Österreich Niederösterreich Bezirk Wiener Neustadt-Land

Wiener Neustadt


Detail der
Figurengeschosse

Abbildung bei
Hula (1948)

PLZ: A-2700

GPS: N 47° 49,501', O 47°14,803'

Standort: "Walther-von-der-Vogelweide-Park", an der "Wiener Straße" südlich an den Stadtfriedhof angrenzend. 1900 im nördl. Stadterweiterungsgebiet um die gotische Wegsäue "Spinnerin am Kreuz" als Kaiser-Franz-Josephs-Volkspark (heutige Benennung seit 1930) angelegt.

Größe / Material: 21 Meter hoch / Sandstein

Geschichte: Benennung: "Spinnerin am Kreuz". Im Zentrum des Parks, leicht erhöht situierte, überaus bedeutende got. Wegsäule; Stiftung des Wolfhard von Schwarzensee (Stadtrichter 1382-84, Bürgermeister 1391/92), err. wohl 1391-92 von Meister Michael (in der Literatur meist Michael Chnab genannt, Beiname "Chnab" für Meister Michael jedoch urk. nicht überliefert). Tw. Zerstörung durch Wirbelsturm 1902 (oberes Drittel abgebrochen), Wiederherstellung bis 1906; Rest. 1993/94. Turmartige, 21m hohe, reich verzierte Steinsäue mit 5zonigem Aufbau. Über einem hohen mit 2bahnigem Blendmaßwerk und Dreipässen dekorierten, die Form von 3 konzentrisch die Achse umgebenden Quadern wiedergebenden Sockel (rückseitig Rest.-Inschr. 1472 mit eingeritztem Stifterwappen des Ödenburger Stadtschreibers Konrad Ernst) erheben sich 3 architektonisch definierte Figurengeschosse, die sich nach oben hin zu einem krabbenbesetzten Turmhelm mit Kreuzrose verjüngen. In der 2. Zone über den einspringenden Winkeln und an den Seiten je 3 Hll.-Statuen; in den dahinter liegenden Raumbühnen tw. stark fragmentierte Hochreliefs Ölberg, Geißelung, Kreuzigung. Überleitung zur dritten 6eckigen Zone u. a. durch 6 mit Prophetenbüsten (Isaias, Jeremias, Ezechiel, Daniel, David und Salomon) bekrönte Fialen. Die 3. Zone gebildet aus 6eckigem dreipassgeziertem Sockel mit 4 reliefierten Porträtbüsten (Stifter Wolfhard von Schwarzensee, Meister Michael und ihre Ehefrauen) sowie ihre Wappenschilde; darüber eine 7 Apostelfiguren aufnehmende, von schmalen Säulen gerahmte und von einem maßwerkgeziertem Wimpergkranz abgeschlossene Raumbühne, von 6 fial- und wasserspeierbekrönten schlanken Strebepfeilern gestützt. In der baldachinartig allseitig geöffneten 4. Zone Figurengruppe Marienkrönung. (DEHIO 2003)

   [...] Der Name ist sehr rätselhaft. Die Ableitung vom heiligen Crispin, der nirgend auf der Säule vorkommt, verdient keiner Erwähnung. Eher die von einem Baumeister Spinner oder von einer Spinnererin, die es gestifet; daß erste um so mehr, da auch die Neustädter-Säule seit 1671, wie die wienerische erst seit dem achtzehnten Jahrhunderte, Spinnerkreuz oder Spinnekreuz heißt. - Daß der Name Spinnerin am Kreuz nicht von den Mährchen herkomme, sondern diese nach jenen gedichtet wurden, ist mehr als wahrscheinlich. [...] (Ziegelhauser 1844)

Sage:

Quellen und Literatur:
Ziegelhauser, Leopold - Die Spinnerin am Kreuz, in: Schattenbbilder der Vorzeit. Ein Kranz von Geschichten, Sagen, Legenden, Märchen, Skizzen und Heldenmahlen. Aus allen Gegenden Deutschlands und des österreichischen Kaiserstaates. Erster Theil. Wien, 1844, S.31-37
Vancsa, Dr. Max - Über Bet- und Denksäulen in Niederösterreich, in: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereins zu Wien, Band XXXIX, 1905, S.103-105
Hula, Franz - Die Bildstöcke, Lichtsäulen und Totenleuchten Österreichs, 1948, S.81 und Tafel 2/2
DEHIO - Die Kunstdenkmäler Österreichs, Niederösterreich - südlich der Donau, Teil 1 (A-L), (ISBN 3-85028-364-X), Topografisches Denkmälerinventar herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, 2003, S.1092
recherchiert und bebildert von Harald Hartmann, Klosterneuburg


Sühnekreuze & Mordsteine