Deutschland Rheinland-Pfalz Lkr. Mayen-Koblenz

Nickenich (I)


Abbildungen bei
Lehmann-Brauns
(1986)

Abbildung bei
Müller-Veltin
(1980)

PLZ: 56645

GPS: N 50° 25,116', O 7° 21,183'

Standort: An der L118 zwischen Nickenich und Eich an der Abzweigung zum Burgerhaus.

Größe / Material: Basaltlava

Geschichte: Wunderschöner Schöpflöffel vom 1590 mit spitzrunder Nische. In der Nische ein lateinisches erhabenes Kreuz. Die Inschrift um den Nischenkopf lautet:
O•GOT BIS VNS SVNDER GENADIECH 1590
Die Inschrift auf dem Schaft lautet:
NIET BIEDT AIN
DIESEN STHEIN
GIEB GOT DIEE
IERR ALLEIN
Am Schaft sind drei auffallende, senkrechte Wetzrillen zu erkennen.

Eine Mahnung in Spruchform ganz anderer Art liest man auf einem Schöpflöffel an der Straße zwischen Nickenich und Eich. Sie spiegelt eine Reaktion der katholischen Kirche auf die reformatorische Glaubensbewegung. So wird das Wegemal hier zum Zeichen, das indirekt noch an die Glaubensspaltung erinnert (1517 veröffentlichte Luther seine 95 Ablaßthesen, 1555 wurden die Lutheraner im Augsburger Religionsfrieden vorläufig anerkannt, und die reformierte Kirche schließlich 1648 im Westfälischen Frieden). Um die Nische herum stehen die Worte: "O GOT BIS UNS SUNDER GE(na)-DIECH, 1590", und auf dem Schaft heißt es dann: "NIET BIEDT AIN DIESEN STEIN, GIEB GOT DIE IERR ALLEIN" (= Nicht bete an diesen Stein, gib Gott die Ehr allein). Zwar hatte die Eifel, gestützt auf die Säulen Köln, Aachen, Trier und seine Klöster im großen und ganzen - mit Ausnahme von Schleiden - seinerzeit den Protestantismus abgewehrt. Das Gebiet der Basaltlavakreuze behielt das römisch-katholische Bekenntnis und blieb auch von Bildersturm und Zerstörung der Wegekreuze bewahrt, während andere deutsche Kreuzlandschaften verwüstet wurden. Aber in der Auseinandersetzung mit der protestantischen Glaubensbewegung, mit der Kritik der Reformatoren und aus den eigenen Reihnen, die die katholische Kirche dann selbst in ihrer "inneren Erneuerung" annahm und umsetzte, wurde die Eifel beileibe nicht ausgespart. (Lehmann-Brauns 1986)

Auch im Kreuzbestand unserer landschaft - und zwar wieder gerade am Sakramentsmal - sind ausgekratzte Rillen zu finden, unverkennbar besonders dort, wo jeweils drei nebeneinanderstehen. Es gibt keinen Grund, die Wetzspuren hier anders zu erklären. Sie sind auch offensichtlich Zeichen desselben magischen Glaubens, der schon hinter den eingekratzten apotropäischen Zeichen sowie den hausmarken und persönlichen Initialen vermutet worden ist - des Glaubens an orendistische Kräft, die dem mal innewohnen. (Müller-Veltin 1980)

Sage:

Quellen und Literatur:
Müller-Veltin, Kurt - Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava, 1980, S.85-86, Abb.206
Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, 1986, S.50-51, 190
recherchiert und bebildert von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto vom 21.09.2006)



Nickenich (II)

GPS: N 50° 25,116', O 7° 21,183'

Standort: An der L118 zwischen Nickenich und Eich an der Abzweigung zum Burgerhaus.

Größe / Material: Basaltlava

Geschichte: Niedriges Kreuz mit Zwickeln in den Kreuzarmecken. Das Kreuz steht nur ein paar Meter neben dem Schöpflöffel. Die Inschrift ist nur schwer zu entziffern, das lesbare könnte so lauten:
[...]69
B•6•D
NOWEMBR
HENRICH•NON
V•
[...]SENACH
R
[...]P

Sage:

Quellen und Literatur:
Lehmann-Brauns, Elke - Himmel, Hölle, Pest und Wölfe: Basaltlava-Kreuze der Eifel, 1986, S.190
recherchiert und bebildert von Hartmut Blaszczyk, Einbeck (Foto vom 21.09.2006)


Sühnekreuze & Mordsteine