Deutschland Rheinland-Pfalz Lkr. Mayen-Koblenz

Thür (I)


Abbildung bei
Müller-Veltin
(1980)

PLZ: 56743

GPS: N 50° 21,492', O 7° 16,623'

Standort: "Mendiger Straße" (Kreisstaße 55), zwischen Hausnummer 10 und 12.

Größe / Material: 210:48:16 / Tephrit-Lava ("Basalt-Lava")

Geschichte: Keine Datierung. Unterteil: Mitte 17.Jahrhundert; Oberteil: Anfang 18.Jahrhundert. Inschrift:
MICHEL
ILINGE
[R?]
SIMON
ELZER
CASTOR
NET
F G
PETER
RVBER
Auf dem Sockel eine Hausmarke oder ein Steinmetzzeichen.

Bei dem ebenfalls nicht datierten Mal in Thür sitzt auf dem Schaft ein Kreuz aus späterer Zeit (zur Anpassung wurde der Schaft oben verjüngt, so daß jetzt ein zu großer Abstand den Kelchengel vom Korpus trennt; das aufgesetzte Kreuz hinten überstehend [...]. Auf dem Schaft drei Stifternamen und die Initialen einer weiteren Person; ein Schild im unteren Teil, mit einem Winkel als Marke, ist nur eingerillt und tritt hinter den oberen, erhaben gearbeiteten Schild mit dem Tau-Kreuz (wohl keine Stifter-Marke) zurück. Die Marke neben dem Relief des kelchhaltenden Engels steht in keinem erkennbaren Zusammenhang zu einem der Stifternamen. (Müller-Veltin 1980)

Sage:

Quellen und Literatur:
Müller-Veltin, Kurt - Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava, 1980, S.176 und Abb.235
recherchiert und bebildert von Olaf Pung, Thür (Foto von Februar 2009)



Thür (II)


Zustand 2012
Fotos: Werner)

Abbildung bei
Lehmann-Brauns
(1986)

Abbildung bei
Müller-Veltin (1980)

Zustand um 1920
veröffentlicht bei
Müller-Veltin (1980)

GPS: N 50° 21,462', O 7° 16,503'

Standort: Bei der Kirche neben einer kleinen Trauerbirke und Kriegerdenkmal.

Größe / Material: 95:54:20 / Tephrit-Lava

Geschichte: Eingerilltes Krückenkreuz auf beiden Breitseiten, vorn 28x25cm. Der frühere Standplatz war am Maifeld zwischen Thür und Fraukirch. Dort wurde es um 1930/40 einmal gehoben, weil es, wie ein Bild von 1921 zeigt, bis an den Querholm eingesunken war. Dort wurde es in den 1970/80er Jahren weggeholt und an den jetzigen Platz versetzt.
Daneben liegt eine flacher Stein in der Erde mit der Inschrift: FRANKEN / KREUZ / 8.-9.JAHR / HUNDERT.
Weil Krückenkreuze erstmals auf fränkischen Münzen geprägt wurden und weil in der Nähe des alten Standortes eine fränkische Siedlung entdeckt worden war, kamen Verantwortliche zu der kühnen Behauptung, das Kreuz stamme aus dem 8.-9.Jahrhundert, was sicherlich unzutreffend ist. (Werner 07/2012)

Benennung: "Frankenkreuz". Niederes Steinkreuz mit abgerundeten Kopf- und Querbalken. Rechter Arm (durch Abschlag?) verkürzt. Auf beiden Seiten trägt es im Kreuzungsfeld ein eingeritztes Krückenkreuz. Das Steinkreuz stan früher am Weg zur Fraukirch. (Pung 02/2009)

Die ganz alten Flur- und Wegekreuze aus der inschriftlosen Zeit, also die vor 1461, lassen sich keiner der beiden Rubriken mit Sicherheit zuordnen, auch wenn sie niedrig und höchstens 1,10 Meter hoch sind. Unerforscht hüten sie immer noch ihr Geheimnis. Vermutlich könnten sie als Totenkreuz oder auch Votivkreuz gesetzt worden sein. Bei einzelnen scheint eine ursprüngliche Verwendung als Grabkreuz nicht völlig ausgeschlossen. Es gibt insgesamt nicht viele von ihnen. Das bekannteste ist das Frankenkreuz, das heute bei der Kirche von Thür neben einer kleinen Trauerbirke steht. Man fand es in den letzten zwanziger Jahren wieder, nicht weit vom Golokreuz, am Pilgerweg nach Fraukirch, der Marienwallfahrtskirche mit Fundamenten aus dem 8.Jahrhundert. Das Frankenkreuz wirkt archaisch und majestätisch. Vierkantig, breit und stämmig kommt der senkrechte Balken aus der Erde und bietet eine große Fläche im Kreuzmittelpunkt. Sie wird auf beiden Seiten von einem eingeritzten Krückenkreuz belegt. Abgerundet und wie kurze Armstümpfe buchten sich die drei freien Balkenenden aus. Da Krückenkreuze - Kreuze, an deren vier Balkenenden sich eine Krücke wie ein Querbalken legt - erstmals auf fränkischen Münzen geprägt waren und das Frankenkreuz nahe einer fränkischen Siedlung bei der Fraukirch wiederentdeckt worden war, schloß man damals auf seine Entstehung im "8.-9.Jahrhundert", wie es auf einer Platte neben dem Kreuz heißt. Wissenschaftler halten diese Zeitangabe heute für falsch und unerwiesen. (Lehmann-Brauns 1986)

