Deutschland Rheinland-Pfalz Lkr. Mainz-Bingen

Waldalgesheim (I)


Rückseite

Corpus am Kreuz

PLZ: 55425

GPS: N 49° 57,217', O 7° 51,071'

Standort: L 214 nach Weiler.

Größe / Material: 125:65:14 / Kunststein, Sandstein

Geschichte: Kreuz und Platten des Sockels aus grauem Kunststein. Sockel aus drei Lagen Betonwerksteinen. Corpus aus Eisenguss. Benennung: "Gundlach's Kreuz".

Der Vorgänger des heutigen Kreuzes war ein hölzernes Mal, das zur Erinnerung an den Bergmann Josef Gundlach errichtet wurde, der im Alter von 19 Jahren am 22. Mai 1906 einem Unglück in dem kleinen Grubengelände der Gemarkung "Fichte", im Volksmund "Rummelskaut" genannt, zum Opfer fiel.
Zum Tode Josef Gundlach's wurde Herrn Kurt Hochgesand bei seinen Nachforschungen über die Kreuze in der Gemarkung Waldalgesheim folgendes mitgeteilt: "Die beim Einsturz der hölzernen Verbaue herunterbrechenden Erdmassen begruben mehrere Bergleute unter sich. Die Tragik gewann noch an Größe durch die Tatsache, daß der Außenposten, der sonst die Haspel bediente, kurz vorher nach Weiler geschickt worden war, um Frühstück und Schnaps einzukaufen. So dauerte es Stunden, bis Hilfe an die Unfallstelle kam. Einen Toten hatte man zu beklagen. Sein Name war Josef Gundlach, der jüngste Bruder des hiesigen Bergmannsoriginals 'Peter - Onkel'".
Über das Unglück berichtete der "Öffentliche Anzeiger für den Kreis Kreuznach" vom 23. Mai 1906: "Waldalgesheim, 22. Mai. Auf dem Braunsteinbergwerk 'Amalienhöhe' ereignete sich heute nacht ein Unglücksfall, der ein Menschenleben als Opfer forderte. Der Bergmann Gundlach von hier fuhr um 12 Uhr an und um 1½ Uhr diese Nacht war er tot. Er war mit dem Schleppen beschäftigt, als sich über ihm ein Keil (Erzmasse) von mindestens 8 Zentner loslöste und ihn zusammenschlug. Das Genick war dem Bergmann gebrochen, und der Tod trat sofort ein". Dieses Unglück führte im übrigen dazu, daß die Grubenleitung für bessere Arbeitsbedingungen und sichere Arbeitsplätze sorgte und damit den schon seit langem erhobenen Forderungen der Bergleute nachkam.
Das Holzkreuz, das man zur Erinnerung an den Tod Josef Gundlachs errichtete, stand zunächst weiter nördlich und somit der Unglücksstelle näher als das heutige Mal. Dort hinderte es bei der Feldbestellung, wurde deshalb versetzt und unter einem Baum wieder aufgestellt. Nach einiger Zeit starb der Baum ab, man rodete den Platz, wo er stand, grub dabei das Kreuz erneut aus und verbrachte es an den heutigen Standort, auf einem Acker der Familie Korneli. Nachdem das hölzerne Mal im Winter 1938 umgestürzt war, errichteten Waldalgesheimer Bürger am 5. April 1939 ein neues Kreuz, welches der Steinmetzmeister Johann Kemmerle geschaffen hatte. Dabei wurde folgende, in ein Fläschchen eingerollte, Urkunde in den Hohlraum des Sockels gelegt: "Dieses Kreuz wurde von einigen Bürgern aus Wald-Algesheim in einer Sturmbewegten Zeit neu errichtet zur Ehre Gottes unseres Herrn Jesus Christus und seiner Mutter Maria am Mittwoch in der Karwoche den 5ten April 1939. An der Stelle stand ein Holzkreuz, das im Winter 1938 umfiel. Wer das erste Kreuz errichtet hat, ist unbekannt. Meine Eltern erzählten, vor Jahren hatte man da einen Schacht gegraben, wobei 3 Arbeiter erstickt wären. Ich selbst habe erlebt, daß ein Mann aus Aspisheim der im Wald-Algesheimer Wald Holz holte, an dieser Stelle von seinem Wagen, welcher umfiel, erdrückt wurde. Der Herr geben den Verunglückten die ewige Ruh. Wald-Algesheim, den 5ten April 1939 Jacob Jacobs geboren am 10. Mai 1885".
Das "Gundlach's Kreuz" ist somit ein Erinnerungsmal an zwei Unglücksfälle, aber vor allem Ausdruck des Widerstandes von Christen gegen die kirchenfeindliche Politik des NS-Regimes. (Schnabel 1980)

In der Nähe findet sich noch ein Gedenkstein, der daran erinnert, dass hier bis 1797 die Grenze zwischen Kur-Pfalz und Kur-Mainz verlief. Auf dem Stein ist auf der Seite in Richtung Mainz ein 6-speichiges Mainzer Rad zu sehen, auf der gegenüberliegenden Seite ein Löwe .

