Deutschland Rheinland-Pfalz Lkr. Mayen-Koblenz

Niedermendig (I) / OT von Mendig

PLZ: 56743

GPS: N 50° 22,325', O 7° 16,528'

Standort: Im Ort, an der Mauerecke des Hauses "Wollstraße 17".

Größe / Material: 100:36:14 / Basaltlava

Geschichte: Auf Kopf, Querbalken und Schaft die Inschrift:
1667
D•OI•MEI•ST
AR•A•L•H•F
GRE
[...]
T•[...]
S•G•
Unter der Inschrift eine Hausmarke.

Sage: Von dem Kreuz berichtet die Sage: Bauer Alef aus Obermendig, der den ganzen Tag gepflügt hat, hatte Feierabend. Auf dem Heimweg hängte er sich die Lenkleine um den Hals und freute sich schon auf sein Heim. Er war Vater von sieben Kindern. Als plötzlich eine Ratte aus dem Bachlauf neben der Straße huschte, scheute das Pferd. Der Bauer geriet unter den Pflug, wurde von diesem aufgerissen und starb. Das Kreuz soll die Unglücksstelle bezeichnen. (Lehmann-Brauns 1986)

Quellen und Literatur:
Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, 1986, S.181
recherchiert und bebildert von Gernot Werner, Balgstädt (Foto vom 6.07.2012)



Niedermendig (II) / OT von Mendig


Abbildung bei
Lehmann-Brauns
(1986)

GPS: N 50° 22,256', O 7° 16,567'

Standort: Auf dem Pfarrhof, dicht an der Hauswand.

Größe / Material: 52:49:11 / Basaltlava

Geschichte: Inschrift an der Schauseite:
AO 68
DIZ
IART JAKOBY THIL
PDVS•DNS•P•MA
V
[...] KESSENICH PA
STOR
Das Kreuz steht auf einern konischen Sockel, 68x20x12cm (bildet den untersten Schaftteil), (68)x40x29cm (oben), (68)x48x40cm (unten), im Sockel die Inschrift in einer tafelförmigenen Erhöhung:
RENOVATUM
ET HUC
TRANSLATUM
A.D.1908
D.h.: Renoviert und hierher überführt i.J. des Herrn 1908. Das für einen tödlich verunglückten Pastor errichtete Kreuz wurde 1909 restauriert und und vom Unfallort in den Pfarrgarten überführt.

[...] Wer sich nicht auskannte und unversehens in die Gruben geriet, wie Pastor Kessenich am 12.März 1686, riskiert das Leben. Der Benediktinermönch, fast zwanzig Jahre Seelsorger von Niedermendig, stürzte nach einem Besuch in Maria Laach in den Steinbrüchen zu Tode. Das für ihn errichtete Unfallkreuz wurde 1909 restauriert und vom Unfallort in den Pfarrgarten gegenüber von St. Cyriakus überführt. Efeu umrankt es heute. (Lehmann-Brauns 1986)

Sage:

Quellen und Literatur:
Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, 1986, S.100 u.Abb.S.101
recherchiert und bebildert von Gernot Werner, Balgstädt (Foto vom 6.07.2012)



Niedermendig (III) / OT von Mendig


Kruzifix

Sockel mit Inschrift

Abbildung bei
Lehmann-Brauns
(1986)

GPS:

Standort: In der "Thürer Straße".

Größe / Material: Basaltlava

Geschichte: Benennung: "Ketzerkreuz". Über dem INRI-Schild des Kruzifix die Jahreszahl 1689. Inschrift auf dem Sockel:
DIS BILT WIRD
NICHT WIE GOT
VEREHRET
WIE MANGER
KETZER FALSCH
LERT•ZEIGT
VNSVIESVM
DEN GEKREV
ZIGDEN•AN
WAS ER FVR
VNS HAT GE
DAHN WAS
ER AVS GNAT
DEN MILD
DEN VEREN
WIR NICHT
DAS BILD
Die Inschrift setzt sich kritisch mit der Lehre der Bilderverehrung auseinander.
Auf der Abbildung bei Lehmann-Brauns (1986) zeigt die Darstellung des Gekreuzigten noch erhebliche Beschädigungen.

