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Altstadt (I)


Vorderseite

Detail Tafel

Abbildung bei
Müller / Quietzsch
(1977)

Abbildung bei
Torke (1983)

Detail Inschrift
bei Torke (1983)

PLZ: 01833

GPS: N 51° 2.780', O 14° 4.262'

Standort: Am östlichen Ortsrand südlich am Weg von Altstadt zu den Berghäusern (Obere Straße), 37m östlich vom südlich am Weg stehenden östlichsten Haus oben am Hang über dem Hohlweg auf der Flurgrenze mit Stolpen.

Größe / Material: 102:103:35 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Richter Mittags Kreuz".

90 Altstadt bei Stolpen
Steinkreuz nordöstlich vom Ort am Wege zu den Berghäusern.
Das alte, breitausladende Steinkreuz wird mit einem im Kirchbuch stehenden Unfall in Verbindung gebracht. Es steht am Ausgang von Altstadt in Richtung Stolpen auf der Böschung eines tief eingegrabenen Weges, der früheren, durch den Ort nach Stolpen führenden "Pirnischen Landstras". Eine Schrifttafel am Steinkreuz, die mit ihren zierlichen Schriftzeichen deutlich im Widerspruch zu der groben Form des Steinkreuzes steht, berichtet davon, daß hier 1572 der Altstädter Richter Balthasar Mittag tödlich verunglückte. Allem Anschein nach ist die Tafel nachträglich an das Steinkreuz angebracht worden. Die Inschrift geht auf einen Eintrag im Altstädter Kirchbuch aus dem Jahre 1572 zurück: "Balthasar Mittag Richter Bennonis fil. An Urban Leuners Holunge im Rennen mit dem Pferde uffm Hofefelde bey Fülleborns Heußlein gefallen vnd das pferd hatt ihn mit dem Sattel erdrückt, den 16. Septembris". Den gleichen Wortlaut verwendete M. Carl Gercken in seiner 1764 verfaßten Chronik von Stolpen. Sicherlich war dies der Anlaß, das Andenken des Altstädter Richters mit einer Inschrift am Steinkreuz, 200 Jahre nach dem Vorfall, zu bewahren. Das Steinkreuz hat man wahrscheinlich deshalb gewählt, weil in seiner Nähe die Unfallstätte gelegen haben muß. Eine der ältesten Ansichten von Stolpen aus dem Jahre 1559 zeigt das "Hoffe Feldt", auf dem Balthasar Mittag zu Tode stürzte, südwestlich von Stolpen unterhalb des Friedhofes gelegen, dort, wo das Steinkreuz steht. Besonders große Asymmetrie der Stärke mit 9 Zentimetern von der einen zur anderen Seite.
Inschrift: "A. 1572 d. 16. Septbr. / stürzte der Richter zu Alt- / stadt Balthasar Mittag an / Urban Leuners Hochzeit / mit dem Pferde allhier das / ihn mit dem Sattel erdrückte / das er hier Tod blieb." (Torke 1990)

Kopf, Arme und Schaft gerade, Kanten abgerundet. NW-Seite, in der Kreuzung eingearbeitete Nische mit bogenförmiger Oberkante, darin Inschrifttafel aus grobkörnigerem Sandstein als der des Kreuzes eingesetzt:
A. 1572, d. 16. Septbr.
stürzte der Richter zu Alt-
Stadt Balthasar Mittag an
Urban Leuners Hochzeit
mit dem Pferde allhier, das
ihn mit dem Sattel erdrückte
das er hier Tod blieb.
Diese zwischen 1964 und 1970 entfernte Tafel wurde 1974 überholt und wieder eingesetzt. Die Inschrift stimmt inhaltlich mit dem Eintrag bei Gercke (1764) überein. Der Form nach scheint das Kreuz älter zu sein, während die zierlichen Schriftzeichen jünger sind.
Je ein Näpfchen auf dem Scheitel des Kopfes und auf dem NO-Arm. Allgemeine oberflächliche Verwitterung; Kopf hat alte Abschläge. (Müller / Quietzsch 1977)

Sage:

Quellen und Literatur:
Gercke, C. Ch. - Historie der Stadt und Bergvestung Stolpen ..., Dreßden und Leipzig 1764, S.418
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze im Königreich Sachsen, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Band IV, Heft 6, 1914, Nr.1
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1928, Nr.2
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.3
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.356
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983, S.48
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 2.Auflage 1990, Nr.90
aktuelle Aufnahmen von Peter Voigt, Heidenau (Fotos von Juni 2008)



Altstadt (II)


Blick zum Standort
Foto: Voigt (2008)

Abbildung bei
Kuhfahl (1936)

GPS: N 51° 2.542', O 14° 4.002'

Standort: Im südlichen Ortsteil, nördlich an der Talstraße am Hang.

Größe / Material: 96:54:18 / Sandstein

Geschichte: Steinkreuz im Ortsteil Niederaltstadt.
1924 in Stützmauer eingesetzt aufgefunden (R. Kutsche 1935, S.33). (Torke 1990)

Arme und Kopf gerade, Schaft zur Kreuzung zu verjüngend; Arme kurz mit gerundeten Kanten. Keine Einzeichnungen, an der N-Seite des Kopfes ein Loch. Alte Abschläge, besonders am W-Arm; allgemeine oberflächliche Verwitterung, besonders auf der N-Seite. 1924 durch Richard Kutsche entdeckt, war in einer Stützmauer durch einen Lattenzaun verdeckt, wurde 1934 aus der Mauer herausgenommen und am jetzigen Standort neu aufgestellt. (Müller / Quietzsch 1977)

Altstadt bei Stolpen: Ein zweites Steinkreuz wurde in einer Stützmauer 1924 von mir entdeckt, wo es in der Mauer, außerdem noch durch einen Lattenzaun verdeckt, ein unbekanntes Dasein führte. Nach vielen schriftlichen und mündlichen Verhandlungen mit den beiden Besitzern wurde es von mir am 29.März 1934 aus der Mauer herausgenommen und einige Meter entfernt neben einem kleinen Garten, zwischen der Gastwirtschaft Köhler und der Bäckerei Karsch am Hange der Dorfstraße, neuaufgestellt. Es hat eine plumpe, lateinische Form, besitzt einige Messerwetzrillen; die Maße sind: 1,12m hoch, 0,54m breit und 0,18m stark. (Kutsche 1935)

Sage:

Quellen und Literatur:
Kutsche, Richard - Neufunde und Aufstellungen von Steinkreuzen im Kreise Pirna, in: Die Fundpflege. Mitteilungen zur Vorzeit Sachsens und der Nachbargebiete, 3.Jg., 1935, Heft 5, S.33
Kuhfahl, Dr. G.A. - Die alten Steinkreuze in Sachsen, Nachtrag, 1936, Nr.4
Müller / Quietzsch - Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, 1977, S.356-358
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 1983
Torke, Horst - Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächischer Schweiz, 2.Auflage 1990, Nr.91
recherchiert und bebildert von Robert Ache, Cottbus (Foto von 2005)
Bild-Ergänzung von Peter Voigt, Heidenau (Foto von Juni 2008)


Sühnekreuze & Mordsteine