[...] Beachtenswert ist die Vorliebe für gerundete Formen - an den Kanten (sonst häufig gefast), aber auch an den Enden der Kreuzbalken, wie nicht allein bei dem bekannten Mal von Thür, das irreführend als "Frankenkreuz" bezeichnet wird. Die Bezeichnung dürfte zurückgehen auf die Euphorie in der ersten Zeit der Wiederentdeckung der alten Steinkreuze. Gewiß, das Kreuz stand (wie noch auf unseren Abbildungen 3 und 4) am Weg zur Fraukirch, die nach heutigem Wissensstand auf eine karolingische Gründung zurückgeht; vielleicht führte man auch ins Feld, daß das - auf beiden Seiten des Mals - eingetiefte Krückenkreuz erstmals auf fränkischen Münzen auftaucht. Selbstverständlich sind beide Fakten keine Datierungsbeweise; übrigens begegnet das Krückenkreuz auch sonst auf Basaltlavakreuzen, so etwa auf einem Grabkreuz des 16.Jahrhunderts in Polch. Das Mal von Thür ist, das sei ausdrücklich gesagt, ein sehr bemerkenswertes und offensichtlich auch ausgesprochen altes Steinkreuz. Darüber hinaus aber gibt es vorerst keine akzeptablen Forschungsergebnisse, und speziell ist auch die Frage einer genaueren Datierung absolut ungeklärt (und so natürlich die Zeitangabe "8.-9. Jahrhundert" auf einer Steinplane am jetzigen Aufstellungsort bei der Kirche in Thür durch nichts begründet). Was die grobe Form betrifft, zeigt schon ein flüchtiger Blick in die Steinkreuzliteratur zahlreiche Parallelen; nur beispielsweise sei verwiesen auf das reiche Bildmaterial für Sachsen bei Kuhfahl oder - geographisch näher - auf die Basaltlavakreuze von Liebenscheid, südl. Siegen, die Brockpähler Abb.132 bis 135 veröffentlicht hat. (Müller-Veltin 1980)

Sage:

Quellen und Literatur:
Hörter, F., in: Mittlgn. d. Rhein. Ver. f. Denkmalspflege u. Heimatschutz, Bd.15, 1921, Heft 2/3 m.Abb.
Meyer, G. in: Rheinisches Jahrbuch, 1957, Tafel 4
Müller-Veltin, Kurt - Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava, 1980, S.11 und Anm.7, Abb.3, 4
Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, 1986, S.22-24
recherchiert und bebildert von Olaf Pung, Thür (Foto von Februar 2009)
Ergänzungen von Gernot Werner, Balgstädt (Fotos vom 6.07.2012)



Thür (III)


Detail Inschrift

GPS: N 50° 21,614', O 7° 17,679'

Standort: Nördlich an der Straße nach Reginarisbrunnen, 250m südöstlich der Kreuzung mit der B 256 (Mayen-Andernach).

Größe / Material: 156:45:17-19 / Basaltlava

Geschichte: Oben eingemeißelt INRI, darunter ein erhaben dargestelltes Herz mit drei Nägeln über sich, darunter die Inschrift
1658
ANTHOI
VS HOHN
V.OBER
ZISSEN•
S•HAVS
F•ANNA
V WALT
ESCH•
DA SIB
ILA V.
RÜTSC
[...]
Alle Ziffern und Buchstaben sind mit weißer Farbe nachgemalt.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert und bebildert von Gernot Werner, Balgstädt (Foto vom 6.07.2012)



Thür (IV)

GPS: N 50° 21,521', O 7° 17,200'

Standort: Im spitzen Winkel zwischen der B 256 in Richtung Andernach und einer Feldstraße, die die Fortsetzung der "Bahnhofstraße" bildet.

Größe / Material: 76:50:16 / Basaltlava

Geschichte: An der Südwestseite ein erhabener Randsaum, im vertieften Innenfeld oben erhaben dargestellt eine Kugel mit einem Kreuz bekrönt, und je zwei Kornähren an den Seiten, darunter die erhabene Inschrift:
HIER•VERUNGLÜC
KTE•AM8.MAI1945
PET. LUXEM
AUS•THÜR
IALTER•V.
18.JAHREN.
BETET
F.S.SEELE
Auf den Schultern des Steinkreuzes sitzen zwei steinerne Vögel, denen der Kopf abgeschlagen worden ist. Das Kreuz steht auf einem 30cm hohen konischen Sockelstein .

