins Sächsischer Heimatschutz in Ockerwitz ausgegraben hat.

Foto: SZ/Jürgen Lösel
Ein etwa 500 Jahre altes Steinkreuz haben am vergangenen Wochenende einige Gompitzer ausgegraben. Es ist aus behauenem Sandstein, 1,60 Meter hoch und hat eine Breite von 54 Zentimetern.

Claus Wagner entdeckte es auf der Zufahrt zu einem ehemaligen Lagerplatz. Nur der Umriss war zu sehen. "Wahrscheinlich gelangte das Kreuz 1965, als die Einfahrt befestigt wurde, hierher", sagt Harald Worms von der Ortsgruppe des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Er sprach den Archäologen Harald Quietzsch an. Der bestätigte, dass es sich bei dem Fund um ein mittelalterliches Steinkreuz handelt, wie sie von 1350 bis zum Ende des 16. Jahrhunderts in Sachsen und anderen Teilen des deutschen Reiches üblich waren. Noch erhalten sind die weithin sichtbaren Kreuze in Dresden an der Lukaskirche, in Tharandt und in Röhrsdorf. Aufgestellt wurden sie dort, wo ein Mensch durch einen Unfall oder einen Mord umgekommen war. Die Vorbeigehenden sollten der Seele des Verstorbenen gedenken und für ihn beten. Die so genannten Sühnekreuze musste die Familie des Mörders aufstellen. Woher das am Ortsausgang Ockerwitz gefundene Kreuz stammt, ist nicht mehr zu ermitteln. Eine Inschrift oder andere Hinweise sind nicht vorhanden.

Im September soll das in zwei Teilen geborgene Kreuz in der Nähe des Fundortes aufgestellt werden. "Es muss jetzt etwa drei Monate trocken", sagt Worms. Bis dahin will er einen Steinmetz gefunden haben, der das Kreuz restauriert und Sponsoren, die das Vorhaben bezahlen. Die beiden Kreuzteile müssen mit einem Stift aus Edelstahl verbunden und die Lücke mit einem Sandstein ähnlichem Material ausgefüllt werde.
(Quelle: Sächsische Zeitung vom 8. Mai 2003)


Sühnekreuze & Mordsteine