Sage:

Quellen und Literatur:
Schnabel, Berthold - Die Steinkreuze in Rheinhessen, 1980, S.159
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach von Heiko Lange, Bingen



Waldalgesheim (II)


Rückseite

Corpus

GPS: N 49° 56,702', O 7° 50,368'

Standort: Am alten Weg nach Waldlaubersheim.

Größe / Material: 122:67:13 / Kunststein, Betonwerkstein

Geschichte: Benennung: "Fische's Kreuz". Kreuz und obere Platte aus grauem Kunststein, Sockel aus drei Lagen Betonwerksteinen, die untere Platte ebenfalls aus Beton. Korpus aus Eisenguß.
Ausführung: Die Ausführung des Mals entspricht der des "Gundlach's Kreuzes". Über dem Korpus befindet sich ein einfaches Dächlein aus gebogenem Blech, es ist wie die Christusfigur mit Silberbronze gestrichen. Datierung: 1941/1948. Zustand: Gut, doch ist der Schaft in der Höhe von etwa 40cm angebrochen.

Das Kreuz steht an dem alten Weg nach Waldlaubersheim, etwa 100m nach dessen Abzweigung von der Straße Waldalgesheim-Rummelsheim, ungefähr 500m vom südlichen Ortsausgang von Waldalgesheim entfernt.
Die Geschichte des Kreuzes hat der Waldalgesheimer Heimatforscher Jacob Jacobs in einem Schriftstück festgehalten, das er, in ein Fläschchen eingerollt, in den Sockel des Males einmauern ließ. Es kam im Frühjahr 1979 zum Vorschein, nachdem der Pächter des Ackers das Kreuz mit dem Schlepper umgestoßen hatte.
"An dieser Stehe stand bis zum 19. März 1941 ein Holzkreuz das 1850 herum errichtet wurde. An dem Platz wurde das Kind Franziska Fisch von ihren Kühen, welche Futter holten, totgefahren. Ich lies das Kreuz am 19. März 1941 aus Stein neu errichten. Im November 1947 rannte es ein Bauer mit seinen Ochsen um, so daß es ganz zertrümmert war. Ich lies es dann zum Feste unseres Ortspatron des heiligen Dionysius am 9. Oktober 1948 wieder neu errichten. Möge es lange stehen und zum Schutz und Segen unserer Gemeinde und unserer Fluren, im Namen Gott des Vaters, Gott des Sohnes und Gott des heiligen Geistes. Wald-Algesheim den 9. Oktober 1948 Jacob Jacobs [...] 10. Mai 1885 in Wald-Alge [sheim]".
Über die Todesursache der am 13. Februar 1851 geborenen und am 27. Juni 1853 verstorbenen Franziska Fisch, findet sich weder in den Kirchenbüchern der katholischen Pfarrei noch im Sterberegister der Gemeinde Waldalgesheim ein Hinweis. Dafür wurden Herrn Hochgesand neben der von Herrn Jacobs überlieferten Todesursache die folgenden Versionen mitgeteilt:
"Zum einen wird gesagt, der Bauer Fisch war mit dem Pferdefuhrwerk unterwegs, um Futter zu holen. Das mitgefahrene Kind ist beim Fahren im holprigen Kleeacker durch einen offenen Zwischenraum der Wagenleitern gefallen und von einem Wagenrad überrollt worden.
Eine andere Wiedergabe sagt folgendes: Beim Futterholen mit dem Pferdeführwerk habe sich das Kind vor dem aufkommenden Gewitter gefürchtet und sich unter der Futterladung vor Blitz, Donner und Regen versteckt. Der ahnungslose Vater habe zum Schluß des Beladens - nach örtlicher Gepflogenheit - die Sense in die Futterladung geschlagen und dabei das sich versteckende Kind derart getroffen, daß es kurz danach den Verletzungen gestorben sei.
Die letzte Version besagt, daß der Vater mit jenem Sensenhieb dem Kind den Kopf vom Rumpf getrennt habe."
Das ebenfalls von dem Waldalgesheimer Steinmetzen Johann Kemmerle geschaffene Kreuz ist seit September 1979 unter Verwendung der alten Teile wiederaufgerichtet. In den Sockel wurde erneut ein Glasfläschchen mit einer Urkunde eingemauert. Sie besteht aus der von Herrn Hochgesand vorgenommenen Abschrift des alten Schriftstücks mit Zusätzen über die Beschädigung und die Wiederherstellung des Males. (Schnabel 1980)

In der Nähe (74 m Entfernung) steht ein alter preußischer Meilenstein.