[...] Die Durchsetzung des Trienter Konzils zur Beseitigung der Mißbräuche in der alten Kirche dauerte sehr lange. Am Ende des 16.Jahrhunderts war es für einen Prediger noch gefährlich, sich offen gegen populäre Kultformen zu wenden, die auch die Reformatoren kritisierten. Zum Beispiel mußte der Jesuit Stephan Isaak an der Maria-Ablaß-Kirche Köln verlassen, nachdem er von der Kanzel herunter gesagt hatte, daß bei Prozessionen "unsere Töchter sich nur schön herausputzten, um Freier" zu bekommen, "es werden also mehr fleischliche Lüste und böse Begierden, als Andacht und Gottesfurcht geweckt, und es geschieht, daß wir dadurch mehr dem Teufel, als Gott dienen".
Auf dem Feld daselbst würde "dann Schande, Unehre und Unzucht begangen, daß manchem sein Kind zur Hure gemacht wird", so Isaak. Denen diese herben Worte galten, sie hatten den Abgang des Predigers erzwingen können. Eine Klarstellung, daß die Prozession keine Volksbelustigung unter Mitwirkung der Kirche sei, hielt das Kölner Directorium Synodale noch 1662, 100 Jahre nach dem Konzil von Trient, für nötig, indem es das Schmücken der Straßen und Aufstellen kleiner Altäre für die Fronleichnamsprozession gesetzlich vorschrieb.
In der Eifel wurden die Verhältnisse etwas gesitteter, nachdem die lesuiten, die 1625 in Münstereifel ein Kolleg und Gymnasium eröffneten, ihre Volksmission der "fliegenden Seelsorge" mit Unterweisung und Gottesdiensten alle vierzehn Tage eingerichtet hatten und außerdem die Geistlichen besser ausgebildet waren und nicht mehr von auswärts, sondern aus der Eifel selbst kamen.
So hatten sie größeren Einfluß. Doch Aberglaube und Fetischismus, Glaube an die Macht übertragbarer, unpersönlich wirkender Kräfte, die sich auch um Kreuze rankten, wurden nie völlig überwunden, selbst nicht nach der ziemlich hart durchgreifenden Aufklärung. Nach dem Studium der Inschrift des bekannten Niedermendiger "Ketzerkreuzes" (Thürer Straße) könnte man jedoch meinen, alles sei in bester Ordnung gewesen zu jener Zeit, so energisch wird darauf der Vorwurf der Abgötterei zurückgewiesen:
1689. DIES BILT WIRD NICHT WIE GOTVEREHRET, WIE MANGER KETZER FALSCH LERT. ZEIGT VNS IESUM DEN GEKREVZIGDEN AN, WAS ER FVR VNS HATGEDAHN, WAS ER AVS GNATDEN MILD, DEN V(er)EREN WIR, NICHT DAS BILT.
"Ketzer" war seit der Reformation bei der römisch-katholischen Kirche die Bezeichnung für Protestanten. (Lehmann-Brauns 1986)

Sage:

Quellen und Literatur:
Müller-Veltin, Kurt - Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava, 1980, S.158
Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, 1986, S.54, 187, 188
recherchiert und bebildert von Dieter Est, Niederkassel (Fotos vom 11.07.2011)



Niedermendig (IV) / OT von Mendig


Jahreszahl

Abbildung bei
Lehmann-Brauns
(1986)

GPS: N 50° 22,426', O 7° 16,650'

Standort: Ecke "Pellenz Straße" / "Backeleyenstraße".

Größe / Material: Basaltlava

Geschichte: Benennung bei Lehmann-Brauns (1986): "Altarkreuz". Über dem INRI-Schild die Jahreszahl 1697.

Sage:

Quellen und Literatur:
Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, 1986, S.115
recherchiert und bebildert von Dieter Est, Niederkassel (Fotos vom 11.07.2011)


Sühnekreuze & Mordsteine