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Ferschweiler (I)


Vorderseite
Detail Einrillungen

Rückseite

Rückseite:
Detail Einrillung

Rückseite:
Detail Aushöhlung

seitliche Ansicht

Abbildung bei
Müller-Veltin (1980)

PLZ: 54668

GPS: N 49° 52.461', O 6° 22.265'

Standort: Oberhalb des Ortes im Wald, auf der Gemarkungsgrenze zwischen Nusbaum und Bollendorf.

Größe / Material: ~350:150:? / Liassandstein

Geschichte: Das 3,50m hohe Sybillenkreuz (auch Frabillenkreuz oder Fraubillenkreuz) war einst ein "normaler" Menhir, der in der zweiten Hälfte des 7.Jahrhunderts, vermutlich durch den Heiligen St. Willibrord, zum Kreuz umgestaltet wurde.

Menhire, in dieser Gegend z.B. der Druidenstein, das Fraubillenkreuz und der Langenstein, sind seit der Jungsteinzeit aufgestellt worden. Diese Monolithe dienten kultischen Ritualen und wurden an Orten, denen man wahrscheinlich besondere magische Eigenschaften zuschrieb, errichtet. Später wurden sie, da sie weithin sichtbar und nicht so leicht zu bewegen waren, als Grenzsteine benutzt.
Der Druidenstein, frei benannt nach den keltischen Priestern, wird im Volksmund auch als Eckstein bezeichnet, was auf seine Funktion an einer Flurgrenze hinweist.
Die eingekratzten kleinen Kreuze sind wohl von Christen angebracht worden, vielleicht um die Magie des Ortes zu bannen.
Das sogenannte Fraubillenkreuz hatte früher vermutlich ebenfalls die Form eines Menhirs. Wahrscheinlich schon in früher christlicher Zeit wurde es zu einem Kreuz, mit flachen Figurennischen auf beiden Seiten umgearbeitet. Diese Umwandlung soll der auch beim Diana-Denkmal erwähnte Hl. Willibrord veranlaßt haben.
Daß das Kreuz als Grenzstein genutzt wurde, geht aus Erwähnungen in Urkunden hervor. Die früheste stammt aus dem Jahr 1470.
Was den Namen anbetrifft, herrscht auch in diesem Fall Unklarheit. Zum einen könnte es sich um eine Ableitung aus "Unserer lieben Frau Bild-Kreuz" handeln.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, daß der Name aus der Bezeichnung "Frau Sybille" entstand, die für Seherinnen und weissagende Frauen verwendet wurde.
Der Name kann seine Wurzeln im heidnischen Bereich oder aber in der Marienverehrung, also im christlichen Umfeld, haben. (Paul o.J.)

Unser mächtiges Steinkreuz, das sich leicht nach der Seite geneigt hat, gehört, was seine Entstehung angeht, zu den bemerkenswertesten und zugleich zu den umstrittensten Flurdenkmalern in Rheinland-Pfalz. Wollen doch die einen in diesem Monument einen christianisierten keltischen Menhir sehen, der der Sage nach von dem hl. Willibrord. gest. 749 (sein Reliquiarium befindet sich im Münster zu Emmerich) in diese Form gebracht wurde. Die Legende berichtet weiterhin, daß sich am Tage eine Fee, die "Frau Sybilla", im Kreuz verborgen halte und des Nachts als wilde Jägerin dem einsamen Wanderer Unheil bringe. Auch wird berichtet, daß das Kreuz ein Kultstein der Mutter Gottes wäre und sie mit Bildern, die sich in den Nischen des Kreuzes befanden, verehrt worden sei, was allerdings aufgermanischen Kult zurückzuführen sei.
Daß vor dem Marienkult hier heidnischer Feenkult stattgefunden hat, geht schon aus der Tatsache hervor, daß das Kreuz im 16. und 17. Jahrhundert "Fraw Billen" und "Sybillenkreuz" genannt wurde, und die Überlieferung berichtet weiter, daß im Kreuz eine Frau "Sybille" wohne und spinne. Die Sage von der Spinnerin (Schicksalsfee) ist fast immer mit Menhiren und Grenzsteinen verknüpft. Diese "Sybillen" waren heidnische Prophetinnen (Schicksalsfeen). Da die germanische Göttin "Freyja" (Holle oder Hoda, auch Hilda, und Bertha) zu ihnen gehört, welche wiederum im Germanischen die Hüterin der Grenzen war, darf angenommen werden, daß der Monolith schon seit frühester Zeit ein Grenzmal war. Außerdem waren im Mittelalter "Steinkreuze" als Grenzweiser sehr beliebt, so das Johannis-Kreuz bei Hochspeyer, das Lamberts-Kreuz im Bad Dürkheimer Wald, die Steinkreuze um den Bann von Mainz und viele mehr.
Die eingehauenen Kreuze, die sich auf dem Fraubillen Kreuz befinden, haben mit einer Christianisierung des Monolithen nichts zu tun, denn sie sind reine Grenzzeichen und kommen in derselben Form auf Tausenden von Loogfelsen vor. Ein Grenzzeichen ist auch das große auf der Südseite des Steins eingehauene "Wiederkreuz" mit seinem "Hühnerfußende"; und diesen Hühnerfuß haben eine Anzahl von Gemeinden in ihrem Wappen.
Die erste schriftliche Nennung des Kreuzes geht ins Jahr 1470 zurück, in welchem es als "la Grande Croix", als Grenzstein zwischen Nassau und Burgund genannt wird. 1588 und 1696 nennt man es "Fraw Billen Creutz". In einer Grenzbeschreibung der Grafschaft Vianden heißt es im Jahr 1617:
88) De laquelle pierre de district de la haulte jurisdiction s'extend plus oultre par delà et dessur la croix dicte Sybillen Creutz [...] (Gödel 1998)

... Bei dem 3,50 Meter hohen "Fraubillenkreuz" bei Ferschweiler, unweit Echternach, ist aus einem vorchristlichen Kultstein, auf den auch der Name weist, in christlicher Zeit ein Kreuz gehauen worden (der Legende nach durch den hl. Willibrord von Echternach bei der Christianisierung des Landes). Zwei Nieschen auf beiden Seiten im Kreuzpunkt der Arme müssen als Sakramentsnischen angesehen werden und zeigen, daß das Kreuz auch Station für eucharistische Prozessionen gewesen ist. In der Nähe des Kreuzes finden sich noch weitere Monolithe und auf einem derselben tiefe Kreuzritzungen, die Steinhausen "mit der Umgestaltung des Fraubillen-Monoliths zur Kreuzform zusammenhalten möchte [...] (Müller-Veltin 1980)

Sage: 1. Im Kreuz soll eine Frau "Sybille" (Schicksalsfee) wohnen und spinnen, die nachts als wilde Jägerin Vorübergehenden Unheil bringt.
2. Dort soll auch ein Schatz (oder ein goldenes Kreuz) vergraben liegen.

Quellen und Literatur:
Müller-Veltin, Kurt - Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava, 1980, S.43-44
Gödel, Otto - Menhire - Ein wissenschaftlich-volkskundlicher Beitrag zu unseren Steindenkmälern, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 96.Bd. Speyer 1998, S.27-76
Paul, Dr. Angelika - Archäologie und Geschichte des Ferschweiler Plateau, Hrsg. VG Irrel, o.J., S.5-6
Eifel-GPS.de
recherchiert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach
Ergänzungen von Ute Fuhrmann und Rainer Vogt, Thale (Fotos von Juli 2011)



Ferschweiler (II)


Blick zum Standort

Kreuzaufsatz

Sockel

Rückseite

GPS: N 49° 51,988', O 6° 23,688'

Standort: Etwas nordwestlich von Ferschweiler, wo sich die Hochstraße, die Straße "Auf der Wolfskaul" und weitere drei Wege treffen.

Größe / Material: 168cm hoch

Geschichte: Kreuz: Höhe 79cm, Breite: 43,5cm, Tiefe 16,5cm. Sockel: Höhe 89cm, Breite 73cm, Tiefe 68cm.
Kreuz auf Halbkreisbogen mit erhabenem Rand und Korpus auf zweifach gestuftem Sockel. Im Sockel eine große, kreisrunde Kartusche mit dem Jesusmonogramm IHS. Auf dem Sockel: Blumenopfer.

Sage:

Quellen und Literatur:
recherchiert von Ute Fuhrmann und Rainer Vogt, Thale (Fotos von Juli 2011)


Sühnekreuze & Mordsteine