Sage:

Quellen und Literatur:
Schnabel, Berthold - Die Steinkreuze in Rheinhessen, 1980, S.161
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach von Heiko Lange, Bingen



Waldalgesheim (III)


Corpus

Inschrift am Sockel

GPS: N 49° 57,693', O 7° 49,694'

Standort: Nördlich von Waldalgesheim, etwa 100m von der Walerbacher Straße entfernt, im Feld.

Größe / Material: 239:119:18 / Heller Sandstein

Geschichte: Benennung: "Gilsdorfkreuz". Die Konturen der Balken laufen parallel und stehen rechtwinkelig zueinander. In die Schaftverbreiterung ist die Inschrift eingemeißelt. Das Kreuz steckt in einem flachen Sockel. Das Korpus aus Eisenguß ist mit Silberbronze gestrichen. Inschrift: Inschriften:
Errichtet
F. G.
1897
Zustand: Gut. Kopf, Arme und Schaft werden durch eine Eisenklammer zusammengehalten.

Herr Kurt Hochgesand berichtet in seiner Untersuchung über die Kreuze in der Gemarkung von Waldalgesheim: "Das sogenannte 'Gilsdorf Kreuz' wurde in Erinnerung an einen tragischen Todesfall, bei dem ein spielendes Kind durch einen Hundebiß getötet wurde, von den Eltern errichtet. Der ehemalige Standort wird mit 'Im Wiesengarten', 'Am Binger Weg' oder mit 'In den Glockenwiesen' angegeben. Die Flurbezeichnung 'Am Kreuz', wie sie im Liegenschaftsbuch eingetragen ist, bezeichnet ungefähr dieselbe Stelle. Im Ersten Weltkrieg wurde das Kreuz wegen Baufälligkeit - hervorgerufen durch Bergschäden - abgerissen und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Der neue Standort war ein Acker der Familie Gilsdorf, westlich des Dorfes am ehemaligen Erbacher Weg. In seiner Substanz ist dieses Kreuz aus feinem gelblichen Sandstein der Flonheimer Art. Der Kreuzknoten ist mit einer kräftigen Eisenklammer zusammengehalten und am Basisteil des Stiels sind neben der Jahreszahl 1897 die Buchstaben F G eingemeißelt. Der Christuskorpus scheint aus Gußeisen gefertigt zu sein. Heute gehört das Kreuz sowie das umliegende Grundstück der Witwe und den Nachkommen des verstorbenen Adolf Mehling, genannt 'Schaage' (= Jaques)". Doch ließ sich in den Sterberegistern der Gemeinde Waldalgesheim im Standesamt Bingerbrück keine Bestätigung für den Herrn Hochgesand mitgeteilten Unglücksfall ermitteln, da dort die Todesursachen nicht angegeben sind. Das Kreuz kann aber trotzdem, wie die örtliche Überlieferung berichtet, aus Anlaß eines Unfalls errichtet worden sein. (Schnabel 1980).

Sage:

Quellen und Literatur:
Schnabel, Berthold - Die Steinkreuze in Rheinhessen, 1980, S.195
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach von Heiko Lange, Bingen



Waldalgesheim (IV)


Corpus

Inschrift am
Kreuzstamm

Inschrift am Sockel

GPS: N 49° 57,211', O 7° 51,179'

Standort: An der L 214.

Größe / Material: 174:144:20 / Sandstein

Geschichte: Das Kreuz steht auf einer runden Sandstein-Säule (166cm hoch). Die Inschrift in der Säule lautet:
1727
DIESES KREITZ
ZEIGED UNS
DEN WEG
Das Wort UNS ist mit V geschrieben, was auf den Ursprung unserer Schrift hindeutet: U und V waren bei den Römern der gleiche Buchstabe. Außerdem lässt sich ein V leichter in den Stein meißeln als ein U.

Die Figur ist aus Metall (sicher kein Eisen), die Patina ist bläulich. Links der Figur steht JOSEF rechts der Figur DAPPER. Im unteren Teil des Kreuzes ist eine weitere Inschrift: Erneuert im Jahre 1911 und 1989.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Heiko Lange, Bingen


Sühnekreuze & Mordsteine