Österreich Niederösterreich Bezirk Waidhofen an der Thaya

Griesbach / OT von Karlstein an der Thaya


Blick zum Standort

seitliche Ansicht

Abbildung bei
Schweitzer (1994)

Abbildung bei
Paul (1975)

PLZ: A-3822

GPS: N 48° 52,222', O 15° 21,411'

Standort: Etwa 750m südwestlich des westlichen Ortsendes von Griesbach, links an einem Güterweg am Waldrand.

Größe / Material: 119:68:15 / grobkörniger Granit

Geschichte: Benennung: "Böhmstein". Kreuzstein mit gotischem Hügelkreuz, als Relief ausgearbeitet. Steinplatte am linken oberen Teil beschädigt, aber die Kreuzform ist vollständig erhalten. Im Feld unter dem Querbalken gotische Schriftzeichen, links und rechts je vier bis fünf Buchstaben, links beschädigt, bereits fast unleserlich und nicht entzifferbar.

[...] sehr gute, professionelle Werkstattarbeit. Bedeutung: Ada Paul schreibt in ihrer Bestandsaufnahme der Kreuzsteine und Steinkreuze: "Es könnte sich durchaus um einen Grenzstein handeln, der aus der Zeit der Rosenberger oder Puchheimer stammen mag." 1260 bis 1282 war Griesbach im Besitz der böhmischen Rosenberger, was den Namen "Böhmstein" rechtfertigen würde, doch scheint der Stein doch eher der Spätgotik zuzurechnen sein.
Es bleibt die Frage, ob nicht ein Zusammenhang mit der Hussitenschlacht vom 14.Oktober 1431 im Harthwald besteht [...] Man könnte an einen Dank für den Sieg und die Bannung der jahrelangen Kriegsgefahr denken und auch an ein Schutzzeichen am Rande des Schlachtfeldes, das von tausenden Leichen übersät war. Es wäre auch nicht unmöglich, daß die Inschrift etwa zu lesen wäre wie: "Boehm - obiit (abiit)", was auf die Vernichtung des Hussitenheeres und die Flucht der Anführer hindeuten könnte. Es sei damit eine Meinung vertreten; vielleicht widerlegt sie jemand und findet den wahren Zusammenhang. (Schweitzer 1994)

   Der Kreuzstein, auf den ich freundlicherweise von Herrn Oberforstmeister i. R. Ing. Ferdinand Linder aus Horn, aufmerksam gemacht wurde, wird allgemein als "Böhmstein" bezeichnet. Er steht auf einem Feldweg, ca. 750m westlich der Ortschaft Grießbach bei Karlstein. Seine nach Norden gerichtete Frontseite zeigt ein erhabenes Kreuz, dessen Kopf und Querbalken nicht mehr erkennbare Verzierungen aufweisen. Auch Reste einer Inschrift sind zu erkennen, die jedoch keine Deutung mehr zulassen.
   Obwohl der Stein in der Spezialkarte eingezeichnet ist, konnte ich bisher keinen Literaturnachweis finden und auch von der Bevölkerung nichts erfahren.
   Seine Bedeutung bleibt daher unklar. Der überlieferte Name Böhmstein, könnte aber in der Geschichte des Ortes Grießbach eine Erklärung finden.
   Grießbach im 12.Jh. im Stammgebiet der Kuenringer gelegen, wird Anfang des 13.Jh. von Herzog Leopold VI. mit der Grafschaft Raabs gekauft. Unter Ottokar II. kam es 1260 in den Lehensbesitz der böhmischen Rosenberger, die es 1282 an Albrecht I. zurückgeben mußten. 1397 kam Grießbach als Lehen an die Puchheimer.
   Der heute unbedeutende Ort wird in den Urbaren von Raabs schon 1541 ein ödes Dorf genannt. 1648 (Hussitenkrieg) blieben nur 10 "aufrechte" Häuser.
   Es könnte sich durchaus um einen "Grenzstein" handeln, der aus der Zeit der Rosenberger oder der Puchheimer stammen mag. (Paul 1975)

Sage:

Quellen und Literatur:
Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich, 1975, S.27-28, Nr.20 (Grießbach)
Paul, Ada - Steinkreuze und Kreuzsteine in Österreich / Nachtrag, 1988, S.70 (Grießbach)
Schweitzer, Florian - Zwischen Himmel und Erde - Heiligtümer der Pfarre Thaya in Niederösterreich, Marktgemeinde Thaya, 1994, S.52f (ISBN 3-901331-06-9)
recherchiert und bebildert von Harald Hartmann, Klosterneuburg (Fotos vom 21.Mai 2009)


Sühnekreuze & Mordsteine