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Burkartshain


Blick zum Standort

die andere Seite

Detail Bruchstelle

Detail Näpfchen

Abbildung bei
Quietzsch (1980)

Abbildung bei
Kuhfahl
(1916 / 1928)

Zeichnung bei
Helbig (1906)

PLZ: 04808

GPS:

Standort: Ca. 1700m östlich vom Ort an der Straße nach Sachsendorf, östlich der Straße im spitzen Winkel der Straßengabelung eines Wirtschaftsweges, ca. 2m neben der Straße.

Größe / Material: 113:85:30-32 / Sandstein

Geschichte: Lateinisches Kreuz, auf Scheitel ein Näpfchen (natürliche Entstehung?). Schaft mehrmals gebrochen und repariert, Fuß verbreitert sich auf 44cm, nw-Arm in der Höhe nach außen abfallend.

Östlich vom Ort, im spitzen Winkel der Straßengabelung nach Sachsendorf und Streuben. Schaft von der Sohlenkante an gleichmäßig verjüngend, Kopf zur Kreuzung zu leicht verjüngend; obere Armkanten leicht nach außen fallend, untere Armkanten gerade. Braunkohlenquarzit oder Sandstein. Orientierung: N-S. Auf dem Scheitel des Kopfes flache, runde Vertiefung, in der Stirnfläche des N-Armes näpfchenartige Vertiefung. Länge: 154cm, Höhe: 102cm, Breite: 80cm, Stärke: 28cm. Im Frühjahr 1958 am oberen Schaftteil weggebrochen (Ursula 1958), im November 1958 durch Walter Schirmer und Artur Zieger (beide Wurzen) mit drei verdeckten Eisenklammern und Zement zusammengesetzt, Packlager in der Gründung. Allgemein oberflächliche Verwitterung. Die früher auffällig aufgemalte Wegweiserbezeichnung "Sachsendorf" ist inzwischen abgewittert (vgl. Kuhfahl 1928). Vor der 1958 erfolgten Wiederherstellung näher an der Straßenwinkelspitze und mehr an der Straße nach Streuben zu, mit jetziger Ostseite zur Straße nach Sachsendorf gewandt; dann 1958 um etwa 2m nach SO versetzt, dabei um 45cm gehoben. Geschützt seit 4.2.1963.
Zeidler (1843) beschreibt im Dorf Burkartshain ein "ziemlich großes steinernes Kreuz, sonst zwischen der jetzigen Pfarrwohnung und dem kleinen Kirchhoftore, gleich über der Straße hin, tief eingesunken ..., ein Kreuz von Rochlitzer Sandstein, welches beim Herausfahren aus dem seitwärts befindlichen ganz nahen Schulgehöfte ... sehr hinderlich war, und deshalb im Jahre 1839 von seiner bisherigen Stelle mühsam mittels einer Winde herausgehoben, und der Pfarrhofthüre gegenüber, ohnweit der Schenkscheun-Ecke, zwischen der Dorfstraße und dem Fußsteige, unbeschädigt eingesenkt ward." Zeidler erwähnt vorher zwar die Stelle des Standortes unseres Steinkreuzes als die des früheren Galgens, nennt aber ein solches dort nicht. 1850 ist das Steinkreuz gänzlich aus dem Dorf an die Straßengabelung weit außerhalb versetzt worden (Heibig 1906) und erhielt Wegweiserfunktion. Vielleicht geschah die Versetzung nicht vor 1877, denn Pfarrer Zeidler bringt 1877 nochmals seinen Text von 1843 fast gleichlautend (Zeidler 1877).
Bei Kuhfahl 1912, 1913, 1914, Schellhorn 1929 und Bergt 1935 unter Sachsendorf geführt. Kuhfahl 1916, S.48 fälschlich Burkhardswalde. (Quietzsch 1980)

   Zum Schlusse dieser Betrachtung über Einzeichnungen und Inschriften wäre schließlich noch der Unfug zu rügen, den sich Grundbesitzer oder namentlich die Königl. Herren Straßenwärter vielfach durch Übermalung und Beschmieren der alten Wahrzeichen zuschulden kommen lassen. Bald werden die Kreuze wie Obstbaumstämme oder Prellsteine mit weißer Kalkmilch übertüncht, so daß die eingeritzten Bilder unter dicker Kruste verloren gehen und das Gestein nicht mehr zu sehen ist, bald bemalt und beschreibt man sie gar mit beständiger Ölfarbe als Wegweiser. Neben den Aufnahmen, die den bereits verwitterten Anstrich noch erkennen lassen - wie z.B. Waltersdorf und Claußnitz - mögen dazu die Kreuze von Kreckwitz, Schlettau, Hirschfelde u.a., sowie von Burkartswalde, Öltzschau und Schwand als Beispiele dienen. Wünschenswert wäre also, daß die Wegbaubehörden den Künstlereifer ihrer Unterbeamten nach dieser Richtung etwas Zügel anlegten und überhaupt im ganzen Lande nach den bereits veröffentlichten Gesamtverzeichnisse (Heft 6, Bd.IV) planmäßig jede weitere Zerstörung, Verschleppung oder Beschädigung der alten Steinkreuze verhinderten. (Kuhfahl 1916)

Sachsendorf bei Wurzen: Nordwestlich des Dorfes an der Fahrstraße nach Burkartshain bei der Weggabelung nach Streuben. 68:81:27, Sandstein. (Kuhfahl 1914)

3. An dem Wege nach Sachsendorf nach Burkartshain, ca. 70 cm über dem Boden, rötlicher grobkörniger Sandstein, ursprünglich wohl Malteserform, stark verwittert, früher nachweislich in der Nähe der Burkartshainer Kirche, als Wegweiser auf seinen jetzigen Standort versetzt. [...]
[...] Die Grenze führt weiter über Wiperneswalde, jetzt wüste Mark und am Bache der durch Sachsendorf fließt entlang "zur Kirche Borchardeshayn“ (Burkartshain). Bei dieser Kirche stand nachweislich früher das Steinkreuz, das jetzt zwischen Burkartshain und Sachsendorf als Wegweiser dient. (Hier ist unwiederbringlich bewiesen, dass einmal ein uraltes Steinkreuz aus öden Nützlichkeitsgründen an eine "Wegscheidung“ in allerjüngster Zeit [1850] versetzt worden ist.) auch dieses Kreuz muss nach Lage der Sache mit größter Wahrscheinlichkeit als Grenzstein angesehen werden. - Der weitere Grenzverlauf geht über den "Hübel“ westlich von Burkartshain den dort entspringenden Bach, "der Cremeze genannt wird“ (nicht der bei Wurzen mündende Mühlbach, wie die Anmerkung im Urkundenbuch besagt!), entlang an und dann über die Mulde durch das Trebsener Holz. (Helbig 1906)

Sage:

Quellen und Literatur:
Zeidler, G.A. - Parochie Burkartshain, in: Sachsens Kirchen-Galerie, 9.Bd.: Die Ispectionen Leipzig und Grimma, Dresden 1843, S.47
Zeidler, G.A. - Das alte Steinkreuz zu Burkartshain bei Wurzen, Saxonia, in: Zeitschrift für Geschichts-, Alterthums- und Landeskunde des Königreichs Sachsen, 2.Jg., Nr.6, S.60
Helbig, P.K. - Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen (Fortsetzung), in: Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde, 1906, S.120, 129
Kuhfahl, G.A. - Die Mordkreuze in Sachsen, in: Sonntagsbeilage des Dresdner Anzeigers, Nr.14, 1912, S.60
Kuhfahl, G.A. - Neues zur Steinkreuzforschung, in: Sonntagsbeilage des Dresdner Anzeigers, Nr.12, 1913, S.46
Kuhfahl, G.A. - Die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Band IV, Heft 6, 1914, Nr.193, S.229 unter Sachsendorf
Kuhfahl, G.A. - Die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen. Ein Beitrag zu ihrer Erforschung und Zweckbestimmung. Die äußeren Merkmale, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Bd.5, Heft 1, 1916, S.48
Kuhfahl, G.A. - Die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen. Ein Beitrag zu ihrer Erforschung und Zweckbestimmung. Dresden 1918, Nr.193
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.28, S.153
Schellhorn, G. - Von alten Steinkreuzen, in: Wurzener Heimat. Eine Sammlung heimatkundlicher Aufsätze, Dichtungen und Sagen, Wurzen 1933, S.251, 252
Bergt, K. - Die alten Steinkreuze des Wurzener Landes, in: Wurzener Erzähler. Sonntagsbeilage zum Wurzener Tageblatt und Anzeiger, Wurzen 1935, Nr.34
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.32, S.20
Quietzsch, Harald - Die Steinkreuze im Kreis Grimma, Manuskript im Kreismuseum Grimma, 1952, Bl.6
Bergt, K. - Die alten Steinkreuze des Wurzener Landes, in: Heimatkalender des Kreises Wurzen, Wurzen 1957, S.78, 80
Platen, P. - Wurzen und die Hohburger Berge (= Unser kleines Wanderheft 63), Leipzig 1957, S.53
Ursula [M. Müller] - Ursula radelt in den Frühling, in: Der Rundblick, 5.Jg., Heft 5, Wurzen 1958, S.213
Müller, G. Die alten Steinkreuze, in: Sächsische Heimatblätter, 5.Jg., 1959, S.64
Müller, G. / Quietzsch, H. / Wendt, H.-J. - Zur Steinkreuzforschung und -erhaltung, in: Sächsische Heimatblätter, 10.Jg., Heft 3, 1964, S.262-263
Quietzsch, Harald - Steinkreuz, in: Der Rundblick, 13.Jg., Heft 10, Wurzen 1966, S.340
Quietzsch, Harald - Steinkreuz, in: Heimatkundliches Lexikon, Wurzen 1970, S.70
Quietzsch, Harald - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Leipzig, 1980, S.132-133, Nr.74
aktuelle Aufnahmen von Uwe Eichler, Bannewitz (Fotos von Dezember 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine