Österreich Niederösterreich Bezirk Gmünd

Oberwindhag / OT von Großschönau


Steinkreuz
urspr. Lage

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Abbildung bei
Paul (1975)

PLZ: A-3922

GPS: N 48° 39,306', O 14° 54,157'

Standort: Dieses Kreuz steht im sogenannten Bannwald zwischen Groß-Schönau und St. Wolfgang. Man erreicht es, wenn man von Groß-Schönau ausgehend, der asphaltierten Straße nach Oberwindhag folgt. Die Straße führt an dem Kreuzstein von Großschönau vorbei. Etwa 950 Meter nach diesem zweigt von der Straße links ein Forstweg ab. Diesem folgt man etwa einem Kilometer. Das Steinkreuz steht hier ander Gabelung zweier Forstwege.

Größe / Material: 120:55:32 / Granit

Geschichte: Benennung: "Brautkreuz". Einfaches, bereits recht verwittertes Steinkreuz. Es wurde vor einigen Jahren, da es dem Forstwegebau im Weg stand, etwa 50 Meter Richtung Westen versetzt. Das Foto "Steinkreuz urspr. Lage" zeigt einen Einheimischen am genauen ursprünglichen Standort des Steinkreuzes. Dieses ist rechts der Infotafel (zu einem geomantischen Wanderweg) hinter einem Tannenbäumchen zu erkennen.

   Dieses Kreuz steht im sogenannten Bannwald zwischen Groß-Schönau und St. Wolfgang. Man erreicht es, wenn man von Groß-Schönau ausgehend, dem markierten Waldweg nach Oberwindhag folgt. Etwa 1km von Schönau entfernt führt dieser Weg an dem später beschriebenen romanischen Kreuzstein (Nr. 22) vorbei. Nach weiteren 500 Metern zweigt vom markierten Weg links ein schmaler Pfad ab, der bald durch eine leicht sumpfige Lichtung führt, die man passieren muß. Am Ende der Lichtung mündet dieser Pfad am Rande eines Hochwaldes in einem Querweg, dem man nach rechts (Richtung St. Wolfgang - westwärts) folgen muß. So gelangt man nach etwa 100m in den sehr dichten und dunklen Bannwald und nach weiteren 400m an das Kreuz, das zur Aufnahme mit Blitzlicht aufgehellt wurde.
   Um dieses Kreuz rankt sich eine Sage, die auch den erwähnten romanischen Kreuzstein und das Steinkreuz von Groß-Wolfgers (Nr.7) einschließt.
   Diese Sage, die ich ausführlich in einem Aufsatz "Steinkreuzsagen aus dem Waldviertel" wiedergab, erzählt:
   Eine reiche Bauerstochter versprach gleichzeitig drei Fleischerburschen die Ehe, spielte aber einen gegen den anderen aus. Die Burschen erschlugen einander gegenseitig und starben an den drei erwähnten Stellen. Als sich das Mädchen schließlich mit einem anderen Burschen vermählte und der Brautzug das inzwischen errichtete Kreuz im Bannwald passierte, wurde sie von unsichtbaren Mächten durch die Luft entführt und geistert noch heute beim Kreuz.
   Groß-Schönau wird 1175 erstmals urkundlich als Eigentum Hadmars den II. von Kuenring erwähnt. 1345 erwarben die Herren von Kirchberg zu Rastenberg das Dorf. 1363 erhielt "Jans der Kirchberger" zu Rastenberg die niedere Gerichtsbarkeit über das lehenbare Dorf Schönau. 1459 gehörte aber die Pfarre bereits dem Stift Zwettl.
   Zur Reformationszeit (1544) protestantisch, wurde Schönau 1630 wieder rekatholisiert.
   Der noch heute übliche Name "Bannwald" dürfte sich auf die wenig weiter westlich verlaufende Grenze des ehemaligen Landgerichtsbereiches Weitra bezogen haben. (Paul 1975)

Sage: Eine reiche Bauerstochter versprach gleichzeitig drei Fleischerburschen die Ehe, spielte aber einen gegen den anderen aus. Die Burschen erschlugen einander gegenseitig und starben an den drei erwähnten Stellen. Als sich das Mädchen schließlich mit einem anderen Burschen vermählte und der Brautzug das inzwischen errichtete Kreuz im Bannwald passierte, wurde sie von unsichtbaren Mächten durch die Luft entführt und geistert noch heute beim Kreuz. (Paul 1975)

In Walterschlag lebte einst eine, ob ihrer Schönheit weit bekannte und vielbegehrte Bauerstochter, die aber sehr stolz und wählerisch war. Drei junge Fleischergesellen hätten ihr gefallen und da sie sich für keinen endgültig entscheiden konnte, versprach sie sich allen dreien. Mit List wußte sie es so einzurichten, daß keiner der drei Verlobten von seinen Rivalen wußte. Eines Tages aber fügte es der Zufall, daß doch alle drei in ihrem Hause zusammentrafen. Da jeder auf dem gegebenen Heiratsversprechen bestand und keiner zurücktreten wollte, kam es zu einem heftigen Streit, der auf dem Heimweg blutig ausartete. Mit ihren Stichmessern gingen sie aufeinander los. Der Kampf zog sich in den Bannwald bei Oberwindhag, wo der erste, tödlich verwundet, niedersank. Der zweite starb auf den Feldern von Groß Schönau. Der letzte schleppte sich, schwer verletzt bis Groß Wolfgers, wo er verblutete. Sein blutgetränktes Hemd soll lange in der Kapelle von Groß Wolfgers zu sehen gewesen sein. Zur Erinnerung an die drei Todesstellen sollen diese erwähnten Male errichtet worden sein.
Trotz dieser Bluttat lebte die Bauerstochter lustig und fidel weiter und fand sich bald einen neuen Liebhaber, einen reichen Bauerssohn aus Groß Schönau. Kurz darauf wurde Hochzeit gefeiert. Es war ein lärmender, von Musikanten begleiteter Hochzeitszug, der sich von Waltersschlag durch den Bannwald gegen Groß Schönau, der Pfarrkirche des Bräutigams, bewegte. Als sie zu der Stelle kamen, an der der erste Fleischerbursche sein Leben ausgehaucht hatte (Steinkreuz im Bannwald Großschönau, Anm.), sonderte sich die Braut etwas vom Zuge ab. Plötzlich stieß sie einen furchtbaren Schrei aus und die vor Schreck erstarrten Hochzeitsgäste sahen nur, wie eine unsichtbare Gewalt die Braut durch die Lüfte entführte. Alles Rufen war vergebens. Still und bedrückt begab sich die Gesellschaft nach Groß Schönau und erzählte dem Pfarrer den Vorfall. Dieser gab den Rat, nochmals in den Bannwald zu ziehen, zu singen und zu spielen, wie wenn nichts geschehen wäre. Wenn aber die Braut wieder zum Vorschein käme, solle sie der Brautführer bei der Hand nehmen und nicht mehr loslassen, sonst wäre es um sie geschehen.
Die Leute folgten dem Rat des Priesters. Tatsächlich fanden sie die Braut an der gleichen Stelle. Aber ihre Schönheit war geschwunden, ja ihr Anblick so erschreckend, daß der Brautführer nicht wagte, die Hand nach ihr auszustrecken. Einen Augenblick wartete die Braut. Dann stieß sie neuerlich einen Schrei aus und verschwand wieder. Doch dieses Mal für immer.
Später hat sich die Braut noch manchem einsamen Wanderer gezeigt. Als nach vielen Jahren eine arme Dienstmagd durch den Bannwald gegen Windhag ging, sah sie bei dem Steinkreuz eine alte Frau stehen, angetan mit einem altmodischen Hochzeitskleid und einem Brautkranz im schneeweißen Haar. Traurig und doch erwartungsvoll sah diese das Mädchen an und wartete auf die Anrede. Die Magd aber lief vor Entsetzen davon.
Ein andermal soll ein Bauer bei Waldarbeiten nahe dem Kreuz ein uraltes Mutterl im Brautkleid und Schleier gesehen haben. Sie sah ihn starr und flehentlich an, sprach aber kein Wort. Da faßte ein Schauer den Mann und auch er lief davon.
So wartet die hochmütige Braut wohl noch beim Kreuz im Bannwald, daß ein Mensch komme und sie anspreche; denn nur dann könne sie endlich Ruhe finden für immer. (Paul 1973)

Quellen und Literatur:
Paul, Ada - Die drei Kreuze bei Groß-Schönau, in: Steinkreuzsagen aus dem Waldviertel, in: "Das Waldviertel", Heft 7/9, Horn 1973, S.144f
Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich, 1975, S.20-21, Nr.6
Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich / Nachtrag, 1988, S.71
recherchiert und bebildert von Harald Hartmann, Klosterneuburg (Fotos vom 17.April 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine