Deutschland Nordrhein-Westfalen Lkr. Steinfurt

Steinbeck (I)


Detail vom Sockel

PLZ: 49509

GPS: N 52° 20.65', O 7° 40.883'

Standort: Am mittleren Abschnitt der Straße "Eschweg" (Südseite), in einem kleinen Wäldchen.

Größe / Material: 147:100:21 / Sandstein

Geschichte: Das Steinkreuz ist aus drei Einzelteilen zusammengesetzt und mit Zement verbunden. Es besteht 1. aus einem Schaftteil das bis zum Querbalken reicht, 2. aus dem Querbalken und 3. aus einem aufgesetztem Schaftteil über dem Querbalken.
Sehr exakte Fertigung der Einzelteile, vermutlich sind sämtliche Flächen schon durch eine maschinelle Steinsäge hergestellt worden. Es könnte sich um einen Ersatz für ein älteres Kreuz handeln.
Das Steinkreuz ist in einen Sockel (73:50cm) einzementiert. Der Sockel ist sehr viel älter als das Kreuz, und im Gegensatz zum Kreuz, strak verwittert.

Das auf der Urkatasterkarte von 1826 eingezeichnete, schon 1963 von W. Brockpähler als seit langem verschwunden bezeichnete Flurkreuz wurde zusammen mit dem "Voßkreuz" beschrieben. Den Namen "Mirkenkreuz" trägt es noch nach dem Namen des benachbarten Hofes Bertling, der früher Middeke hieß. (Breuing 1985)

Etwa 700 Meter östlich steht beim Hofe Bertling (früher Middeke) ein neueres, nicht aus einem Stück gearbeitetes Steinkreuz von 156x100x21cm Größe. Es ist an die Stelle des seit langem verschwundenen "Mirkenkreuzes" getreten, von dem Trümmer bis vor kurzem noch im Gebüsch in der Nähe gelegen haben sollen. Der Name ist eine mundartliche Form von "Middekenkreuz". Älter ist vermutlich die Bezeichnung "Weißes Kreuz", die durch die anschließende Parzelle "Beim weißen Kreuz" mindestens für die Zeit um 1800 durch eine Karte im Katasteramt Ibbenbüren belegt ist. (Brockpähler 1963)

Sage: Der Voß-Schäfer und der Mirken-Schäfer gerieten wegen der Weidegründe in Streit und verwundeten sich gegenseitig tödlich. Mit letzter Kraft versuchten sie, ihre Höfe zu erreichen. Dort, wo sie starben, wurden zur Sühne und zur Erinnerung die Kreuze gesetzt.

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.44
Breuing, Rudolf - Barocke Wegebilder und Kapellen im Kreis Steinfurt, 1985, S.514
recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne



Steinbeck (II)


Blick auf den
Standort

Abbildung bei
Brockpähler (1963)

GPS: N 52° 20.500', O 7° 40.300'

Standort: Östlicher Anfang der "Quellenstraße" (in Verlängerung des "Eschweges"), den Abzweig ca. 20m in südlicher Richtung zum Hof (vormals Voss) folgen. Etwa 700m vom vorigen Steinkreuz entfernt.

Größe / Material: 306:72:27 / Sandstein-Konglomerat mit vielen Kieselsteinen

Geschichte: Das Steinkreuz steht nah an einem kleinen Wassergraben und hat dadurch schon starke Neigung (ca. 20° nach vorn und ca. 5° nach rechts). Die Standfestigkeit wird sich weiter verschlechtern, vorbeugende Sicherungsmaßnahmen wären hier angebracht.

Am Südrand des Obersteinbecker Esches steht weithin sichtbar ein ungewöhnlich schlanker, unverzierter Kreuzstein, der mit 310cm Höhe das größte Kreuz dieser Art in Westfalen ist. Er steckt mit dem Fuß des Schaftes in einer Nute, die in eine große Sandsteinplatte eingearbeitet ist. Über das Alter dieses monolithischen, grob zurechtgehauenen Kreuzes gibt es keine Angaben, ebenso ist seine ehemalige Funktion unklar.
So wie andernorts rankt sich um dieses fremdartig wirkende Kreuz eine düstere Sage. Danach sollen sich die beiden Schäfer der Höfe Voß und Middeke bei einem Streit um die Weidegründe so sehr verletzt haben, daß sie auf dem Heimweg starben, bevor sie ihre Höfe erreichten. An den beiden Todesorten soll je ein Sühnekreuz errichtet worden sein.
Das "Voßkreuz" und das "Mirkenkreuz" (s. oben) sind beide in der Urkatasterkarte von 1826 eingetragen, dürften also wohl von Beginn an dort gestanden haben. Der heutige Wirtschaftsweg führte schon im 18. Jahrhundert von den Steinbrüchen im "Steinbecker Gebirge" nach Recke und hatte zugleich die Funktion eines Kirch- und Liekweges, so daß eine Aufstellung als Gedenk- oder Totenkreuz nicht auszuschließen ist. Die von Dolle vertretene Meinung, daß es sich bei dem Voßkreuz um ein Grenzmal handelt, läßt sich aus dem bisher vorliegenden Kartenmaterial nicht mit Sicherheit belegen3.
Das Kreuz steht heute ziemlich schräg, weil die Sockelplatte einseitig unterspült wird. Es weist im Fuß einen etwa 70cm hohen, senkrechten Spalt auf. Ein Schrägriß hat den senkrechten Balken in 150cm Höhe zur Hälfte durchteilt.
Ibbenbürener Sandstein vom Kälberberg, H 310cm, B 70cm, T 25cm; Schaft unten 42cm, oben 28cm breit. (Breuing 1985)