Sage:

Quellen und Literatur:
Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, 1986, S.28-29, 186, Abb.S.22,29
recherchiert und bebildert von Gernot Werner, Balgstädt (Foto vom 6.07.2012)



Thür (V)


Abbildung bei
Lehmann-Brauns
(1986)

GPS:

Standort: Am Thürer Berg.

Größe / Material: Holz

Geschichte: Kalvarienberg mit Hochkreuz; eines der drei Kreuze bezeichnet 1507.

Sage: Ganz nahe dem Thürer Hochkreuz liegen die mächtigen Urteilssteine, die zum Mendiger Hochgericht gehörten. Dort wurde seit der Zeit der Pfalzgrafen bis zum Anfang des 18.Jahrhunderts dem Angeklagten der Urteilsspruch verkündet - es ging um Leben oder Tod -, und in geringer Entfernung fand dann am Galgen die Vollstreckung statt. Die Gegend um das Hochkreuz galt daher als unheimlicher, schreckenerregender Ort und ist von Sagen umwoben:
"Eine Frau war zur Kindsmörderin geworden. Seit ihrer Verurteilung geisterte sie in den Thürer Basaltbrüchen, und keiner wagte, zur Nachtzeit unterwegs zu sein. Es ging die Geschichte, daß sie im Nebel aus den Steinbrüchen kam, den Kopf unterm Arm sie war enthauptet worden - und daß sie jeden Menschen stumm und sein Haar schneeweiß vor Schrecken machte. Zwei Steinrnetze kamen von Mayen zurück. Der eine meinte: "Wären wir nur schon über die Höhe!" Kurz vor dem Hochkreuz tauchte im Nebel wirklich eine Gestalt auf einem Schimmel sitzend auf. Der ängstliche Steinmetz wollte die Höhe im Laufschritt passieren. Sein Arbeitskamerad lachte ihn aus und nannte ihn einen Weiberrock. In der Zwischenzeit hatte die Gestalt die Straße erreicht. Die beiden blieben wie angewurzelt stehen. Jetzt erkannten sie auch, daß die Frau ihren Kopf unter dem Arm trug. Vor ihr auf dem Sattel erkannte man auch einen Kindersarg. Mit Grabesstimme fragte die Gestalt: "Wo kann ich den Sarg abstellen?"
"Gib ihn mir, und ich sorge für eine Beerdigung", sagte der zweite. Der Sarg war zentnerschwer und plumpste auf die Erde. Eine Grabesstimme sagte: "Hab vielen Dank, du hast mich erlöst." Der Sarg blieb bis zum Morgen stehen und wurde dann kirchlich der Erde übergeben. Seither ist der Geist niemandem mehr erschienen."
Einer anderen Sage nach hatten drei napoleonische Soldaten am Thürer Hochkreuz folgendes Erlebnis:
"Drei französische Soldaten kamen angetrunken von der Kirmes in Thür zurück. Auf der Höhe hob sich ein großes Wegekreuz gegen den Himmel ab. Der erste Soldat erinnerte sich, was er in der französischen Revolution gehört hatte: "Gott war tot, regieren tat die Vernunft." Was sollte ein Kreuz am Weg, wenn Gott tot war? Er machte den Vorschlag, Gott auch im Bild hinzurichten. Seine zwei Weggefährten waren von der Absicht ihres Kameraden begeistert. Er legte sein Gewehr an und schoß auf Christus. Die beiden Kumpanen konnten sich eines lauten Gelächters nicht enthalten. Der Schütze torkelte zurück und blieb am Boden liegen. Der zweite lud sein Gewehr und schoß ebenfalls. Auch er torkelte und blieb am Boden liegen. Dem dritten kam das rätselhaft vor. Alle drei waren doch alterfahrene Soldaten und ließen sich vom Rückstoß der Gewehre nicht kleinkriegen. Rätselhaft war es ihm auch, daß die beiden am Boden liegen bleiben. Er beugte sich zu ihnen hinunter und stellte fest, daß sie nicht mehr atmeten. Beim ersten sprudelte Blut aus der Stirne, beim zweiten färbte sich der Uniformrock an der Brust rot. Beide waren tot. Er warf sein Gewehr weg und rannte nach Niedermendig. Er weckte seine Kameraden und erzählte ihnen, was geschehen war. Etliche machten sich sofort auf den Weg zur Höhe. In der Zwischenzeit waren die beiden Schützen kalt und starr geworden. Man nahm ihre Leichen mit und beerdigte sie in Niedermendig. Unser dritter Schütze gab am nächsten Morgen sein Gewehr und Uniform ab, und von dem Rest seines Soldes kaufte er zwei Kreuze, die er als Buße und Bitte um Vergebung auf der Höhe links und rechts des Christuskreuzes aufstellte." (Lehmann-Brauns 1986)

Quellen und Literatur:
Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, 1986, S.171-173
recherchiert und bebildert von Dieter Est, Niederkassel (Foto von 2013)


Sühnekreuze & Mordsteine