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Enkenbach-Alsenborn (I / II)
Zur Einzelansicht die Steinkreuze anklicken.

Enkenbach-Alsenborn I Enkenbach-Alsenborn II

Rückseite
der Steinkreuze

PLZ: 67677

GPS: N 49° 29,439', O 7° 58,048'

Standort: 2,5km östlich vom Forsthaus Schorlenberg, etwa 80m vor einer Rechtskurve, 20m nördlich des Fahrweges.

Geschichte: Wiederholt wurde schon das auf der Paßhöhe des Schorlenberges stehende Kombekreuz erwähnt. Wann und aus welchem Anlaß es errichtet worden ist, wissen wir nicht; vielleicht ist es dem frommen Sinn unserer Vorfahren zum Andenken an einen zufälligen Unglücksfall, einen jähen, unvorhergesehenen Tod oder auch zur Sühne für eine Mordtat zuzuschreiben. Solche Kreuze, von denen kaum eine Spur auf uns gekommen ist, standen ja vielfach an unseren alten Straßen. Velmann erwähnt z.B. in seiner Grenzbeschreibung von Alsenborn-Enkenbach aus dem Jahre 1604 außer dem Kombekreuz an der Hochstraße in der Richtung gegen das Weidsohl noch ein Waldsbild und ein Eckmannsbild. Beide sind spurlos verschwunden, dagegen ist das Kombekreuz, wenn auch verstümmelt, bis jetzt erhalten geblieben. Neben ihm ist 1749 ein anderes Erinnerungszeichen für einen Unglücksfall errichtet worden, das jetzt auch leider beschädigt ist. Unweit davon befindet sich im Fischbacher Wald ein großer, wohlerhaltener Stein, der aber, wie die nähere Untersuchung ergibt, ursprünglich auch ein Kreuz war, dem die beiden Arme von böswilliger Hand abgeschlagen worden sind. (Häberle 1914)

Wir wollen nun noch Flurnamenzeugnisse dafür beibringen, daß durch Alsenborns Gemarkung einst eine Römerstraße zog. Eines, "Alte Steige", haben wir in Kapitel 1 schon kennen gelernt. Ein Zweig dieser Römerstraße führte nach Worms, der andere über Alzey nach Mainz. Wo sie aus der Alsenborner Gemarkung in die Wattenheimer hinüberführte, auf der Gemarkungsgrenze mitten im Wald, stand ein alter Grenzstein. Diesseits wird 1604 ein Kreuz erwähnt, ebenso jenseits; ersteres führte den Namen "Combekreuz", letzteres hieß "St. Nikolauskreuz". Es kostete mich viel Mühe nachzuweisen, daß beide Namen dasselbe bedeuten. Wenn wir 1767 lesen: "Der letzte Stein (d i. Grenzstein auf Alsenborner Gelände) am Stampf oder Stumpfwald herwärts St. Nicolaus", so geht darauf hervor, daß er nach St. Nikolaus, dem Schutzpatron der Seeleute, Fischer, Wanderer und Fernfahrer, benannt war, der auch als Begleiter, als Kumpan (d.i. Kamerad, Genosse) der auf den Römerstraßen Fahrenden und Wandernden galt. Das Wort "Kumpan" aber ist im Pfälzer Volksmund zu Combe (Kombe) abgeschwächt worden. Folglich ist das "Combekreuz" (Kumpankreuz), das die alte Römerstraße in ihrem Verlauf durch den Wald von Alsenborn und Wattenheim bezeugt, identisch mit dem "St. Nikolauskreuz". Noch ein Stück dieser ehemaligen Römerstraße - zwischen dem Schorlenberg und der heutigen Straßen von Alsenborn ins Eistal - ist bekannt; als ausgeprägter Geländeanstieg hieß es "Rennsteig", da man sich auf dieser Römerstraße, die über die Höhen führte und keine Siedlungen berührte, ungehindert rasch vorwärtsbewegen (rennen) konnte. In der Benennung solcher Altstraße kommt das Wort "rennen" immer wieder als Bestimmungswort vor; beispielsweise heißt die allbekannte Römerstraße, die von Saarbrücken nordwärts etwas westlich an Ottweiler und St. Wendel vorbei über die Berghöhe verläuft, "Rennstraße" und ein Römerstraßenstück von St. Martin hinauf zum Totenkpof und nach Taubensuhl "Rennpfad". So deuten wir auch den "Rennsteig" im Bann von Alsenborn als einstige Römerstraße, obwohl dieser Name eine fast unglaubliche Entstellung erfuhr, indem er 1604 und 1767 als "Rendfleisch" niedergeschrieben wurde; voraus ging dabei die Umbildung von "Rennsteig" in "Rindsteig", weil in den beiden Waldgebieten in alter Zeit ständig Rinderherden geweidet wurden. Fügen wir noch hinzu, daß der nordwärts durch den Stumpfwald verlaufende Römerstraßenteil, der über das "Göllheimer Häuschen" und Göllheim nach Worms führt, immer noch "Göllheimer Straße" heißt. (Christmann)