Steinkreuz aus Sandstein, 310x68 x25cm, "Riesenkreuz" oder "Voßkreuz" genannt. Es steht 1,5km westlich der Steinbecker Kirche am Rande des Steinbecker Esches, nahe bei dem Hofe Stelthof (früher Voß). Es ist das höchste schlichte Steinkreuz Westfalens. Trotz seiner Größe ist es - wie die kleineren - ganz aus einem Block gehauen und steckt in einem plumpen Sockel aus Findlingsgestein.
Deutung: Nach Dolle steht das Voß-Kreuz als Grenzmarke auf der westlichen Scheide des von Otto I. verliehenen Bannforstes der Bischöfe von Osnabrück. Es weise mit seinen Querbalken diese von Süden (Bergeshövede) nach Norden (Ettenfeld bei Fürstenau) verlaufende Grenze entlang. Gleichzeitig sei es ein weithin sichtbarer Orientierungspunkt und ein Wegweiser zum Paß durchs Gebirge ins Tecklenburger Hügelland. Ähnlich wird auch in der handschriftlichen Chronik des Heimatvereins Recke das Kreuz als Grenzmal bezeichnet. - Andere sehen in ihm ein "Sonnenkreuz" und bringen es in Verbindung mit uralten Vermessungslinien, doch werden diese Theorien heute nicht mehr ernst genommen.
Daß es sich bei diesen beiden Kreuzen aber nicht um schlichte Sühnekreuze handelt, wird - außer durch die ungewöhnliche Größe des Voßkreuzes - auch durch die Umgebung wahrscheinlich gemacht. Beide stehen an einem alten Ost-West-Weg, dem sogenannten "Westergatenweg". Es ist vermutlich eine zweite Spur des "alten Hellwegs", der, gleichfalls von Ost nach West, hier den Steinbecker Esch durchschneidet. Ein Stück von ihm ist 150 Meter nördlich vom Bertling'schen Hofe als tief eingeschnittener, grasüberwachsener Feldweg noch in alter Form erhalten. Der Flurname "Steinstraße" weist darauf hin, daß er stellenweise mit einem Steinpflaster versehen war. Der alte Hellweg ist die spätere Poststraße Osnabrück - Mettingen - Hopsten - Lingen - Amsterdam, die von den Wanderhändlern des Tecklenburger Landes, den Tödden, auf ihren Fahrten nach den Niederlanden und Nord-Ostdeutschland benutzt wurde, dieselbe Straße, an der in Hopsten 5 Steinkreuze aufgereiht stehen. Den Hellweg schneidet nahe beim Mirkenkreuz der Kirch- und Leichenweg nach Steinbeck. 500m weiter südlich ziehen sich die Waldhöhen des Teutoburger Waldes hin, der hier mit dem Kälberberg seinen nordwestlichen Eckpfeiler erreicht. (Brockpähler 1963)

Sage: In Bezug zur Sage von Kreuz I.

Quellen und Literatur:
Brockpähler, Wilhelm - Steinkreuze in Westfalen, 1963, S.44
Breuing, Rudolf - Barocke Wegebilder und Kapellen im Kreis Steinfurt, 1985, S.513-514
Hirtenhund rächte den Mörder seines Herrchens, in: IVZ vom 24.08.1985
Werner Suer / Heimatverein Ibbenbüren
recherchiert und bebildert von Benno Lux, Lünne



Hirtenhund rächte den Mörder seines Herrchens
Um Steinbecker "Friedenskreuze" gibt es alte Sage / Wieder aktuell

Eines der beiden Steinkreuze im Esch, hinter den Häusern Welp / Krone an der Quellenstraße.

   Steinbeck. Etwas versteckt, abseits des Weges und umgeben von hohen Büschen, entdeckt der aufmerksame Spaziergänger im Steinbecker Esch an zwei verschiedenen Stellen hohe Steinkreuze. Eines ist an einem Wirtschaftsweg zu finden, der bei den Häusern Welp und Krone von der Quellenstraße abzweigt. Das andere Kreuz steht etwas abseits des Eschweges, in der Nähe des Bauernhofes Bertling. Beim Anblick dieser großen, in Stein gehauenen Mahnmale drängt sich die Frage auf, aus welchem Grund sie in alter Zeit wohl hier errichtet wurden.
   Es existiert eine Sage, nach der diese Kreuze Friedenskreuze sein sollen. In diesem Sinne sind sie gerade in unserer Zeit von aktuellem Interesse.    Die Sage erzählt, daß sich einmal zwei Schäfer um den Esch als Weideland für ihre Schafe gestritten haben sollen. Aus Wut soll einer der beiden den anderen erschlagen haben, obwohl dieser friedfertig und bereit gewesen sei, das Feld zu räumen. Im Bewußtsein seiner Untat sei der Mörder in panischer Angst geflohen, verfolgt von dem treuen Hirtenhund seines Opfers. Im hastigen Lauf stolpernd, soll der Hund über ihn hergefallen und im die Zähne in den Hals geschlagen haben, um seinen Herrn zu rächen. Blutüberströmt konnte sich der Mörder noch einmal aufraffen, so die Sage, um seine rasende Flucht ein Stück weit fortzusetzen. Dann aber stürzte auch er tot zu Boden. Als man die Toten kurz darauf fand, schaufelte man ihnen an Ort und Stelle ein Grab und stellte je ein steinernes Kreuz darauf. So stehen die Steinkreuze noch heute im Esch, um jeden Vorbeikommenden zur Friedfertigkeit zu mahnen...
(Ibbenbürener Volkszeitung vom 24.08.85, Quelle: Werner Suer / Heimatverein Ibbenbüren)


Sühnekreuze & Mordsteine