Sage:

Quellen und Literatur:
Rechnungsrat Dr. Häberle - Der Schorlenberg bei Alsenborn, in: Pfälzische Geschichtsblätter 10.Jg., 1914, Nr.8, S.61
Christmann, Ernst - Alsenborn 872 - 1972
Weinmann, Fred - Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, 1973, S.22, Nr.29-30
Schnabel, Berthold - Steinkreuze in der Nordpfalz, 1976, S.12-17, mit Fotos von Azzola
Schnabel, Berthold - Sühne- und Erinnerungskreuze im Donnersbergkreis, in: Donnersberg-Jahrbuch. Heimatbuch für das Land um den Donnersberg, Jahrgang 6, 1983, S.156-163
Enkenbach-Alsenborn.de
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 13.2: Bad Dürkheim, Worms 2006, S.538
recherchiert und bebildert von Rudolf Wild, Annweiler-Queichhambach



Enkenbach-Alsenborn (I)
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Das "Combekreuz"
auf dem Schorlenberg
(Foto: Dr. Fr. Azzola)

Größe / Material: 32:52:23 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Combekreuz". Es wurde beim Ausbau der Autobahn an die heutige Stelle versetzt. Etwa 52cm hoher Rest des 1604 erstmals erwähnten Kreuzes, das die Grenze des zum Kloster Enkenbach gehörenden Waldes markierte, wohl im 16. Jahrhundert als Erinnerungsmal an einen Unfall oder ein Verbrechen aufgestellt. (Denkmaltopographie 2006)

Als Schnabel das Kreuz beschrieb, steckte es anders im Sockel und war 52cm hoch. Abweichend von Christmann leitet er den Namen von der schüsselartigen Vertiefung des Sockels ab, denn in der Nord- und Westpfalz bedeutet "Kumpf" eine gerundete Vertiefung oder ein Gefäß. Das Kreuz ist als Sühne- oder Unfallmal anzusprechen.

Sage:



Enkenbach-Alsenborn (II)
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Größe / Material: 80:90:19 / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Metzgerstein". Oberteil eines Sandsteinkreuzes, unmittelbar hinter dem Combekreuz. Vermutlich um 1730 zur Markierung des beschädigten Combekreuzes aufgestellt. Die Jahreszahlen 1744, 1746, 1749 vielleicht im Rahmen von Grenzumgängen eingemeißelt. (Denkmaltopographie 2006)

Ursprünglich verbreiterte sich der Schaft zu einem heute verschwundenen Fußstück, das in dem erhaltenen Sockel steckte. Das Kreuz dürfte ursprünglich etwa 120-130cm hoch gewesen sein. Auf der Rückseite befinden sich zwei Einschusslöcher. Im Kopf ist ein Kreuz eingemeißelt, das darauf hindeutet, dass das Kreuz früher als Grenzstein benutzt wurde.

Sage: Der Sage nach soll der Metzgerstein an einen Metzger erinnern, der hier ermordet wurde, als er Vieh nach Hause trieb, das er in einem Dorf im Westrich gekauft hatte.
(Eine entsprechende Sage wird vom nahen Waßnerkreuz berichtet).

Sühnekreuze & Mordsteine